Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2022

Konnte mich in keinem Zeitenstrang überzeugen

Als uns die Welt zu Füßen lag
0

Wieder einmal lässt mich ein etwas in die irre führender Klappentext, der so nicht ganz zum Inhalt dieses Romans passt, den Kopf schütteln. Die Geschichte besteht nicht nur aus einem Handlungsstrang in ...

Wieder einmal lässt mich ein etwas in die irre führender Klappentext, der so nicht ganz zum Inhalt dieses Romans passt, den Kopf schütteln. Die Geschichte besteht nicht nur aus einem Handlungsstrang in der Vergangenheit, sondern auch aus einem zweiten, der in der Gegenwart spielt. Er nimmt zwar nicht viel Raum ein, aber er hat mir zu Beginn der Geschichte sehr gut gefallen.

In Hamburg verzaubert die sympathische Tilda ihre Kunden mit ihren Törtchen und Gebäcksstücken. Sie liebt ihren Job und muss sich meistens vor ihren drei besten Freundinnen rechtfertigen, weil sie sogar in ihrer Freizeit Kuchen bäckt und für die Liebe keinen Platz lässt. Das Haus, in dem Tilda ihr Café führt, gehörte einst ihrer Tante. Im verwilderten Garten steht eine ganz besondere Rose....

Diese Rosensorte stand einst auf dem Rosenhof Willenbrock. Im Jahre 1931 verlässt Vicky Hals über Kopf ihr Zuhause, als sie erfährt, dass ihr Vater sie gegen ihren Willen verheiraten will. Sie flüchtet nach Hamburg, wo sie bei ihrer Tante Carla Unterschlupf suchen will. Doch in der Großstadt wird ihr der Koffer mit ihren Papieren und der Adresse der Tante gestohlen und niemand kennt einen Modesalon, der von einer Carla geführt wird.....

Wenn ich mir so die anderen Rezensionen ansehe, bin ich wohl eine der Wenigen, die "Als uns die Welt zu Füßen lag" nicht überzeugen konnte. Die Autorin hat mit den momentan sehr aktuellen Themen wie Transsexualität und gleichgeschlechtlicher Liebe nicht gespart. Weiters kommt auch die Weltwirtschaftskrise, Rassismus und der langsam aufkommende Nationalsozialismus vor. Themen, die für mich leider nur angerissen und zu oberflächlich behandelt wurden.
Vicky kommt als unbedarftes Landei in die Hansestadt und lernt für kurze Zeit Not und Hunger kennen. Für mich blieb diese kurze Episode leider zu sehr an der Oberfläche. Viel mehr führt uns die Autorin in das schillernde Nachtleben mit all dem Glamour und vielen Rauschmitteln. Doch auch hier bleibt die Geschichte oberflächlich und konnte mich nicht packen. Einzig die Repressalien und Schwierigkeiten, die Carla und Eva durch die erstarkten Nationalsozialisten erleiden, fand ich gut dargestellt.
Die Liebesgeschichte zwischen Vicky und dem schwarzen Amerikaner Johnny konnte mich überhaupt nicht erreichen. Auf den letzten Seiten überschlagen sich dann die Ereignisse.

Der Schreibstil ist sehr dialoglastig und lässt sich flüssig lesen. Die Figuren sind gut gezeichnet. Doch die Zusammenführen der beiden Erzählstränge gelingt der Autorin in meinen Augen nicht richtig.
Ziemlich unnötig fand ich am Ende des Romans, wenn wir wieder in die Gegenwart kommen, dass für Tilda ebenfalls noch schnell eine Liebesgeschichte eingebaut wurde, die mich genauso wenig erreichen und überzeugen konnte. Sehr schade!

Fazit:
Das war leider gar nichts! Mich konnte der Roman nicht überzeugen. Trotzdem hat die Geschichte andere Leser erreicht und sie ist relativ gut bewertet - deshalb macht euch bitte selbst ein Bild.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2022

Die Wege der Freiheit

Die Birken der Freiheit
0

"Die Birken der Freiheit" von Christine Kabus ist eigentlich Band 2 der großen Estlandreihe, jedoch beginnt er zeitlich noch vor dem ersten Band "Die Zeit der Birken". Das hat mich etwas verwirrt, aber ...

"Die Birken der Freiheit" von Christine Kabus ist eigentlich Band 2 der großen Estlandreihe, jedoch beginnt er zeitlich noch vor dem ersten Band "Die Zeit der Birken". Das hat mich etwas verwirrt, aber im Großen und Ganzen ist es egal, welches Buch man zuerst liest. Beide sind in sich abgeschlossen und hängen lose durch die Familien zusammen.

