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Veröffentlicht am 15.09.2016

temporeich und spannend

Interview mit einem Mörder
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Ex-Fußballstar Johann Baroni und bester Freund von Max Broll will seinen ersten Würstelstand eröffnen. Doch während der Ansprache bricht Baroni zusammen, jemand aus der Menge hat auf ihn geschossen. Schwer ...

Ex-Fußballstar Johann Baroni und bester Freund von Max Broll will seinen ersten Würstelstand eröffnen. Doch während der Ansprache bricht Baroni zusammen, jemand aus der Menge hat auf ihn geschossen. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Max bangt um das Leben seines Freundes, er ist sich sicher den Schützen gesehen zu haben. Doch keiner will ihm glauben, da es sich bei dem Mann um einen harmlosen älteren Touristen handelt, der kein Motiv hat.....

"Interview mit einem Mörder" ist der vierte Fall für den Totengräber Max Broll. Für mich der erste, aber bestimmt nicht der letzte. Vom Autor habe ich sowohl "Totenfrau" als auch "Totenhaus" gelesen, welche mich begeistert haben. Besonders gefreut habe ich mich, dass der Autor in dieser Reihe seinem Erzählsil treu geblieben ist. Wenn man ein Buch von Bernhard Aichner gelesen hat, erkennt man seinen Schreibstil sofort. Er hebt sich durch kurze, knappe, auf den Punkt gebrachte Sätze vom Mainstream ab und lässt sich wunderbar flüssig lesen. Die kurzen Kapitel sorgen für Tempo und verleiten dazu, immer noch weiter zu lesen.

Man lernt also Max Broll kennen, der sich sicher ist, den Schützen gesehen zu haben und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihn unbedingt zu finden und zu überführen. Denn die Freundschaft zu Baroni ist für ihn etwas Besonderes. Eine fast lebenswichtige Freundschaft, so ist Baroni für Max der Anker, die beiden sind Seelenverwandte. Klar dass Max denjenigen, der seinen Freund erschossen hat, der gerechten Strafe zuführen will. Dumm nur, dass ihm keiner glaubt und er der einzige zu sein scheint, der ihn gesehen hat. So macht er sich auf eine Reise und fährt mit Fink bis nach Italien, immer im Dialog mit ihm in der Hoffnung, dass er sich verraten wird. Denn beweisen kann man Fink bislang noch nichts. Beim lesen habe ich lange überlegt, ob Max sich evtl. getäuscht hat, und Fink doch nur der harmlose deutsche Tourist ist, als der er sich ausgibt. Definitiv ein Fall, bei dem man wunderbar miträtseln kann.

Aichinger hält das Tempo hoch, Max immer auf den Fersen von Fink, bis nach Italien und auf ein Kreuzfahrtschiff, wo er unerwartet eine Verbündete bekommt. Die Figuren sind schön detailliert gezeichnet, vor allem Max und Fink als die Hauptpersonen kommen plastisch rüber. Einerseits wirkt Fink wie der harmlose, nette ältere Mann aber immer wieder blitzt etwas von seinen psychopathischen Zügen durch. Wie eine Glasur auf ihm drauf, die an manchen Stellen so dünn ist, dass man sieht was sich darunter verbirgt. Max kommt sympathisch rüber, ein Prota mit dem ich mitfiebern konnte.

Fazit: Sehr spannender Krimi um einen sympathischen Totengräber, wem "Totenhaus" und "Totenfrau" gefallen hat sollte auch hier zugreifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

solider Thriller

Niemand sieht mich kommen
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Schauplatz USA, Philadelphia: Eric Parrish hat es im Leben zu etwas gebracht. Er ist Chef in einer psychiatrischen Klinik, verheiratet und hat eine kleine Tochter, Hannah. Doch nun droht sein Leben zu ...

Schauplatz USA, Philadelphia: Eric Parrish hat es im Leben zu etwas gebracht. Er ist Chef in einer psychiatrischen Klinik, verheiratet und hat eine kleine Tochter, Hannah. Doch nun droht sein Leben zu zerbrechen. Caitlin will sich von ihm scheiden lassen, was für Eric den Verlust von seiner geliebten Tochter Hannah bedeutet. Ohne seine Zustimmung verkauft Caitlin das Haus, will Hannah zu sich nehmen.

