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Veröffentlicht am 06.08.2018

Was ist Familie?

Bis zum Himmel und zurück
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Von der Autorin habe ich vor wenigen Monaten ihren Debütroman "Auf Null" oder "Liebe wird aus Mut gemacht", wie der geänderte Titel des Taschenbuches heißt. Dieser Roman hat mich posititv überrrascht und ...

Von der Autorin habe ich vor wenigen Monaten ihren Debütroman "Auf Null" oder "Liebe wird aus Mut gemacht", wie der geänderte Titel des Taschenbuches heißt. Dieser Roman hat mich posititv überrrascht und so war es für mich klar, dass ich auch ihren neuersten Roman lesen werde.

Mit Katja haben wir diesmal eine chaotische junge Frau als Hauptprotagonistin, die in ihrer Kindheit ein tragisches Unglück miterleben musste, welches ihre Familie zerstörte. Seitdem hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrern Eltern und schlägt sich mit Schuldgefühlen herum. In ihrem Job als Drehbuchautorin kann sie ihr eigenes Leben hinter sich lassen und unzählige andere leben. Doch dann bekommt sie das Angebot das Drehbuch für eine neue Familienserie schreiben. Katja hat allerdings nicht viel Ahnung von heiler Familie. So steht sie vor einer großen Herausforderung.

Katja ist eine junge Frau, die ihre Vergangenheit nie richtig aufgearbeitet hat. Sie lebt in ihrer eigenen Blase, die hauptsächlich aus Arbeit besteht. Ihre "Familie" sind ihre Freudin Alexa und der etwas schräge Ratko, mit denen sie in einer WG lebt. Als sie die Nachricht erhält, dass ihr Vater im Krankenhaus im Koma liegt und sie eine kleine Halbschwester hat, die plötzlich vor ihrer Tür steht, scheint diese Blase zu zerplatzen.
Rückblenden in die Vergangenheit eröffnen dem Leser die ganze Tragik ihres Lebens. Der Vater ließ die Familie im Stich und die Mutter wurde Alkoholikerin. Beide ließen die erst zwölfjährige Katja mit ihrem Leid und den Schuldgefühlen alleine. Als Leser brennt man darauf zu erfahren, welches Unglück die einstmals heile Familie zerstören konnte und was mit Katja geschah. Das Zusammentreffen mit der neuen Familie ihres Vaters lassen die alten Wunden wieder aufbrechen, aber Jella, ihre kleine Halbschwester, erobert bald mit wundervoller Frische und Ungezwungenheit Katjas Herz. Und auch mit Joost verbindet sie einiges, was ihr erst nach einiger Zeit bewusst wird.
Und so wird auch das Drehbuch zur neuen Familienserie immer länger und Katjas eigenem Leben immer ähnlicher....

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Katja geschrieben. Man erkennt sehr schnell, wie verletzt Katja ist und welche Mauer sie rund um sich aufgebaut hat. Die Autorin erzählt von der großen Einsamkeit inmitten vieler Menschen. Dabei wird auch die Oberflächlichkeit der Fernsehbranche angesprochen.
Die Einblicke in die Astronomie und Raumfahrt fand ich sehr interessant.
Auch die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und glaubwürdig. Katja steht eindeutig im Mittelpunkt der Geschichte. Ihre Verletzlichkheit, die sie hinter einer Fassade aus Oberflächlichkeit und Witz versteckt, bekommt durch den Schlaganfall ihres Vaters Risse. Wie sie sich ihrer Vergangenheit stellt und welche Last damals auf ihren kindlichen Schultern abgeladen wurde, zeigen tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt.
Trotzdem hat mir Catharina Junks Debütroman "Auf Null"/"Liebe wird aus Mut gemacht" einen ticken besser gefallen.

Schreibstil:
Wie schon im ersten Roman der Autorin versteht es Catharina Junk wieder hervorragend die traurige Grundstimmung aus dem Vergangenheitspart richtig zu dosieren und mit Humor zu würzen. Die Themen Trauer, Verlust und Schuldgefühle werden mit so viel Fingerspitzengefühl erzählt, dass die Geschichte trotzallem mit einer Leichtigkeit daherkommt und trotzdem Tiefe hat. Catharina Junk versteht diesen Balanceakt einfach großartig.

