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Veröffentlicht am 14.11.2017

Spannung, Action, John Finch!

Der Zerberus-Schlüssel
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"Der Zerberus Schlüssel" ist der vierte Teil der Reihe um den sympathischen Piloten John Finch, ein weiteres spannendes Abenteuer aus der Feder von Gerd Schilddorfer.


Der Anfang des Thrillers führt uns ...

"Der Zerberus Schlüssel" ist der vierte Teil der Reihe um den sympathischen Piloten John Finch, ein weiteres spannendes Abenteuer aus der Feder von Gerd Schilddorfer.


Der Anfang des Thrillers führt uns nach Berlin, wo eine Studentin über eine Leiche stolpert. In einem seit Jahren aufgegebenen Haus hängt sie im Obergeschoss seit Jahrzehnten, inzwischen ist der Leichnam mumifiziert. Währenddessen beschäftigt Kommissar Thomas Calis sich mit rätselhaften Morden. Drei Männer wurden erdrosselt, alles unauffällige Zeitgenossen. Er versucht herauszufinden, was die drei Männer verbindet. John Finch wiederum befindet sich in Berlin bei der Internationalen Luftfahrtausstellung, wo er den neuesten Eurocopter X3 fliegen soll. Sein Freund Llewellyn Thomas erhält ein Paket, das schon vor zwanzig Jahren aufgegeben wurde, in ihm eine mit Blut bedeckte Stichwaffe. Last but not least ist Alexander Reiter auf der Suche nach einem lange verschollenen Buch...


Auf über 800 Seiten begleiten wir John Finch und seine Freunde auf einem spannenden Abenteuer. Es gibt viele unterschiedliche Stränge, auch Handlungsebenen die in der Vergangenheit liegen, nach und nach laufen sie zusammen und werden zu einer dichten Story verwoben. Geheimdienste verschiedener Länder sind in die Geschichte verwickelt, eine Geschichte, deren Anfänge weit in die Vergangenheit zurück gehen, bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges, sogar bis in die Zeit der Kolonien. Gerd Schilddorfer hat perfekt recherchiert und verknüpft die einzelnen Stränge geschickt zu einer fesselnden und dichten Story.


Für mich war es wie ein Treffen mit alten, lieb gewonnenen Bekannten, da ich den Vorgänger schon verschlungen hatte. Aber auch einige interessante neue Personen bekommen ihren Auftritt, so z. B. eine schlagfertige schottische Lady. Die Protagonisten sind detailliert gezeichnet und fast durchweg sympathische Charaktere, sie wirken lebendig und authentisch.


Das Buch ist anspruchsvoll und lässt sich aufgrund der vielen Protagonisten und Handlungsstränge nicht mal so nebenher lesen. Es erfordert Aufmerksamkeit und ein gewissens Maß an Konzentration, belohnt dann aber mit einer spannenden sowie actionreichen Handlung. Ich bin begeistert und habe jede Seite genossen, für mich ist der Zerberus-Schlüssel ein Thrillerhighlight 2017.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Max Hellers zweite Fall

Tausend Teufel
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"Tausend Teufel " ist nach "Der Angstmann" der zweite Fall für Max Heller und spielt in der Nachkriegszeit im Jahr 1947. Dresden liegt zu großen Teilen in Trümmern und wurde zur sowjetischen Besatzungszone. ...

"Tausend Teufel " ist nach "Der Angstmann" der zweite Fall für Max Heller und spielt in der Nachkriegszeit im Jahr 1947. Dresden liegt zu großen Teilen in Trümmern und wurde zur sowjetischen Besatzungszone. Es ist Winter und bitterkalt, die Menschen frieren, es herrscht Hunger und jeder kämpft ums nackte überleben. Auf die ein oder andere Weise, sei es mit Verkäufen auf dem Schwarzmarkt oder Frauen, die ihren Körper für eine warme Mahlzeit verkaufen. Manch einer mordet sogar, um zu überleben.


Max Heller ist inzwischen Oberkommissar der neu gegründeten Volkspolizei und wird zum Fundort einer Leiche gerufen. Doch die Russen waren zuerst vorort und transportieren die Leiche ab, ohne Heller einen Blick zu gewähren. Als er sich dem Fundort nähert wird er Zeuge, wie eine unbekannte Frau einen Rucksack stehlen will. In ihm der abgetrennte Kopf eines Mannes. Heller gibt sein bestes auf der Suche nach dem Mörder, doch von den russischen Besatzern werden seine Ermittlungen torpediert....


