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Veröffentlicht am 08.12.2017

Mord in Göppingen

Dezembermord
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Schauplatz Göppingen: Im Staufenbrunnen wird die Leiche eines Mannes gefunden. Moritz Kepplinger, der gerade aus dem Kurzurlaub zurück ist, hätte eigentlich noch einige Tage frei, stürzt sich aber in die ...

Schauplatz Göppingen: Im Staufenbrunnen wird die Leiche eines Mannes gefunden. Moritz Kepplinger, der gerade aus dem Kurzurlaub zurück ist, hätte eigentlich noch einige Tage frei, stürzt sich aber in die Ermittlungen. Starb der Obdachlose durch Fremdverschulden oder handelt es sich um einen bedauernswerten Unfall? Moritz und sein Team ermitteln, als die nächste männliche Leiche entdeckt wird. Tod durch ertrinken. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Toten?


"Dezembermord" ist nach "Hochsommermord" der zweite Fall für den Göppinger Ermittler Moritz Kepplinger. Teil eins habe ich nicht gelesen, konnte aber problemlos in die Geschichte einsteigen. Der Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen, die Protagonisten gut gezeichnet. Moritz ist kompetent und ein ehrlicher Kerl, er kommt total sympathisch rüber. Meine Lieblingsprotagonistin war aber seine junge Kollegin Lea, die tough und mutig ist. Sie will sich profilieren und geht dabei an ihre Grenzen, ist manchmal ganz schön unvorsichtig. In einem anderen Strang lernt man einen Ermittler kennen, der das Gegenteil von Moritz ist, ein Typ der sehr fragwürdige Methoden verwendet.


Der Fokus bei diesem Krimi liegt auf der Ermittlungsarbeit der Polizei, die sehr detailliert und authentisch beschrieben ist. Man merkt, dass der Autor vom Fach ist. Ich habe lange gerätselt wie die ganze Geschichte zusammenhängt, die Aufklärung kommt dann erst am Ende. Die Story wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die Wechsel bieten verschiedene Blickwinkel. Allerdings hat mich der Strang aus Sicht einer Unbekannten stellenweise verwirrt, aber vielleicht war das auch gewollt. Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen, ein wenig mehr Spannung und Lokalkolorit und ich hätte fünf Sterne vergeben, so bleibt es bei vier Sternen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 28.11.2017

ein Slowburner mit überraschender Wendung

Das Mädchen und die Fremde
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Kriminalkommissarin Emma Sköld wacht nach Monaten im Koma endlich auf. So wirklich hatte keiner aus ihrer Familie noch Hoffnung, dass Emma ins Leben zurückfindet. Das letzte woran sich Emma erinnern kann ...

Kriminalkommissarin Emma Sköld wacht nach Monaten im Koma endlich auf. So wirklich hatte keiner aus ihrer Familie noch Hoffnung, dass Emma ins Leben zurückfindet. Das letzte woran sich Emma erinnern kann ist, dass sie auf einem Ausritt war, dem ersten seit ihre kleine Tochter Ines auf der Welt ist. Nur langsam findet sie sich zurecht, ihre Familie kommt zu Besuch. Doch wieso ist ihr Lebensgefährte Kristoffer so distanziert?


Das Mädchen und die Fremde ist der zweite Teil der Reihe um Kriminalkommissarin Emma Sköld. Den ersten Teil kenne ich noch nicht, was für mich ein kleiner Nachteil war. Zwar hatte ich keine Probleme in die Geschichte einzusteigen, aber ich hatte das Gefühl dass mir etwas Wichtiges fehlte. Da Emma gerade aus dem Koma erwacht, konnte ich sie überhaupt nicht einschätzen. Man lernt sie nur durch ihre Erinnerungen kennen, aber wie war das Verhältnis zu Emmas Mann im ersten Teil, wie das Verhältnis zu Kollegen und ihren Eltern? Ich denke es empfiehlt sich, die Reihe von Anfang an zu lesen um die zwischenmenschlichen Verbindungen von Emma zu kennen.


Der Krimi ist in typisch nordisch unterkühlter Art geschrieben. Große Emotionen habe ich irgendwie vermisst. Ich meine, da wacht die Freundin/Schwester/Tochter nach so vielen Monaten im Koma wieder auf, eigentlich eine Situation die vor Emotionen übersprühen müsste. Aber ok, es ist eben ein nordischer Krimi, der mit Gefühlen eher sparsam umgeht. Nichts desto trotz konnte ich mit Emma mitfühlen und mich in sie hineinversetzen. Wie schlimm muss es für eine Mutter sein, seine Tochter als kleinen Säugling in Erinnerung zu haben um dann mit einem Kleinkind konfrontiert zu werden. Zu erkennen, dass man einen wichtigen Teil der Entwicklung des Kindes verpasst hat und es erst wieder neu kennenlernen muss. Eine sehr belastende Situation.


