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Veröffentlicht am 29.05.2018

Claudio und Cecilia

Nach dem Winter
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Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Claudio und Cecilia, die beide Probleme haben zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
Claudio lebt als Exil-Kubaner in New York. Er legt sehr ...

Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Claudio und Cecilia, die beide Probleme haben zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
Claudio lebt als Exil-Kubaner in New York. Er legt sehr strenge Maßstäbe an seine Mitmenschen an und daher reduzieren sich seine Sozialkontakte auf ein Minimum. Cecilia ist Mexikanerin und für ihr Studium nach Paris gezogen. Sie ist ebenfalls eine Einzelgängerin, die eher in ihrer eigenen Welt lebt. Über eine gemeinsame Freundin lernen sich Claudio und Cecilia kennen. Während Claudio sofort eine obsessive Verliebtheit entwickelt, ist Cecilia zurückhaltender. Trotzdem lässt sie sich auf ihn ein und besucht ihn in New York.
Die beiden Hauptcharaktere werden in den Kapiteln abwechselnd betrachtet. Dabei sind auch die verschiedenen Perspektiven zu den gleichen Ereignissen hochinteressant. Claudio ist total auf sich bezogen und meiner Meinung nach zu keiner Empathie fähig. Sein Kosmos kreist ausschließlich um sich selbst und seine persönlichen Wertvorstellungen. Cecilia erkennt früh, dass er sie idealisiert. Sie lässt sich nur auf ihn ein, weil ihr ihr Freund Tom fehlt.
Die Autorin zeigt die Zerrissenheit ihrer Figuren sehr gut. Hauptthemen des Romans sind Verlust, Trauer und Depression. Die Beschreibung passt nicht wirklich zur Geschichte, denn die kurze Romanze zwischen Claudio und Cecilia nimmt einen vergleichsweise kleinen Teil des Buches ein und hat, meiner Meinung nach, auch keinen wirklich tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Figuren.
Der Roman ist sicher keine leichte Lektüre, aber auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Backen für alle Gelegenheiten

Das große Jahreszeiten-Backbuch
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Das große Jahreszeiten-Backbuch von Lena Fuchs bietet für jeden Geschmack das Richtige.
Die Rezepte sind, wie der Titel schon sagt, nach den vier Jahreszeiten geordnet. Dadurch wird viel mit saisonalen ...

Das große Jahreszeiten-Backbuch von Lena Fuchs bietet für jeden Geschmack das Richtige.
Die Rezepte sind, wie der Titel schon sagt, nach den vier Jahreszeiten geordnet. Dadurch wird viel mit saisonalen Zutaten gearbeitet, was mir sehr gefallen hat. Man ist aber nicht zwingend an diese Einteilung gebunden. Das Rezeptregister unterteilt zusätzlich noch nach Zutaten oder Kategorien (z.B. für Kinder, schnell & einfach etc.). Das macht die Suche nach dem passenden Rezept sehr einfach.
Es gibt nicht nur süße Bäckereien, sondern auch jede Menge herzhafte Rezepte. Es ist für jeden Anlass etwas dabei.
Die Aufmachung des Backbuches ist sehr ansprechend. Mir gefallen besonders die wunderschönen Fotos und die farbliche Gestaltung des Buches. Die Rezepte und Zutaten sind übersichtlich angeordnet. Auch für Hobbybäcker sind die Anleitungen leicht verständlich und nachvollziehbar.
Unsere eigenen Backversuche reichten zwar noch nicht an die tollen Fotos heran, aber der Geschmack konnte alle voll überzeugen. Wir werden definitiv noch viel mehr aus diesem schönen Buch nachbacken.

Veröffentlicht am 24.05.2018

Rache des Paten

Der Pate von Glasgow
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DCI Jim Daley ist Chef des Polizeireviers vom kleinen Küstenort Kinloch. Er beginnt sich immer mehr einzuleben und auch seiner Frau scheint es hier gut zu gefallen. Umso mehr schockt es ihn, dass die Geister ...