Als ihn eine sterbenskranke Patientin bittet, sich um ihren Enkel Max zu kümmern, der ein Stalker ist und psychische Probleme hat und Eric auch noch von einer Studentin der sexuellen Belästigung bezichtigt wird, gerät sein Leben aus den Fugen......

"Niemand sieht mich kommen" ist mein erstes Buch der Autorin Lisa Scott, ich war von ihrem klaren, flüssigen Schreibstil angenehm überrascht. Wir lernen Eric kennen, erfahren mehr über sein Leben als angesehener Arzt in der Psychiatrischen Klinik. Wobei der Fokus ganz klar auf diesem psychiatrischen Umfeld liegt, was mir echt gut gefallen hat. Die Geschichte beginnt eher gemächlich, um sich dann in der zweiten Hälfte enorm zu steigern.
Lisa Scott konnte mich mit ihrer Geschichte über Eric und Max fesseln, auch wenn die Geschichte von den Themen her sehr amerikanisch wirkt. Ihre Charaktere sind gut gezeichnet, allerdings hatte ich mit Eric meine Probleme. Er blieb für mich distanziert und ich kam nicht richtig an ihn ran, um total in die Story eintauchen zu können. Die Spannungskurve steigt gut an, interessant sind die Abschnitte aus Sicht eines Psychopathen. Hier konnte ich mit rätseln, um wen es sich wohl handeln könnte. Insgesamt ein solider Thriller, bei dem mir aber das gewisse Etwas fehlte, um 5 Sterne zu vergeben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein hoch explosiver Fall für Cem

Luzerner Todesmelodie
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Cem kann den Doppelmord an den Eltern des exzentrischen Stargeigers Neven O'Brien nicht verhindern. Der Schuss fällt, kurz darauf sind Cem und Kevin am Ort des Geschehens und finden Neven neben den Leichen ...

Cem kann den Doppelmord an den Eltern des exzentrischen Stargeigers Neven O'Brien nicht verhindern. Der Schuss fällt, kurz darauf sind Cem und Kevin am Ort des Geschehens und finden Neven neben den Leichen seiner Eltern. Der Fall scheint klar, Täter auf frischer Tat ertappt. Doch hier ist nichts wie es scheint, denn auf den Tatwaffen finden sich weder seine Fingerabdrücke, auch der Tathergang scheint nicht zu passen. Es bleibt nichts weiter, als Neven wieder auf freien Fuß zu setzen. Parallel werden Cems Vorgesetzte von einer unbekannten Frau erpresst und Cem hat alle Hände voll zu tun.

"Luzerner Todesmelodie" ist der dritte Teil um den sympathischen Ermittler Cem Cengiz. Und dieser Fall hat es wirklich in sich, denn es ist der wohl bislang persönlicheste Fall von Cem. Cems Schwester Nesrin ist zu Besuch bei ihm, doch anstatt die Tage mit ihr genießen zu können muss er sich um diesen rätselhaften Fall kümmern. Die Ermittlungen kommen kein Stück voran, im Gegenteil, immer mehr Ungereimtheiten ergeben sich. Bis Cem klar wird, dass ihn der Fall ganz persönlich betrifft und er zur Spielfigur in einem perfiden Plan wird.

Wow, so viel Spannung, hier kann sich mancher Thriller eine dicke Scheibe von abschneiden. Monika Mansour spielt mit ihren Lesern und lässt sie lange Zeit im dunklen tappen, um was es hier eigentlich geht. Der charismatische Teufelsgeiger Neven ist ein undurchsichtiger Typ. Er wirkt diabolisch, ist aber gleichermaßen faszinierend, sowohl für Frauen als auch Männer. Er hat eine enorme Ausstahlung und Anziehungskraft, selbst Cem wird in seiner Gegenwart unsicher. Die Truppe um Neven besteht aus gescheiterten Existenzen, die Neven aus der Gosse geholt hat und die ihm hörig sind. Diese Charaktere sind wirklich skurril und genauso geheimnisvoll wie Neven, man kann sie überhaupt nicht einschätzen. Die Autorin zeichnet diese Figuren so detailliert wie lebensecht, vor allem der charismatische Neven ist grandios gezeichnet.