Ich hatte den Angstmann verschlungen und war gespannt, ob der Autor das hohe Niveau des ersten Teils halten kann. Und ja, er kann. "Tausend Teufel" spielt in dieser düsteren Nachkriegsstimmung, die von Entbehrung und Not dominiert wird. Auf der einen Seite die überlebende deutsche Bevölkerung, die bitteren Hunger leidet, auf der anderen Seite die russischen Besatzer, die im Überfluss schwelgen. Die Menschen vertrauen einander nicht mehr, viele sind in die Partei eingetreten, weil sie sich Vorteile versprechen. Auch Heller wird immer wieder überredet, doch er bleibt standhaft und steht zu seiner Überzeugung.


Diese trostlose und bedrückende Stimmung ist perfekt eingefangen, die Atmosphäre dicht. Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen und mich in die Menschen hineinversetzen. Die Personen sind schön gezeichnet, sie wirken lebensecht und authentisch. Max Heller als Hauptprotagonist ist weiterhin der ehrliche, aufrechte Mann wie ich ihn im ersten Teil kennengelernt habe. Der sich selbst und seiner Überzeugung treu bleibt und anderen hilft. Unbestechlich macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Wir treffen auf alte Bekannte aus dem ersten Teil, Heller und seine Frau Karin warten auf die Ankunft ihre Sohnes, der in Kriegsgefangenschaft war. Doch die Ermittlungen lenken Heller ab, erfordern seine ganze Aufmerksamkeit.


Der neue Fall steht dem Angstmann in nichts nach, er ist verzwickt und perfekt zum miträtseln. Ich habe hier Vermutungen angestellt und hatte bis zum Ende doch nicht wirklich eine Idee, wer hinter den Morden steckt.


Der Autor widmet sich unter anderem auch dem Thema Kriegswaisen, ein Thema das mir sehr an die Nieren ging. Unvorstellbar wenn man sich vor Augen hält wie viele Kinder damals ihre Eltern verloren haben und alleine auf sich gestellt waren, kleine Kinder, die auf der Straße lebten und um die sich niemand gekümmert hat. Ein wirklich trauriges Kapitel deutscher Geschichte.


Fazit: Spannender historischer Krimi der nachdenklich macht. Auf den nächsten Teil freue ich mich jetzt schon.

Veröffentlicht am 02.11.2017

alles ist mit allem verbunden

Ein Reif von Eisen
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"Ein Reif von Eisen" ist der Auftaktband der "Königschroniken" und führt uns Leser in eine Fantasywelt, die bildgewaltig und vielfältig beschrieben ist. So verfolgen wir drei unterschiedliche Stränge:

Die ...

"Ein Reif von Eisen" ist der Auftaktband der "Königschroniken" und führt uns Leser in eine Fantasywelt, die bildgewaltig und vielfältig beschrieben ist. So verfolgen wir drei unterschiedliche Stränge:

Die junge Sölva, eine uneheliche Tochter des Hetmannes Morwa, der versucht die Völker der Hoch- und Tieflande zu vereinen. Bis auf einen Stamm hat er alle unterworfen, doch die Hasdingen leisten erbitterten Widerstand, der Winter naht und die Zeit wird knapp.

Leyken von den Banu Qisai, einem Oasenvolk, ist auf der Suche nach ihrer Schwester Ildris, die bei einem Überfall entführt wurde. Jetzt ist Leyken in der Rabenstadt bei der heiligen Esche am Kaiserlichen Hof, doch sie ist eine Gefangene.

Pol ist in der Hafenstadt Carcosa aufgewachsen, sein Vater unbekannt, seine Mutter starb bei seiner Geburt. Der Wirt einer Schänke nahm sich des Jungen an und zog ihn auf. Pol ist ein Dieb mit einer Bestimmung.