Auch diesmal ist der Roman wieder in zwei Zeitebenen aufgeteilt und erzählt zwei eigenständige Geschichten. Die beiden Jahre, in denen wir Luise und Merike begleiten, sind voller Umbrüche und Veränderungen: 1914, der Beginn des Ersten Weltkrieges und 1989, der Fall des Eisernen Vorhanges.

1914. Louise tritt ihren neuen Job als Zofe bei der deutschen Adeligen Wilhelmine von Rahden an. Sie soll die junge Frau nach Livland begleiten, wo sie mit einem deutschbaltischen Baron verheiratet werden soll. Die beiden jungen Frauen werden sehr schnell zu Freundinnen, denn Wilhelmine kümmert sich nicht um etwaige Standesdünkel. Außerdem möchte sie viel lieber Medizin studieren, statt zu heiraten. Die beiden Frauen zögern die Reise etwas hinaus, um Land und Leute kennenzulernen - doch schlussendlich müssen sie den angekündigten Besuch wahrnehmen. Als sie auf dem Gut eintreffen, passiert etwas Unerwartetes....

1989. Merike darf eine Pionier Freizeit leiten, bei der sie Lenja kennenlernt. Die junge Punkerin setzt sich für die Freiheit von Estland ein, das seit 1940 zu Russland gehört und kein eigenständiger Staat mehr ist. Zu dieser Zeit ist der politische Umschwung bereits erkennbar und der Widerstand gegen Russland wächst immer mehr. Merike, die sich bisher dem Regime untergeordnet hat, wird mehr und mehr von Lenja beeinflusst. Und auch zuhause will sie nicht mehr nach der Pfeife ihres Großvaters tanzen, der die ganze Familie tyrannisiert. Sie schließt sich der Unabhängigkeitsbewegung an und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur....

Die interessanten und bildhaften Beschreibungen der Landschaften und der Städte, durch die Luise und Wilhelmine von Reval aus, dem heutigen Tallinn, reisten, haben Bilder im Kopf erzeugt. Vorallem aber auch, weil ich selbst schon in Tallinn war und die wunderschöne Altstadt kennengelernt habe. Christine Kabus erzählt uns einiges Wissenswertes über die Geschichte Estlands und den Baltischen Staaten. Die politischen Umwälzungen sind auf jeder Seite intensiv zu spüren und ich musste sehr oft an die aktuelle Lage in der Ukraine denken.

Die handelnden Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und mit vielen Facetten ausgestattet. Beide bzw. alle drei Frauen haben mir sehr gut gefallen: Luise, Wilhelmine und Merike. Jede von ihnen erstarkt in ihrer Rolle, wobei Merike in meinen Augen die größte Wandlung durchmacht. Von der jungen Frau, die sich zu Beginn völlig unterordnet, bleibt am Ende nur mehr wenig übrig.

Meistens bevorzuge ich den Handlungsstrang aus der Vergangenheit, doch diesmal las ich in beiden Zeitebenen gleich gerne. Auf den letzten Seiten überschlagen sich dann die Ereignisse und die letzten Geheimnisse werden gelüftet. Ich finde es sehr schade, dass der Verlag an keinem dritten Band interessiert ist. Ich wäre sehr gerne wieder nach Estland gereist.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt teilweise sehr detailreich, aber auch wunderbar flüssig. Ganz besonders liebe ich aber ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft, wie auch die Einbettung politischer und historischer Begebenheiten zu dieser Zeit.
Am Anfang des Buches gibt es eine Karte von Estland aus dem Jahre 1914 und von 1989.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der die wechselhafte Geschichte Estlands, verbunden mit einer fiktiven Handlung verknüpft und spannend erzählt wird. Eine sehr informative Lektüre, die schöne Unterhaltung bietet und die ich gerne empfehle. Man kann diesen zweiten Teil auch unabhängig von "Die Zeit der Birken" lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2022

Konfliktreiches Familiendrama

Zeiten des Wandels
0

Der erste Band der Tetralogie um die Familie Delgado spielt auf Mallorca und Kuba. Zwei Schauplätze, die sofort mein Interesse geweckt haben.
Das Autorenpaar Elke Becker und Ute Köhler, die hier unter ...

Der erste Band der Tetralogie um die Familie Delgado spielt auf Mallorca und Kuba. Zwei Schauplätze, die sofort mein Interesse geweckt haben.
Das Autorenpaar Elke Becker und Ute Köhler, die hier unter Pseudonym schreiben, erzählen eine Familiengeschichte, die sich über rund 40 Jahre erstreckt.