Fazit:
Eine gelungene Mischung aus schweren Themen, gewürzt mit einer Prise Humor, die der Geschichte trotzalledem eine Leichtigkeit geben. Dieses Fingerspitzengefühl beherrscht die Autorin perfekt! Trotzdem hat mir ihr Debüt noch ein bisschen besser gefallen.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Nicht der beste Band der Reihe, aber wie immer unterhaltsam

Der Sommer der Wünsche
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"Der Sommer der Wünsche", Band 6 der Blossom Street Reihe, konzentriert sich diesmal wieder auf Lydia, unsere Hauptprotagonistin aus Band 1, die mit ihrem kleinen Wolllädchen "A Good Yarn" und den Strickkursen ...

"Der Sommer der Wünsche", Band 6 der Blossom Street Reihe, konzentriert sich diesmal wieder auf Lydia, unsere Hauptprotagonistin aus Band 1, die mit ihrem kleinen Wolllädchen "A Good Yarn" und den Strickkursen immer wieder die zentrale Figur der Reihe darstellt. Hat man die Vorgängerbände gelesen, fühlt man sich schnell wieder in der Blossom Street in Seattle wohl und freut sich auf Begegnungen mit alten Bekannten.

In allen Geschichten wird die Überwindung von Schicksalschlägen thematisiert. So steht diesmal der neue Strickkurs in Lydias Wollparadies unter dem Thema "Altes hinter sich lassen" - egal ob man sich einer Sucht oder Probleme stellen will.
Alix, die wir schon aus den Vorgängerbänden kennen und im Café gegenüber arbeitet, ist die erste Kursteilnehmerin. Sie möchte sich das Rauchen abgewöhnen, weil sie ein Baby plant. Sie gesellt sich zu den neuen Strickbegeisterten Phoebe und Bryan, genannt Hutch.
Phoebe hat sich von ihrem Verlobten Clark getrennt, der sie mehrmals betrogen hat. Dieser versucht sie jedoch weiterhin zu manipulieren und setzt dabei auch verbotene Mittel ein.
Bryan ist Geschäftmann und hat den Strickkurs von seinem Arzt zur Entspannung verschrieben bekommen, da er völlig überarbeitet ist und sein Gesundheitscheck nicht sehr gut ausgefallen ist. Er hat viel zu früh die Schokoladenmanufaktur seines Vaters übernommen, nachdem dieser plötzlich verstorben ist. Im Moment bereitet ihm noch zusätzlich eine Klage gegen die Firma Kopfzerbrechen.
Lydia hingegen stellt sich einer neuen Aufgabe. Sie möchte ein Baby adoptieren, nachdem sie selbst keine eigenen Kinder mehr bekommen kann. Anne-Marie aus dem Buchladen "Blossom Street Books", die Adoptivmuutter der kleinen Ellen, ist ihr dabei eine große Hilfe und stellt den Kontakt zu ihrer damaligen Vermittlerin her. Doch statt dem erhofften Baby kommt erstmal die 12-jährige Casey als Pflegekind zu Lydia, Brad und Codey.
Aber auch Anne-Marie und ihre Adoptivtochter Ellen sind wieder mit dabei. Die Vergangenheit holt die Beiden ein und Anne-Marie sieht sich nicht nur einer neuer Herausforderung gegenüber stehen, sondern entdeckt, dass sie nach dem Tod ihres Mannes wieder frei für die Liebe ist.

Wie in allen Geschichten rund um die Blossom Street und ihre Bewohner, wird jedes Kapitel einer Figur gewidmet. Wechselweise wird aus der Sicht der jeweiligen Charaktere erzählt. Diese sind sehr lebendig und facettenreich dargestellt. Debbie Macomber beherrscht die Beschreibung ihrer Figuren wirklich meisterhaft.

