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Veröffentlicht am 02.11.2018

solider Thriller

Stein
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Anja Grabner hat ihren Urlaub geplant, doch daraus wird nichts. Die ehemalige Mordermittlerin aus Wien wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Ihr ehemaliger Kollege von der Kripo erzählt ihr von einer ...

Anja Grabner hat ihren Urlaub geplant, doch daraus wird nichts. Die ehemalige Mordermittlerin aus Wien wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Ihr ehemaliger Kollege von der Kripo erzählt ihr von einer neuen Spur im Fall des entführten Bankers Bert Köhler, der mehrere Jahre zurückliegt. Damals war Anja Grabner leitende Ermittlerin, doch der Fall konnte nie aufgeklärt werden, alle Spuren verliefen im Sande, die Bewohner von Stein schwiegen. Dieser Fall hat die Karriere von Anja Grabner beendet, vergessen konnte sie ihn nie. Als sie ihren Flieger verpasst bleibt für sie nur eines, der neuen Spur nach Stein zu folgen.

Vom Autor habe ich bisher die Reihe um Baumgartner gelesen, der Thriller um Anja Grabner steht der Baumgartner-Reihe in nichts nach. Ich konnte super in die Story starten, der Aufbau mit Rückblenden ist gut gelungen. Häppchenweise erfährt man, was sich damals im Fall Köhler zugetragen hat. Und das ist wirklich heftig, denn über Monate wurden Körperteile des Entführten an verschiedene Adressaten verschickt. Lösegeld wurde gefordert, aber die Übergabe klappte nie.

Besonders gut gelungen ist dem Autor, die düstere Stimmung in dem kleinen Ort Stein herauszuarbeiten. Als Leser hat man von Anfang an ein ungutes Gefühl, merkt, dass mit den Bewohnern etwas nicht stimmt, das aber nicht greifbar ist. Welches Geheimnis haben sie zu verbergen? Ein Fall, bei dem man rätselt und rätselt, bis zum Ende bleibt offen, welches Motiv sich hinter der Entführung verbirgt.

Anja ist ein eigenwilliger Charakter, es hat etwas gebraucht, bis ich mit ihr warm geworden bin. Je weiter ich gelesen habe, desto sympathischer wurde sie, auch wenn ich nicht alle ihre Handlungen nachvollziehen konnte, vor allem ihre Alleingänge.

Fazit: Spannende, düstere Story mit einer toughen Ermittlerin, über die ich gern noch mehr lesen würde.

Veröffentlicht am 19.10.2018

ganz großes Kino

Der Kratzer
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Der Kratzer. Ein Serienkiller, der Botschaften in die Haut seiner weiblichen Opfer ritzt, so fein, dass sie wie Kratzspuren wirken. Nachdem Kommissar Tobias Dom ihn schon einmal geschnappt hatte, der Kratzer ...

Der Kratzer. Ein Serienkiller, der Botschaften in die Haut seiner weiblichen Opfer ritzt, so fein, dass sie wie Kratzspuren wirken. Nachdem Kommissar Tobias Dom ihn schon einmal geschnappt hatte, der Kratzer jedoch entkommen konnte, scheint er jetzt Rache nehmen zu wollen. Sieben Jahre ist es her, jetzt mordet er wieder und für Dom wird es der wohl privateste Fall seiner Laufbahn. Einzig die Journalistin Christine Lenève kann ihm bei der Aufklärung helfen.

Hier ist er also, der letzte Teil der Trilogie um die eigenwillige Journalistin Christine Lenève und Kriminalkommissar Tobias Dom von der Berliner Mordkommission. Was habe ich erwartet? Einen spannenden Abschluss mit den bekannten Charakteren, der mich wie die anderen beiden Teile fesselt. Soweit zu meinen Erwartungen, die recht hoch lagen, denn beide vorigen Teile waren für mich ein Lesehighlight.

Tja, und was habe ich bekommen? Eine geniale, fesselnde Story mit Wendungen, die mich sprachlos gemacht haben! Nervenkitzel pur, Gänsehaut, ein Gefühlschaos vom Feinsten. Wut, Freude, Trauer, alles dabei. Und ein Ende, eine Auflösung, mit der ich nicht wirklich gerechnet habe. Kurz hatte ich einen Gedankenblitz, den ich als abwegig erachtet hatte, aber der Autor hat mich eines besseren belehrt. Kurzum, ein hammermäßiger Thriller der es in sich hat. Ganz großes Kino, über weite Teile lief die Handlung wie ein Film ab. Abgedrehte Schauplätze, die für sich schon eine Gänsehaut bescheren. Eine temporeiche, actiongeladene Handlung mit bis ins kleinste augeklügelten Charakteren. Mein Favorit ist natürlich Christine, wie kann es auch anders sein. Nicht unbedingt eine einfache Protagonistin, aber eine mit Format, die sich treu bleibt. Christine ist manchmal schroff, aber charakterstark und liebenswert. Und cool. Ich habe mit ihr mitgefiebert, gezittert, gelitten und die Story ganz intensiv erlebt.

