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Veröffentlicht am 24.01.2018

Kein gewöhnlicher Fitzek - leider enttäuschend.

AchtNacht
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Inhalt:
Es ist der 8.8., acht Uhr acht und die Jagd wurde gerade eröffnet. Noch ahnt Benjamin Rühmann nicht, dass ausgerechnet sein Name Teil eines ausgeklügelten Experiments ist, bei dem es um Leben und ...

Inhalt:
Es ist der 8.8., acht Uhr acht und die Jagd wurde gerade eröffnet. Noch ahnt Benjamin Rühmann nicht, dass ausgerechnet sein Name Teil eines ausgeklügelten Experiments ist, bei dem es um Leben und Tod gehen wird. Eine Todeslotterie, mit Gejagten, mit Jägern und einem enormen Geldpreis für denjenigen, der einen der beiden Gejagten innerhalb von zwölf Stunden nach Beginn der sog. AchtNacht umbringt. Als Ben, gefeuerter Musiker, geschieden und Vater einer im Rollstuhl sitzenden Tochter, endlich realisiert wie es um ihn steht, bricht die Hölle los und eine Hetzjagd durch Berlin beginnt - bei der weitaus mehr auf dem Spiel steht, als ein Leben...

Meinung:
Sie schießt wie ein Pfeil hinauf, sie fällt wie ein Stein hinab: Die Fitzek-Achterbahn. Die Fahrt, auf der ich mich schon eine ganze Weile befinde und bei der ich nie weiß, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet. Schießt die Bahn mit Getöse dem Himmel entgegen? Macht Schrauben? Macht Loopings? Oder rollt sie hinab, ihrem Ende, dem Ausstieg entgegen und kommt jäh zum Stehen? In letzter Zeit weiß ich nie so genau, was mich hinter dem Buchdeckel eines Fitzeks erwartet. Noch vor ein paar Jahren habe ich mit viel Freude jedes Buch des Autors verschlungen und geliebt, mittlerweile jedoch stehe ich seinen Werken mit gemischten Gefühlen entgegen, welche durch mein kürzliches Leseerlebnis mit "AchtNacht" nochmals bestätigt wurden.

An Ideen scheint es Sebastian Fitzek nie zu mangeln - dies sticht besonders ins Auge, wenn man sieht in welchem Rhythmus es seine Werke auf den Markt bringt. Dabei sind seine Ideen weder abgedroschen noch folgen sie einem gewissen Muster, ganz im Gegenteil: sie sind immer sehr originell, faszinieren und überraschen. Gerade aus diesem Grund schaffen es seine Bücher regelmäßig auf meinen Wunschzettel. Warum bin ich dann trotzdem so häufig ernüchtert? Ganz einfach: vor allem in den letzten Werken des deutschen Thrillerautors, scheitern die großartigen Grundideen meist an ihrer Umsetzung, die immer ein Stück zu konstruiert ist - so auch bei AchtNacht.

Zwar hat sich Herr Fitzek die Grundidee diesmal nicht selbst ausgedacht, - er wurde von dem Film "The Purge" inspiriert - trotzdem war ich, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, sofort Feuer und Flamme für die Geschichte.

Psychologisch gesehen eine sehr spannende Idee, mit der ich mich während des Lesens immer wieder auseinandergesetzt habe, indem ich mich selbst gefragt habe: Was würde passieren wenn...? In dem Thriller geht es um eine Todeslotterie, bei der man sich online registrieren kann. Man meldet sich hier entweder als Jäger an oder aber man nominiert eine verhasste Person für die Lotterie, die, sollte ihr Name am 8.8., um acht Uhr acht gezogen werden, dann für zwölf Stunden lang vogelfrei ist und von allen angemeldeten Jägern gejagt werden kann. Derjenige, der dann eins der beiden Opfer tötet, hat die einmalige Chance eine Gewinnsumme im Millionenbereich abzustauben. Klingt gruselig? Ist es auch. Denn selbst wenn es dem Werk an einer gelungenen Umsetzung der Grundidee mangelt, so schwimmt das Grauen einer solchen AchtNacht doch ständig im Kopf des Lesers mit und konfrontiert ihn mit der Frage, wie er selbst während eines solchen Szenario reagieren und handeln würde.

