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Veröffentlicht am 04.10.2017

die Sträggele geht um

Luzerner Totentanz
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"Luzerner Totentanz" ist der vierte Teil um den charismatischen Luzerner Ermittler Cem Cengiz und sein Team. Es ist Winter, kalt, Weihnachten steht bevor. In dieser Zeit der Einkehr und Stille wird auf ...

"Luzerner Totentanz" ist der vierte Teil um den charismatischen Luzerner Ermittler Cem Cengiz und sein Team. Es ist Winter, kalt, Weihnachten steht bevor. In dieser Zeit der Einkehr und Stille wird auf dem Männliturm ein kleines Mädchen aufgefunden, ausstaffiert mit einem weißen Kleid, Flügeln und mit Goldstaub bepudert, hergerichtet wie ein Engel. Auf dem Turm finden sich unzählige okkulte Zeichen, geschrieben mit Blut. Was hat es damit auf sich? Das kleine Mädchen schläft, ist unverletzt, weigert sich später aber beharrlich zu sprechen. Cem Cengiz und seine Kollegin Barbara Amato ermitteln, stehen aber vor einem Rätsel.

Dann wird ein weiterer "Engel" gefunden, wieder ein kleines Mädchen, das gekidnappt wurde. Und wieder gibt es okkulte Symbole. Schnell verbreitet sich das Gerücht, dass die Sträggele, eine Sagengestalt und Hexe in Luzern ihr Unwesen treibt.

Wie die vorigen Bände ist auch dieser Krimi in sich abgeschlossen, so dass man ihn für sich lesen kann. Ich würde aber empfehlen, unbedingt auch die anderen Teile zu lesen, um Cem und sein Umfeld kennenzulernen. Seit dem letzten Teil ist das Team um Cem ohne Chef, Barbara soll die Stelle übernehmen. Fühlt sie sich der Aufgabe gewachsen? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, doch so recht kommen sie nicht voran. Erst der gutaussehnde Journalist Marius kann entscheidende Hinweise geben.

Was mir bei dieser Reihe am meisten gefällt sind die Protagonisten, die wunderbar liebevoll gezeichnet sind. Cem ist der Herzensbrecher schlechthin, ihm sitzt der Schalk im Nacken. Er bekommt aber Konkurrenz von Marius, der ein sehr interessanter neuer Protagonist ist. Im Gegensatz um südländischen Cem ist er der norddeutsche, kühle Typ. Ein Duo, das die Blicke auf sich zieht.

Die Figuren wirken so menschlich und sympathisch, das Team harmoniert. Richtig rund werden die Menschen durch ihr Privatleben: Cem liefert sich immer wieder spritzige Wortgefechte mit seiner Freundin Lila, Barbara hat die Trauer über Rolfs Tod noch lange nicht überwunden und Eva ist nach dem Erlebten im letzten Teil psychisch noch angeknackst.

Monika Mansour zaubert eine mystische Atmosphäre und bettet die alten Luzerner Sagen um die Sträggele und den Türst sehr geschickt in die Kimihandlung ein. Typische Schweizer Begriffe sorgen für viel Lokalkolorit, hier konnte ich wieder einige neue Begriffe aufschnappen. In unterschiedlichen Strängen rollt sich die Geschichte auf, so dass wir als Leser auch einen Einblick in die Sicht der bösen Figur erhalten und somit den Ermittlern einen Schritt voraus sind.

Fazit: "Luzerner Totentanz " ist ein Krimi zum miträtseln, bei dem ich zwar nah dran war, aber doch falsch lag, die Auflösung gibt es erst zum Schluss. Die Handlung ist fesselnd, die Spannung steigert sich gegen Ende hin immer mehr, um in einem genialen Showdown zu enden. Begeisterte 5 Sterne, ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 01.10.2017

Ehrenmorde

Love like blood
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Schauplatz London: Detective Nicola Tanners Lebensgefährtin Susan wird in ihrem eigenen Haus Opfer eines Verbrechens. Die Täter haben sie mit Säure angegriffen, überwältigt und erstochen. Tanner ist sich ...

