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Veröffentlicht am 29.11.2019

Cold Case

Wisting und der Tag der Vermissten
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„Wisting und der Tag der Vermissten“ ist der erste Teil einer Reihe des Autors Jorn Lier Horst.
Jedes Jahr am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen trifft sich Kommissar Wisting mit dem Ehemann ...

„Wisting und der Tag der Vermissten“ ist der erste Teil einer Reihe des Autors Jorn Lier Horst.
Jedes Jahr am Jahrestag des Verschwindens von Katharina Haugen trifft sich Kommissar Wisting mit dem Ehemann der Verschwundenen, Martin Haugen. Dies geht nun schon seit 24 Jahren so. Jedes Mal greift er erneut zu den Fallakten, in der Hoffnung, dort etwas Neues zu finden und den Fall endlich aufzuklären. Doch dieses Jahr erscheint Martin nicht zu ihrem Treffen. Er scheint spurlos verschwunden zu sein. Zum gleichen Zeitpunkt trifft der Sonderermittler Adrian Stiller ein. Er ermittelt gegen Martin Haugen als Hauptverdächtigen in einem anderen Vermisstenfall. Und Wisting soll ihm dabei helfen.

Dieser Krimi überzeugt eher auf die leise und unaufgeregte Art. Wisting ist verwitwet, hat zwei erwachsene Kinder und ist sogar schon Großvater. Seine Tochter Line ist Journalistin und genauso clever, wie ihr Vater. Man darf nicht den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Durch seine Erfahrung ist er ein ausgezeichneter Ermittler, der auf seine Art Adrian Stiller weit überlegen ist. Ich finde ihn sehr sympathisch und überzeugend. Seine Hartnäckigkeit in diesem Fall ist bewundernswert. Erfreulicherweise ist er keiner dieser gebrochenen Polizisten, die einen riesigen Packen psychischen Ballast mit sich herumschleppen.
Der Fokus liegt hier nicht auf vordergründiger Action und Gewalt, sondern allein auf dem Spiel der Charaktere. Trotz der lang zurückliegenden Verbrechen gibt es keine Rückblenden und keinen Wissensvorsprung des Lesers. Das fehlt aber auch nicht. Man muss sich dem langsamen Tempo anpassen und Schritt für Schritt die Puzzleteilchen aufdecken und miträtseln. Der Autor hält die Spannungskurve bis zur Auflösung oben, obwohl sich gegen Ende schon etwas erahnen lässt.
Dieser Krimi hebt sich durch seine ruhige und doch fesselnde Art von vielen anderen ab. Wer diesen Ansatz mag, dem würde ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 27.11.2019

Blick in den Abgrund

Der Mensch ist böse
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Nichts ist grausamer als die Realität. Das zeigt auch das Buch von Julian Hannes eindrucksvoll.
Anhand von dreizehn wahren Kriminalgeschichten zeigt der Autor, dass das Böse nicht abstrakt, sondern meist ...

Nichts ist grausamer als die Realität. Das zeigt auch das Buch von Julian Hannes eindrucksvoll.
Anhand von dreizehn wahren Kriminalgeschichten zeigt der Autor, dass das Böse nicht abstrakt, sondern meist in unmittelbarer Nachbarschaft existiert. Der Fokus liegt nicht unbedingt auf der Tat an sich, sondern Julian Hannes versucht, die Motive der Täter und das Vorgehen der Ermittler zu hinterfragen.
Alle vorgestellten Fälle sind aktuell zum größten Teil noch nicht aufgeklärt. Das macht sie umso beklemmender. Die Bandbreite der Fälle reicht von historischen Verbrechen bis zum bekanntesten aktuellen Fall in Deutschland.
Der Autor hat definitiv sehr gut recherchiert. Die Fälle werden von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Auch wenn Julian Hannes seine persönliche Meinung mit einfließen lässt, gibt es keine pauschalen Verurteilungen irgendeiner Seite. Der Leser kann sich sein eigenes Urteil bilden, was oft gar nicht so einfach ist. Denn wie die Fälle zeigen, gibt es nicht unbedingt immer nur schwarz und weiß, sondern jede Menge Grautöne. Auch wenn der Autor natürlich seine eigene Position hat, geht er trotzdem mit allen Beteiligten respektvoll und sensibel um. Dass hier niemand reißerisch in eine Ecke gedrängt wird, finde ich sehr positiv.
Zu Wort kommt als Experte auch der Kriminal- und Geheimdienstanalyst Mark T. Hofmann, der zu jedem vorgestellten Kriminalfall in einem Interview seine professionelle Meinung erläutert. Außerdem werden viele oft falsch verwendete Begriffe, wie z. B. Psychopath oder Stalking, exakter erläutert.
Der Schreibstil liest sich sehr gut. Die Fälle sind übersichtlich und verständlich aufbereitet und trotzdem fesselnd geschildert. True Crime ist immer ein schwieriges Thema, bei dem viel schief gehen kann. In diesem Buch wurde es sehr gut umgesetzt, obwohl keine wirklich neuen Erkenntnisse geliefert werden.
Ein gelungenes und spannendes Buch, das ich gern weiterempfehlen kann!