Die Stränge wechseln sich ab, so dass die Handlung schon dadurch abwechslungsreich ist. Die jeweiligen Landschaften sind sehr verschieden, wir haben den kargen und kalten Norden, in dem Sölva den Tross ihres Vaters begleitet, die reiche Hafenstadt Carcosa, wo die Menschen den falschen Göttern huldigen und die opulente Rabenstadt, in der alles größer, schöner und strahlender ist als anderswo. Stephan M. Rother erfüllt diese Landschaften mit Leben, beschreibt das farbenprächtige Treiben bildgewaltig, schafft eine dichte Atmosphäre und viele kleine Details lassen die fremdartige Welt vor dem inneren Auge auferstehen. Auch die unterschiedlichen Charaktere sind gekonnt gezeichnet, sie wirken lebendig und unverwechselbar. Sölvas Part nimmt den größten Raum ein, in sie konnte ich mich auch am besten hineinversetzen. Da es sich um den ersten Teil der Reihe handelt, laufen die Stränge noch parallel ohne sich direkt zu kreuzen. Aber es gibt ja noch Magie, über die einige Protagonisten verfügen. Hier wartet die Rabenstadt in der heiligen Esche mit innovativen Ideen auf, mit einer ganz eigenen Magie.

Trotz der vielen verschiedenen Protagonisten hatte ich keine Probleme, in die Handlung einzusteigen. Zum einen sind die Personen wirklich sehr gut skizziert, hilfreich ist zudem der Stammbaum und das Personenregister am Ende. Im Einband befindet sich eine Karte, so kann man die Wege immer nachvollziehen. Die einzelnen Szenen und die Umgebung sind so schön detailliert beschrieben, dass ich über weite Strecken Kopfkino hatte und beim lesen ganz tief in diese magische Welt eintauchen konnte. Noch offenbart sich nicht, wie die einzelnen Stränge zusammengehören, hier bin ich schon auf den nächsten Band gespannt. Erwähnenswert ist der Schreibstil von Stephan M. Rother, der anspruchsvoll ist und perfekt zu dieser Geschichte passt.

Fazit: Großartiger Auftakt der Reihe um die Heilige Esche, bildgewaltig und spannend geschrieben. Die Fortsetzung werde ich mir nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 28.10.2017

der zweite Fall für Alex Vanzetti

Letzte Worte
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"Letzte Worte" ist der zweite Teil der Reihe um den sympathischen Berner Ermittler Alex Vanzetti von der Bundeskriminalpolizei und die Journalistin Zoe Zwygart. Ich habe den ersten Teil "Lange Schatten" ...

"Letzte Worte" ist der zweite Teil der Reihe um den sympathischen Berner Ermittler Alex Vanzetti von der Bundeskriminalpolizei und die Journalistin Zoe Zwygart. Ich habe den ersten Teil "Lange Schatten" auch gelesen, man kann aber auch ohne Vorkenntnisse gut in die Reihe einsteigen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind.


Wieder führt der Krimi nach Bern, wo die Ständerätin Eva Bärtschi in ihrem Haus kaltblütig ermordet wird. Aus nächster Nähe wurde sie durch einen Kopfschuss getötet, alles deutet auf einen Raubmord hin. Als am nächsten Tag ihr Anwalt stirbt, augenscheinlich an Kreislaufversagen, wird Vanzetti, der mit der Morduntersuchung betraut ist, hellhörig. Schnell stellt sich heraus, dass auch der Anwalt umgebracht wurde. Hier muss ein Profi am Werk gewesen sein.


Ausgerechnet die etwas nervige Journalistin Zoe Zwygart soll Vanzetti an den Ermittlungen beteiligen, so der Deal mit seiner Chefin. Zoe ist nach ihrem letzten erfolgreichen Report unter Erfolgsdruck. Brisant ist, dass ihre Großmutter Lucy Eicher die Tote gut kannte, die Verbindung geht weit in die Vergangenheit zurück. Bald stell sich heraus, dass Bärtschi auf ihrem Rechner sowohl geheime als auch brisante Dokumente über hochrangige Persönlichkeiten gespeichert hat, die einige Karrieren zerstören könnten. Die Dateien sind kompliziert verschlüsselt, Vanzetti und Zoe machen sich gemeinsam auf die Suche nach dem passenden Schlüssel.


Vielen dürfte der Autor noch von der Max Bollag-Reihe, die im Baselland spielt, bekannt sein: "Schachzug", "Höllenfeuer" und "Schlagzeile"


Seinem Schreibstil ist der Autor treu geblieben, er schreibt anspruchsvoll und doch locker, durch eingestreute typisch Schweizer Begriffe kommt das Lokalkolorit sehr gut rüber. Ich hatte mich auf den zweiten Teil der Reihe schon gefreut, es war für mich wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten.


