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Veröffentlicht am 24.07.2018

Das ewige Eis

Das Eis
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Sean Cawson hat es geschafft. Vom Kinderheim hat er sich fast bis zum Ritterschlag hochgearbeitet. Er besitzt exklusive Privatclubs auf der ganzen Welt und ist ein gefragter und charismatischer Geschäftsmann. ...

Sean Cawson hat es geschafft. Vom Kinderheim hat er sich fast bis zum Ritterschlag hochgearbeitet. Er besitzt exklusive Privatclubs auf der ganzen Welt und ist ein gefragter und charismatischer Geschäftsmann. Vor Jahren verlor er seinen besten Freund und Geschäftspartner, den bekannten Umweltaktivisten Thomas Harding, beim Einsturz einer Eishöhle im Midgard Fjord. Er selbst überlebte das Unglück nur knapp. Bei der aufsehenerregenden Kalbung des Gletschers im Midgard Fjord wird Toms Leiche plötzlich wieder an die Oberfläche befördert. Es gibt eine erneute Ermittlung zu Toms Todesumständen, die Sean nervös werden lässt. Nicht nur, dass er sich alten Schuldgefühlen und den Anschuldigungen von Toms Exfreundin Ruth stellen muss, er ist auch nicht glücklich darüber, dass sein exklusiver Club Midgard Lodge auf Spitzbergen ins Visier von Ermittlungen gerät. Midgard Lodge ist weit mehr als ein edler Treffpunkt für internationale Geschäftsleute und Politiker. Wie viel mehr, ahnt noch nicht einmal Sean selbst.
Das Buch beginnt mit der beeindruckenden Schilderung der Kalbung des riesigen Gletschers. Die Autorin zeichnet mit ihren Worten atemberaubende Bilder von diesem phänomenalen Naturereignis. Doch nach diesem phantastischen Anfang fällt die Spannung etwas ab. Die Fokussierung auf Sean und seine Gefühlswelt hat einige Längen. Ab der Mitte des Buches und mit Beginn der Gerichtsverhandlung ziehen das Tempo und damit die Spannung wieder an. Das Finale entschädigt dann für alle Längen in der ersten Hälfte des Buches.
Sean ist ein vielschichtiger und interessanter Charakter, auf den die Autorin den absoluten Fokus legt. Neben ihm verblassen alle anderen Figuren.
Das Buch berührt wichtige aktuelle Themen zur Zerstörung der Arktis und der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur. Die fiktive Geschichte erscheint oft erschreckend realitätsnah, vor allem wenn finanzielle und politische Aspekte ganz selbstverständlich über den Umweltschutz gestellt werden.
„Das Eis“ ist ein spannender Polit- und Umweltthriller, der trotz kleiner Schwächen von mir eine Leseempfehlung bekommt.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Sommer in den Hamptons

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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Fliss hat gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Harriet einen florierenden Dog-Walking-Service in Manhattan aufgebaut. Als sie beim Besuch einer Tierklinik ihren Exmann Seth wiedertrifft, bekommt sie ...

Fliss hat gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Harriet einen florierenden Dog-Walking-Service in Manhattan aufgebaut. Als sie beim Besuch einer Tierklinik ihren Exmann Seth wiedertrifft, bekommt sie Panik. Mit achtzehn Jahren verband beide eine Kurzzeitehe, die in einer furchtbaren Trennung endete. Um Seth nicht über den Weg zu laufen, nimmt sie dankbar die Möglichkeit wahr, ein paar Wochen zu ihrer Großmutter in die Hamptons zu ziehen. Nach einem Unfall benötigt diese etwas Hilfe im Haus und mit ihrem Hund. Doch das Karma macht Fliss einen Strich durch die Rechnung, denn kurz nach ihrer Ankunft prallt sie direkt auf Seth, der in den Hamptons lebt. In ihrer Panik gibt sie sich als ihre Zwillingsschwester Harriet aus. Doch wird Seth darauf hereinfallen?
Mir hat bereits der erste Teil der Reihe um die drei Geschwister sehr gut gefallen. Dort drehte sich alles um Fliss großen Bruder Daniel. Daher sind mir einige Figuren schon gut bekannt. Aber dieser Teil kann auch völlig unabhängig gelesen werden und man benötigt keine Vorkenntnisse.
Der Schreibstil liest sich leicht und locker, wie ein Sommer in den Hamptons – oder wie man ihn sich vorstellt. Die Landschaftsbeschreibungen sind wirklich toll. Da bekommt man sofort Lust, selbst durch den Sand zu laufen. Sarah Morgan versteht es perfekt, dem Leser die sympathischen Charaktere näher zu bringen. Die Figuren wirken authentisch und glaubhaft in der Entwicklung, die sie durchmachen.
Diese Geschichte ist wundervoll romantisch mit ernsten Untertönen und einfach die perfekte Sommerunterhaltung.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Spannende Suche nach Vergeltung