Veröffentlicht am 26.11.2019

Farben der Liebe

Keeping Faith – Farben der Liebe
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Nicht nur wegen des hübschen Covers sollte man unbedingt zu diesem gelungenen Debüt von Rebekka Wedekind greifen.
Der junge Assistenzarzt Ben genießt sein Singleleben und hat keine Probleme, Frauen kennenzulernen. ...

Nicht nur wegen des hübschen Covers sollte man unbedingt zu diesem gelungenen Debüt von Rebekka Wedekind greifen.
Der junge Assistenzarzt Ben genießt sein Singleleben und hat keine Probleme, Frauen kennenzulernen. Er hat überhaupt kein Interesse an einer festen Beziehung und spielt seinen weiblichen Bekanntschaften auch nichts vor. Als nebenan die attraktive Hobbymalerin Faith einzieht, weckt sie sofort sein Interesse. Aber egal, was Ben auch versucht, sie scheint gegen seinen Charme absolut immun zu sein. Da er Abfuhren nicht gewohnt ist, wird sein Ehrgeiz geweckt und er versucht hartnäckig, sie von sich zu überzeugen. Ohne dass er es selbst bemerkt, wird ihm Faith mit der Zeit wichtiger als eigentlich geplant.

Herzensbrecher Ben ist vielleicht nicht auf den ersten Blick ein Sympathieträger, aber im Laufe der Geschichte wächst er einem immer mehr ans Herz. Im Grunde ist er ein liebenswerter Kerl und Familienmensch, der eben noch nicht die Richtige gefunden hat. Faith weckt ausgerechnet mit ihrem abweisenden und widersprüchlichen Verhalten sein Interesse. Je mehr er sich anstrengen muss, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, desto mehr schleicht sie sich heimlich in sein Herz.
Faith lässt die Hartnäckigkeit von Ben nicht kalt, aber sie kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Wie Ben will sie sich nicht auf eine feste Beziehung einlassen. Die Entwicklung der Beziehung und die Annäherung der beiden Protagonisten sind im Buch sehr schön beschrieben. Die Konflikte und Emotionen werden von der Autorin realistisch und nachvollziehbar dargestellt.
Rebekka Wedekind hat mit diesem Roman ein tolles Debüt abgeliefert. Der Schreibstil liest sich sehr gut. Die Hauptcharaktere und auch die Nebenfiguren wirken authentisch, so dass man mit ihnen mitfühlen kann.
Die Mischung aus romantischen, dramatischen, humorvollen und auch tragischen Momenten ist richtig gut gelungen. Von mir gibt es für dieses Buch sehr gern eine Leseempfehlung und 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 24.11.2019

Ins Glück entführt

Erobert von einem Highlander
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„Erobert von einem Highlander“ von Margaret Mallory ist ein gelungener historischer Liebesroman, den ich sehr gern gelesen habe und auf jeden Fall weiterempfehlen würde.
Lady Margaret Douglas wird von ...

„Erobert von einem Highlander“ von Margaret Mallory ist ein gelungener historischer Liebesroman, den ich sehr gern gelesen habe und auf jeden Fall weiterempfehlen würde.
Lady Margaret Douglas wird von ihrem brutalen Ehemann verstoßen, als sie ihm auch nach sieben Jahren Ehe keinen Nachkommen geschenkt hat. Sie ist froh, endlich ihre Freiheit zu haben und schwört, nie wieder zu heiraten. Aber ihre machthungrigen Brüder haben andere Pläne und so soll Margaret erneut vorteilhaft verheiratet werden. Als sie vom schottischen Hofe flieht, trifft sie auf den Highlander Finn, der den Auftrag hat, sie zu entführen. Dass kommt Margaret ganz gelegen und so begleitet sie ihren attraktiven Entführer freiwillig.