Mit der toughen Journalistin Zoe, die mir mit ihrer direkten Art sehr sympathisch ist. Nicht minder sympathisch ist Alex Vanzetti, der immer noch unter dem Tod seiner Frau und Tochter leidet. Und nicht zuletzt mit der rüstigen Lucy Eicher, die als ehemalige Journalistin über viel Rechercheerfahrung verfügt und ihrer Enkelin immer wieder wertvolle Tipps gibt. Im Vergleich zum ersten Teil machen die Figuren eine Entwicklung durch, Zoe ist nicht mehr ganz so kratzbürstig und sie und Alex mausern sich zu einem guten Team. Lucy erfährt in diesem Teil die schmerzvolle Wahrheit über den Tod ihres Mannes.


Der Plot ist fesselnd, man verfolgt die Handlung durch Zoe, Alex, Lucy, und aus der Sicht des Mörders. Diesmal wird es für die drei Protagonisten brandgefährlich, sie stehen einem bestens ausgebildeten Killer gegenüber, der ihnen immer einen Schritt voraus ist. Bis zum Ende bleibt unklar, wer der Auftraggeber des Killers ist. Als das Geheimnis gelüftet wird, war ich echt schockiert, ich hatte zwar einige Verdächtige, aber damit hatte ich nicht gerechnet.


Fazit: Dichter, spannender Plot mit einigen Actionsszenen, der mich von der ersten Seite gefesselt hat. Für Krimifans sehr zu empfehlen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Familientragödie

Fremde Tochter
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Michel Bussi entführt seine Leser nach Korsika. Vor 27 Jahren geschah eine schreckliche Tragödie, ein Unfall, bei dem außer Clothilde keiner ihrer Familie überlebt hat.


Nur widerwillig brechen die damals ...

Michel Bussi entführt seine Leser nach Korsika. Vor 27 Jahren geschah eine schreckliche Tragödie, ein Unfall, bei dem außer Clothilde keiner ihrer Familie überlebt hat.


Nur widerwillig brechen die damals 15-jährige Clothilde und ihr Bruder Nicolas zusammen mit den Eltern zu einem Kirchenkonzert auf. Clothildes Vater fährt schnell die kurvige Straße entlang, eine Straße, bei der es ihr immer bang wird. Dann geschieht das Unglück, ihr Vater verliert in einer engen Kurve die Kontrolle, das Auto schießt über die Seitenabsperrung, überschlägt sich mehrmals. Bei dem Unfall finden alle bis auf Clothilde den Tod, wie durch ein Wunder bleibt sie bis auf einen gerbrochenen Arm und einige Schrammen unverletzt.


Inzwischen ist Clothilde erwachsen, verheiratet, hat eine Tochter. Sie stellt sich zum ersten mal ihrer Vergangenheit, besucht den Unglücksort auf Korsika. Es gibt ein Wiedersehen mit ihren Großeltern und sie trifft den Jungen, in den sie damals verliebt war. Als sie einen Brief erhält gerät alles in wanken, Clotilde ist sich sicher dass er nur von ihrer Mutter stammen kann. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.


Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, in der Gegenwart und in Kapiteln, die im Jahr 1989 spielen, im Jahr der Tragödie. Dadurch bleibt die Handlung abwechslungsreich, man erfährt stückweise, was sich damals ereignet hat. Michel Bussis Schreibstil ist wunderbar lebendig und schön flüssig zu lesen. Er beschreibt die Insel detailliert, durch seine Augen bekommt man als Leser einen sehr guten Eindruck von Korsika, der Flora und Fauna und den Menschen. Diese bildhafte Darstellung hat mir besonders gut gefallen, denn Korsika möchte ich unbedingt noch bereisen.


Die Figuren sind gut skizziert, ich konnte mich mit Clothilde identifizieren und mich in sie hineinversetzen und habe ihre Suche nach der Wahrheit gespannt verfolgt. Im Mittelteil gibt es auch mal Längen, die mich aber weiter nicht gestört haben. Der Autor baut einige unvorhersehbare Wendungen ein, so dass es zum Schluss nochmals richtig spannend wird.


Fazit: Fesselnder Roman über eine Familientragödie vor der wunderschönen Kulisse Korsikas.