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Veröffentlicht am 08.08.2017

Leben in der Nachkriegszeit

Antonias Tochter
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Antonias Tochter erzählt die Geschichte von 5 Menschen unterschiedlicher Herkunft. Jeder auf unterschiedliche Art gezeichnet von den Kriegsjahren, versuchen sie irgendwie zu überleben.

Geflüchtet aus ...

Antonias Tochter erzählt die Geschichte von 5 Menschen unterschiedlicher Herkunft. Jeder auf unterschiedliche Art gezeichnet von den Kriegsjahren, versuchen sie irgendwie zu überleben.

Geflüchtet aus Preußen kehrt Antonia in die Stadtvilla ihres verschollenen Mannes zurück, nur um festzustellen, dass sich dort ihr Schwager Richard breit gemacht hat. Zusammen mit seiner Mutter tut er alles um Antonia das Leben noch schwerer zu machen, als es schon ist. Ein Grund dafür ist Marie, Antonias Tochter. Um sich etwas dazu zu verdienen vermietet Antonia die freien Zimmer. Zu der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft gehören bald neben Antonia, Marie und Richard auch Katharina, Georg und Elisabeth. Katharina ist Krankenschwester und ebenfalls, wie Antonia und Richard, aus adeligem Haus. Georg ist Arzt und sucht in Köln nach seiner Vergangenheit. Und Elisabeth ist einem britischen Soldaten in die Stadt gefolgt und sucht hier ihr Glück. Alle 5 hüten Geheimnisse, welche im Laufe der Geschichte aufgedeckt werden, manches tragisch, manches erschütternd, das ein oder andere aber auch eher banal.

Die menschlichen Entbehrungen und Geschehnisse schildern auf bedrückende Weise wie es der Stadtbevölkerung nach dem Krieg erging. Hunger, Krankheit und Tod sind an der Tagesordnung. Dabei geht es den fünf Protagonisten noch recht gut, haben sie doch ein Dach über dem Kopf und Leben in einem Haus, das nicht zerbombt wurde. Schrecklich zu lesen und ein bedrückendes Gefühl hat man trotzdem, sind die Darstellungen doch recht detailliert und bildlich beschrieben. Die Entbehrungen, welche die Menschen in jener Zeit zu meistern hatten und mit allen Mitteln versuchten am Leben festzuhalten. Die Ereignisse in der Villa Brelow konnte man sich auch gut vorstellen. Es war nicht immer alles Ernst. So manche Situation hatte schon auch einen etwas Makaberes an sich. Die einzelnen Personen waren gut auf die Handlung abgestimmt, auch wenn dieses Leben bestimmt noch um einiges leichter verlief, als es zu jener Zeit tatsächlich der Fall gewesen ist.

Mein Fazit:

Eine gute Geschichte, welche die Nachkriegszeit, die Entbehrungen, den Überlebenswillen und den Wiederaufbau einer zerstörten Stadt gut miteinander vereint. Freundschaft und Vertrauen, Liebe und Offenheit und die damit verbundenen Verletzungen, sorgen für eine interessante Mischung und am Ende hat man eine gute Geschichte erzählt bekommen.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Wenn die Liebe zum Drama wird ...

Was ich getan habe
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"Mein Name ist David James Forrester. Ich bin Anwalt. Heute Abend um 18 Uhr 10 habe ich meine Frau getötet. Dies ist meine Aussage."

Diese Zeilen stehen auf dem Klappentext. Man kann sich also vorab ...


"Mein Name ist David James Forrester. Ich bin Anwalt. Heute Abend um 18 Uhr 10 habe ich meine Frau getötet. Dies ist meine Aussage."

Diese Zeilen stehen auf dem Klappentext. Man kann sich also vorab schon denken, dass es sich nicht um einen herkömmlichen Thriller handelt. Die Erzählung befasst sich mit der Tat an sich. Den Gefühlen und Gedanken Davids, aber auch mit Elles. Während David durch die Straßen von Melbourne irrt, an einer Verteidigungsstrategie arbeitet und man seine Sicht auf die obsessive Liebe zwischen Elle und ihm bekommt, hatt Elle ihre eigene Stimme. Diese ihre Sichtweise, ist außerhalb ihres Körpers platziert. Was zur Folge hat, dass man sich gerade ihr als Opfer sehr nahe fühlt. Der Hintergedanke während des Lesens ist natürlich immer, wie und warum es zu dieser Tat gekommen ist. Allmählich bröckelt dann auch Davids Fassade und man erkennt die Richtung, die der Roman einschlägt. Wie die Eheleute wirklich zu einander standen.