Der Schreibstil ist gewohnt mitreißend, lockere Dialoge, detaillierte Beschreibungen der Szenerie, die wie Momentaufnahmen wirken. Wie ein Standbild, um auch jedes kleinste Detail aufnehmen zu können. Das ist für mich auch das ganz besondere am Schreibstil! Die Story an sich ist spannend, atmosphärisch dicht und komplex, erst mit diesem letzten Teil merkt man, wie durchdacht sie ist. Wie sich Puzzleteil für Puzzleteil an die richtige Stelle schiebt und den Blick aufs große Ganze freigibt. Mit jedem Band erlebt man eine Steigerung, der finale ist für mich der Beste.

Fazit: Für mich ein Must-Read und ein Lesehighlight 2018. Mit einem weinenden Auge bedaure ich dass die Reihe zu Ende ist, freue mich aber schon auf die nächsten Werke des Autors.

Veröffentlicht am 18.10.2018

der Abschluss der Trilogie

Die Sünden von Natchez
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Klappentext: "Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, sieht sein Leben in Trümmern. Die Frau, die er liebte, ist tot – ermordet von Mitgliedern der Doppeladler, jener Organisation von rassistischen ...

Klappentext: "Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, sieht sein Leben in Trümmern. Die Frau, die er liebte, ist tot – ermordet von Mitgliedern der Doppeladler, jener Organisation von rassistischen Weißen, die seit den sechziger Jahren in Natchez ihr Unwesen treibt. Nun steht auch noch sein Vater, der Arzt Tom Cage, vor Gericht, weil er Viola Turner, eine Schwarze, mit der er eine Affäre hatte, getötet haben soll. Snake Forrest, das Oberhaupt der Doppeladler, tut alles, um Penn und seinen Vater einzuschüchtern. Er lässt auf eine Journalistin, die über den Prozess schreiben will, ein Giftattentat verüben und bedroht Penns Tochter. Penn weiß, dass in seiner Stadt erst Frieden einziehen wird, wenn auch Snake aus dem Weg geräumt worden ist. Doch zunächst muss er seinen Vater freibekommen – eine schier unmögliche Aufgabe, wie sich herausstellt, denn dessen Anwalt, ein eigentlich begnadeter Verteidiger, scheint alles noch schlimmer zu machen. Das große Finale eines einzigartigen Projekts: Penn Cage kämpft für die Menschen seiner Stadt gegen einen übermächtigen Gegner, der vor nichts zurückschreckt"


"Die Sünden von Natchez" ist der Abschlussband der Natchez-Trilogie. Penns Vater steht wegen Mordes vor Gericht und Penn versucht alles, um die Unschuld seines Vaters zu beweisen und die wahren Schuldigen zu finden. Wer ist für den Tod von Viola verantwortlich? Nicht einfach für ihn, denn der Anwalt seines Vaters spielt sein eigenes Spiel. In diesem finalen Teil geht es vor allem um die Gerichtsverhandlung, die Aufklärung, und die Stränge zu einem gemeinsamen, sinnvollen Ende zu bringen. Mir haben die ersten beiden Teile etwas besser gefallen, vielleicht weil ich kein großer Fan von Gerichtsverhandlungen bin. Nichts desto trotz ist das Buch ein runder Abschluss der Trilogie um ein leider immer noch aktuelles Thema, Rassismus.

Veröffentlicht am 11.10.2018

farbenprächtiger historischer Krimi

Die Meisterbanditin
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"Die Meisterbanditin" ist der Auftaktband um die junge Marie und spielt im 18. Jahrhundert. Maries Leben wendet sich von einer Minute zur anderen. Wir lernen sie kennen, wie sie auf einem Fest mit ihrem ...

