Spannende Geschichte zwischen alten und neuen Traditionen!
Der Bär und die Nachtigall"Der Bär und die Nachtigall" war ein Buch, ganz anders als ich es anfangs erwartete. Zuerst glaubte ich, dass es sich bei dem Roman um russische Märchen handelte. Das war mein erster Irrtum, denn die Geschichte ...
"Der Bär und die Nachtigall" war ein Buch, ganz anders als ich es anfangs erwartete. Zuerst glaubte ich, dass es sich bei dem Roman um russische Märchen handelte. Das war mein erster Irrtum, denn die Geschichte spielt nicht in "Russland", sondern in „Rus“, in dem Gebiet des heutigen Russland. Da die Geschichte um das 13. Jahrhundert herum spielt, gab es allerdings noch kein „Russland“, sondern ein Reich, was von mehreren Bojaren, russischen Fürsten, regiert wurde. Dieses Setting war sehr spannend und mir hat vor allem der historische Aspekt daran sehr gut gefallen.
Außerdem ging es weniger um die russischen Märchen, wie z.B. um Väterchen Frost oder die Eiskönigin, sondern im Fokus stand der Kampf zwischen dem Christentum und dem "Geisterglaube", der bis dahin in den Wäldern herrschte. So glaubten die Bewohner an Geister und Hausgeister. Sehr prominent im Buch vertreten sind beispielsweise die Ruskala, eine Art Nymphe und Wassergeist, und der Wasila, der Geist von Stall und Vieh, sowie der Domowoi, der Hausgeist. Um die Geister willig zu stimmen, hinterlassen die Bewohner ihnen kleine Gaben, wie z.B. ein Glas Milch oder Brotkrumen. Dies ändert sich allerdings schlagartig, als ein neuer Priester das Christentum mitbringt. Doch etwas Dunkles erwacht im Wald, als die Menschen aufhören den Geistern zu huldigen...Genau dieser Konflikt zwischen neuem und altem Glauben steht im Fokus des Romans.
Protagonistin ist Wasja, die jüngste Tochter von Pjotr Wladimirowitsch, einem Bojaren von Lesnaja Semlja, und seiner Frau Marina Iwanowna. Marina ist die Tochter einer mittlerweile verstorbenen adeligen Hexe aus Moskau und Wasja ist ihre einzige Tochter, die das Erbe ihrer Großmutter empfangen hat. Der Roman zeigt eine junge Frau, die einerseits die alten Traditionen vertritt, aber auch als selbstbewusste junge, wilde Frau auftritt, in einer Kultur, in der Frauen nichts zu vermelden haben und entweder heiraten oder ins Kloster gehen. Es war erfrischend und doch auch ein wenig traurig die selbstbewusste Wasja so deplatziert zu sehen.
Katherine Arden hat eine schöne Erzählung geschaffen und eine spannende Geschichte geschrieben. Zwischenzeitlich fiel es mir etwas schwer mit den Charakteren mitzufühlen, da durch die distanzierte Erzählweise teilweise die Verbindung zu den Charakteren ausblieb, weshalb ich dem Roman 4 von 5 Sternen gebe.