1913. Die Familie Delgado besitzt ein gut gehendes Weingut am Fuße des Tramuntana-Gebirges auf Mallorca. Die letzten Jahre waren jedoch für die Weinbauern auf der Insel wegen der immer stärker werdenden Konkurrenz am Festland nicht einfach. Sie geraten mehr und mehr in finanzielle Schwierigkeiten, wie auch die Delgados. Der ältere Sohn Diego, der das Weingut einmal übernehmen soll, ist jedoch kein Winzer mit Leib und Seele. Er träumt von der Fischerei. Tochter Antonia steht kurz vor der Hochzeit mit Mateo und möchte ins ferne Kuba auswandern und auf der karibischen Insel Wein anbauen. Ihre jüngere Schwester Carla sucht sich neben der Arbeit auf dem Gut einen Job, um die Eltern zu unterstützen, während der erst 14jährige Leo davon träumt das elterliche Weingut zu übernehmen und zu einer erfolgreichen Bodega zu machen. Doch das Schicksal hat ganz andere Pläne für die gesamte Familie....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht einzelner Familienmitglieder erzählt. Wir begleiten Antonia und Mateo nach Kuba und erleben im darauffolgenden Abschnitt, wie der Rest der Familie Delgado auf Mallorca versucht das Weingut zu retten. Beide Handlungsstränge bieten jede Menge Konfliktpotential.
Die Kapitel enden oft mit einem kleinen Cliffhanger, die neugierig machen und man sofort weiterlesen möchte.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Was mir jedoch auf den ganzen 560 Seiten nicht gefallen hat, waren die oftmals sehr großen Zeitsprünge. Diese störten mich immer wieder sehr und haben auch meinen Lesefluss beeinträchtigt. Einiges bleibt dadurch an der Oberfläche und ich hatte zusätzlich das Gefühl etwas versäumt zu haben.
Die Figuren sind facettenreich gezeichnet. Als Leser konnte ich ihre Emotionen und Gefühle sehr gut nachvollziehen.

Der zweite Handlungstrang auf Kuba hat mir sehr gut gefallen. Er spiegelt das Leben auf der karibischen Insel im frühen Zwanzigsten Jahrhundert wider. Die Überheblichkeit der weißen Oberschicht gegenüber den schwarzen Inselbewohnern, deren Vorurteile, wie auch die Stellung der Frau, wurde sehr eindringlich dargestellt. Irritiert hat mich, dass der Erste Weltkrieg, sowohl auf Mallorca, als auch auf Kuba kaum eine Rolle spielte.
Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und beide Schauplätze entstanden in bunten Farben vor meinen Augen, wobei ich den Vorteil habe, dass ich die Gegend rund um das Tramuntana Gebirge bereits besucht habe. Ein Trip nach Kuba ist allerdings noch ein Wunschtraum.....

Fazit:
Der Auftakt der konfliktreichen Familiengeschichte der Delgados hat mir - bis auf die immer wiederkehrenden großen Zeitsprünge - gut gefallen. Ich bin schon gespannt, was der zweite Teil für uns Leser bereithalten wird...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2022

Empfehlenswertes Jugendbuch zum Thema #gegendasvergessen

Das rote Band der Hoffnung
0

Ich lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.

Die ...

Ich lese seit Jahren Bücher rund um den Holocaust, wobei Jugendbücher eher seltener dabei sind. Mit "Das rote Band der Hoffnung" von Lucy Adlington habe ich dies seit langer Zeit wieder einmal gewagt.

Die Näherinnen von Ausschwitz gab es wirklich, doch dies ist kein biographisches Buch. Die Autorin hat sich mit Ella eine jugendliche Protagonistin ausgewählt, die damals zu dieser Gruppe hätte gehören können.
Ella ist eine begabte Näherin, die bereits von Kindesbeinen an das Schneiderhandwerk bei ihrer Großmutter gelernt hat - zuerst spielerisch, danach neben der Schule schon mit dem Wunsch einmal einen eigenen Modesalon zu eröffnen. Doch der Krieg kommt dazwischen und Ella wird auf dem Nachhauseweg von der Gestapo einfach aufgegriffen und nach Ausschwitz-Birkenau gebracht. Was dies heißt, wissen wir alle, denn Birkenau war ein reines Vernichtungslager. Als Ella die Chance bekommt in der Schneiderei mitzuarbeiten, nimmt sie diese wahr und findet in Rose eine sehr gute Freundin.

