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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2017

Lügen und Eifersucht machen noch keinen Psychothriller

In der Tiefe
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Ist Tom ein Mörder? Dies ist die Frage aller Fragen, die Carmen (und der Leser) in der Geschichte auf den Grund geht. Mit allen Mitteln die ihr zur Verfügung stehen. Geheimniskrämereien, Lügen und Misstrauen, ...

Ist Tom ein Mörder? Dies ist die Frage aller Fragen, die Carmen (und der Leser) in der Geschichte auf den Grund geht. Mit allen Mitteln die ihr zur Verfügung stehen. Geheimniskrämereien, Lügen und Misstrauen, das sind die Grundpfeiler dieses Psychothrillers. Die Grundidee zur Story ist zwar nicht neu, vermittelte aber im ersten Kapitel schon eine gute Portion an Spannung. Leider holte mich die Umsetzung dann doch recht bald auf den Boden meines Nervenkitzellevels. Seite um Seite empfand ich die Story folglich als zäh und langwierig. Ewige Dialoge wechselten sich mit Momente, in denen auch nicht wirklich aufregendes passierte, ab. Carmens Suche nach der Wahrheit entwickelte sich zu einer Obsession, die durchaus Potenzial für einen Spannungskick hätte. Leider konnte ich davon nichts spüren. Im Ganzen empfand ich sie, Tom und die anderen Charaktere Klischee entsprechend dargestellt. Sie, die neue Frau an seiner Seite, er der erfolgreiche Anwalt, die Kinder mit ihrem a-typischen Verhalten, die Exfrau und natürlich Zena, die alles überstrahlt. Auch die eingebauten Wendungen konnten mich nicht recht überzeugen.

Mein Fazit:

Lügen und Eifersucht machen in meinen Augen noch keinen Roman zu einen Psychothriller. Wieder einmal ein Beispielroman dafür, dass die reißerische Aufmachung an der Klappenbroschur nicht immer hält, was sie verspricht! Der Handlung ist leicht zu folgen, die Dialoge waren mir manchmal zu einfallslos und banal. Schade, leider konnte mich die Geschichte am Ende nicht für sich gewinnen!

Veröffentlicht am 29.08.2017

Spannende Passagen, aber auch sehr konstruiert

Targa - Der Moment, bevor du stirbst
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Targa Hendricks ist nach außen hin eine gefühlskalte, emotionslose junge Frau. Beste Voraussetzungen für ihren Job. Denn Gefühle und Emotionen bedeuten Verletzbarkeit. Und das kann sich Targa nicht leisten. ...

Targa Hendricks ist nach außen hin eine gefühlskalte, emotionslose junge Frau. Beste Voraussetzungen für ihren Job. Denn Gefühle und Emotionen bedeuten Verletzbarkeit. Und das kann sich Targa nicht leisten. Als ein junges Mädchen in der Öffentlichkeit Selbstmord begeht setzt ihr Chef sie auf Falk Sandman an. Denn alle Indizien deuten darauf hin, dass er der Grund für diese Tat war. Der Hochschuldozent strahlt etwas aus, das Frauen und Mädchen offenbar anzieht und er nützt dies um sich sie zu Willen zu machen und zu manipulieren. Ihm werden zahlreiche Morde nachgesagt, doch nachgewiesen werden konnte ihm bisher nichts. Durch Targa erhoffen sich die Ermittler dem gutaussehenden, charismatischen und intelligenten Sandman endlich überführen zu können. Doch auch Targa begibt sich in Gefahr, denn Sandman schafft es, das ans Licht zu führen, was sie eigentlich glaubt nicht zu haben – Emotionen und Gefühle zu anderen Menschen….

