Eine grausame Krankheit, eine gescheiterte Ehe
Im Traum höre ich dich spielenAnfangs, nach einigen Kapiteln, hatte ich echt schon die Befürchtung, mich würde der Roman völlig kalt lassen. Denn das hatte die Geschichte wahrlich nicht verdient. Zu Beginn beschränkte sich das Geschehen ...
Anfangs, nach einigen Kapiteln, hatte ich echt schon die Befürchtung, mich würde der Roman völlig kalt lassen. Denn das hatte die Geschichte wahrlich nicht verdient. Zu Beginn beschränkte sich das Geschehen aber zu sehr um die gescheiterte Ehe von Richard und Karina. Ihre gegenseitigen Schuldzuweisungen. Rein gedanklich, doch ihre Vergangenheit war noch sehr präsent, noch nicht verarbeitet. Zwar war da kein Hass zwischen den Beiden, aber die gegenseitige Ablehnung war doch spürbar. Erst als die grausame Krankheit, ihr Verlauf und was es aus Richard macht, immer mehr in das Geschehen einfloss, entwickelte sich allmählich so etwas wie Mitgefühl bei mir. Für Richard, wie er mit der Krankheit umging. Seine Ängste, seine Selbstreflexion während des Krankheitsverlaufes. Was diese Krankheit aus ihm machte. Aber auch zu Karina hatte ich am Ende den allerhöchsten Respekt.
Natürlich stellte sich dann auch die Frage, warum tut sie das? Warum opfert sie sich für ihren Ex-Mann auf? Hat sie wirklich ein so großes Herz oder verbirgt sich dahinter doch mehr? Die Antworten bekommt man dann nach und nach geliefert. Man kann sich auch gut in Karina, als die pflegende Angehörige, hineinversetzten. Welche Ängste, welchem Stresslevel sie ausgesetzt ist und was dies bei ihr auslöst. Wirklich gut nachvollziehbar und lebensecht dargestellt.
Mein Fazit:
Nach meinen anfänglichen Zweifeln konnte mich die Geschichte dann doch noch für sich gewinnen. Tatsächlich hat es die Autorin dann doch noch geschafft, dass mir die Tränen in den Augen standen. Die Charaktere empfand ich als sehr realistisch. Keiner von beiden hatte wirklich großen Sympathiewert, doch waren sie glaubhaft dargestellt. Ihre Entwicklung während des Krankheitsverlaufes, wie sie vorher miteinander umgingen und welche Rolle ihre eigene Kindheit für die charakterliche Entwicklung spielte. Über ALS wusste ich vorher nicht viel. Nur, dass sie grausam und tödlich ist. Jetzt, nach dieser Lektüre, bin ich um einiges klüger. Es ist erschreckend. Die Autorin hat gut recherchiert und ihr Wissen ganz gut in den Roman einfließen lassen.