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Veröffentlicht am 19.05.2017

Mord, Intrigen, Sylt

Sylter Intrigen
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Schauplatz Sylt: Die Ermittlerin Karolina Dahl vom LKA Kiel, alias Schriftstellerin Kari Blom fängt im Feinkostgeschäft "Delikatessen-Freund" als Kassiererin an. Sie wurde von ihrem Chef Ole Lund dorthin ...

Schauplatz Sylt: Die Ermittlerin Karolina Dahl vom LKA Kiel, alias Schriftstellerin Kari Blom fängt im Feinkostgeschäft "Delikatessen-Freund" als Kassiererin an. Sie wurde von ihrem Chef Ole Lund dorthin beordert, um undercover nach dem Kreditkartenbetrüger zu forschen, der seit einiger Zeit aktiv ist und der seine Daten aus dem Delikatessen-Freund beziehen muss. Nachdem sie vor einem Jahr schon einmal auf Sylt erfolgreich ermittelt hat geht Kari mit gemischten Gefühlen dorthin.

Ihre Kollegen im Markt sind ganz unterschiedliche Typen, Marktleiter Elmar Bruns herrscht über das Team, er ist alles andere als ein Sympathieträger und steht auf der Verdächtigenliste von Kari ganz weit oben. Dumm nur, dass die Häkel-Mafia, eine Clique älterer Damen, Bruns Leiche am nächsten Tag in einer Wanderdüne entdeckt. Bruns wurde in der Düne bewußtlos abgelegt, mit Sand bedeckt und ist qualvoll erstickt. Somit fällt ihr Haupt verdächtiger raus und die Suche nach dem Betrüger geht weiter. Doch ausgerechnet Kari findet sich plötzlich als Verdächtige in den Mordermittlungen wieder...

Für Kari ist es der zweite Fall auf Sylt, für mich der erste. Auch ohne Vorgeschichte konnte ich dank der guten Einführung der Protagonisten perfekt in die Handlung einsteigen und Karis Recherchen auf der Insel verfolgen.

Was wie ein relativ einfacher Fall aussieht, entpuppt sich als sehr verzwickt, zumal der Mordfall ihre Ermittlungen verkompliziert. Die infrage kommenden Angestellten des Delikatessen Geschäfts sind sich spinnefeind, eine Kollegin wurde gemobbt, eine andere sexuell belästigt. Marktleiter Bruns war allseits unbeliebt und fast jeder hatte ein Motiv, ihn umzubringen. Ausgerechnet zwischen dem Inhaber Alexander Freund und Kari knistert es gewaltig, kann sie die Ermittlungen überhaupt noch unvoreingenommen anstellen?

Ich fühlte mich bei "Sylter Intrigen" bestens unterhalten. Schön gezeichnete Charaktere und ein verzwickter Fall, bei dem ich richtig gut mit rätseln konnte. Die Riege der älteren Häkeldamen gibt dem Krimi die richtige Würze, denn irgendwie sind sie bei den Ermittlungen immer mittendrin. Kari als Hauptdarstellerin war mir von Anfang an sympathisch, sie geht die Recherche clever an und ist sich auch nicht zu fein, um mal schnell im Blaumann Klempner zu spielen, um so an wichtige Informationen zu kommen. Sylt ist die perfekte Kulisse für diesen Krimi, so schön beschrieben dass bei mir Urlaubsfeeling aufkam.

Fazit: Spannender und humorvoller Krimi mit sympathischen Protagonisten. Ich freue mich schon auf Karis nächsten Fall.

Veröffentlicht am 14.05.2017

ein Rügen Krimi

Deichmord
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Schauplatz Rügen: Die Störtebecker Festspiele stehen bevor, als eine anonyme Terrorwarnung aufschlägt. Das Team um Romy Beccare wird in Alarmbereitschaft versetzt, es verdichten sich die Hinweise auf einen ...