Dazu noch das Gefühl, dass der Unfall nicht wirklich ein Unfall war und keiner ihr glauben will, nicht mal ihr Vater. Der einzige der ihr glaubt, ist ihr Kollege Nyhlen. Emma bittet ihn, Nachforschungen anzustellen, was wiederum ihrem Vater, dem ehemaligen Leiter der Polizei ein Dorn im Auge ist.


Die Personen sind soweit gut skizziert, am besten haben mir Emma, ihre Schwester Josefin und ihr Kollege Nyhlen gefallen. Kristoffer blieb mir zu blass, Emmas Vater konnte ich nicht wirklich verstehen. Gerade als Vater sollte er bedingungslos hinter seiner Tochter stehen.


Ich muss gestehen dass ich den Krimi bis etwas über die Hälfte mit nur 3 Sternen bewertet hätte, da mir die Story zu vorhersehbar war. Doch dann nimmt die Handlung doch noch eine wirklich spannende Wendung und hat den Krimi auf 4 Sterne gerettet. Alles in allem ein ein Krimi, der mit leisen Tönen punktet. Am Ende gibt es einen wirklich bösen Cliffhanger, so dass man gespannt sein darf, wie es im nächsten Teil weiter geht.


Fazit: Fans von nordischen Krimis werden hier auf ihre Kosten kommen. Ein Slowburner, der sich langsam entwickelt, dann aber echt überrascht.

Veröffentlicht am 21.11.2017

gelungene Fortsetzung

Tod in Jena
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Schauplatz Jena: Ausgerechnet die Tochter des Bürgermeisters wird von einem Auto angefahren, als sie zu nächtlicher Stunde mit dem Fahrrad unterwegs ist. Bei der Blutuntersuchung zeigt sich, dass Caroline ...

Schauplatz Jena: Ausgerechnet die Tochter des Bürgermeisters wird von einem Auto angefahren, als sie zu nächtlicher Stunde mit dem Fahrrad unterwegs ist. Bei der Blutuntersuchung zeigt sich, dass Caroline K.o.-Tropfen intus hat. Henry "Samurai" Kilmer und Linda Liedke ermitteln, der Bürgermeister macht Druck. Caroline befand sich am Abend des Unfalls auf einer Feier des Theatervereins, für den sie arbeitet. Der Alptraum für die Ermittler, denn eine große Anzahl an Personen war bei der Feier zugegen, die alle verhört werden müssen. Bei den Ermittlungen stößt das Team dann noch auf eine ganz andere Geschichte....

"Tod in Jena" ist der zweite Fall für den eigenwilligen Henry Kilmer. Ich habe den ersten Band gelesen, denke aber dass man auch ohne Vorwissen gut in die Story einsteigen kann.

Die Stimmung ist düster, Kilmer wirkt in sich gekehrt, ist oft schweigsam, hat den Tunnelblick. Er ist immer noch der Einzelgänger, auch wenn er inzwischen eine platonische Freundschaft mit Jasmin pflegt. Schon im ersten Teil gab es Andeutungen zu einem Vorfall aus Henrys Kindheit, jetzt erfahren wir, was damals geschehen ist und was ihm so zu schaffen macht. Sein Gegenpart ist die mütterliche Linda Liedke, die sich wie eine Glucke um Henry sorgt. Zusammen sind sie inzwischen ein eingespieltes Team, sie ermitteln auf Hochtouren, denn letztlich ist es wieder einmal ein Spiel gegen die Zeit.

Ich fand es spannend, mehr über Henry, mehr zu seiner Vergangenheit zu erfahren, das macht ihn für mich jetzt greifbarer. Die Ermittlungen im Umfeld des Theatermilieus fand ich fesselnd, die Geschichte war bis zuletzt verzwickt. Einziger Kritikpunkt ist die Spannung, von der ich mir mehr gewünscht hätte. Die Spannungskurve steigt zwar öfters an, fällt aber wieder ab, bevor es so richtig spannend wird. Insgesamt gesehen ist "Tod in Jena" eine gelungene Fortsetzung, ich bin gespannt welcher Fall als nächstes auf Samurai Kilmer wartet.

Veröffentlicht am 14.11.2017

vielfältige Rohkost-Rezepte

Raw Superfoods
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"Raw Superfoods" von Petra Denk bietet auf etwas über 200 Seiten vielfältige Rohkostrezepte. Das Buch ist schön gestaltet, angefangen bei dem griffigen Umschlag und dem matten Druck. Im Innenteil finden ...

"Raw Superfoods" von Petra Denk bietet auf etwas über 200 Seiten vielfältige Rohkostrezepte. Das Buch ist schön gestaltet, angefangen bei dem griffigen Umschlag und dem matten Druck. Im Innenteil finden sich viele ansprechende Fotos zu den jeweiligen Rezepten, die Lust machen, gleich los zulegen.