Rose liebt Bücher und Geschichten und versucht die schwere Zeit im Konzenrationslager durch ihre märchenhaften Erzählungen etwas aufzulockern und den Mithäftlingen Hoffnung zu schenken. Sie ist ein herzensguter Mensch, der Mitleid mit jeder Kreatur hat und hilft, wo sie nur kann. Ella ist kreativ und begabt. Sie versteht sehr schnell, wie man im Lager überleben kann, ohne missgünstig zu sein. Sie verbiegt sich nicht und bleibt sich selbst immer treu. Sie weiß genau, dass jedes einzelne Kleidungsstück, dass sie für die SS-Offiziersgattinnen schneidert, zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Rose gibt Ella die Hoffnung ihren großen Traum einmal erfüllen zu können und Ella achtet darauf, dass Rose in der grausamen Umgebung voller Hunger, Niedertracht und Willkür nicht untergeht....

Der Beginn hat mich zuerst etwas skeptisch gestimmt, denn für mich war die anfängliche Atmosphäre "zu locker" und die Begebenheiten des Lageralltages nicht in ihrer gänzlichen Brutalität festgehalten. Ich musste mich daran erinnern, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt und keinen biografischen Roman einer Zeitzeugin. Danach kam ich besser in die Geschichte und erlebte mit Ella und Rose den Lageralltag, der mit der Zeit immer schwerer wurde. Gehässigkeiten von KZ-Aufseherinnen bringen beide in aussichtlose Situationen, die lebensbedrohlich werden.

Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Ich hatte immer Bilder im Kopf, die sehr lebendig waren. Die Geschichte ist nicht in einzelne Kapitel aufgeteilt, sondern in Farben. Auf diese geht die Autorin in den Abschnitten immer ein und nehmen auch Bezug zum Lager und zur Nähstube.

Der Autorin ist es gelungen die Handlung für Jugendliche so aufzubereiten, dass diese durch die dramatischen Ereignisse im Konzentrationslager nicht überfordert, aber dennoch für das Thema sensibilisiert werden. Damit ist ihr eine Gradwanderung gelungen, die ich bewundernswert finde und mich meine anfängliche Skepsis total vergessen hat lassen.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Ende. War die Erzählung die ganzen dreihundert Seiten über realitätsnah und für Jugendliche gut aufbereitet, war der Schluss etwas zu unglaubwürdig und zu märchenhaft. Er passt nicht wirklich zur vorangehenden Geschichte, gibt aber Hoffnung. Hoffnung, die wir im Moment alle nur zu gut brauchen können...


Fazit:
Eine sehr passende Lektüre für Jugendliche, um für das Thema des Holocausts sensibilisiert werden. Lucy Adlerton ist die Gratwanderung gelungen, diese grausame Zeit so aufzubereiten, dass sie authentisch, aber nicht zu grausam rüberkommt und die Jugendlichen verstört. Gerade jetzt finde ich diese Lektüre sehr wichtig, denn das Ende gibt Hoffnung - Hoffnung auf ein neues Leben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2022

Zu ausschweifend und politisch

Unser kostbares Leben
0

Dies ist nun mein viertes Buch der Autorin. Alle ihre Vorgänger waren absolute Highlights für mich und alle drei haben sogar den "Lieblingsbuch-Status" von mir bekommen. Dies ist nun leider bei "Unser ...

Dies ist nun mein viertes Buch der Autorin. Alle ihre Vorgänger waren absolute Highlights für mich und alle drei haben sogar den "Lieblingsbuch-Status" von mir bekommen. Dies ist nun leider bei "Unser kostbares Leben" ganz anders.

Wo fange ich an? Schon der Einstieg gelang mir nicht so besonders, obwohl ich mich gerade auf die Siebziger Jahre gefreut habe, die ich selbst als (Klein)kind erlebt habe.
Katharina Fuchs hat in ihrem neuen Roman jede Menge Figuren in ihre Geschichte gebracht. Eine Namensliste am Anfang des Buches wäre sehr hilfreich gewesen.
Wir lernen zuallererst die beiden Freundinnen Minka und Caro, die Nachbarskinder sind, kennen. Minka ist die Tochter des Bürgermeisters der Stadt, der fanatischer SPD-Anhänger ist. Caro kommt hingegen aus einem sehr christlichen Haus. Ihr Vater ist Besitzer und Chef der Cassada Schokoladenfabrik und CDU Wähler. Caro hat vier weitere Geschwister und der Glaube spielt in der Familie Stern eine sehr große Rolle.
Die beiden Mädchen wachsen in der aufwärtsstrebenden Industriestadt Mainheim bei Frankfurt auf, in der die Schokoladenfabrik und die Pharmaindustrie der Ruberus AG die wichtigsten Arbeitgeber sind. Auch ein Kinderheim spielt eine große Rolle, das für einige vietnamesische Flüchtlinge zur neuen Heimat wird. Eine davon ist Claire. Sie reist am selben Tag an, als Guy, der vietnamesische Klassenkamerad von Minka und Caro, im Schwimmbad verunglückt. Beide Mädchen sind vor Ort, als das Unglück passiert. Ab diesen Zeitpunkt ändert sich das Leben der beiden Freundinnen. Claire kommt in der Zwichenzeit im Kinderheim unter, wo sich ihr eine ganz neue Welt erschließt. Doch nicht alle Menschen des Heimes meinen es gut mit den Kindern...