Das Stricken nimmt diesmal nicht wirklich viel Raum ein. Obwohl die Bücher leichte Lektüre zum Entspannen sind, war diesmal die Geschichte sehr vorherhsehbar. Bis auf eine kleine Überraschung traf alles genauso ein, wie ich schon zu Beginn des Buches vermutet hatte. Hier hätte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr Überraschungsmomente und Wendungen gewünscht.
Auch die Punkte rund um die beiden Adoptionen bzw. Pflegestellen war mir zu lasch und konstruiert. Als Anne-Marie Probleme bekommt, denkt sie nicht einmal daran bei der Behörde nachzufragen. Auch Lydia nimmt alles als gegeben hin. Das war mir eindeutig zu viel Blick durch die rosarote Brille....

Nicht unbedingt der beste Band der Reihe und leider sehr, sehr vorhersehbar. Trotzdem wieder unterhaltsam und für Freunde der Blossom Street trotzallem nett zu lesen. Perfekt für die momentanen heißen Temperaturen, bei denen es schwer fällt nachzudenken und einfach zum Entspannen.

Veröffentlicht am 02.08.2018

Tod an der Tante von Göring?

Donaudämmerung
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Der historische Roman von Thomas Buchner ist der zweite Band der Reihe rund um Bezirksinspektor Josef Steininger. Leider habe ich Band 1 "Der Fall Schinagl" nicht gelesen, was allerdings kein Problem darstellte. ...

Der historische Roman von Thomas Buchner ist der zweite Band der Reihe rund um Bezirksinspektor Josef Steininger. Leider habe ich Band 1 "Der Fall Schinagl" nicht gelesen, was allerdings kein Problem darstellte. Wir befinden uns im Jahre 1939 in Linz. Österreich ist als Ostmark ein Teil des Deutschen Reiches geworden. Der Krimi spielt im Zeitrahmen des Anschlusses Österreichs und dem Überfall auf Polen.

Der Linzer Bezirksinspektor Josef Steinigener steht kurz vor seiner Pensionierung und möchte seine letzten Monate eher gemächtlich verbringen. Doch da wird in einem Mehrparteienhaus in Linz eine Frau ermordet aufgefunden. Wäre Ernestine Bremstaller nicht vorher in den Zeitungen mit Reichsmarschall Hermann Göring abgelichtet und als seine Tante erwähnt worden, hätte Steiniger in Ruhe den Mordfall bearbeiten können. Doch mit dem Gerücht, dass die Tote eine große Erbschaft gemacht hat und angeblich mit Göring verwandt sein soll, mischt auch bald die Gestapo mit und macht Steininger Feuer unter dem Hintern...

Das Ermittlerteam rund um den behäbigen Bezirksinspektor setzt sich aus dem schwerhörigen Kollegen Heumader, sowie Adolf Ertl, der früher Untermieter bei Ernestine Bremstaller war, jedoch aus den Ermittlungen ausgeschlossen wird, zusammen. An seiner Stelle kommt aus Wien Krininalassistentin Anna Rabitsch. Eine Frau als Kriminalbeamtin war zu dieser Zeit eine Seltenheit. Sie wird auch alles andere als freundlich aufgenommen und muss sich mit den typischen Bemerkungen und Männerwitzen abfinden.
Während Steininger unter Druck der Gestapo bald einen regimekritischen Gegner als Täter gefunden hat, ist Anna Rabitsch nicht wirklich vom angeblichen Mörder überzeugt. Sie geht die Befragungen der Hausbewohner nochmals analytisch durch und kommt dem wahren Täter auf die Spur....

Wir haben hier einen klassischen Plot, der ein bisschen an Agathe Christie erinnert. Viele Verdächtige in einem Wohnhaus, wo einer davon der Mörder sein muss. Man rätselt mit dem kopflosen Ermittlerteam herum und stellt sich vorallem die Frage: Welches Motiv gab es für den Mord? Habgier? Oder ist es ein politisches Motiv? Vergeblich hoffte ich, dass Steininger endlich zu ermitteln beginnt, aber ihn interessieren seine Wiener Schnitzeln weitaus mehr und sein Exkollege Sedlak, der zur Gestapo gegangen ist, gibt ihn sowieso die Richtung für den Tatverdächtigen vor...