Ein wirklich gut strukturiertes Drama, dessen Ausgang bereits zu beginn klar zu sein scheint. Flüssig im Schreibstil, mit bedrückenden Szenen, einer überraschenden Wendung und einem – ja – passenden Ausgang. Die Geschichte kommt mit wenigen Charakteren daher, die aber jeder für sich eine gute passende Rolle in der Handlung haben.

Mit dem Cover kann ich nicht wirklich was anfangen. Was soll es darstellen, was soll es sein? Der Titel passt dafür sehr gut zur Geschichte.

Mein Fazit:

Ein Thriller der mehr Spannungsroman ist und viel dramatisches aus einem Liebes- und Eheleben zu bieten hat, mit durchaus realen Komponenten. Liebe macht blind, oder ist es doch eher Abhängigkeit? Tja, das muss jeder Leser für sich entscheiden. Ich fand die Geschichte gut.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Man sollte die Serie kennen

Engelskinder
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Dieser Krimi ist der 6. Fall der forensischen Archäologin Ruth Galloway. Man sollte also, so wie ich, schon mal den ein oder anderen Roman der Serie gelesen haben um sich etwas mit den Charakteren auszukennen. ...

Dieser Krimi ist der 6. Fall der forensischen Archäologin Ruth Galloway. Man sollte also, so wie ich, schon mal den ein oder anderen Roman der Serie gelesen haben um sich etwas mit den Charakteren auszukennen. Die privaten Verhältnisse untereinander sind manchmal dermaßen verzwickt und liegen schon etwas zurück, dass selbst ich nicht immer den Durchblick, wer mit wem und wann und wo, wahren konnte.

Die Geschichte selber behandelt eigentlich zwei Fälle unabhängig voneinander. Da ist zum Einen “Mother Hook”, die Tote aus längst vergangener Zeit, deren menschliche Überreste Ruth vor der Burgmauer ausgegraben hat. Ihr Chef möchte diesen Fund unbedingt ins Fernsehen bringen und so findet sich Ruth bald mittendrin in Dreharbeiten zu einer “Wahre Kriminalfälle”-Aufzeichnung. Ihr zur Seite steht der amerikanische Historiker Dr. Frank Barker. Als Alleinerziehende Mutter wird dies für sie bald zu einem regelrechten Spießrutenlauf, denn nicht immer hat Ruth eine Babysitterin zur Hand. Auf der anderen Seite ist dort der Tod eines kleinen David zu klären, der Detektiv Nelson und sein Team beschäftigt. Plötzlicher Kindstod oder Mord? Neben der Mutter und dem Vater, erscheint auch das Kindermädchen höchst verdächtig, doch wirklich nachweisen lässt sich die Tat keinen der Verdächtigen. Als plötzlich ein Kleinkind mitten in der Nacht verschwindet, bekommt die ganze Handlung eine Wendung, die man sich nicht erklären kann. Hat das mit den Ermittlungen der Polizei zu tun oder bezieht es sich auf Ruths Fall und die TV-Sendung? Für mich war es unüberblickbar. Was natürlich auch einen gewissen Reiz beim Lesen ausmacht, in dieser Geschichte aber immer mehr für Verwirrung sorgte. Die Auflösung war überraschend aber ganz gut gemacht.

Wie schon oben erwähnt, ist es nicht immer leicht den Durchblick zwischen den Charakteren zu behalten. Ein Großteil der Handlung spielt sich im und um das Privatleben fast jeden einzelnen Protagonisten ab. Das sorgt nicht gerade für einen guten Lesefluss, denn man muss immer mal wieder nachdenken wie die Verhältnisse zu den Personen steht.

Mein Fazit:

Eigentlich mag ich Ruth Galloway und ihre Fälle. Historische Ausgrabungen und damit verbundene Geheimnisse und deren Aufklärung haben einen gewissen Reiz. Diesmal fehlte mir aber der echte Kick. Zuviel privates von zu vielen Personen sorgten bei mir für Verwirrung und mitunter Verständnislosigkeit.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Menschliche Abgründe, spannend inszeniert

Die Treibjagd
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Schon das Cover lässt einen recht düsteren Thriller hinter der Geschichte vermuten. Und das ist er dann auch, voller Hass und Rivalität, einem Umweltskandal, tiefe Freundschaft und einer verzweifelten ...