Die Autorin beginnt mit einer kurzen Einführung zum Thema Rohkost, Fakten und Wissenswertes zu einzelnen Superfoods. 25 wichtige heimische Superfoods werden genauer vorgestellt, mir war nicht bewusst, wie viele heimische Superfoods wird haben, momentan sind ja eher Exoten wie Chia in aller Munde. Nach dem informativen Teil werden die wichtigsten Techniken und das nötige Zubehör vorgestellt. Mixen, Keimen, Fermentieren und Dörren. Und dann geht es auch schon an die Rezepte.


Untergliedert sind die Rubriken in "Frische-Kick-Frühstück", "Knackige Salate", "Rohköstliche Vorspeisen und Power-Snacks", "Energiegeladene Hauptgerichte", "Cremige Desserts, saftige Kuchen und zauberhaft Süßes" und "Rohköstliche Getränke". Die Rezepte sind klar strukturiert und verständlich, so dass das Zubereiten keine Probleme bereitet. Sehr gut fand ich, dass bei den meisten Rezepten auch alternative Zutaten angegeben sind und Tips, wie lange das Gericht haltbar ist bzw. ob es sich einfrieren lässt.


Ich habe einige Rezepte aus fast allen Rubriken ausprobiert, besonders gefallen haben mir die Rezepte aus dem Kapitel über die Süßspeisen. Für mich waren es die ersten Süßspeisen aus rohen Zutaten und ich bin begeistert vom Geschmack. Die Raw Bounty schlagen das Original sogar um Längen. Ich hätte gern noch mehr Rezepte ausprobiert, was allerdings an den nicht vorhanden Hilfsmitteln, wie z. B. einem Dörrgerät scheitert. Das alternative Dörren im Backofen kommt für mich aus energetischen Gründen nicht infrage.


Fazit: Raw Superfoods ist ein hochwertiges Kochbuch und bietet neben vielen Informationen eine große Auswahl an Rohkost-Rezepten.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Familientragödie

Fremde Tochter
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Michel Bussi entführt seine Leser nach Korsika. Vor 27 Jahren geschah eine schreckliche Tragödie, ein Unfall, bei dem außer Clothilde keiner ihrer Familie überlebt hat.


Nur widerwillig brechen die damals ...

Michel Bussi entführt seine Leser nach Korsika. Vor 27 Jahren geschah eine schreckliche Tragödie, ein Unfall, bei dem außer Clothilde keiner ihrer Familie überlebt hat.


Nur widerwillig brechen die damals 15-jährige Clothilde und ihr Bruder Nicolas zusammen mit den Eltern zu einem Kirchenkonzert auf. Clothildes Vater fährt schnell die kurvige Straße entlang, eine Straße, bei der es ihr immer bang wird. Dann geschieht das Unglück, ihr Vater verliert in einer engen Kurve die Kontrolle, das Auto schießt über die Seitenabsperrung, überschlägt sich mehrmals. Bei dem Unfall finden alle bis auf Clothilde den Tod, wie durch ein Wunder bleibt sie bis auf einen gerbrochenen Arm und einige Schrammen unverletzt.


Inzwischen ist Clothilde erwachsen, verheiratet, hat eine Tochter. Sie stellt sich zum ersten mal ihrer Vergangenheit, besucht den Unglücksort auf Korsika. Es gibt ein Wiedersehen mit ihren Großeltern und sie trifft den Jungen, in den sie damals verliebt war. Als sie einen Brief erhält gerät alles in wanken, Clotilde ist sich sicher dass er nur von ihrer Mutter stammen kann. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.


Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, in der Gegenwart und in Kapiteln, die im Jahr 1989 spielen, im Jahr der Tragödie. Dadurch bleibt die Handlung abwechslungsreich, man erfährt stückweise, was sich damals ereignet hat. Michel Bussis Schreibstil ist wunderbar lebendig und schön flüssig zu lesen. Er beschreibt die Insel detailliert, durch seine Augen bekommt man als Leser einen sehr guten Eindruck von Korsika, der Flora und Fauna und den Menschen. Diese bildhafte Darstellung hat mir besonders gut gefallen, denn Korsika möchte ich unbedingt noch bereisen.


Die Figuren sind gut skizziert, ich konnte mich mit Clothilde identifizieren und mich in sie hineinversetzen und habe ihre Suche nach der Wahrheit gespannt verfolgt. Im Mittelteil gibt es auch mal Längen, die mich aber weiter nicht gestört haben. Der Autor baut einige unvorhersehbare Wendungen ein, so dass es zum Schluss nochmals richtig spannend wird.


Fazit: Fesselnder Roman über eine Familientragödie vor der wunderschönen Kulisse Korsikas.