Das Buch startet mit einer schockierenden Szene, die aber die Situation und die späteren Beweggründe für Margarets Handeln stark verdeutlicht. Margaret will nie wieder in eine solche Lage geraten, obwohl ihr Entschluss von Finn immer mehr ins Wanken gebracht wird. Als Frau hat Margaret keine Chance gegen die Pläne ihrer Brüder. Die Flucht mit Finn, auch wenn er denkt, er würde sie entführen, ist ihre einzige Möglichkeit.
Finn hat aufgrund seiner familiären Position ebenfalls nicht viele Möglichkeiten. Auch er möchte sich nicht an eine Frau binden, wenn auch aus anderen Gründen. Es ist natürlich vorhersehbar, dass beide ihre Meinung im Laufe der Zeit ändern werden, aber die Handlung enthält trotzdem einige Überraschungen, die es bis zum Ende spannend bleiben lassen.
Der Schreibstil der Autorin liest sich sehr gut. Die historischen Hintergründe lässt sie gekonnt in die Geschichte einfließen und die Charaktere sind ihr sehr gut gelungen. Sowohl die Entwicklung von Finn, als auch die von Margaret, sind glaubwürdig und nachvollziehbar. Die Emotionen der Figuren kann man förmlich mitfühlen.
Einen klitzekleinen Kritikpunkt hätte ich beim Cover, das nicht ganz mit der Beschreibung Finns im Buch übereinstimmt.
Ansonsten habe ich das Buch quasi verschlungen und kann deshalb nur volle Punktzahl geben!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Bewegende Lovestory

Alles oder nichts
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„Alles oder nichts“ ist der gelungene dritte Band der Only-One-Night-Reihe von Simona Ahrnstedt.
Ambra ist Journalistin und muss eher widerwillig auf Anweisung ihrer Chefin für eine Story nach Kiruna reisen. ...

„Alles oder nichts“ ist der gelungene dritte Band der Only-One-Night-Reihe von Simona Ahrnstedt.
Ambra ist Journalistin und muss eher widerwillig auf Anweisung ihrer Chefin für eine Story nach Kiruna reisen. In Kiruna lebte sie als Kind für etwa ein Jahr bei einer Pflegefamilie, die sie schwer misshandelt hat. Nie wieder wollte sie zurückkehren. Hier trifft sie auf Tom, einen ehemaligen Elite-Soldaten, der nach einem schweren Trauma zurück ins Leben finden muss. Irgendwie werden die beiden einsamen Seelen magisch voneinander angezogen. Und obwohl sie beide dagegen ankämpfen, kommen sie doch nicht voneinander los. Aber können sie wirklich die Vergangenheit hinter sich lassen?

Die Bücher von Simona Ahrnstedt sind eher ungewöhnlich in diesem Genre. Sie erzählt sehr komplexe Geschichten, die nicht den typischen Klischees entsprechen. Die Charaktere bekommen jede Menge Raum, um sich zu entwickeln. Dadurch lernt man die Figuren sehr gut kennen und kann sich in ihre Gefühle und Emotionen hineinversetzen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Protagonisten endlich näher kommen. Aber die Entwicklung wirkt dadurch glaubwürdiger und authentischer.
Die Hauptfiguren sind keine Sympathieträger auf den ersten Blick. Sie tragen beide ihr Trauma mit sich herum und haben unterschiedliche Verarbeitungsstrategien entwickelt. Erst gemeinsam gelingt es ihnen, sich langsam wieder zu öffnen. Manchmal will man sie am liebsten an die Hand nehmen, damit sie sich nicht weiter selbst im Weg stehen. Im Laufe der Geschichte wachsen sie einem definitiv ans Herz. Die Rahmenhandlungen laufen bei beiden Figuren parallel und sind ziemlich düster. Auch das ist eher untypisch in diesem Genre.
Mir gefällt der Schreibstil von Simona Ahrnstedt, gerade weil er sich von anderen Büchern abhebt. Das Buch ist zwar Teil einer Trilogie, aber man kann es auch unabhängig davon lesen. Für Kenner der Reihe gibt es ein Wiedersehen mit den bekannten Charakteren aus den ersten beiden Bänden.
Von mir bekommt dieses Buch sehr gern eine Leseempfehlung und volle Punktzahl!