Schon das Cover lässt einen recht düsteren Thriller hinter der Geschichte vermuten. Und das ist er dann auch, voller Hass und Rivalität, einem Umweltskandal, tiefe Freundschaft und einer verzweifelten Liebe.

Das Massif Central mit seinen tiefen Schluchten, ausgedehnten Wäldern und Hochplatteaus ist Schauplatz dieses düsteren, psychologisch bestechenden Thrillers. Rémi Parrot, der Revierjäger, ist in dieser Gegend aufgewachsen. Schon als Kind galten er und seine Familie bei den machtbesessenen Courbiers und Messenets als unerwünschtes Pack. Sie versuchten alles um die Parrots von ihrem Land zu vertreiben. Besonders die Beziehung zwischen Rémi und Michèle als Teenager, war der Familie Messenet ein Dorn im Auge. Als Rémi nach einem schweren Unfall war, erhofften sich die beiden Clans, dass die Parrots nun endlich verschwinden würden. Zwanzig Jahre später, baut sich Rémi ein Blockhaus im Wald und Michèle kehr in die Heimat zurück. Wieder tun die Messents und die Corubiers alles um die Beiden voneinander fern zu halten. Als der junge Förster Phillip nach einem Streit mit den Clanchefs nicht mehr auftaucht, beginnt eine verzweifelte Suche. Dies ist der Auslöser tragischer Ereignisse und unfassbarer Entdeckungen, in dessen Mitte sich die Messenets, Courbiers und auch Rémi, seine Freunde und Michèle befinden.

Der Thriller punktet vor allem durch seine psychologisch gut durchdachten Charaktere und tiefsinnigen Handlungsstränge. Der Aufbau der Geschichte ist interessant, aber auch gewöhnungsbedürftig. Besonders am Beginn tat ich mich nicht ganz leicht einzuschätzen in welcher Phase der Handlung ich mich gerade befinde. Die Kapitel wechseln ihre Perspektiven vom hier und jetzt zu Vorkommnissen in jüngerer Vergangenheit.

Mein Fazit:

Ein düsterer Thriller, der menschliche Abgründe behandelt und lange nachwirkt.

Veröffentlicht am 18.07.2017

Ein Familiendrama das zu Herzen geht

Das Licht zwischen den Wolken
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Mein erstes Buch der Autorin. Mich hat besonders die Thematik in der Geschichte angesprochen und interessiert. Seine Kinder wegzugeben ist oft ja ein letzter Ausweg für eine Mutter, aus welchen Gründen ...

Mein erstes Buch der Autorin. Mich hat besonders die Thematik in der Geschichte angesprochen und interessiert. Seine Kinder wegzugeben ist oft ja ein letzter Ausweg für eine Mutter, aus welchen Gründen auch immer. Oft ist es wohl so, dass es den Kindern dann wirklich besser geht, es ihnen an nichts fehlt, sie in eine neue Familie adoptiert werden. Doch wie ergeht es Kindern, besonders Geschwister, die nicht zusammen bleiben dürfen, die nicht zusammen in ein neues Umfeld kommen, zusammen Groß werden können? Amy Hatvany hat daraus eine gute Geschichte gedreht, die mich manchmal emotional sehr stark berührt hat, die mich am Ende dann doch etwas Ratlos zurück ließ.

Die Geschichte oder viel mehr das Drama um Jennifer, Brooke und Natalie wird in abwechselnden Handlungssträngen erzählt. Am Anfang steht immer der Name der Person, welche gerade im Zentrum der Erzählung steht. Jennifer kommt man auf diesen Seiten besonders nahe, da ihr Part in der ich-Form erzählt wird. Dadurch hat man besonders zu ihrer Person eine feste Bindung.

Jennifer ist eigentlich eine liebende Mutter. Leider hat sie in ihrem Leben einige Entscheidungen getroffen, die für ihr Dilemma eine gewichtige Rolle spielen. Auch ihre eigene Mutter trifft in gewisser Weise eine Schuld. Auf jeden Fall sitzt Jennifer mit ihren beiden Mädels auf der Straße. Es ist nicht immer leicht für Brooke und Natalie essbares aufzutreiben. Manchmal erbettelt sie etwas Geld oder Lebensmittel. Manchmal muss sie aber auch stehlen um die Mädels nicht verhungern zu lassen. Bei einer ihrer “Einkaufstouren” wird Jennifer dann erwischt. Die Mädchen kommen in staatliche Obhut und Jennifer muss ins Gefängnis, da es nicht ihr erstes Delikt ist. Aus Verzweiflung und um ihren Töchtern ein besseres Leben zu ermöglichen, willigt Jennifer schließlich ein und gibt die Beiden zur Adoption frei. Sie war davon überzeugt, dass die Mädchen nicht getrennt werden und zusammen aufwachsen würden. Die junge Frau verzweifelt an dieser Entscheidung schier, möchte am Liebsten sterben. Dieser Teil war schon sehr dramatisch zu lesen und sie tat mir von herzen leid. Dieser Teil der Geschichte spielt in einer Zeit, in der das Jugendamt noch anders agiert hat, als es wohl heute der Fall sein würde. Sicher bin ich mir da natürlich nicht. In jedem Fall fand ich es sehr dramatisch, besonders da Jennifer ihre Kinder nie mehr wieder sehen durfte, weil sie alle Rechte an ihnen abgegeben hat.

Über Brooke und Natalie erfährt man auch, wie es ihnen ergangen ist. Besonders Brooke hat es schwer getroffen. Sie wurde nicht adoptiert, wurde von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht und musste schließlich im Kinderheim bleiben. Das hat mich echt schockiert. Vor allem, dass da von Seiten des Staates nie versucht wurde, sie wieder mit ihrer Mutter zusammen zu bringen. Ihre Betreuerin wusste, wie das Mädchen an ihrer Mutter hing und wie verzweifelt sie Tag für Tag, Monat für Monat auf die Rückkehr ihrer Mutter gehofft hatte. Das war echt schlimm und zeigt auch, dass auch der Staat nicht immer alles richtig macht. Vielleicht lag es aber wirklich an der Zeit. Doch auch nachdem das Mädchen erwachsen war, hatte es kein Anrecht auf Einblick ihrer Akte. Da blieb alles fest verschlossen. Auch über den Verbleib der Schwester konnte sie nichts in Erfahrung bringen. Dass aus Brooke eine verschlossene Erwachsene wurde, war keine Überraschung. Wird man von einer Familie in die nächste Abgeschoben und bekommt man keinen Rückhalt wenn es mal schwierig wird, ist das wohl ein Charakterzug der zum eigenen Schutz dient.

Natalie hat es gut getroffen. Sie wurde in eine liebevolle Familie adoptiert. Sie hat aber auch erst als Teenager erfahren, dass ihre Eltern ihre leiblichen Eltern sind. Besonders die Mutter wollte mit allen Mitteln verhindern, dass Natalie davon erfährt. Am Schlimmsten war natürlich dann, dass Natalie zu dieser Zeit aber nicht erfuhr, dass sie noch eine ältere Schwester hat. Die Gründe für dieses Verschweigen liefert die Geschichte natürlich, sie machen mir die Adoptivmutter nicht wirklich sympathisch und ich konnte und kann dieses Vorgehen nicht verstehen. Dient zum Dramaeffekt der Geschichte und hat definitiv gewirkt.

Eigentlich ist “Das Licht zwischen den Wolken” eine recht runde Sache. Der Schreibstil ist gut, die Charaktere passen zur Geschichte und die Schicksale aller drei Protagonisten gehen einem doch recht nahe. Mit dem Ende kann ich mich leider nicht recht anfreunden. Natürlich ist mir klar, dass es in Familiensachen nicht immer ein happy End geben kann. Doch Jennifer wirkte auf mich immer als so verzweifelt wenn es um ihre Mädels ging, mit den Jahren wirkte sie sogar gewachsen an dem Drama. Die Autorin hatte aber ein anderes Ende für die Drei geplant, was natürlich ok ist, andererseits aber wieder Fragen offen ließ.

Mein Fazit:

Ein gut geschriebenes Familiendrama das zu Herzen geht, mit einigen Längen in den Erzählsträngen und einem Ende das mir persönlich dann doch nicht so recht zusagen will. Ich verlange kein Happy End, doch dieses Ende lässt dann doch wieder zu viele Fragen offen, vor allem wirft es auf Jennifer an sich ein schlechtes Licht und als grundschlechte Person oder unfähige Mutter hätte ich sie so nie in der Geschichte gesehen, dass die Autorin ein solches Ende wählen musste.