Schauplatz Rügen: Die Störtebecker Festspiele stehen bevor, als eine anonyme Terrorwarnung aufschlägt. Das Team um Romy Beccare wird in Alarmbereitschaft versetzt, es verdichten sich die Hinweise auf einen Hotelbetreiber aus Ralswiek, doch etwas Konkretes lässt sich nicht finden. Romy Beccares lässt nicht locker, sie forscht weiter und stößt auf einen alten Vermißtenfall, bei dem vor vielen Jahren zwei Mädchen verschwunden sind. Der Fall konnte nie geklärt werden. Gibt es Parallelen zum aktuellen Fall? Und immer wieder taucht der Name Mangold auf....
Ich bin als Quereinsteiger in die Reihe um Kommissarin Romy Beccare eingestiegen, für sie ist es schon der 6. Fall, für mich war es der erste. Nach einer kurzen Einlesezeit war ich mit den Charakteren recht schnell vertraut und hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas wichtiges aus den anderen Teilen fehlt. Der Krimi ist also auch ohne Vorkenntnisse zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig und Autorin Katharina Peters versteht es, Spannung aufzubauen.

Es geht hier um verschiedene Fälle, die Terrorwarnung in der Gegenwart und Fälle, die weit in die Vergangenheit bis in damalige DDR-Zeit hineinreichen. Die Spurensuche ist schwierig, Romy Beccare versucht Verbindungen in den Fällen herzustellen und verbeißt sich regelrecht. Die Ermittler waren mir sympathisch, neben der Ermittlungsarbeit spielt auch das Privatleben eine Rolle, so erscheinen die Figuren authentisch und menschlich. Ich konnte miträtseln, hatte aber keinen Schimmer wo die Zusammenhänge sind. Die Spannung wird bis zum Ende aufrechterhalten, bis alle Stränge zusammengeführt sind, so dass keine Fragen offen bleiben.

Besonders gut gefallen hat mir die Kulisse auf Rügen, die Landschaft und die Stimmung ist sehr schön eingefangen und bei mir kam Urlaubsfeeling auf. Mir hat der Krimi gut gefallen, ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Autor: Katharina Peters

Veröffentlicht am 12.05.2017

Punschmöpschen und Penis-Cake-Pops

Punschkrapfen, Kipferl und ein Mord
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Emma Wolf hat sich mit ihrer Bäckerei "Lust & Sahne" einen Traum verwirklicht. In einem alten sanierten Haus, eingequetscht zwischen einem Antiquariat und einem türkischen Lebensmittelladen verkauft sie ...

Emma Wolf hat sich mit ihrer Bäckerei "Lust & Sahne" einen Traum verwirklicht. In einem alten sanierten Haus, eingequetscht zwischen einem Antiquariat und einem türkischen Lebensmittelladen verkauft sie in Linz ihre erotischen Backwaren, der Renner sind ihre leckeren Punschmöpschen. Ein Fernsehteam aus Deutschland dreht eine Doko "in 80 Bäckereien um die Welt" und macht gerade Station bei Emma. Die ersten Drehtage hat sie hinter sich. Einerseits macht es ihr großen Spaß, andererseits ist es anstrengend und der Moderator ein unsympathischer Kerl. Außerdem ist sie so viel Trubel in ihrer Backstube nicht gewohnt. Als Benedikt Diebenkorn, der Moderator eines morgens nicht wie gewohnt zum Dreh erscheint, herrscht Ratlosigkeit. Genau so lange, bis Emma ihren Kühlschrank öffnet und in die toten Augen von Benedikt blickt. Sogar mit Zuckerguss wurde der Arme übergossen. Ausgerechnet Emmas Bruder Hendrik ermittelt in dem Fall, er mag es gar nicht dass Emma als Verdächtige an seiner Fallpinwand klebt.