Diese Frage kann aber leider nur die Idee aufwerfen und nicht der Protagonist, der eigentlich ein Spiegel der Handlung und den Konflikt weiter verstärken sollte. Warum Ben als Hauptfigur dies nicht gelingt? Weil er als Figur nicht zu Ende gedacht wurde, die Sympathien des Lesers häufig verspielt, unlogisch handelt und trotz allem letztlich sehr blass bleibt. Er ist keine Figur, mit der man gerne auf der Flucht vor hunderten Mördern ist. Er ist nicht die Figur, bei der man hofft und bangt, dass sie doch überleben soll. Nein, Benjamin Rühmann ist einfach nur irgendeine Figur in der Geschichte - so kommt es einem zumindest vor. Selbst die zwei, nennen wir sie einmal Oberbösewichte der Geschichte, hatten mehr Konturen, mehr Facetten und waren dem Leser um einiges zugänglicher, als der Star des Werkes. Ihre Gefühle konnte man im Vergleich zu denen von Ben nachvollziehen, wodurch die Kapitel mit ihnen - auch wenn, oder gerade weil ihre Denkweise gestört und grausam ist - einfach mehr Spaß gemacht haben. So sollte es aber eigentlich nicht sein. Man sollte als Leser nicht das Bedürfnis verspüren, die Abschnitte des Protagonisten lediglich zu überfliegen, damit man möglichst schnell zu den Kapiteln der Nebenfiguren kommt. Die Hauptfigur sollte der Dreh- und Angelpunkt einer solchen Geschichte sein und den Leser, auf welche Weise auch immer, ansprechen - Ben tut dies leider auf keinste Weise und das führt dazu, dass AchtNacht einen großen Batzen an Charme einbüßt.

Weiteren Charme verliert es dann noch, weil die Handlung an sich viel zu wirr, viel zu konstruiert und gewollt wirkt. Statt diese sehr spannende Grundidee nach dem 1:1-Schema umzusetzen, hat der Autor sich zahlreiche weitere Abzweigungen und Seitenstraßen ausgedacht, die hier einfach ein Ticken zu viel sind und den Plot viel zu sehr überladen. So treffen manche Figuren im Verlauf des Buches sehr unlogische Entscheidungen oder handeln wider ihres bisherig beschriebenen Charakters. Und auch das Ende des Werkes - keine Angst, ich werde hier nicht spoilern - wirkt erzwungen und passt nicht in die Geschichte, weshalb es die Story letztlich auch nicht retten kann und somit einfach keinen Spaß macht.

Fazit
"Yay" oder "Nay"? Was heißt es für mich demnächst in der Fitzek-Achterbahn? Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass die Fahrt mit AchtNacht allenfalls als bescheiden gelten kann. Zwar besticht das Werk in alter Fitzek-Manier mit einer spannenden und grausigen Grundidee, kann diese aber nicht stringent und mitreißend genug umsetzen. Stattdessen wirkt der Hauptcharakter durchweg blass, die Handlung wirr und das Ende konstruiert. Trotzdem werde ich wohl auch in Zukunft immer wieder Schlange stehen, um eine Runde in der Fitzek-Achterbahn zu drehen, auch wenn ich nicht weiß, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet, denn ich bin ganz sicher, irgendwann folgt wieder Looping, um Looping, um Looping - das muss einfach passieren, bei solch spannenden und originellen Ideen, wie Herr Fitzek sie immer wieder hat.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Dieses Buch ersetzt eine Tafel Schokolade und macht glücklich

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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nhalt:
Isabelle, von allen nur Isa genannt, liebt die Routine, liebt das Altbekannte. Jeden Mittag, immer zur gleichen Zeit, verlässt sie den Blumenladen, in dem sie als Floristin arbeitet, wechselt die ...

nhalt:
Isabelle, von allen nur Isa genannt, liebt die Routine, liebt das Altbekannte. Jeden Mittag, immer zur gleichen Zeit, verlässt sie den Blumenladen, in dem sie als Floristin arbeitet, wechselt die Straßenseite und bestellt sich eine vietnamesische Nudelsuppe bei Mr. Lee. Als dieser jedoch eines Tages Pleite geht und an seiner ein neumodisches Restaurant eröffnet, steht die Welt von Isa Kopf. Zu allem Überfluss ist der neue Chefkoch und Inhaber Jens nicht dazu bereit, die gewünschte Nudelsuppe von Isa auf die Speisekarte aufzunehmen. Als dann auch noch Jens jüngere und chaotische Schwester in Isas Leben stolpert, ist das Chaos perfekt. Und während Isabelle noch versucht ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu führen, merkt sie nicht, dass das Chaos das langersehnte Glück im Gepäck hat, nach dem sie schon so lange gesucht hat.