Die Handlung ist recht spannend und gut erzählt. Sie ist aber auch sehr weitläufig und bezieht sich nicht immer um das eigentliche Geschehen rund um Sandman und Targa. Das ist erstmal verwirrend, klärt sich aber allmählich und ist wichtig um gewisse Dinge aus der Vergangenheit zu erfahren. Leider sorgt diese Nebenhandlung aber auch dafür, dass gewisse Vorkommnisse in der Haupthandlung zu wenig hinterfragt werden. Es passiert so viel und nie scheint rechte Polizeiarbeit getan zu werden, auch nicht im Hintergrund. Targa ist auch keine Einzelkämpferin, sie hat durchaus ein Team um sich, mit dem sie sich immer mal wieder abspricht. Spannungsmomente gibt es durchaus gute. Als Leser kennt man den Täter natürlich schon, seine abartigen Vorlieben sind aber so dargestellt, das man doch Gänsehaut bekommt. Das er aber immer wieder davonkommt erscheint mir zu einfach gestrickt und nicht ganz nachvollziehbar. Auch fand ich zu viel um Sandmans Person verarbeitet. Über Targa selber erfährt man recht viel. Sie ist jetzt aber auch keine Ermittlerin, die man so oder so ähnlich nicht schon mal irgendwo gehabt hätte. Einiges an der Handlung wirkte doch zu konstruiert und verlief für den Täter zu einfach. Übertrieben Action geladen war dann auch noch der Schluss. Wobei ich Action durchaus mag, ich kann nur nicht verstehen, dass da aus einer taffen Ermittlerin dann noch Superwoman werden muss.

Mein Fazit:

Ein ganz guter Thriller mit einem guten Plot, der aber auch einige Schwächen aufweist, was die Charaktere und den Ablauf der Handlung anbelangt. Mir gefällt aber der Schreibstil und das Tempo. Die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen, doch das Ende ist offen, also heißt es warten auf den nächsten Teil, den würde ich auf jeden Fall lesen wollen!

Veröffentlicht am 24.08.2017

Ein spannender Auftakt mit einem neuen Team

Spectrum
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Ethan Cross, der Name des Autors ist mir schon länger bekannt, gelesen habe ich aber noch nie etwas ihm. Mit seinen Shepherd Thrillern hat er wohl einem breiten Lese-Publikum schon so manches spannendes ...

Ethan Cross, der Name des Autors ist mir schon länger bekannt, gelesen habe ich aber noch nie etwas ihm. Mit seinen Shepherd Thrillern hat er wohl einem breiten Lese-Publikum schon so manches spannendes Leseabenteuer beschert. Jetzt hat er mit “Spectrum” den Auftakt einer neuen Serie gestartet. Für mich die Gelegenheit den Autor auch mal lesetechnisch kennenzulernen!

In Las Vegas wird eine GoBox-Filiale überfallen und Geiseln genommen. Die Forderung der Täter ist ganz klar: sie sprechen nur mit einem hohen FBI-Beamten oder es gibt Tote. Auch wenn die Situation äußerst gespannt ist, freut sich Samuel Carter auf diesen kniffligen Job. Er ist es leid, seine alten Tage am Schreibtisch zu verbringen. Er gehört auf die Straße und die Bösewichte fassen. Zusammen mit Dr. August Burke versucht er den Grund für diesen Terrorakt zu durchleuchten, die Geiseln zu befreien und die Täter zu fassen. Das Motiv für den Überfall ist allen Beteiligten ein Rätsel. Als die Befreiung der Geiseln gelingt, herrscht erst einmal Erleichterung. Doch die Täter konnten fliehen und sie haben noch einige Überraschungen für die Beamten zurückgelassen …..

Der Thriller ist ziemlich actionreich und wechselt zwischen den verschiedenen Schauplätzen. Den Ursprung hat die Geschichte aber nicht in Las Vegas. Sie beginnt mit einer sehr grausigen blutigen Szene in Südafrika. Dort ist eine junge Polizeibeamtin der Hauptcharakter. Welchen Zusammenhang dieser abweichende Erzählstrang zu den Geschehnissen in Vegas hat und welche Position der Polizistin zuteil wird, ergibt sich erst nach und nach. Das ist Anfangs verwirrend, mit der Zeit aber auch schlüssig und am Ende passt alles gut zusammen. Zu August Burke und Samuel Carter gehört auch Nic Juliano, ein SWAT-Officer. Und schließlich ist da noch Krüger, der Anführer der Terrorzelle. Über all die Charaktere erfährt man recht viel, was zwar Seitenfüllend sein mag, aber auch Sinn macht, da es sich um den Auftakt einer Serie handelt und man über diese Personen doch mehr wissen sollte. Der Action schaden diese privaten Ausschweifungen nicht. Der Autor hat jedem Charakter so eine sehr persönliche Note verliehen, die man sich als Leser auch gut vorstellen kann.