Die vielen Figuren, die von Kapitel zu Kapitel wechseln, machten mir den Einstieg etwas schwer. Kaum hat man sich mit einer Person bekannt gemacht, wechseln wir zur nächsten. So fällt die Identifikation nicht einfach. Das wird zwar mit der Zeit besser, aber hat zu Beginn etwas mein Lesevergnügen getrübt.
Im Mittelpunkt stehen nicht nur die zahlreichen Personen, die allesamt nicht wirklich sympathisch sind, sondern die politische Atmosphäre zu dieser Zeit. Propaganda zur Aufschürung des Hasses gegen die Polen und die Juden oder die Wichtigkeit des Ariernachweises, sowie dem Aufstieg zwielichtiger Gestalten, die bei der Gestapo Karriere machen.

Steininger ist ein unsympathischer Ermittler, der es mir auch nicht immer leicht gemacht hat. Die Charaktere der Figuren sind lebendig beschrieben und wurden sehr unterschiedlich dargestellt. Jeder der Protagonisten hat Ecken und Kanten und handelt nicht immer gesetzeskonform. Sie sind Alltagsmenschen, wie du und ich.

Schreibstil:
Thomas Buchner punktet bei seinem historischen Krimi durch perfekte Recherche und stimmigen Lokalkolorit. Die politische Atmosphäre wurde perfekt umgesetzt. Als Historiker weiß der Autor, wovon er schreibt. Witzige Dialoge lockern die etwas düstere Stimmung etwas auf. Die lebendige Sprache und viele Dialoge, sowie die eingestreuten Passagen im Dialekt, gebenn dem historischen Krimiden notwendigen Kick.
Am Ende des Buches gibt es noch ein Glossar mit Übersetzungen der Dialektwörter für alle Nicht-Östereicher.

Fazit:
Ein historischer Krimi mit klassischem Plot, der vorallem durch seine politische Atmosphäre glänzt und der hervorragend recherchiert wurde. An Spannung fehlte es leider manchmal etwas, wobei das Ende jedoch gelungen und logisch ist.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Streckenweise unglaubwürdig

Die letzte Stunde
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Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden ...

Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert in Südengland: Die Pest hat auf die britische Insel übergegriffen. Innerhalb kurzer Zeit rottet die Krankheit Dörfer und Landstriche aus. Zu diesem Zeitpunkt ist Lady Anne's Ehemann, Sir Richard, auf dem Weg zum zukünftigen Ehemann seiner Tochter Eleanor. Dieser soll erkrankt sein und der Herr von Develish möchte diesem Gerücht auf den Grund gehen, bevor die Hochzeit fixiert wird. Er erkennt nicht, wie groß das Ausmaß der Krankheit bereits ist, die nicht nur Eleonores schwächlichen Verlobten bereits erfasst hat. Nur Lady Annes Vertrauter Gyles Startout durchschaut, was seinem Herren verheimlicht werden soll und er bittet Sir Richard frühzeitig aufzubrechen. Doch der Mann ist ein eingebildeter und grausamer Herrscher, noch dazu nicht sehr helle. So stirbt der Großteil seines Gefolges den schwarzen Tod und bringt die Krankheit bis vor die Tore von Develish. Lady Anne ist jedoch für ihre Heilkunst angesehen und ergreift für diese Zeit eine völlig ungewöhnliche Maßnahme. Sie schließt die Tore, verbrennt die Zugbrücke und verhängt somit eine Quarantäne über ihr Volk. Auch die wenigen Rückkehrer, ihren Mann eingeschlossen, verweigert sie den Zutritt. Sie setzt den alten Verwalter ihres Mannes ab und setzt stattdessen Thaddeus ein, einen Bastard, der jedoch ein äußert kluger Kopf ist. Das versetzt einige Bewohner des Dorfes in Aufregung und bald darauf geschieht ein Mord...