Meinung:
Habt ihr Lust auf ein paar schokoladene Glücksgefühle, aber gerade keine Schokolade im Haus? Dann versucht es doch mal mit einem Werk von Petra Hülsmann, vielleicht mit "Glück ist, wenn man trotzdem liebt". Es sorgt nicht nur für ein wohlig warmes Gefühl rund um die Herzgegend, sondern hat zudem Null Kalorien.

Petra Hülsmann, dieser Name hat im letzten Jahr häufig meinen Weg gekreuzt und trotz allem habe ich es erst jetzt geschafft zwischen ihre Romanseiten zu schlüpfen. Zugleich eine gute, wie eine schlechte Entscheidung. Eine schlechte Entscheidung, weil ich es bereue, dass ich erst jetzt ihre Werke für mich entdecken konnte. Eine gute Entscheidung, weil ich noch drei weitere Schmöker von ihr entdecken kann - auf die ich schon unglaublich gespannt bin. In "Glück ist, wenn man trotzdem liebt", steckt ganz viel Liebe, steckt in jedem Wort das Glück. Man könnte also behaupten, dass dieses Buch eine Tafel Schokolade ersetzt.

Die Geschichte um Isa und Jens ist nicht neu, schlägt keine neuen Wellen und verläuft nach einem gewissen Konzept, das man bei romantischen Komödien erwartet. Trotzdem schafft es Petra Hülsmann den Leser ganz abzuholen, zu begeistern, mitzunehmen auf eine sehr unterhaltsame Reise.

Was dieses Werk auszeichnet sind die Charaktere, die sehr liebevoll ausgearbeitet wurden und gerade deshalb einfach Spaß machen. Um mit Isa als Figur warm zu werden braucht es ein paar Seiten, denn die junge Floristin ist in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen und lebt strikt nach festgesetzten Regeln und Routinen. Sobald jedoch Chefkoch Jens und seine schrullige und chaotische Schwester in Isabelles Leben stolpern, verändert sich ihr Charakter Stück für Stück, so dass man als Leser anfängliche Sympathie-Schwierigkeiten vergisst und sich nur allzu gerne zusammen mit Isa ins geordnete Chaos stürzt. So fasst man mit Isa zusammen Mut neue Wege zu gehen, ein Schokoladen-Malheur zu probieren und sich auf die Suche nach der großen Liebe zu begeben.

Dass diese neuen Wege einige Katastrophen und peinliche Pannen parat halten, steht bei solchem einem Werk außer Frage. Die Autorin schafft es jedoch, dass die Geschichte an keiner Stelle erzwungen oder gewollt wirkt, stattdessen strahlt jede Szene eine gewisse Leichtigkeit aus. Eine Leichtigkeit, die ebenfalls dafür sorgt, dass man als Leser voll und ganz mit dem Inhalt verschmilzt und seine Umgebung vergisst. Die Seiten fliegen nur so dahin. Man lacht. Man schmunzelt. Man drückt Isa die Daumen. Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Man schmeckt das Schokoladen-Malheur von Jens auf seiner Zunge. Man atmet erleichtert auf. Kurz: Man wird durch den Schreibstil von Petra Hülsmann ganz hinter die Seiten katapultiert, fühlt was Isa fühlt und begleitet sie auf einer abenteuerlichen Reise.

So ist dieser Roman, wenn auch von Vorneherein etwas vorhersehbar, an keiner Stelle langweilig und sorgt stetig für Überraschungen und letztlich zu einem wohlig warmen Leseerlebnis.

Fazit:
Petra Hülsmann, diesen Namen sollte man sich merken falls zu Hause mal ein Schokoladen-Notstand herrscht, denn eines ihrer Werke ersetzt getrost eine Tafel Schokolade - zumindest was den Glücksgefühle-Pegel angeht. Liebevoll ausgearbeitete Figuren, sowie ein lockerer, leichter und amüsanter Schreibstil sorgen beim Leser rundum für ein Wohlfühlen Gefühl. Obwohl das Werk dem Schema typischer romantischer Komödien folgt, schmälert dies in keinster Weise das Leseerlebnis. Ganz im Gegenteil: Bis zur letzten Seite fiebert man mit, hofft und bangt, dass Isa ihr Happy End bekommt, das sie mehr als verdient hat. Kurzum: "Glück ist, wenn man trotzdem liebt", macht einfach Spaß und sollte unbedingt auf eurer Leseliste landen.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Eine abenteuerliche Geschichte über raffinierte Diebe, berüchtigte Kidnapper & unverhohlene Elstern

Wolkenschloss
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Inhalt:
Fanny Funke, 17 Jahre, aus Achim bei Bremen, macht ein Jahrespraktikum hoch über den Schweizer Wolken, im Wolkenschloss. Schon nach ihren ersten Tagen, hinter dem doch schon etwas alten Gemäuer, ...