Die Handlung ist schlüssig. Man spürt, dass sich hinter dem Verbrechen nicht nur ein gewaltsamer Terrorakt verbirgt. Da ist noch mehr. Die Charaktere sind ausgewogen. Die Dialoge ab und zu auch recht witzig. Es menschelt auch in Extremsituationen, das hat der Autor auch ganz gut eingefangen und eingebaut. Trotz der Anspannung, dem die Terrorbekämpfer ausgeliefert sind, fliest auch hin und wieder eine gute Portion Situationskomik in die Handlung mit ein.

Mein Fazit:

August Burke ist nicht der einzige Charakter, der in diesem Thriller von der Norm abweicht. Ethan Cross hat für diese neue Reihe ein Team zusammen gestellt, die durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten ganz wunderbar zusammenpassen bzw. zusammenfinden. Ich hab mich gut unterhalten gefühlt in diesem actionreichen Thriller, mit durchaus beängstigend realen Szenarien. Spectrum ist geboren, Fortsetzung folgt ….

Veröffentlicht am 17.08.2017

Mehr Liebesroman als Krimi

Im Angesicht der Wahrheit
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Bei diesem Roman ist mir erst mal das Cover positiv aufgefallen. Passend für die sommerlichen Leseattacke, so mein Gedanke. Noch dazu ein Kriminalroman angesiedelt an der Küste Frankreichs. Der Titel versprach ...

Bei diesem Roman ist mir erst mal das Cover positiv aufgefallen. Passend für die sommerlichen Leseattacke, so mein Gedanke. Noch dazu ein Kriminalroman angesiedelt an der Küste Frankreichs. Der Titel versprach Spannung, ebenso der Klappentext. Beim Einlesen merkte ich aber recht bald, dass die Geschichte doch eher ein Liebesroman mit etwas einer dramatischen Geschichte sein wird, denn ein wirklich spannender Krimi.

Nachdem Estelle zurückgekehrt um in ihrer früheren Heimatstadt das geerbte Hotel ihrer Großmutter zu führen, steht sie vor der Eröffnung noch vor einigen Hindernissen. Wie gut, dass sich ihr Nachbar handwerklich begabt ist und sich anbietet einige Ausbesserungsarbeiten zu übernehmen. Natürlich sieht der Mann auch noch gut aus und lässt Estelles Herz höher schlagen. Aber er ist verheiratet. Eigentlich für Estelle kein Hindernis, denn sie mag Beziehungen ohne Verpflichtungen. Aber zu Toms Familie gehören auch noch zwei Jungs, und die Frau arbeitet bei der Polizei. Keine guten Voraussetzungen für Estelle, denn sie will nicht, dass ihre Nachbarin in ihrer Vergangenheit zu graben anfängt. Sie hat ihre eigenen Pläne um das Unrecht, welches ihr zwanzig Jahre früher angetan wurde, zu rächen ….

Zu der Haupthandlung um Estelles Geschichte in der man nach und nach erfährt welches schlimme Ereignis in ihrer Jugend dazu führte, dass sie ihre Heimat so überstürzt verlassen hat, ist auch eine Nebenhandlung eingebaut. In dieser erzählt Estelles Großmutter ihrerseits ihre Geschichte. Was ich durchaus als nett zu lesen empfand, aber auf mich zu ausschweifend wirkte. Auch wenn diese Nebenhandlung als mögliche Erklärung für das später Geschehene in der Geschichte bezeichnet wird, nahm ich es eher als zu ausschweifend war. Der Stil der Autorin wirkt auf mich aber auch sehr ausschweifend. Sie zeichnet ein sehr genaues Bild von dem was gerade geschieht, welche Gedanken die Protagonisten gerade verfolgen. Das liest sich zwar sehr gut, mag ich persönlich aber nicht so gerne. Auch wiederholen sich so immer wieder einige Szenen. Solch detailgenauen Schilderungen sind zwar manchmal recht angenehm, doch brauche ich solche Ausführlichkeiten nicht in jedem Satz. Das Krimifeeling kam für meinen Geschmack zu wenig durch. War der erste Mord noch überraschend, so konnte man die nächsten Taten doch recht bald erahnen. Zum Grübeln hatte man aber durchaus.