Die für diese Zeit sehr ungewöhnliche Rolle einer Frau lässt mich etwas zwiespältig zurück. Auch wenn Lady Anne adelig und die Ehefrau des Gutsherren Sir Richards ist, handelt sie nicht ihrer Zeit gemäß. Und kein Mann hätte sich von ihr etwas Vorschreiben lassen.
Hygiene und Sauberkeit waren zu dieser Zeit- ja sogar bis ans Ende des 19. Jahrhundert - etwas völlig Unbekanntes! Lady Anne hat in Develish allerdings schon zu dieser Zeit einige Maßnahmen dazu ergriffen. Außerdem lernt sie dem Großteil ihrer Dienerschaft Lesen und Schreiben, wo im 14. Jahrhundert nur Mönchen und Priestern dieses Wissen zuteil wurde. Hier kann ich gegebenenfalls ein Auge zudrücken, da sie selbst in einem Kloster erzogen wurde....

Die Charaktere sind sehr schwarz-weiß gemalt. Die machthabenen Herren sind allesamt dumm und richtig üble Burschen. Ihr eigener Ehemann ist ein Abziehbild dieser Gattung. Ihm ebnen Macht und Gier, sowie Grausamkeiten den Weg. Die einzige grausame weibliche Ausnahme ist Eleonor, seine Tochter, die komplett nach ihrem Vater kommt. Sie brachte es fertig mich die fast 700 Seiten nur zu verärgern. Diese furchtbar dumme und hartherzige junge Frau liebt es Grausamkeiten an ihren Untergebenen auszuprobieren. Dabei nutzt sie ihre Schönheit und ihren Stand schamlos aus und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.
Lady Anne hingegen kommt fast einer Heiligen gleich, die sich für ihre Dienerschaft einsetzt und zu einer wahren Ikone wird. Ihr gelingt es das Vertrauen ihrer Untertanen zu erlangen, jedoch nicht das ihrer Tochter. Lady Anne wurde von der Autorin viel zu modern und neuzeitlich für diese Epoche erschaffen.
Weitere Helden - und diesmal aus der männlichen Liga, sind der gut gebaute und intelligente Leibeigene Thaddeus. Tja, klischeehafter geht es kaum mehr.... Er wird dank Lady Annes Unterstützung der neue Verwalter. Ein Bastard? Echt jetzt?

Gefallen hat mir hingegen, wie man über die Pest und deren Entstehen nachdenkt, sowie den Schrecken der unbekannten Krankheit, die die Menschen wie Fliegen sterben lässt. Und obwohl es einige Längen gibt und vieles zu modern dargestellt wurde, konnte mich doch die Handlung größtenteils fesseln. Trotzdem wäre es besser gewesen einige Handlungsstränge zu kürzen, denn es kommen in diesem Wälzer doch einige Längen auf.
Nachdem man den letzten Seiten immer näher kommt, fragt man sich willkürlich, wie die Autorin hier noch ein logisches Ende finden will. Und die Frage ist berechtigt, denn nach fast 700 Seiten ist man alles andere als erfreut, wenn man den letzten Satz im Buch liest! Der heißt nämlich: "Fortsetzung folgt!"
Dass der Verlag kein Wort dazu verliert, finde ich nicht ganz in Ordnung und ich bin froh, dass ich das Buch aus meiner Bücherei geborgt hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist der Zeit angemessen. Minette Walters erzählt ihren Roman eher ausschweifend und detailliert. Durch unterschiedliche Sichtweisen einiger Figuren kann sich der Leser gut in andere Personen versetzen (oder auch nicht: Elenore)

Fazit:
Ein interessanter Plot, der jedoch durch einige Längen und vorallem durch die eher unglaubwürdige Darstellung einer Frau zu dieser Zeit, stark verliert. Die sehr schwarz-weiß gemalten Charaktere und vorallem der letzte Satz im Buch: "Fortsetzung folgt!" haben mir weniger gefallen. Ob ich den Folgeband lesen werde, weiß ich noch nicht...

Veröffentlicht am 29.07.2018

Trotz meiner Spinnenphobie großartig!

Das Gift der Wahrheit
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Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant ...

Letztes Jahr habe ich das Thriller-Debüt von Julia Corbin gelesen und war begeistert! Deswegen wartete ich schon voller Vorfreude auf ihr weiteres Buch.
Auch in "Das Gift der Wahrheit" geht es gleich rasant los. Für mich als Mensch mit Spinnenphobie ist dieser zweite Fall um Alexis Hall und Karen Hellstern ein weitere Herausforderung, denn hier wird vorallem durch Spinnen getötet. Nur als kleine Warnung für alle, die ebenfalls einen Schreikrampf bei einer dicken schwarzen Spinne bekommen, wie ich.

