Die zwei Seiten Beijings
Beijing BabyVolker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
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Volker Häring lebt seit Jahren immer wieder einige Zeit in China und blickt so gekonnt hinter die Kulissen. Peking, eine Stadt der Kontraste - gefangen zwischen der Tradition und Fortschritt.
Dieses Bild zeigt uns der Autor immer wieder auf den 320 Seiten. So gestalten sich teilweise auch die Ermittlungen schwer, als die junge Studentin Xiang Fang tot im Hof des Pekinger Theaterinstituts liegt. Was zuerst wie ein Selbstmord aussieht, wird jedoch bald als Mordfall eingestuft. Für den Fall wird dem bereits von der Rente träumenden Inspektor Wang die junge und ehrgeizige Kommissarin Xiang Xia zur Seite gestellt. Bald entdeckt sie, dass einer der Verdächtigen ein hochrangiges KP-Mitglied ist. Außerdem dürfte auch Xiang Fang nicht nur die fleißige und hübsche Studentin gewesen sein, die sie nach außen hin darstellte, sondern sie führte ebenso ein sehr interessantes Doppelleben.
Die beiden Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein. Wang ist ein grantelnder Eigenbrötler, der sich auf der einen Seite nach seiner Rente sehnt, aber auf der anderen Seite mit Grauen an seine kleine Wohnung denkt, wo er zusammen mit seiner Frau den letzten Lebensabschnitt verbringen soll. Xiang Xia ist hingegen hochmotiviert und wurde gerade erst nach Peking versetzt. Ihre Karrieremöglichkeiten sind hoch.... Doch schon bald kommt ihr der deutsche Student Philipp in die Quere, der ihr Liebesleben durcheinander bringt und ihre Schnüffeleien im Pekinger Nachtleben kommen bei der Partei nicht wirklich gut an.
Der Krimi lebt vorallem durch die fundierten Hintergrundinformationen des Autors und die fremdländische Kultur, in die er den Leser entführt. Moral und Gerechtigkeit sind hier ein Fremdwort. Mit der gewollt derben Sprache zeigt uns Volker Häring ein ziemlich verkommenes Sittenbild der Stadt. Sex und Korruption sind an der Tagesordnung. Doch nicht nur die negative Seiten der alten Stadt werden hier beschrieben, sondern es wird auch vonTraditionen erzählt und der Hoffnung ein besseres Leben zu führen. Hungrig sollte man ebenfalls nicht sein, denn hier wird pausenlos gegessen und auch wenn vieles für uns fremdländisch ist, läuft einem unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen.
Leider hielt sich aber die Spannung in Grenzen. Die Ermittlungen ziehen sich durch zahlreiche Dialoge und Verhöre und auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, sondern mindert für mich den kriminalistischen Touch noch mehr. Das finde ich sehr schade, denn ich hatte mir hier einen spannenden Krimi erwartet. So empfinde ich die Geschichte eher als Roman, der die chinesische Gesellschaft widerspiegelt, wo wir zufällig zwei Kommissare begleiten.....
Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig, teilweise sehr detailgetreu und auch etwas derb. Der Autor versteht es hervorragend uns die für uns fremde und exotische Kultur näher zu bringen. Nicht umsonst schreibt er auch China- und Asien-Reiseführer. Die Kapitel in diesem Roman, der aus vier Teilen besteht, sind eher kurz gehalten und haben sehr interessante Überschriften (z. Bsp. "Dicke Luft", "Schattenboxen", "Nudelgericht"....) Alle beziehen sich eindeutig auf China bzw. Beijing.
Fazit:
Für mich als Krimi- und Thrillerleser beinhaltet dieses Buch leider viel zu wenig Spannung! Es gibt eher einmalige Einblicke in die Kultur Chinas und lässt uns hinter die Kulissen blicken. Wer mehr über Peking erfahren möchte, muss hier einfach zugreifen, denn so fundierte Einblicke erhält man selten. Wer allerdings einen spannenden Krimi lesen möchte, könnte - wie ich - enttäuscht werden.