Inhalt:
Fanny Funke, 17 Jahre, aus Achim bei Bremen, macht ein Jahrespraktikum hoch über den Schweizer Wolken, im Wolkenschloss. Schon nach ihren ersten Tagen, hinter dem doch schon etwas alten Gemäuer, steht für sie fest: Das Wolkenschloss hat nicht nur Charakter und Charme, sondern ist ein magischer Ort, den es zu lieben lohnt. Denn das Wolkenschloss ist nicht nur ein Hotel, es ist ein Zuhause für die bereits jahrelang dort angestellten Bediensteten, es ist Zufluchtsort für die verbotene Katze und über Weihnachten und Silvester auch Aufenthaltsort zahlreicher Berühmtheiten, die zwecks des traumhaften Winterballs aus aller Welt anreisen und dem alten Gemäuer Leben einhauchen. Kein Wunder also, dass es gerade zu dieser Zeit zu zahlreichen fragwürdigen, magischen und überraschenden Ereignissen kommt, die Fanny Funke ganz schön auf Trab halten, wie beispielsweise der gutaussehende Tristan Brown, der nachts an Fassaden hochklettert, die Oligarchin, die über Silvester einen der wertvollsten Schätze der Welt erwartet oder ein Thrillerautor, der mit der ein oder anderen These ganz schön für Furore sorgt.

Meinung:
Erst vor wenigen Stunden habe ich im Wolkenschloss ausgecheckt und schon jetzt vermisse ich seine heimische Atmosphäre, seine aufregenden Abenteuer und seine bis ins kleinste Detail liebevoll gestalteten Buchfiguren sehr. Fanny Funke bei ihrem Jahrespraktikum, ferner über die weihnachtlichen Festtage zu begleiten, hat mir unglaublich viel Freude bereitet, denn Fanny Funke ist ein Buchcharakter, der einfach Spaß macht - was erneut dem gierschen Humor zu verdanken ist. Wie nicht anders von der Autorin gewohnt, erwarten den Leser hinter den Buchseiten, hinter der alten Fassade des Schweizer Berghotels, liebevolle Ideen, lustige Szenen und unterhaltsame Figuren.

So bekommt es Fanny Funke nicht nur mit gemeinen Zimmermädchen zu tun, sondern ebenso mit einem verzogenen Millionärssöhnchen, einem charmant und unverschämt gutaussehendem Fassadenkletterer und dem berühmt berüchtigtem Hotel-Kidnapper. Neben ihrer Beschäftigung als Kindermädchen hat Fanny demnach alle Hände voll zu tun. Wie gut, dass ihr der Hotelierssohn Ben, die Seele des Hotels, der Concierge Rocher und die streng verbotene Katze, sowie sieben Berg-Dohlen zur Seite stehen alle Rätsel und Geheimnisse rund um das Hotel und seine Bewohner zu lüften.

Zwar tut sich die Geschichte an einigen Stellen schwer und entwickelt sich generell etwas unstet, passt aber von den Figuren, dem Humor und der Grundidee ins giersche Schema, weshalb man als Leser an der ein oder anderen Stelle gerne mal ein Auge zudrückt. Besonders angesichts der Tatsache, dass Frau Gier die Atmosphäre der Geschichte so unglaublich gut gelungen ist. Unter ihren Buchstaben wird das Wolkenschloss mit all seinen Gerüchen, Geheimecken und Bewohnern vor den Leseraugen real und alsbald findet man sich hinter der Rezeption wieder, einen schweren, eisernen Zimmerschlüssel zwischen den Fingern und fährt im klapprigen Aufzug hoch in sein Zimmer, durch dessen Fensterscheibe man auf eine verschneite und wunderbar romantische Schneelandschaft blickt.

Fazit:
Kurzum: Trotz einiger Schwächen in der Handlung, ist "Wolkenschloss" von Kerstin Gier, ein wunderbarer Roman, der dank seiner unverwechselbaren Atmosphäre, in welcher sich der Leser schon nach den ersten Seiten ganz heimisch fühlt, seinen skurrilen Figuren und all seiner verrückten und charmanten Details, ein absolutes Wohlfühlbuch, ganz nach gierscher Art und Humor.