Stille Feinde
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Isaiah Quintabe ist Privatdetektiv in Los Angeles. Er hat keine offizielle Lizenz und seine Klienten bestehen hauptsächlich aus den armen Bewohnern seines Viertels. Er löst Probleme für sie, denen sich ...

Isaiah Quintabe ist Privatdetektiv in Los Angeles. Er hat keine offizielle Lizenz und seine Klienten bestehen hauptsächlich aus den armen Bewohnern seines Viertels. Er löst Probleme für sie, denen sich sonst niemand annehmen würde und wird auch schon mal mit ein paar Hühnern bezahlt.
Als er zufällig auf das Autowrack von dem Wagen stößt, mit dem sein großer Bruder Marcus vor Jahren getötet wurde, bricht für ihn erneut die Welt zusammen. Anhand der Spuren erkennt Isaiah schnell, dass es kein Unfall gewesen sein kann, sondern ein kaltblütiger Mord. Isaiah weiß, dass er keine Ruhe finden wird, bis er den Mord gerächt hat. Er versucht, die letzten Tage von Marcus zu rekonstruieren und findet einige beunruhigende Spuren in Marcus Hinterlassenschaften.
Parallel dazu erhält er einen Auftrag von Marcus Freundin Sarita, deren kleine Halbschwester in Las Vegas in Schwierigkeiten geraten ist. Durch beide Ermittlungen landet Isaiah schnell zwischen den Fronten verfeindeter Gangs und gerät nicht nur einmal in tödliche Gefahr.
Der Thriller um den einsamen Wolf Isaiah Quintabe vom Autor Joe Ide ist hochspannend. Ich musste mich zwar in den Schreibstil etwas einlesen, aber dann ist man richtig gefangen im Sog der Geschichte. Isaiah ist ein tiefgründiger Charakter, der auf der einen Seite hochintelligent und überlegt handelt, aber auf der menschlichen und gefühlsmäßigen Seite manchmal total unbeholfen und naiv. Das macht ihn liebenswert und authentisch. Die Spannungskurve bleibt bis zur überraschenden Auflösung auf sehr hohem Niveau. Die Charaktere sind nicht nur plakativ Gut oder Böse, sondern werden auch mit ihren Schwächen dargestellt. Sie sind oft einfach die Opfer ihres Umfelds.
Joe Ide hat einen hervorragenden Thriller geschrieben, der die aufgeladene Atmosphäre in den ärmeren Vierteln von Los Angeles perfekt einfängt.
Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, noch mehr von Isaiah zu lesen.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Spannender Justizthriller

Zwischen Wahrheit und Lüge
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Jack Swyteck steht vor einem schwierigen Fall. Als er seinen alten Freund Keith und dessen Familie vom Flughafen abholen will, wird Keiths Frau Isabelle direkt nach der Ankunft von der Polizei wegen Mordverdachts ...