Mein Fazit:

Alles in allem ist der Roman ein gut zu lesende (Liebes)Geschichte, welche genau passt für entspannte Lesemomente. Für einen Kriminalroman kommen mir aber die entscheidenden Krimisegmente eindeutig zu kurz. Als leidenschaftliche Krimi und Thriller Leserin konnte mich die Handlung diesbezüglich leider nur am Rande überzeugen. Aber wer gerne Liebesgeschichten mit ein bisschen Drama und Geheimnisse liest, dem sei dieses Buch durchaus ans Herz zu legen.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Magisch, verschlungen, vielschichtig

Eine allgemeine Theorie des Vergessens
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José Eduardo Agualusa’s Roman “Eine allgemeine Theorie des Vergessens” ist eine vielschichtige Erzählung. Trotz seiner nicht mal 200 Seiten packt er einiges an unterschiedlichen Handlungen und Sichtweisen ...

José Eduardo Agualusa’s Roman “Eine allgemeine Theorie des Vergessens” ist eine vielschichtige Erzählung. Trotz seiner nicht mal 200 Seiten packt er einiges an unterschiedlichen Handlungen und Sichtweisen in diese Geschichte. Ludovica ist zwar die Hauptfigur, doch es erscheinen auch zahlreiche Nebenfiguren auf. Bei der Kürze des Romans möchte man meinen das sei nicht sehr stimmig. Doch weit gefehlt! Die einzelnen Komponenten verweben sich wunderbar miteinander. Denkt man erst, was hat Ludovia nun mit all dem zu schaffen, so verwebt sich die Geschichte Seite um Seite und fügt sich am Ende zu einem wunderbaren Großen und Ganzen zusammen.

Ludovica scheint Zeit ihres Lebens menschenscheu und zurückgezogen gelebt zu haben. Natürlich stellt man sich da als erstes die Frage Warum? Warum scheut Ludovica die Menschen, geht nie vor die Tür, kapselt sich ab? Am Tag vor der Revolution hat sie dann auch noch dieses einschneidende Erlebnis mit dem Einbrecher, der sie dazu treibt sich in ihren vier Wänden einzumauern. Nur ein treuer vierbeiniger Gefährte steht ihr in den nächsten Jahren zur Seite. Ihr einziges Zugeständnis an die Freiheit ist die Dachterrasse. Von dort blickt sie in den nächsten Jahren hinab auf die Stadt. Sieht die Veränderung in den Straßen und die Veränderung der Menschen. Sie sieht viel von dort oben, die Leute unten sehen sie nicht. Als Nahrung dient ihr selbstgezogenes Gemüse, eine kleine Hühnerzucht und Tauben, die ihr in die Falle gehen. So vergehen die Jahre und für Ludovica ist es nicht immer leicht. Der Hunger quält sie, und um die Einsamkeit zu vergessen schreibt sie die Wände in ihrer Wohnung voll. Als sie eine alte Frau ist, meint sie schon still und heimlich zu sterben, ohne dass sie jemals wieder von einem menschlichen Wesen gesehen wird. Doch dann ändert ein Unfall plötzlich alles….

Über 30 Jahre begleitet man Ludovica so durch ihr einsames Exil. Erlebt ihre Verzweiflung, ihre Neugier und ihren Mut. Erlebt ihre jagt nach Nahrung und die Auswirkung dazu im Verlauf der Geschichte. Alles beginnt mit Ludovica. Sie ist Dreh und Angelpunkt mit dem was nach und nach in der Geschichte passiert. Auch wenn sie nur als Anstoß dafür zu gelten hat. Jede Begegnung und Tat der Nebencharaktere wäre aber nicht möglich, hätte es diesen Beginn durch Ludovica nicht gegeben. Das ist etwas knifflig, denn die Zusammenhänge erschließen sich dem Leser nicht sofort. Erst nach und nach eröffnen sich einem die Verbindungen untereinander. Ein Land in der Revolution, das ist aufwühlend, da gibt es viele Täter und noch mehr Opfer. Auch dieses Zusammenspiel ist Teil der Geschichte und fügt sich in den Nebencharakteren in die Handlung mit ein.

Sprachlich hat mir der Roman sehr gefallen. Kurze Kapitel wechseln sich mit Tagebucheinträgen, Versen und Rückblicken ab. Das Cover versprüht durch seine kräftigen Farben Lebensfreude. Welche man den Nebencharaktere trotz der harten Zeit die sie durchwandern durchaus anmerkt.

Mein Fazit:

Ein literarisch gelungenes Werk, welches mir wunderschöne Lesemomente beschert hat. Immer mal wieder, muss man über gelesenes nachdenken, es verarbeiten, um sich dann wieder ganz in der Geschichte zu verlieren!