Schauplatz London: Detective Nicola Tanners Lebensgefährtin Susan wird in ihrem eigenen Haus Opfer eines Verbrechens. Die Täter haben sie mit Säure angegriffen, überwältigt und erstochen. Tanner ist sich sicher, dass es sich um eine Verwechslung handelte und eigentlich sie selbst sterben sollte. Denn bei ihren letzten Ermittlungen beschäftigte sie sich mit Ehrenmorden, sie vermutet dass sie den bezahlten Mördern zu nahe kam. Sie selbst ist momentan suspendiert, weswegen sie ihren Kollegen Thorne in ihre Überlegungen einweiht und von ihm Hilfe erbittet. Als zwei junge Muslime nach einem verbalen Angriff in der U-Bahn verschwinden, ermittelt Thorne in dem Fall, Tanner steht ihm inoffiziell zur Seite. Als die Leiche der jungen Frau gefunden wird deutet alles auf eine Beziehungstat hin, Tanner muss Thorne überzeugen, dass hinter dem Mord ein in Auftrag gegebener Ehrenmord steht.

Mark Billingham verarbeitet ein ganz aktuelles Thema in seinem neuesten Krimi, ein Thema das unter die Haut geht. Wann immer über einen Ehrenmord in den Medien berichtet wird frage ich mich, was die Eltern, die Familie umtreibt, wie sie ihr eigenes Kind töten können. Das Buch bietet einen guten Einblick in die Denkweise der Menschen, deren Ehre durch das Verhalten ihrer Kinder vermeintlich verletzt, das Ansehen geschädigt wurde. Für mich bleibt es trotzdem ein Thema das ich nicht verstehen kann und auch gar nicht verstehen möchte. Mord bleibt Mord, egal aus welchen Beweggründen.

Da ich die vorigen Bücher des Autors gelesen habe, waren mir einige Protagonisten schon bekannt, so dass der Einstieg schön flüssig verlieft. Durch Tanner und Thornes Augen verfolgt man die Ermittlungen, lernt aber schon früh auch die Täter kennen. Was im Dunklen bleibt, ist die Schnittstelle zwischen den Mördern und den Familien, doch Thorne hat den richtigen Riecher und kommt der Auflösung des Falls immer näher. Tanner ist sich sicher, wenn sie die Auftragsmörder gefunden haben, hat sie auch die Mörder ihrer Freundin Susan.

Sprachlich sehr gut geschrieben konnte ich tief in die Geschichte und das Milieu eintauchen. Auch die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet, durch den Anriss des Privatlebens wirken sie authentisch. Thorne und Tanner sind sympathische Typen, so dass ich mit ihnen mitfiebern und die Geschichte gebannt verfolgen konnte. Es wäre kein Billingham, wenn es im letzten Drittel nicht noch eine hammerharte Wendung geben würde die mich einfach sprachlos gemacht hat. Ein Wow-Effekt, der es in sich hat. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.09.2017

Warm-up, dann Butter bei die Fische

Giftzwerg
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Schauplatz Berlin, Moabit: In einer Kleingartenanlage wird die Leiche eines Mannes in seiner Laube gefunden, wenige Meter weiter wird noch das jährliche Kleingartenfest gefeiert. Hajo Freisal und seine ...

Schauplatz Berlin, Moabit: In einer Kleingartenanlage wird die Leiche eines Mannes in seiner Laube gefunden, wenige Meter weiter wird noch das jährliche Kleingartenfest gefeiert. Hajo Freisal und seine Kollegin Yasmine Gutzeit müssen Freisals Sportschuhkauf unterbrechen und eilen zum Tatort. Denn schnell steht fest, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist, am Hals finden sich Würgemale. Bei der Befragung der Kleingärtner wird klar, dass der Mann, der von allen nur "Giftzwerg" genannt wurde, bei allen gleichermaßen unbeliebt war. Ein Nörgler, ein Grantler der seine Nachbarn beobachtet hat, um zu sehen, ob sie sich auch an alle Regeln halten. Jeder Verstoß wurde akribisch festgehalten, er war penetrant, aufdringlich, einfach lästig. Da jeder mit ihm auf die ein oder andere Weise aneckte, kommt auch jeder als potentieller Mörder infrage....

"Giftzwerg" ist schon der dritte Fall für den Berliner Ermittler mit Herz und Schnauze, Hajo Freisal, und seine attraktive Kollegin Yasmine Gutzeit, mit der sich Hajo regelmäßig Wortgefechte liefert. Die beiden sind ein tolles Team, ergänzen sich wunderbar und spielen sich bei den Befragungen der Zeugen gegenseitig die Bälle zu. Zuerst kommt das Warm-up, um eine lockere Atmosphäre zu schaffen, bevor es "Butter bei die Fische" gibt.