Auch wenn man den ersten Band nicht kennt, hat man sich schnell mit Hauptkommissarin Alexis Hall und der Kriminalbiologin Karen, bekannt gemacht. Besonders Alexis ist eine eher komplizierte Frau und diejenigen, die den ersten Band und ihre Geschichte nicht kennen, könnten anfangs vielleicht kleine Schwierigkeiten mit ihr haben. Doch sie ist tough und konsequent im Beruf, im Privatleben leider weniger. Als eine Leiche mit seltenen Bisswunden gefunden wird, holt Alexis sofort ihre Freundin, die Kriminalbiologin Karen, zu Hilfe. Die junge Frau wurde bereits vor drei Jahren als vermisst gemeldet, um den Hals hat sie ein seltsames Medaillon: eine in Harz gegossene Kreuzspinne. Die Spur führt zu ihrer Lebensgefährtin Gabriela Thalberg und ihrer Tochter Merle, die von ihrem Exmann bedroht werden. Aber auch ein Stadtrat, der gegen Lesben und Schwule vorgeht, kreuzte immer wieder den Weg der Toten. Als weitere Leichen gefunden werden und man das Ausmaß der Morde erkennt, heißt es schnell handeln....

Der Plot ist außerordentlich gut durchdacht und überzeugt wieder zu 100%. Die Art, wie der Täter seine Opfer tötet, haben mir manchen Alptraum beschert. Spinnen spielen dabei eine große Rolle. Das Krabbeltier ist der eigentliche roten Faden der Geschichte und lässt auch nur gedanklich meine Haare zu Berge stehen. Meine Spinnenphobie wurde mit diesem Thriller definitiv nicht geheilt! :)

Rückblenden in die Vergangenheit, die nach Kolumbien führen und alte Zeitungsartikel über eine grausame Mordserie in Südamerika, lassen dem Leser Vermutungen anstellen, wie diese zur Geschichte um die heutigen Mordfälle passen könnten. Auch hier spielen Spinnen eine große Rolle und ist der Handschrift des Täters in Mannheim sehr ähnlich. Wie auch schon beim letzten Thriller der Autorin tappte ich bis zum Ende völlig im Dunkeln, obwohl der Thriller nicht allzu viele Figuren abseits des Polizeiapparates aufweist. Die Brutalität und Grausamkeit des Täters ist enorm, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und bleibt hoch. Interessant fand ich auch diesmal wieder die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Kriminalbiologin. Die forensischen Auswertungen, mit dem die Ermittler dem Mörder schlussendlich auf die Spur kommen, sind so erklärt, dass es auch jeder Laie verstehen muss.
Auch das Privatleben der beiden Frauen kommt nicht zu kurz und war mir manchmal fast ein bisschen zu viel. Alexis kämpft noch immer gegen ihre Dämonen aus der Kindheit und hat zusätzlich noch eine Anklage von ihrem Onkel Magnus am Hals, die ihre polizeiliche Karriere zerstören könnte.
Die Charaktere sind wieder sehr authentisch und haben Ecken und Kanten.

Schreibstil:
Der fesselnde Schreibstil der Autorin lässt einem wieder von Anfang an an den Seiten kleben. Die temporeiche Geschichte ist spannend und lässt sich wunderbar lesen. Der Thriller ist in vier Teile aufgeteilt, die mit einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1998 über Serienmorde in Kolumbien berichten. Danach gibt es ein Kapitel über einen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der von seinem Vater misshandelt wird.
Das Cover spürt sich durch einge rauhe Unebenheiten richtig toll an.

Fazit:
Nach dem großartigen Debüt hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Band und wurde nicht enttäuscht, auch wenn mir "Die Betsimmung des Bösen" noch eine kleine Spur besser gefallen hat. Im Thrillergenre habe ich nun definitiv eine Lieblingsautorin mehr! Leseempfehlung!