DCI Jim Daley ist Chef des Polizeireviers vom kleinen Küstenort Kinloch. Er beginnt sich immer mehr einzuleben und auch seiner Frau scheint es hier gut zu gefallen. Umso mehr schockt es ihn, dass die Geister der Vergangenheit in seine langweilige, aber heile Welt einbrechen. Der Pate von Glasgow – James Machie – hatte ihm nach seiner Verurteilung Rache angedroht. Doch Machie wurde vor Jahren ermordet. Wie kann es sein, dass er plötzlich einen nach dem anderen seiner damaligen Verräter brutal ermordet und ganz offen auf den Überwachungsvideos posiert?
Es geht wirklich Schlag auf Schlag. Denzil Meyrick legt ein hohes Erzähltempo vor, dem man sich kaum entziehen kann. Die Spannung bleibt dadurch die ganze Zeit auf sehr hohem Niveau. Fast jeder verbirgt Geheimnisse und es gibt immer wieder spannende Wendungen. Daley ist eine sympathische Figur, mit dem man mitfiebert und auch mitleidet. Das schottische Flair kommt nicht zu kurz und die Eigenarten der „Eingeborenen“ runden die rasante Story ab.
Der Krimi lässt Luft für eine Fortsetzung, da noch nicht alle Geschichten zu Ende erzählt sind. Ich gebe eine klare Leseempfehlung und bin schon gespannt auf den nächsten Teil um DCI Daley.

Veröffentlicht am 24.05.2018

Wer ist hier das Monster?

Dweller
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Owen ist Tobys bester Freund – und Owen ist ein menschenfressendes Monster.
Als der achtjährige Toby zufällig das gruselige Monster im Wald entdeckt, ist er gleichzeitig zu Tode erschrocken und total fasziniert ...

Owen ist Tobys bester Freund – und Owen ist ein menschenfressendes Monster.
Als der achtjährige Toby zufällig das gruselige Monster im Wald entdeckt, ist er gleichzeitig zu Tode erschrocken und total fasziniert von der seltsamen Kreatur. Immer wieder zieht es ihn in den tiefen Wald hinein. Langsam entwickelt sich tatsächlich eine Freundschaft zwischen Toby und dem Monster, dem er den Namen Owen gegeben hat. Doch für diese Freundschaft muss Toby viel opfern.
Die Geschichte ist keine klassische Horrorgeschichte über ein unheimliches Monster. Man fragt sich eher im Laufe der Story, wer hier das wirkliche Monster ist. Vom harmlosen und liebenswerten Außenseiter entwickelt sich Toby zu einer zutiefst gestörten Persönlichkeit. Die wenigen hellen Phasen in seinem Leben torpediert er in selbstzerstörerischer Art und Weise nach einiger Zeit selbst. Schuld und Halt sucht er stets bei Owen. Der Leser begleitet Toby und Owen über ihr gesamtes Leben. Die Freundschaft der beiden wird immer intensiver und steht bald für beide über allem.
Mir gefiel der Schreib- und Erzählstil von Jeff Strand. Mich hat es nicht gestört, dass manche Jahre oder Lebensabschnitte mit einem Satz abgehandelt wurden, denn dieser sagte meist alles aus.
Meine Sympathien lagen eindeutig beim äußerlichen Monster Owen, denn das grausame in dieser Geschichte war das innere Monster Tobys.
Tragisch, spannend und mit schwarzem Humor gespickt – lesenswert!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Mystische Atmosphäre

Dornengrab
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Dornengrab entführt den Leser ins Jahr 1371 nach Worms. Der Fleischerssohn Hartmuth hat es in seinem Leben weit gebracht. Durch die Heirat mit der reichen Kaufmannstochter Margarete hat er finanziell ausgesorgt ...

Dornengrab entführt den Leser ins Jahr 1371 nach Worms. Der Fleischerssohn Hartmuth hat es in seinem Leben weit gebracht. Durch die Heirat mit der reichen Kaufmannstochter Margarete hat er finanziell ausgesorgt und könnte ein sorgenfreies Leben führen. Doch sein bequemes Leben gerät aus der Bahn, als Elsslin, seine heimliche Geliebte, schwanger wird und seiner Frau alles beichten will, wenn er nicht mit ihr durchbrennt. Hartmuth tut das einzige, was ihm in dieser Situation richtig erscheint – er tötet Elsslin und lässt ihre Leiche verschwinden. Warum findet er aber überall weiße Rosenblätter, früher einst die Zeichen ihrer Liebe. Ist Elsslin doch nicht tot?
Die Novelle wird aus der Perspektive von Hartmuth erzählt. Der Leser kann an all seinen finsteren und verzweifelten Gedanken teilhaben. Man spürt seine aufsteigende Panik förmlich mit, als würde man direkt in seinem Kopf stecken.
Der Schreibstil von Aikaterini Maria Schlösser ist wirklich außergewöhnlich. Die düstere und mystische Stimmung des Mittelalters nimmt einen sofort gefangen. Es kommt einem vor, als würde man sich selbst durch die stinkenden Straßen bewegen und durch den Dreck waten.
Die unheilvolle Atmosphäre baut sich bis zum Finale immer weiter auf und steigert die Spannung ins unermessliche.
Diese mystische Novelle ist absolut lesenswert! Eine klare Leseempfehlung!