Mutter, wer bist du?
Ein Teil von ihr"Ein Teil von ihr" ist ein Stand alone der Autorin. Ich habe bis jetzt fast alle ihre Bücher gelesen und war schon sehr neugieig auf ihren neuen Thriller. Die Bewertungen waren ja eher durchwachsen...
Die ...
"Ein Teil von ihr" ist ein Stand alone der Autorin. Ich habe bis jetzt fast alle ihre Bücher gelesen und war schon sehr neugieig auf ihren neuen Thriller. Die Bewertungen waren ja eher durchwachsen...
Die Story beginnt allerdings mit einem Knalleffekt und mit einem großen Fragezeichen im Gesicht des Lesers. Wir begegnen Mutter und Tochter: Laura und Andrea.
Andrea ist Anfang 30 und hat ihren Weg im Leben noch nicht wirklich gefunden. Sie hat das Studium abgebrochen, kaum Freunde und ist noch Single. Ihre erfolgreiche Mutter ist Ärztin und hat soeben den Krebs besiegt. Andrea ist deswegen vor einiger Zeit aus New York zurückgekehrt, um sich um sie zu kümmern. An ihrem Geburtstag geht Andy gemeinsam mit ihrer Mutter in ein Diner, als plötzlich ein Amokschütze wild um sich schießt. Zwei Frauen hat er bereits getötet, als er auf Laura und Andrea zukommt. Laura stellt sich vor ihre Tochter und dem Täter entgegen...und tötet ihn. Auf einem Video, welches ein weiterer Besucher des Diners aufgenommen hat, sieht man wie emotionslos Laura den Mann tötet. Sie wird vom Opfer zum Täter und die Menschen beginnen sich gegen sie zu wenden. Laura befiehlt Andrea die Stadt zu verlassen und gibt ihr einige Koordinaten mit auf den Weg. Am ersten Ziel angelangt, stellt sie sehr bald fest, dass ihr Leben auf eine Lüge aufgebaut ist. Wer ist ihre Mutter wirklich? Und wer ist hinter ihnen her?
Die Geschichte besteht aus zwei zeitlich unterschiedlichen Handlungssträngen. Der Strang in der Gegenwart spielt 2018, der in der Vergangenheit 1986. In der Gegenwart hält sich Andrea an den Vorschlag un flüchtet. Sie begibt sich auf einen turbulenten Roadtrip. Die sehr unselbstständige Frau, die nicht wie Anfang 30 erscheint, sondern jünger und vorallem hilfloser wirkt, ahnt bald, dass sie verfolgt wird. In ihrer Not gelangt sie nach und nach zu mehr Selbstvertrauen. Trotzdem passieren ihr einige Fehler, bei der sie meiner Meinung nicht so glimpflich davonkommen würde, wie es hier erscheint...
Im Vergangenheitstsrang lernen wir die junge Jane kennen, eine erfolgreiche Pianistin, die jedoch in den Dunstkreis ihres Vaters und Freundes steht. Als es in Oslo zu einem Anschlag auf ihren Vater kommt, ändert sich Janes Leben von Grund auf...
Die Ausarbeitung der Charaktere blieb mir diesmal etwas zu oberflächlich. Zu Andrea konnte ich irgendwie kaum eine Verbindung aufbauen. Auch Laura blieb mir trotz der Rückblenden in die Vergangenheit fremd, obwohl mich ihre Vergangenheit anfangs fasziniert hat. Mit der Zeit konnte ich aber über sie nur mehr den Kopf schütteln. Auf der anderen Seite kann man aber auch ihr Verhalten nachvollziehen, da sie in ihrem Leben zuerst von ihrem Vater und danach von ihrem Freund manipuliert und beherrscht wurde. Einige Abschnitte fand ich jedoch ziemlich unglaubwürdig und kontruiert.
Der Spannungsbogen ist anfangs hoch, fällt jedoch sehr schnell ab und die Geschichte beginnt vor sich hin zu dümpeln. Trotzdem will man wissen, was alles hinter dem Ganzen steckt und liest und liest. Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt fesselnd und eher einfach. So fliegt man durch die Seiten, auch wenn das Tempo nachlässt. Zum Ende hin zieht die Geschichte wieder an und alle Fragen werden überzeugend aufgelöst.
Die letzten Bücher der Autorin konnten mich leider nicht mehr so fesseln, wie damals die Grant County Reihe. Ich hoffe Karin Slaughter findet wieder zu ihrer alten Form.
Fazit:
Der hohe Spannungsbogen zu Beginn verliert sich mit der Zeit immer mehr und birgt einige Längen im Mittelteil. Mit den zwei Zeitebenen soll die Spannung aufrecht erhalten werden, was nur teilweise gelingt.
Ein solider Thriller, fast mehr Krimi - nicht mehr und nicht weniger. Die Autorin kann es auf jeden Fall besser...