Die Geschichte ist locker flockig geschrieben, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Emma ist eine wunderbare Protagonistin, sie wirkt bodenständig und selbstbewusst. Sie nimmt das Leben mit Humor, liebt ihre Arbeit, auch wenn sie deswegen Kritik bekommt. Denn nicht jeder mag ihre delikaten Körperteile aus Teig, einigen Menschen ist ihre Bäckerei ein Dorn im Auge. Ihr Backkunstwerke sind klasse beschrieben, beim lesen hatte ich eine genaue Vorstellung was Emma verkauft. Ob Punschmöpschen, Penis-Cake-Pops, essbare Traummänner oder Babytorte, ich hatte ihre Backwerke durch die genauen Beschreibungen direkt vor Augen.

Im Mittelpunkt steht Emma mit ihrer Leidenschaft zum backen, die Ermittlungsarbeit im Mord erlebt man eher am Rand durch Emmas Bruder. Und genau das hat mir gefallen. Ich hatte einen vagen Verdacht, wer der Mörder sein könnte, der wurde aber jäh zerschlagen und ich konnte von vorn mit rätseln anfangen. Mir hat vor allem die Atmosphäre in Emmas Bäckerei und der Humor gefallen, der durchweg vorhanden ist.

Fazit: "Punschkrapfen, Kipferl und ein Mord" ist ein wunderbar leichter, humorvoller Krimi mit einer liebenswerten Protagonistin.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Mord in einer Zeit der religiösen Umbrüche

Schierlingstod
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Simone Dorra entführt ihre Leser ins Jahr 1550 nach Cannstatt, in eine Zeit der religiösen Umbrüche. Die junge katholische Nonne Fidelitas weilt mit der Gräfin von Eberstein und der Dienerschaft in Cannstatt, ...

Simone Dorra entführt ihre Leser ins Jahr 1550 nach Cannstatt, in eine Zeit der religiösen Umbrüche. Die junge katholische Nonne Fidelitas weilt mit der Gräfin von Eberstein und der Dienerschaft in Cannstatt, sie behandelt die schmerzenden Gelenke der Gräfin mit allerlei Heilpflanzen. Als der Sohn der Gräfin, Bruno von Eberstein zu Besuch kommt, wird er am nächsten Tag tot aufgefunden. Vergiftet mit Schierling, wie Fidelitas schnell herausfindet. Bruno war allseits beliebt, also wer könnte ein Motiv haben, den jungen Mann umzubringen? Dies soll der protestantische Theologe Valentin Schmieder herausfinden, der schon einmal in einem Fall erfolgreich ermittelt hat. Mit Fidelitas führt er lebhafte Diskussionen über den Glauben, nach kurzem Zögern willigt sie ein, ihm bei seinen Recherchen zu helfen. Doch dann ist Fidelitas eines nachts verschwunden...

Von der Autorin habe ich schon zwei Bücher gelesen, den Krimi "Nachtruhe" und "Fluchmond". Von beiden Büchern war ich begeistert und deshalb ganz besonders auf ihren Historischen Krimi gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht! In einem wunderbar bildhaften und anspruchsvollen Schreibstil lässt sie die längst vergangene Zeit aufleben, ich war von der ersten Seite an gefesselt. Lebhafte Dialoge, passend zur damaligen Zeit, nichts wirkt gestelzt oder übertrieben, sondern natürlich.

Ihre Figuren sind gekonnt gezeichnet, mit einer Leichtigkeit so dass ich mir schnell ein Bild von den jeweiligen Akteuren machen konnte. Besonders Fidelitas und Valentin sind sehr schön charakterisiert, facettenreiche Protagonisten mit denen ich mitfiebern konnte. Aber auch die Nebenfiguren haben Tiefe und sind liebevoll angelegt. Mit Philipp, dem ältesten Sohn der Gräfin und seinem spanischen Freund Felipe kommen zwei neue Figuren ins Spiel. Felipe ist ein schillernder Typ, der Bad Boy, charmant, gefährlich, die Herzen der Frauen liegen ihm zu Füßen.

Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen und rätseln, wer hinter dem Mord an Bruno steckt. In mühsamer Kleinarbeit tragen Valentin und Fidelitas die Informationen zusammen, sie befragen das Gesinde, Valentin die Gräfin. Bis zum Schluss war nicht zu durchschauen, wer der Täter ist. Die Handlung ist spannend und ganz nebenbei lernt man viel über die damalige Zeit, erlebt auch die Spaltung der Menschen, die einen streng katholisch, die anderen reformiert. Hilfreich ist das Glossar am Ende des Buchs, in dem die wichtigsten Personen aufgelistet sind und Begriffe erklärt werden.

Fazit: "Schierlingstod" ist für mich einer der besten Historischen Krimis die ich bisher gelesen habe. Von mir gibt es verdiente 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung. Ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Nachtfalter

Was du nicht siehst
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Die Kinder- und Jugendpsychologin Liz Günther hat sich vor zwei Jahren von ihm Mann scheiden lassen, seitdem lebt sie allein in ihrem Haus, in dem auch ihre Praxisräume untergebracht sind. Sie geht in ...

Die Kinder- und Jugendpsychologin Liz Günther hat sich vor zwei Jahren von ihm Mann scheiden lassen, seitdem lebt sie allein in ihrem Haus, in dem auch ihre Praxisräume untergebracht sind. Sie geht in ihrem Beruf auf und engagiert sich für die Kinder, oft muss sie sich gegen Lehrer oder die Schulleitung behaupten, um das Beste für ihre kleinen Patienten herauszuholen.

Der Alptraum beginnt, als sie eine Trauerkarte ohne Absender bekommt, in der ein Bibelspruch steht. Liz bemerkt, dass in ihrem Haus kleine Dinge anders liegen, sie hegt den Verdacht dass jemand heimlich ihr Haus betritt. Oder bildet sie sich das nur ein? Dann verschwindet der Hund ihrer Freundin, auf den sie aufpassen sollte und nachts steht ein Fremder in ihrem Garten. Schließlich geschieht ein Mord....

In kurzen Kapiteln rollt sich die Story auf, ganz zu Anfang gibt es eine Episode aus Liz Kindheit, die erklärt, wieso sie eine Phobie vor Nachtfaltern hat. Diese Angst ist sehr real geschildert, die Ängste eines kleinen Mädchens vor der Dunkelheit, wenn die Falter in ihr Zimmer eindringen. Und das ungeschickte Vorgehen des Vaters, der ihre Ängste nicht verstehen kann und mit Strafe droht. Nachdem Liz Mutter gestorben war, ist der Kontakt zu ihrem Vater nach und nach weniger geworden, jetzt sind schon zwei Jahre vergangen seit sie ihn zuletzt gesehen hat.

Ihr Entsetzen ist greifbar, als sie feststellen muss, dass sich ein Fremder Zutritt zu ihrem Haus verschafft hat und in ihren Sachen wühlt. Als sie ihrem Exmann, zu dem sie einen guten Kontakt hat, von dem Brief und ihren Vermutungen erzählt, ist ebendieser verschwunden. Kein Wunder, dass er ihr nicht glaubt.

Der Aufbau der Geschichte ist clever gelöst. Als Liz einen Einbrecher in ihrem Haus niederschlägt und nicht klar ist ob er überleben wird, wird sie in Gewahrsam genommen und muss die Nacht bei der Polizei verbringen. Ab diesem Punkt werden die letzten Tage vor diesem Ereignis geschildert, mit jedem Abschnitt, jedem Tag erfährt man mehr über Liz und kommt dem schicksalhaften Ereignis näher, so dass sich die Spannung enorm steigert.

Wie von der Autorin gewohnt ist der Schreibstil locker und flüssig zu lesen, die Protagonisten sind gut beschrieben. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Ende, das mich nicht ganz überzeugen konnte.

Fazit: Insgesamt bietet das Buch viel psychologische Spannung und Atmosphäre, ganz wie ich es bei einem Thriller liebe.