Im Vergleich zu den anderen Romanen der Autorin konnte ich kein so gutes Verhältnis zu den Figuren aufbauen. Immer wieder verwechselte ich Minka und Caros Familie und beide Mädchen blieben mir irgendwie fremd - eine mehr, eine weniger. Gefallen hat mir das wachsende Umweltbewusstsein der jungen Frauen. Sie wollen, im Gegensatz zu ihren Vätern, gegen die bereits horrenden Umweltsünden ankämpfen und sich gegen die Umweltzerstörung einsetzten. Demonstrationen und die neue grüne Partei sind für beide Frauen eine passende Plattform. Minka schließt sich sogar einer Kommune an.
Als drittes Mädchen kommt Claire hinzu, deren Schicksal mich erschüttert hat. Trotzdem fand ich aber auch zu ihr keinen richtigen Bezug, was ich sehr schade finde.

Am meisten gestört hat mich die viel zu detaillierte Erzählung. Für mich als Österreicherin war es viel zu viel deutsche Politik, die sehr ausführlich beschrieben wurde. Es ging um Wahlkämpfe und Programme, die mich als Nicht-Deutsche überhaupt nicht in dieser Komplexität interessierten. Viel interessanter fand ich hingegen das erwachende Umweltbewusstsein der damaligen Jugend und die Aufdeckung der Tierversuchsanstalt in der Stadt. Hier hatte ich die Befürchtung, dass ich wegen zu vielen und genauen Beschreibungen das Buch abbrechen muss. Ich kann zwar blutige und grausame Thriller ohne mit der Wimper zu zucken lesen, aber ich vertrage kein Tierleid! Die Erzählung hielt sich aber soweit in Grenzen, die ich gerade noch akzeptieren konnte. Zusätzlich kamen noch die Ereignisse im Waisenhaus hinzu, die mich erschütterten.

Der Roman beginnt im Jahr 1972 und endet 1983. Die Handlung wird aus den Perspektiven von Caro, Minka, ihren Eltern und anderen Personen beschrieben. Pro Kapitel wechselt die Erzählperspektive.

Katharina Fuchs hat meiner Meinung nach in ihrem neuen Roman zu viele Themen aufgegriffen und diese sehr detailliert erzählt. Mir wurde es zu viel, vorallem beim politischen Hick-Hack zwischen SPD und CDU. Auch die medizinischen Erkläreungen waren oftmals ermüdend. Eine Seite fiel mir da besonders ins Auge, die fast nur aus Fakten mit Daten bestand, die mehr einem Wikipedia Eintrag entsprach. Für mich erinnerte auf vielen Seiten dieses Buches nichts an die emotioanle und fesselnde Schreibweise der Autorin, die ich aus ihren anderen Romanen kenne. Trotz der tollen Thematiken rund um Umweltsünden und der Entstehung wachsenden Umweltbewusstseins, hätten der Geschichte mindestens 200 Seiten weniger gut getan.

Fazit:
Der neue Roman von Katharina Fuchs hat mich diesmal leider nicht richtig abholen können. Es liegt sicherlich auch daran, dass ich als Österreicherin mit den vielen politischen Themen rund um die CDU und der SPD nichts anfangen konnte. Die Politik spielt im Roman aber eine sehr große Rolle und es wird ausführlichst darüber berichtet. Meiner Meinung nach hat die Autorin aber auch neben der Politik zu viele Themen aufgegriffen. Zusätzlich haben es mir die Menge an Figuren sehr schwer gemacht, emotionalen Bezug zu den drei Protagonistinnen herzustellen. Die Themen betreffend Umwelt und Tierversuche, sowie den Medikamentenmissbrauch fand ich hingegen spannend. Deswegen vergebe ich noch 3 Sterne und hoffe das nächste Buch der Autorin wird wieder ein Highlight für mich....

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere