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Veröffentlicht am 28.10.2017

Leider nicht so spannend wie erhofft

Deadly Ever After
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Obwohl mich die letzten Bücher der Autorin alle ein wenig enttäuscht hatten, stand Deadly Ever After eine gefühlte Ewigkeit auf meiner Wunschliste. Umso froher bin ich, dass ich es jetzt endlich lesen ...

Obwohl mich die letzten Bücher der Autorin alle ein wenig enttäuscht hatten, stand Deadly Ever After eine gefühlte Ewigkeit auf meiner Wunschliste. Umso froher bin ich, dass ich es jetzt endlich lesen konnte, denn Deadly Ever After war endlich mal wieder ein Armentrout der mir gefallen hat. Es ist kein Buch das ich liebe und wie ich finde auch bei weitem nicht das beste Buch der Autorin, aber trotz allem hat dieses Werk mir ein paar entspannte und unter anderem auch spannende Lesestunden geschenkt.

Deadly Ever After beginnt mit Sashas Rückkehr in ihre Heimat, wo sie vor zehn Jahren beinahe einem grausamen Serienmörder zum Opfer gefallen ist. Aufgrund dieses traumatischen Erlebnisses hat sie der Kleinstadt und auch fast all ihren sozialen Kontakten den Rücken zugekehrt und ist abgehauen.
Ich fand Sasha als Protagonistin durchaus sympathisch. Leider nicht sonderlich markant, sie ist denke ich kein Charakter, der mir in Erinnerung bleiben wird, denn dafür war sie zu oft einfach zu… langweilig? Sasha ist kein sonderlich aufregender Charakter, eher eine graue Maus, auch, wenn alle ihr immer einreden wie toll sie ist und wie stark, weil sie den Bräutigam überlebt hat. Aber wenn ich ehrlich bin, dann habe ich Sasha gar nicht mal als so starken Charakter empfunden. Beziehungsweise fand ich sie zeitweise recht passiv und Ich-bezogen, sie hat mir nicht genug gehandelt, sondern viele Dinge einfach passieren lassen und abgewartet.
Sie hat auch nach zehn Jahren noch ein paar Probleme mit ihrer Heimatstadt, was man gleich zu Anfang bemerkt. Zum Beispiel rennt sie völlig panisch am helllichten Tag vom Auto ins Haus oder sie tut sich schwer damit mit ihrer alten Freundin in der Öffentlichkeit essen zu gehen, aus Angst auf ihre Geschichte angesprochen zu werden. All das fand ich ziemlich nachvollziehbar und die ersten Kapitel haben mir insgesamt auch gut gefallen - aber dann ist aus dem Nichts Cole aufgetaucht.
Kein Witz, ich fing gerade an mich zu wundern, dass die Autorin es tatsächlich schafft mal eine Story zu bauen, bei der das Love Interest nicht sofort eingeführt wird und in der der Fokus auf der Protagonistin liegt, aber Pustekuchen! Denn kaum habe ich das gedacht ist Cole aufgetaucht und das regelrecht aus dem Nichts. Und danach ging es ziemlich lange erstmal nur darum, dass Cole und Sasha ihre Beziehung von vor zehn Jahren wieder aufnehmen und das im übrigen in einem Tempo, das mir nicht gefiel. Ich meine, die beiden haben sich zehn Jahre nicht gesehen und es war kaum komisch zwischen ihnen, eigentlich war beiden sofort klar, dass sie noch etwas füreinander empfinden - das war für mich einfach nicht sonderlich realistisch. Was ich der Autorin allerdings zugute halten muss, ist, dass sie die Bettszenen zwischen den beiden relativ kurz gehalten hat und vor allem nicht zehn Mal wiederholt.
Die Handlung war insgesamt leider auch recht träge und gefühlt sehr auf die Beziehung zwischen Sasha und Cole ausgelegt, was ich etwas schade fand, da ich den Handlungsstrang mit dem Bräutigam durchaus spannend fand. Nur hatte ich relativ schnell eine Vermutung (beziehungsweise zwei) wer der Täter sein könnte und die hat sich letztendlich dann auch bestätigt. Was nicht unbedingt heißt, dass die Geschichte vorhersehbar ist, es gab durchaus Aspekte die ich nicht hatte kommen sehen und die die Spannung etwas oben gehalten haben. Wobei ich auch sagen muss, dass ich mit der Protagonistin nicht so richtig mitgelitten habe, dafür wusste ich einfach zu wenig über Sasha, konnte keine richtige Verbindung zu ihr aufbauen. Für mich hat ihr die Tiefe gefehlt, die ich gebraucht hätte, um wirklich mit ihr mitleiden und -fiebern zu können.

So, das klingt jetzt alles recht negativ, aber das war es in Wahrheit gar nicht. Zumindest nicht allzu sehr. Ja, der Roman hat für mich durchaus seine Schwächen, aber wie gesagt, er hat mir auch ein paar schöne Lesestunden bereitet und ich habe das Buch so gut wie an einem Tag ausgelesen, weil die Seiten nur so dahingeflogen sind.

Insgesamt war Deadly Ever After für mich ein eher durchschnittlicher Roman, den ich zwar mochte, aber eben nicht liebe. Ein typisches „Kann man lesen, muss man aber nicht“. Für Fans der Autorin natürlich trotzdem irgendwie ein Muss.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Ein absolutes Goldstück in diesem Genre!

Berühre mich. Nicht.
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Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, denn ehrlich? Dieses Buch hat mich in so vielen Punkten positiv überrascht und vollkommen aus den Socken gehauen. Schon einmal vorneweg: Berühre mich. Nicht ist ...

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, denn ehrlich? Dieses Buch hat mich in so vielen Punkten positiv überrascht und vollkommen aus den Socken gehauen. Schon einmal vorneweg: Berühre mich. Nicht ist ein richtiges Goldstück in diesem Genre und eines der Bücher, die dafür sorgen, dass ich nicht den Glauben an "solche" Geschichten verliere.

Mit Sage hat Laura Kneidl eine wahnsinnig starke Protagonistin geschaffen, die man einfach ins Herz schließen musste. Ich konnte gar nicht anders.
Auf dem Foto oben seht ihr Sages Mantra, das sich durch das ganze Buch zieht. Sie leidet unter einer Angststörung aufgrund ihrer Vergangenheit (ich werde jetzt nicht Spoilern, deswegen lasse ich es dabei, warum sie in gewissen Situationen durchdreht dürft ihr selbst rausfinden) und hat deswegen einige Probleme. Angefangen damit, dass ihr Job im Archiv der Bibliothek dadurch deutlich komplizierter wird, weil Luca dort ebenfalls arbeitet und sie sich zu Beginn aufgrund seiner Ausstrahlung ziemlich vor ihm fürchtet. Das führt zu einigen komischen Szenen - also für den Leser, nicht für Sage -, die ich sehr genossen habe zu lesen. Obwohl das Thema keine leichte Kost ist war ich immer wieder überrascht davon wie toll Sage damit umgeht, dass sie sich im Vergleich zu vielen anderen Protagonisten, über die ich schon gelesen habe, aktiv Hilfe sucht. Sie versucht sich selbst zu retten und wartet nicht darauf, dass jemand anderes das für sie erledigt.

Aber nicht nur Sage konnte mich vollkommen überzeugen, auch die Nebencharaktere waren allesamt sehr liebevoll gezeichnete Charaktere die ich auf anhieb mochte, aber besonders gut gelungen und ein Highlight (neben Sage natürlich) in dem Buch ist für mich Luca. Auf den ersten Blick strahlt er ziemliche Bad-Boy-Vibes aus, aber je weiter man liest, desto deutlicher wird, dass dem nicht so ist. Luca ist vieles, erfüllt auch ein paar NA-Klischees - anscheinend ist er nämlich das schönste/ heißeste männliche Wesen das je auf Erden gewandelt ist. Okay, ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber wie oft erwähnt wurde wie gut Luca aussieht hat mich mit der Zeit etwas gestört. Außerdem ist er teilweise ein ziemlicher Aufreißer, was ebenfalls zu ein paar richtig witzigen Szene führt, aber dann liest man wie er mit seiner Schwester April umgeht und später auch mit Sage und schwupps ist man genauso verknallt wie Sage.

Einen Punkt, an dem ich sehr zwiegespalten bin, ist die Handlung. Nicht falsch verstehen, ich mochte die Handlung, ohne spoilern zu wollen, aber sie ging recht träge voran. Was ich einerseits toll finde, weil Sage so Zeit hat sich zu entwickeln. Luca und Sage lernen sich erst richtig kennen, bevor sie sich aufeinander einlassen. Ich habe so wahnsinnig doll mit den beiden mitgefiebert. Es war nötig, dass Sage erst Vertrauen zu Luca aufbauen musste und das braucht Zeit, deswegen bin ich ja auch so froh, dass die Autorin nichts überstürzt hat. Andererseits... irgendwie wünsche ich mir fast, dass mehr passiert wäre. Weshalb es gut ist, dass es einen zweiten Band gibt, auf den ich schon sehnsüchtig hin fiebere, denn Überraschung: Das Ende war gemein. Aber so richtig. Und das einzige an dem Buch das überstürzt war, es hat sich nicht wie ein Ende angefühlt, was vermutlich Absicht und irgendwie auch gut ist, denn so viel ich unbedingt weiterlesen, aber trotzdem... ihr versteht mein Dilemma hoffentlich.

Was mir neben den Charakteren sehr gut gefallen hat, ist, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, die Geschichte stammt mitten aus dem Leben. Die Charaktere wirkten allesamt so normal und haben so verdammt normale Dinge getan, dass man sich total gut in sie reinversetzen konnte. Eine Serie nach der anderen durchsuchten? Check! Für die Uni lernen? Check! Ab und an mal eine (realistische und nicht total klischeehafte) Party? Check!
Ihr wisst schon was ich meine. Ich fand es jedenfalls herrlich erfrischend, dass man sich auf diese Art in den Hauptpersonen wiederfinden konnte.

Abschließend lässt sich nur sagen, dass Berühre mich. Nicht - wie man vielleicht schon gemerkt hat - total lesenswert ist. Es ist ein New Adult Buch, das alles richtig macht. Es besticht mit verdammt tollen und starken Hauptpersonen und kommt ohne unnötiges Drama aus. Was will man mehr? Für mich ist das Buch (beinahe) perfekt und ich kann es gar nicht erwarten den Folgeband in den Händen zu halten und zähle bereits die Tage bis dahin. Was kein Witz ist, es sind noch 92 Tage.

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Veröffentlicht am 22.10.2017

Erschreckend gut!

YOU – Du wirst mich lieben
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Das Buch setzt genau da ein, wo der Klappentext es einen vermuten lässt, nämlich als Beck zum ersten Mal die Buchhandlung betritt, in der Joe arbeitet. Was für ein Fehler der Besuch in dieser Buchhandlung ...

Das Buch setzt genau da ein, wo der Klappentext es einen vermuten lässt, nämlich als Beck zum ersten Mal die Buchhandlung betritt, in der Joe arbeitet. Was für ein Fehler der Besuch in dieser Buchhandlung war weiß sie da noch nicht.

Ich war von der ersten Seite an von dem Schreibstil der Autorin begeistert, denn sie lässt ihren Protagonisten seine Geschichte tatsächlich erzählen. Ich kann mir dieses Buch wahnsinnig gut als Hörbuch vorstellen, denn beim Lesen hatte man immer wieder das Gefühl, dass Joe einem von seinen Gedanken erzählt, man hat tatsächlich richtig in seinem Kopf gesteckt und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das ein wirklich abgedrehter und kein schöner Ort ist.

Kaum, dass Beck die Buchhandlung verlassen hat, fängt Joe praktisch an sie zu online zu stalken. Er geht an die Orte, von denen er weiß, dass sie auch dort sein wird, dringt in ihre Wohnung ein und verschafft sich Zugang zu ihrem Handy, sodass er all ihre E-Mails und SMS mitlesen kann. Wenn das nicht gruselig ist, dann weiß ich auch nicht.

Ich muss zugeben, ich hatte mir von dem Buch eine etwas rasantere Handlung gehofft, doch in Wirklichkeit besteht ein Großteil aus Beobachtungen seitens Joe und wenig aus dem tatsächlichen Kontakt mit Beck. Daran merkt man, wie viel von ihrer Beziehung tatsächlich in seinem Kopf stattfindet.

Ebenfalls überraschend für mich war, dass ich Beck absolut unsympathisch fand. Was nicht heißt, dass ich nicht gerne über sie gelesen habe, aber Caroline Kepnes hat es geschafft, dass ich ihre beiden Hauptpersonen wirklich... schrecklich (mir fällt kein netteres Wort ein, es ist einfach so) finde. Beide sind keine guten Menschen, haben Probleme, der eine mehr als der andere und auch auf unterschiedliche Arten, aber trotzdem macht sie das beide zu verhältnismäßig unsympathischen Personen. Im echten Leben würde ich mit keinem von beiden etwas zu tun haben wollen. Gut, das Joe rausfällt erklärt sich von selbst, aber über Beck erfährt man so viel allein deshalb, weil Joe so dermaßen in ihre Privatsphäre eindringt, dass ich sie einfach nicht mögen konnte. Ich konnte kein Mitleid mit ihr haben bezüglich der Dinge, die Joe ihr letztendlich antut, dafür habe ich einfach keine Bindung zu dem Charakter aufbauen können. Ich will nicht sagen, dass sie es verdient hat, denn niemand verdient so etwas, aber dadurch, dass man die ganze Zeit in Joes Kopf steckt, kommt einem das, was er tut gar nicht so schlimm vor. In dem Sinne - well done, Frau Kepnes! Es ist wirklich schlimm, wenn man sich selbst dabei ertappt, dass man mit dem Bösewicht eines Buches mitfühlen kann und das ist mir tatsächlich an der einen oder anderen Stelle passiert.

Noch etwas, das ich in dem Zusammenhang loswerden möchte, ist, dass das Buch wie ich finde wirklich nicht für jüngeres Publikum geeignet ist. Ich gehöre zugegeben zu den Menschen, die Altersempfehlungen bei Büchern gerne rigoros ignorieren, das habe ich schon immer getan, aber ich bin froh, dass ich dieses Buch nicht früher gelesen habe, sondern erst jetzt. Das Buch ist keinesfalls romantisch. Es romantisiert nichts und ich habe mich erst gefragt, was so ein Buch überhaupt im LYX-Verlag zu suchen hat, der ja eher Bücher des Romance Bereichs verlegt, aber okay, irgendwie passt es doch ein bisschen ins Programm, wenn man nach dem Lesen noch einmal drüber nachdenkt. Aber das Buch ist nicht romantisch! Das meinte ich damit nicht, nur... auf eine verquere, total verdrehte Art ist es irgendwie auch eine Liebesgeschichte. Das Buch erzählt nicht die Geschichte einer gesunden Beziehung zwischen zwei Personen, sondern zwischen zwei Personen, die einander noch kaputter machen, als sie eigentlich sind und das kommt jetzt falsch rüber, wenn ich das schreibe, aber darüber zu lesen hat Spaß gemacht. In Joes Kopf zu stecken war gruselig und erschreckend, aber die Seiten sind nicht umsonst nur so dahin geflogen.

Fazit:
Ingesamt muss ich sagen, dass mich das Buch nicht vollkommen überzeugen, nicht vollkommen in seinen Bann ziehen konnte. Der Schreibstil war fantastisch und hat richtig gut zu der Geschichte gepasst, die Handlung hat sich für meinen Geschmack etwas zu lange hingezogen stellenweise. Dennoch gab es auch immer wieder Momente, in denen ich das Buch richtig beklemmend fand, in dem Sinne, dass ich mich Joe mitfühlen konnte, obwohl das das letzte ist, was man will. Aber gerade das ist es, was das Buch zu einem so tollen Leseerlebnis gemacht hat und in dem Sinne spreche ich eine klare Empfehlung aus, für diejenigen, die mal einen etwas anderen Krimi lesen wollen!

Veröffentlicht am 12.10.2017

Tolle Idee, leider nicht sonderlich gut umgesetzt.

The Distance from me to you
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Die Idee hinter dem Buch klang toll. Wirklich. Ich habe die Protagonistin Kendra bewundert, noch während ich den Klappentext gelesen habe.
Eine solche Wanderung ist… für mich ehrlich gesagt nicht vorstellbar. ...

Die Idee hinter dem Buch klang toll. Wirklich. Ich habe die Protagonistin Kendra bewundert, noch während ich den Klappentext gelesen habe.
Eine solche Wanderung ist… für mich ehrlich gesagt nicht vorstellbar. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viele Nerven und wie viel Motivation und was weiß ich es einen alles kosten muss eine 3500 Kilometerlange Wanderung zu machen. Allein sich so etwas zuzutrauen… Respekt.

Aber dann habe ich angefangen das Buch zu lesen und fand die Protagonistin leider fast von der ersten Seite an… nun ja… unausstehlich? Man mag es vielleicht noch mutig finden, dass Kendra den Appalachian Trail ganz alleine wandern will, nachdem ihre beste Freundin kurzfristig abspringt, aber ich fand es ehrlich gesagt eher ein wenig dämlich. Nicht unbedingt in dem Hinblick, dass sie die Wanderung alleine durchziehen möchte, aber wie sie sich in dem Punkt das ganze Buch über gegenüber ihren Mitmenschen verhält.
Kendra ist diese Wanderung sehr wichtig und sie hat eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sie ablaufen soll - nämlich ohne Handy. Ihre Eltern, die nicht einmal wissen, dass ihre (minderjährige) Tochter diese Reise alleine unternimmt, sondern immer noch glauben, ihre Freundin würde mitkommen, fragen ganz höflich und nett, ob Kendra sich nicht jeden Morgen mal eben melden könne, nur, damit sie wissen, dass sie noch lebt. Ist das zu viel verlangt? Ich finde nicht. Kendra allerdings schon. Schließlich einigen sie sich auf zweimal die Woche, was Kendra immer noch nicht passt, aber gut. Bereits da war ich an einem Punkt angekommen, bei dem sich absolutes Unverständnis in mir breit gemacht hat. Ich fand das Verhalten ihrer Eltern deutlich nachvollziehbarer als Kendras.
Aber das war nicht einmal das schlimmste. Sich nicht unbedingt immer bei den Eltern melden zu wollen, schön und gut. Da hätte ich vielleicht drüber hinwegsehen können. Aber wie sie ihren Freund Branden am Anfang behandelt hat, da hätte ich bereits echt zu viel kriegen können. Die beiden sind erst seit drei Monaten zusammen, aber Kendra gibt von sich, dass sie ihn liebt - und dann will sie sich monatelang nicht bei ihm melden? Wie bitte?
Dass die Beziehung der beiden nicht sonderlich lange gehalten hat, in Anbetracht dessen wie absolut unliebevoll Kendra mit Branden umgegangen ist, hat mich nicht im geringsten gewundert - Kendra allerdings schon, als sie nach einiger Zeit eine Nachricht kriegt, in der er um eine Beziehungspause bittet. Kendra ist natürlich total verletzt, was ich persönlich überhaupt nicht mitfühlen konnte, denn zum einen kommt sie recht schnell drüber hinweg und zum anderen sieht sie kaum, dass vielleicht ihr Verhalten daran Schuld sein könnte. Ich meine… gerade bei einer Fernbeziehung ist Kommunikation doch das wichtigste. Das allerwichtigste. Da kann man nicht doch nicht einfach sagen „Tschüss! Wir sehen und hören uns jetzt für ein paar Monate nicht, bis Weihnachten!“ und glauben, dass das gut geht.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich schon enorm über Kenner aufregen müssen und ein wenig Antipathie für sie entwickelt. Bedenke, wir befinden uns immer noch ziemlich am Beginn des Buches.
Kurz darauf wird das schon im Klappentext erwähnte Love Interest Sam eingeführt, den ich leider nicht viel mehr leiden konnte als Kendra, was vor allem daran lag, dass er Sachen gedacht hat wie „Sie sah genauso aus, wie ein Mädchen aussehen sollte, süß, brav und anständig“ und Kendra dazu bringt ihren gesunden Menschenverstand auszuschalten. Gefühlt ist sie die ganze Zeit wie eine verliebte Ente hinter ihm hergewatschelt, hat sein Verhalten ihr gegenüber, das zum Teil nicht in Ordnung war, immer wieder verteidigt und klein geredet. Eine gesunde Beziehung sieht anders aus. Eine tragische Vergangenheit rechtfertigt nämlich nicht alles.
Abgesehen davon, dass ich also beide Hauptpersonen mal mehr mal weniger gut leiden konnte (meistens leider weniger), fand ich, dass die Beziehung zwischen den beiden etwas schnell voran geschritten ist. Erst verfolgt Sam sie, um auf Kendra aufzupassen, dann sind sie plötzlich Freunde und kaum hat Kendra eine Flasche Whisky gefunden und ist leicht angeheitert fängt sie an sich auszuziehen und ist unsterblich verliebt. Wo war da die Chemie? Wo war da das Kennenlernen und ineinander verlieben? Man wurde von der Autorin einfach vor vollendete Tatsachen gesetzt. Und wie gesagt, ich empfand die Beziehung zwischen Sam und Kendra als kein gutes Beispiel dafür, wie eine gesunde Beziehung funktionieren sollte. Kendra ist regelrecht abhängig von Sam.
Lediglich gegen Ende konnte Kendra sich noch ein paar Pluspunkte bei mir sammeln, da sie endlich einmal eine vernünftige Entscheidungen trifft.

Der Gedanke hinter dem Buch war gut, die Umsetzung leider weniger. Die Charaktere konnten mich überhaupt nicht überzeugen, gehen selten mit einem guten Beispiel voran und sind für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe so viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen können - will ich auch gar nicht. Für mich war „The Distance from me to you“ leider nicht das, was ich mir erhofft hatte, auch, wenn das Buch zugegeben ein wenig Lust macht selbst einmal ein wenig wandern zu gehen.

Veröffentlicht am 10.10.2017

Leider nicht mein Fall

The Promise - Der goldene Hof
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Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich habe mich von einem schönen Cover blenden lassen, den Klappentext nur überflogen. Darauf vertraut, dass die Autorin mich schon nicht enttäuschen würde, denn ...

Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich habe mich von einem schönen Cover blenden lassen, den Klappentext nur überflogen. Darauf vertraut, dass die Autorin mich schon nicht enttäuschen würde, denn ihre Vampire Academy Reihe sowie das dazugehörende Spin-Off haben mir nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut gefallen.
Aber "Der goldene Hof"?
Eher nicht so sehr. Eher gar nicht.
Schon von der ersten Seite an, habe ich gefühlt, dass dies nicht mein Buch werden würde. Mit der Protagonistin Elizabeth (oder Adelaide, wie sie sich später nennt) konnte ich einfach nicht warm werden. Sie wird das ganze Buch als etwas ganz Besonderes dargestellt, beschreibt sich selbst als scharfsinnig und intelligent, nur habe ich davon leider recht wenig sehen können. Sie ist leichtsinnig und impulsiv und denkt so gut wie immer nur an sich selbst. Sie denkt die ganze Zeit sie wäre etwas besseres, vergleicht alles mit ihrem alten Leben.
Gut, es lag nicht allein an der Protagonistin, dass mir das Buch nicht gefallen hat, aber Elizabeth/ Adelaide hat einen großen Teil dazu beigetragen.
Ich habe ein großes Problem mit dem ganzen Konzept des Buches, mit der Idee, die dahinter steckt. (Und ja, shame on me, vielleicht hätte ich den Klappentext gründlicher lesen sollen, dann hätte ich eher bemerkt, dass „Der goldene Hof“ nichts für mich ist.)
Cedric - das Love Interest, was man alleine schon daran merkt, dass Adelaide ihn die ganze Zeit mit den Augen auszieht - und seine Familie werben junge Frauen an, um sie auf einem anderen Kontinent an reiche Männer zu verheiraten. Klingt so halb nach Sklaverei? Ist es irgendwie auch. Aber den Mädchen wird dies natürlich als größte Chance ihres Lebens dargestellt und demnach hoch ist der Konkurrenzkamp - juhu, eine Runde Zickenkrieg. Da hätte ich auch gut und gerne drauf verzichten können.
Mal ganz davon abgesehen, dass keines der Mädchen es so sieht, dass sie praktisch Ware sind, die verkauft werden. Alle finden ganz toll was mit ihnen passiert, vereinzelt kommen Zweifel auf, aber die werden schnell wieder weggewischt, denn guck mal wie schön unsere Kleider glitzern!
Ich habe nichts gegen schöne Kleider. Ich habe auch nichts dagegen, wenn besagte Kleider beschrieben werden. Aber die Autorin hat es sich in „Der goldene Hof“ zur Aufgabe gemacht jedes einzelne Kleid zu beschreiben, von Farbe über Schnitt und Stoff und was weiß ich. Nach dem dritten Kleid war ich genervt, nach dem fünften habe ich die Beschreibungen nur noch überflogen und nach dem zehnten hätte ich meinen Kindle gerne aus dem Fenster geschmissen. Ehrlich, es hat mich herzlich wenig interessiert, wem welche Farbe besser stand oder dass die einen ihre Unterröcke nicht richten konnten oder was weiß ich. Wen kümmert’s?
Die Charaktere in dem Buch sind allesamt sehr flach und blass geblieben, allen voran Adelaide, aber auch ihre „Freundinnen“ Tamsin und Mira und Cedric.
Tamsin war vollkommen unausstehlich und ich habe ehrlich keine Ahnung, wie Mira und Adelaide es mit ihr ausgehalten haben, geschweige denn, warum sie sich ihr affektiertes Verhalten überhaupt über sich ergehen lassen.
Mira ist vielleicht der einzige Charakter im Buch, den ich hätte mögen können. (Was nicht heißt, dass ich den nächsten Teil lesen will, der sich wenn ich das richtig verstanden habe um sie dreht, ein Buch von dieser Art hat mir gereicht.) Sie ist immer nett zu Adelaide und Tamsin, kommt dadurch leider auch etwas langweilig und fad daher. Das einzig wirklich interessante an ihr ist, dass sie farbig ist und damit aus der Gruppe weißer Mädchen heraussticht.
Man hat gemerkt, dass die Autorin versucht hat aufgrund der vielen Länder, Kolonien, Völker und Religionen ein wenig Diversität in das Buch hinein zu bekommen, aber ich muss sagen, dass das für mich leider nur dazu geführt hat, dass ich vollkommen überfordert war. Eine Karte hätte enorm geholfen. Dauernd wird alles bis ins kleinste Detail beschrieben, das, was man sich für ein ordentliches Worldbuilding eigentlich wünscht, aber irgendwie hatte ich dennoch die ganze Zeit das Gefühl, dass einem einfach alle Informationen hingeschmissen werden. Ich fand den Konflikt zwischen der alten Aristokratie und den Neureichen ganz interessant, allerdings bei weitem nicht interessant genug, dass ich sagen würde es war spannend darüber zu lesen. Auch den Konflikt zwischen den Alanzanern und den Orthodoxen fand ich durchaus interessant, insbesondere, weil einer unserer Hauptcharaktere ein Ketzer ist. Das Problem bei der Sache? Das Schicksal der Charaktere hat mich so ungefähr gar nicht interessiert. Dafür waren mir alle zu unsympathisch oder unwichtig.
Irrtümlicherweise habe ich angenommen, dass es sich bei dem Buch um Fantasy handeln würde, was nicht der Fall war. „Der goldene Hof“ hat sich gelesen wie ein historischer Roman, mit Problemen, die mir aus der Geschichte allesamt bekannt sind. Gefühlt hat die Autorin einfach die Namen von Ländern und Orten geändert und siehe da - eine neue Welt.

Insgesamt muss ich gestehen - und das hat man der Rezension wahrscheinlich schon angemerkt -, dass ich mich durch das Buch regelrecht durch gequält habe. Die erste Hälfte fand ich fast schon unerträglich und ich war wahnsinnig kurz davor das Buch einfach abzubrechen. Die letzten vierzig Prozent waren ein Quäntchen besser, aber eben auch nur ein Quäntchen. Nichts an „Der goldene Hof“ konnte mich fesseln - weder die Charaktere, noch die Handlung oder die Welt, die die Autorin erschaffen hat. Nicht einmal die Liebesgeschichte und ich bin immer dabei, wenn es um Liebesgeschichten geht. Es braucht nicht viel um mich für zwei Charaktere zu begeistern, damit ich will, dass sie zusammenkommen. Aber zwischen Adelaide und Cedric herrschte einfach keine Chemie. Die beiden haben sich ein paar Mal gesehen, haben beide eine kleine Schwärmerei entwickelt und sobald sie sich ein paar Mal wirklich unterhalten haben, war es gleich die große Liebe. Für mich nicht nachvollziehbar. Ich hatte am Ende nicht die geringste Ahnung, was die beiden aneinander fanden, was doch Recht schade ist, da ich die beiden über vierhundert Seiten lang ertragen musste.