Die Story ist von Beginn an fesselnd, die Stimmung explosiv und super spannend. Zum Ende hin ist die Spannung kaum mehr zu ertragen und entlädt sich in einem Showdown, bei dem Cem ein großes Risiko eingeht. Es kam der Punkt an dem ich ihn am liebsten geschüttelt hätte, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Von den unerwarteten Wendungen war ich echt baff, auch wenn ich am Ende eine kleine Ahnung hatte. Genial geschrieben, ein echter Pageturner. Dazu noch der sympathische Charmeur Cem und seine Frauen. Perfekte Krimiunterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite.

Fazit: Hochexplosiver Thriller im Gewand eines Krimis, ich liebe diese Reihe und ihren Protagonisten. Auf den nächsten Fall darf man schon gespannt sein.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wo ist Radames?

Glitzer, Glamour, Wasserleiche
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Schauplatz Bregenz: Bei den Bregenzer Festspielen wird Turandot geboten, die voluminöse Operndiva Pauline Miller hat die Rolle der Turandot inne. Für die Zeit der Festspiele ist sie standesgemäß in einer ...

Schauplatz Bregenz: Bei den Bregenzer Festspielen wird Turandot geboten, die voluminöse Operndiva Pauline Miller hat die Rolle der Turandot inne. Für die Zeit der Festspiele ist sie standesgemäß in einer Villa am See untergebracht, zusammen mit ihrem Boston Terrier Radames, ihrem Vater, ihrer Managerin Bröcki und einigen anderen Menschen, die für das Wohlergehen von ihr und Radames sorgen.

Pauline ist schon über ein Jahr Single, in Bregenz begegnet ihr ein interessanter Mann, in den sie sich spontan verguckt. Zu dumm dass er ausgerechnet der Dirigent des Orchesters ist und es neben ihr noch andere Interessierte gibt. Nicht nur in Liebesdingen hängt der Haussegen schief, die Region wird von einem Dognapper unsicher gemacht und als Radames plötzlich verschwunden ist, ahnt Pauline das Schlimmste....

"Glitzer, Glamour, Wasserleiche" ist eine wunderbar lockere Krimikomödie, die ich in etwas mehr als einem Tag weggelesen hatte. Tatjana Kruse hat mit Pauline eine Ausnahmeprotagonistin in Plus-Size geschaffen, sie ist exzentrisch, Diva eben, hat aber einen herrlich schwarzen Humor. Man lernt Pauline kennen, die ihren Radames über alles liebt und für ihn alles machen würde. Jeder der Protagonisten ist für sich ist einzigartig, schräg und skurril. Ob ihr Althippievater, ihre kleinwüchsige Managerin Bröcki oder Dr. Simian und seine "äh... Schwester". Sie alle sind mit spitzer Feder gezeichnet und kommen plastisch rüber. Keine blassen 08/15 Charaktere, sondern unverwechselbare Originale.

Selten habe ich mich bei einem Krimi so amüsiert, ein Lacher folgt dem nächsten. Die Handlung ist temporeich, ständig passiert etwas, so dass es nie langweilig wird. Flotte Dialoge, witzige Selbsterkenntnisse bei Pauline und Slapstickeinlagen vom Feinsten wechseln sich ab, beim lesen hatte ich Kopfkino. Die Autorin verpackt die Krimihandlung perfekt in eine Komödie, die sich so locker lesen lässt, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Gegen Ende wird es richtig spannend, aber nicht lang, dann wird die Spannung von Humor und Situationskomik abgelöst.

Fazit: Einfach klasse, wer gerne mal einen Krimi mit viel schwarzem Humor lesen möchte ist hier bestens bedient.