Jack Swyteck steht vor einem schwierigen Fall. Als er seinen alten Freund Keith und dessen Familie vom Flughafen abholen will, wird Keiths Frau Isabelle direkt nach der Ankunft von der Polizei wegen Mordverdachts abgeführt. Es handelt sich um einen zwölf Jahre zurückliegenden Fall, bei dem ein Student zu Tode gefoltert wurde. Isabell hatte ihn damals der Vergewaltigung bezichtigt.
Was zunächst wie der Irrtum einen übereifrigen Staatsanwältin aussieht, entpuppt sich schnell zu einem handfesten Verdacht gegen die junge Mutter. Doch anstatt Jack zu helfen, verstrickt sich Isabelle immer wieder in neue Widersprüche. Für Jack wird es immer schwieriger zu erkennen, was die Wahrheit ist und was nur eine abgewandelte Version der Wahrheit.
Dieser Justiz-Thriller ist sehr spannend geschrieben. Man merkt, dass der Autor vom Fach ist, denn er lässt gekonnt Informationen über das amerikanische Justizsystem einfließen, die mir als Leser sehr geholfen haben.
Der Schreibstil liest sich gut und ist trotz Fachbegriffen verständlich. Auch wenn man die Vorgängerteile nicht kennt, hat man keine Probleme der Handlung zu folgen. Die Spannungskurve bleibt bis zum Ende recht hoch, da der Leser bis zur Auflösung im Unklaren bleibt, was nun tatsächlich passiert ist.
Mir hat der Thriller um den Anwalt Jack Swyteck sehr gut gefallen und ich könnte mir auch vorstellen, weitere Teile zu lesen.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Geister der Vergangenheit

Der Kreidemann
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Gezeichnete Kreidemännchen führen den zwölfjährigen Eddie und seine Freunde in den Wald zu einer versteckten Mädchenleiche. Bei dem Mädchen handelt es sich um die heimliche Freundin ihres neuen Lehrers ...

Gezeichnete Kreidemännchen führen den zwölfjährigen Eddie und seine Freunde in den Wald zu einer versteckten Mädchenleiche. Bei dem Mädchen handelt es sich um die heimliche Freundin ihres neuen Lehrers Mr. Halloran. Er brachte Eddie einst die Geheimsprache der Kreidemännchen näher. Natürlich wird Mr. Halloran sofort zum Hauptverdächtigen. Doch ist er tatsächlich der Kreidemann? Eddie kann und will es nicht glauben.
Dreißig Jahre später erhält Eddie einen verstörenden Brief aus der Vergangenheit. Und plötzlich tauchen auch die geheimnisvollen Kreidemännchen wieder auf. Ist der Kreidemann von damals wieder auf der Jagd und jetzt hinter Eddie her? Gemeinsam mit seinen damaligen Freunden versucht Eddie die Wahrheit herauszufinden und die Geister der Vergangenheit zu besiegen.
C. J. Tudor hat einen außergewöhnlichen Schreibstil, der den Leser nur so durch das Buch rauschen lässt. Die Vergleiche zu Stephen King sind tatsächlich nicht weit hergeholt. Allerdings fehlt noch die psychologische Tiefe, die beim Meister des Horrors einfach viel ausgeprägter ist. Dafür müsste das Buch eindeutig viel länger sein.
Die Geschichte spielt auf den Zeitebenen 1986 und 2016. Der Autorin gelingt es sehr gut, aus der Perspektive eines pubertierenden Zwölfjährigen zu schreiben. Die Erlebnisse von Eddie und seinen Freunden in diesem Sommer wirken authentisch. Der spätere Sprung zum erwachsenen und abgeklärten Eddie ist deutlich sichtbar. Tief in ihm erkennt man immer noch die Züge des jüngeren Ichs – nur mit den persönlichen Erfahrungen und Tiefschlägen der letzten dreißig Jahre. Der Fokus der Erzählung liegt eindeutig auf den Charakteren. Dies macht die Spannung in diesem Buch aus.
Der ruhige und gleichzeitig fesselnde Erzählstil der Autorin fängt manches Spannungstief ab. Ich konnte das Buch bis zum Ende fast gar nicht aus der Hand legen.
„Der Kreidemann“ ist zu Recht ein hochgelobtes Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.