"Die Meisterbanditin" ist der Auftaktband um die junge Marie und spielt im 18. Jahrhundert. Maries Leben wendet sich von einer Minute zur anderen. Wir lernen sie kennen, wie sie auf einem Fest mit ihrem Liebsten tanzen möchte, sie hofft mit Bartholomäus bald vermählt zu sein. Doch dieser hat keine gute Laune und gesteht ihr, dass er eine andere heiraten wird. Marie wird klar, dass er mit ihr nur gespielt hat, sie ist am Boden zerstört. Ihre Familie will sie nicht weiter durchfüttern, sie muss ihr Elternhaus verlassen und eine Anstellung finden. Anstatt wie vorgeschlagen im Dorf um Arbeit anzufragen, versucht sie ihr Glück auf Schloß Brenz. Auch wenn Gräfin Wilhelmine als Hexe verschrien ist und Marie nicht ganz wohl ist, nimmt sie eine Anstellung als Küchenmagd an. Als sie fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt wird kann sie einer Bestrafung nur entgehen, indem sie für die Gräfin als Spionin arbeitet, und zwar mit einer fahrenden Schaustellertruppe. Dort lernt sie das Schauspielern und übt ihre Fingerfertigkeit als Diebin an einer Klingelpuppe. Noch weiß sie nicht, was genau von ihr als Spionin erwartet wird.....

Silvia Stolzenburg hat mich mit der spannenden Geschichte um Marie in ihren Bann gezogen. Ein wunderbar lebhafter und detailreicher Schreibstil lässt die Figuren und die Szenerie vor meinem inneren Auge aufleben. Ich konnte mich problemlos in diese längst vergangene Zeit hineinversetzen und mit Marie mitfiebern. Sie erlebt Intrigen, leidet unter der Eifersucht einer anderen Darstellerin und kommt in große Gefahr. Ein Glück hat sie Michel und Jost als gute Freunde an ihrer Seite.

Da ich einige der Schauplätze gut kenne, konnte ich ihre Wege nachvollziehen und hatte beim lesen Kopfkino. Die Figuren sind schön ausgearbeitet, neben Marie gibt es noch einige interessante Charaktere, die sie begleiten oder immer wieder ihren Weg kreuzen.

Die Geschichte ist temporeich und spannend, so dass es schwer fällt, das Buch nicht in einem Rutsch zu lesen. Das Ende lässt einige Fragen offen, die vermutlich im nächsten Teil beantwortet werden. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 11.10.2018

wer ist dein Mann wirklich?

Solange du lügst
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Klappentext: "Iris und Will sind seit sieben Jahren verheiratet – sehr glücklich, wie es scheint. Als Will eines Morgens nach Florida aufbricht, ist Iris plötzlich besorgt, als sie hört, dass ein Flugzeug ...

Klappentext: "Iris und Will sind seit sieben Jahren verheiratet – sehr glücklich, wie es scheint. Als Will eines Morgens nach Florida aufbricht, ist Iris plötzlich besorgt, als sie hört, dass ein Flugzeug abgestürzt ist. Wenig später geht ein Anruf der Fluggesellschaft bei ihr ein. Will ist unter den Toten – doch der Flug ging nach Seattle. Iris macht sich nach Seattle auf und muss erfahren, dass ihr Mann sie belogen hat – er war ein ganz anderer, mit einer völlig anderen Vergangenheit. Während sie in Seattle recherchiert, erhält sie Warnungen, die immer bedrohlicher klingen. Und eigentlich können sie nur von einer Person kommen – von ihrem angeblich toten Ehemann."

Autorin Kimberly Belle hat mit "Solange du lügst" einen wirklich spannenden Thriller geschrieben, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Ihr Schreibstil ist eingängig und lässt sich flüssig lesen und die Geschichte legt ein hohes Tempo vor. Sicher wird hier das Rad nicht neu erfunden, ich habe schon ähnliche Thriller gelesen, in denen die Protagonistin feststellen muss, dass ihr bisheriges Leben auf Lügen aufgebaut ist. Trotzdem konnte mich der Thriller überzeugen. Ich konnte mich in Iris gut hinein versetzen und habe gebannt verfolgt, wie ihre Nachforschungen verlaufen und wie sich nach und nach ihr Leben mit Will als einzige Lüge entpuppt. Wer war ihr Mann wirklich? Gleichzeitig habe ich mir Gedanken gemacht, was wäre, wenn ich mich in ihrer Situation befinden würde, auch als Iris Hilfe erhält und nicht mehr weiß, wem sie trauen kann. Immer wieder gibt es Wendungen, die mich total überrascht haben und die ganze Geschichte in ein neues Licht rückten. Bis zum Ende nicht durchschaubar und spannend.