Veröffentlicht am 15.09.2016

einfach genial, dicht gewebt und super spannend

Puppenruhe
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"Puppenruhe" ist der dritte Teil um den sympathischen Ex-Ermittler Johnny Thiebeck, der leidenschaftlicher Schachboxer ist. Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, trotzdem empfiehlt es sich die ...

"Puppenruhe" ist der dritte Teil um den sympathischen Ex-Ermittler Johnny Thiebeck, der leidenschaftlicher Schachboxer ist. Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, trotzdem empfiehlt es sich die Reihe von Anfang an zu lesen, um Thiebeck und seinen Hintergrund kennenzulernen.

Die neue Droge Boom hält in Berlin Einzug, die Drogenfahndung will Thiebeck als verdeckten Ermittler in die Szene einschleusen um so an den Drogenboss zu kommen. Thiebeck lässt sich darauf ein, zieht undercover als Johnny Ticker in eine WG von Kleindealern um erste Kontakte zu knüpfen.

Währenddessen untersuchen seine ehemaligen Kollegen bestialische Morde, die auf das Konto eines Serienkillers gehen. Nur zu schnell wird klar, dass die Mordopfer zum Drogenmilieu gehörten, es wird vermutet dass die Morde Teil eines Bandenkrieges sein könnten. Währenddessen kommt Johnny dem Boss immer näher und gerät selbst ins Visier des Serienkillers.

Ich habe alle Thiebeck-Teile gelesen, jeder war super spannend, aber "Puppenruhe" ist mit Abstand mein Favorit. Man trifft auf alte Bekannte, Thiebecks Jungs aus dem Boxclub, seine ehemaligen Kollegen, aber auch neue Figuren kommen ins Spiel. Hier hat mir vor allem Tough Tassin gefallen, eine Ermittlerin die Thiebeck ebenbürtig ist. Wie schon in den anderen Teilen erlebt man die Handlung aus Thiebecks Ich-Perspektive und ist somit an seinen Gedanken und Gefühlen hautnah dran. Thiebeck ist ein vielschichtiger Charakter, wie er hier wieder unter Beweis stellt. Er schlüpft in seine Rolle als Johnny Ticker, man merkt wie sie ihm zum zweiten Ich wird und fragt sich, wie viel von Ticker tatsächlich in Thiebeck steckt. Es wäre nicht Thiebeck, wenn er nicht wieder als Einzelkämpfer seine Alleingänge machen würde. Klar dass er sich dabei mehr als einmal in Gefahr bringt.Thiebecks Privatleben ist auch diesmal wieder am Rande in die Handlung verwoben, vom Autor sehr geschickt gelöst.

Die Story ist dicht gewebt und lange Zeit absolut undurchsichtig, einige Wendungen haben mich total überrascht, sind aber stimmig. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse, es herrschen Grautöne vor. Auch die eigentlich bösen Charaktere wirken teils sympathisch, und umgekehrt. Genau das hat mir auch so gut gefallen, dass es keine Schwarz-Weiß-Malerei gibt und man die Personen nicht in ein bestimmtes Schema einordnen kann.

Besonders klasse fand ich den Schauplatz Berlin, einige Handlungsorte habe ich wiedererkannt, die ich dann bildlich vor mit hatte. Der Autor hält die Spannung hoch, der Höhepunkt war für mich die Szene beim Flughafen Tempelhof. Totaler Nervenkitzel! Es gibt viele Actionszenen bei denen sich mein Kopfkino verselbständigt hat, die Handlung wie ein Film ab lief. Thiebeck ist einer meiner Lieblinsprotas, ich mag seine lockere Art und seinen Mumm genauso wie seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Dabei ist er stets ein ehrlicher Typ mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Zum Schreibstil muss ich nicht viel sagen, wie gewohnt locker und bildhaft, dabei aber anspruchsvoll. Perfekter Lesegenuss!

Fazit: Wahnsinns spannender Thriller mit einer komplexen Handlung. Unbedingt zu empfehlen und für mich ein Thriller-Highlight 2016. Freue mich auf Thiebecks nächsten Fall.