Da die Krimis in sich abgeschlossen sind können sie eigenständig gelesen werden, viel mehr Spaß macht es aber, wenn man die Protagonisten von Anfang an kennenlernt. Hajo ist in diesem Teil ziemlich angefressen, gute Laune ist Seltenheit, was auch seine Kollegen zu spüren bekommen. Ist aber auch klar, denn privat könnte es momentan nicht schlechter laufen. Seine Frau Inge, die sich von ihm getrennt hat, hat einen Neuen! Dabei hatte Hajo so gehofft, dass sie wieder zu ihm zurück kommt. Immerhin hat er seine Alkoholsucht überwunden und auch schon sein Gewicht reduziert. Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

Der Fall scheint auf den ersten Blick klar zu sein, doch dann kommt ein Geheimnis ans Licht, das den Toten in einem ganz anderen Licht zeigt. Wessen Motiv ist stark genug für einen Mord? Das gilt es herauszufinden und dabei laufen Freisal und Yasmine zu Höchstform auf. Sie liefern sich spritzige und witzige Dialoge dass es kracht. Ein Fall, bei dem man als Leser wunderbar mit rätseln kann wer wohl als Mörder infrage kommt. Tja, da lag ich diesmal gründlich daneben.

Wie schon bei den letzten Fällen bietet auch dieser Freisal-Krimi jede Menge Lokalkolorit und Atmosphäre. Da ich die Schauplätze teilweise kenne, hatte ich Kopfkino.

Der Autor zeichnet seine Figuren mit spitzer Feder, Hajo und Yasmine sind zwei sehr sympathische Figuren, sie wirken authentisch und menschlich. Hajos Sprüche sind Kult, allerdings steht ihm Yasmine in nichts nach, auch sie haut einige klasse Sprüche raus. Und noch immer ist das Geheimnis um Yasmines Gspusi bei der Spusi nicht gelöst, aber ich habe einen Verdacht

Genauso wie das Stammpersonal sind auch die Nebenfiguren klasse beschrieben, vor allem die Kleingärtner. Skurrile Typen, die ich bildlich vor mit hatte. Deswegen waren auch die Zeugenbefragungen mit viel Berliner Schnauze mein absolutes Highlight. Interessant war aber auch, Freisal mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen, im Umgang mit seiner dementen Nachbarin Frau Sorge.

Fazit: Berlin-Krimi mit jeder Menge Lokalkolorit, Witz und Charme. Einem interessanten Fall und dem Ermittlerdreamteam Hajo und Yasmine. Ich hoffe auf viele weitere Fälle!

Veröffentlicht am 25.09.2017

unbedingte Leseempfehlung für Fans von Historischen Krimis

Die Salbenmacherin und die Hure
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Schauplatz Nürnberg im Sommer 1409: Olivera und Götz haben sich eine Existenz aufgebaut, Götz ist inwzischen der offizielle Apothecarius der Stadt und Olivera verkauft erfolgreich heilende Salben und Tinkturen, ...

Schauplatz Nürnberg im Sommer 1409: Olivera und Götz haben sich eine Existenz aufgebaut, Götz ist inwzischen der offizielle Apothecarius der Stadt und Olivera verkauft erfolgreich heilende Salben und Tinkturen, aber auch Naschereien und kosmetische Salben für die gut situierten Pfründnerinnen. Als in der Pegnitz ein grausam zugerichteter Toter aufgefunden wird befällt die Bewohner von Nürnberg große Angst, es geht das Gerücht von einem Werwolf um, der den Mann so zugerichtet hat. Allein Olivera glaubt an einen menschlichen Täter, doch als Frau hat sie keine Chance gehört zu werden ohne sich selbst noch in Gefahr zu bringen.

"Die Salbenmacherin und die Hure" ist der dritte Teil um die sympathische Salbenmacherin Olivera. Die beiden vorigen Teile habe ich begeistert verschlungen, es sollte aber auch kein Problem sein, das Buch für sich zu lesen, da anfangs einige wichtige Details zum letzten Teil und die Beziehungen der Protagonisten erwähnt werden. Auch wenn Monate seit dem letzten Band vergangen sind hatte ich die Handlung gleich wieder präsent.

Olivera ist schwanger, die Vorfreude auf ihr erstes Kind ist groß, weswegen sie sich in dem Fall des Mordes auch zurück hält, um nicht sich und ihr ungeborenes Kind in Gefahr zu bringen. Aus unterschiedlichen Perspektiven rollt sich die Handlung auf, zumeist aus der Sicht von Olivera und dem Apothekerjungen Jonas, der sich zusammen mit seinem Freund Caspar auf Werwolfjagd begibt.

Die Autorin lässt durch ihren bildhaften Schreibstil die damalige Zeit aufleben, man spürt die Ängste der Menschen, den Aberglauben, aber auch ihre grenzenlose Neugier als die Leiche gefunden wird und die Stadtwachen die aufgebrachte Menge nur mühsam zurückhalten kann. Das Leben im mittelalterlichen Nürnberg ist lebendig beschrieben, das Treiben im Frauenhaus, die Aufgabe des Stadtrates und des Henkers mit der peinlichen Befragung. So lebendig, dass ich mich mitten ins Geschehen hinein versetzt fühlte und mein Kopfkino problemlos ansprang.

Die Figuren sind wunderbar detailliert gezeichnet und besitzen Tiefe, neben den bekannten Personen spielen einige neue eine Rolle, die Hübschlerin Gerlin hat hier eine Schlüsselrolle.

Ganz nebenbei ist die Handlung total spannend, eigentlich mehr ein historischer Krimi als ein einfacher Roman. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und bin wieder einmal begeistert. Ein wunderbar farbenprächtiger Schreibstil, tolle Protagonisten und eine spannende Geschichte sorgen für beste Unterhaltung. Für mich ein rundum gelungener historischer Roman, den ich wärmstens empfehlen kann. Verdiente 5 Sterne!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Ermittlungen im Musikbusiness

Zwischen Schatten und Licht
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"Zwischen Schatten und Licht" ist der dritte Teil der Bielefeld-Krimis um Kommissar Dominik Domeyer und sein Team und führt die Leser in die Welt des Musikbusiness. Die Jazz-Sängerin Marleen Seismo hat ...

"Zwischen Schatten und Licht" ist der dritte Teil der Bielefeld-Krimis um Kommissar Dominik Domeyer und sein Team und führt die Leser in die Welt des Musikbusiness. Die Jazz-Sängerin Marleen Seismo hat in Bielefeld einen Auftritt, doch nach der Pause bricht sie auf der Bühne zusammen, der herbeigerufene Rettungswagen kann nichts mehr für sie tun. Recht schnell steht fest, dass die Sängerin vergiftet wurde. Kommissar Domeyer und seine Kollegin Nina Tschöke vom KK11 ermitteln in dem Fall. Schon bei den ersten Befragungen im Umfeld der Toten wird klar, dass es Neider gab, die ihr den Erfolg nicht gönnten. Ist hier das Mordmotiv zu finden?

Ich konnte wunderbar flüssig in die Geschichte eintauchen, das Wiedersehen mit Dodo und seinem Team war für mich wie ein Treffen mit alten Bekannten. Im Vordergrund stehen die Ermittlungen im Mordfall, diesmal besonders Nina und ihr behinderter Bruder Kai. Denn Kai war bei dem Konzert mit dabei und hat den Zusammenbruch von Marleen Seismo hautnah miterlebt. Ihr Tod hat ihn sehr verstört, Nina stellt behutsam Fragen, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern.

Die Ermittlungsarbeit ist sehr gut beschrieben, durch verschiedene Sichtweisen bekommt man als Leser einen allumfassenden Überblick und kann sich selbst ein Bild machen. Es gibt eine Vielzahl an Verdächtigen, der perfekte Fall um mitzurätseln, und hier hatte ich diesmal auch den richtigen Riecher.

Die bekannten Charaktere gewinnen an Tiefe, es sind authentische Personen, die überwiegend sehr sympathisch rüberkommen. Auch das Privatleben der Ermittler wird immer wieder kurz thematisiert, ohne zu stark von der Handlung abzulenken. Aber doch so, dass die Charaktere dadurch sehr lebendig wirken.

Durch den wunderbar flüssigen und bildhaften Schreibstil hatte ich die meiste Zeit über Kopfkino, hatte Personen und Szenen bildlich vor Augen. Auch wenn ich Bielefeld mich kenne, kommt durch die Beschreibungen von Straßen und Orten Lokalkolorit auf. Spannungstechnisch hat der Krimi einiges zu bieten und die Handlung ist durchweg fesselnd.

Fazit: Spannender Krimi der mich voll überzeugen konnte. Ich freue mich auf die Fortsetzung.