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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2018

»Der Tod kommt wie ein Wind. Er trägt dich fort.« — Eindringlich, melancholisch, leise lauschen wir mit Seethaler den Geschichten der Toten.

Das Feld
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Robert Seethaler konnte mich letztes Jahr mit seinem Roman „Ein ganzes Leben“ so dermaßen überzeugen, dass ich richtiggehend gehyped war, als ich gesehen habe, dass ein neuer Roman von ihm erscheint. Als ...

Robert Seethaler konnte mich letztes Jahr mit seinem Roman „Ein ganzes Leben“ so dermaßen überzeugen, dass ich richtiggehend gehyped war, als ich gesehen habe, dass ein neuer Roman von ihm erscheint. Als ich dann noch den Klappentext gelesen hatte, war alles klar. „Das Feld“ und ich, wir mussten und auf ein Stelldichein treffen. Als es dann endlich soweit war, habe ich dieses Buch verschlungen, wie ich lange keines mehr verschlungen habe. Trotzdem bleibt irgendwie ein leichter, fahler Nachgeschmack. Doch erstmal zum Anfang: Ein alter Mann setzt sich auf „seine“ Bank, eine Bank auf dem Friedhof Paulstadts. Es schien ihm stets so, als würden die Toten ihm seine Geschichten zuflüstern — und genau das geschieht auch. Also, ob sie wirklich flüstern, wissen wir natürlich nicht, dafür tauchen wir ein in die Gedankenwelt vieler ehemaliger Dorfbewohner und erfahren, was sie wohl nach ihrem Ableben so denken würden. Philosophieren sie, sinnieren sie über ihr gelebtes Leben? Bereuen sie Dinge? Sind sie wütend, traurig, sehnen sie sich nach dem Leben zurück? Nach und nach lernen wir einiges über Paulstadt — einem kleinen, verschlafenen Städtchen — und seinen Bewohnern. All die kleinen Portraits verweben sich zu einem großen Ganzen und stellen dem Leser wichtige Fragen: Was macht ein Leben aus? Wann hast du wirklich „gut gelebt“, gibt es so etwas überhaupt?

"Im Grunde genommen verstehe ich ja nichts von der Liebe, und vom Leben weiß ich nur, dass man es zu leben hat. Aber immerhin habe ich jetzt vom Sterben eine Ahnung: Es beendet die Sehnsucht, und wenn man stillhält, tut es gar nicht weh."

Ich liebe Robert Seethalers Sprache. So viel sei schon mal gesagt. Bereits letztes Jahr erfuhr ich, wie gut Literatur sein kann (Stichwort Ein ganzes Leben). Sein neuer Roman könnte glatt eine Fortsetzung zum „ganzen Leben“ sein, vielleicht gar im selben Örtchen spielen. Die Atmosphäre ist so leise und gefühlvoll, aber dennoch eindringlich. Auf dem Friedhof von Paulstadt scheinen so viele herrliche Geschichten verborgen zu sein, denen man einfach nur lauschen möchte. Vom langjährigen Bürgermeister, der treuen Ehefrau, dem Pfarrer, der die Kirche in Brand gesteckt hat, über den Ehemann, den man sowieso stets verachtet hat — alle liegen sie hier Seite an Seite, und Seethaler gewährt uns einen Einblick in die Rückschau einiger ausgewählter Paulstädter. Diese Gedankenfetzen geben uns in den meisten Fällen trotz ihrer Kürze einen prägnanten Eindruck der Personen und auch wenn man gerade erst ein neues Kapitel begonnen hat, kann man sich sofort einfühlen.

Das gesamte Buch hindurch hatte ich auf fast jeder Seite den Wunsch, Sätze oder auch ganze Abschnitte dick zu unterstreichen oder einzukringeln. Das schafft glaube ich auch nur Seethaler. Obwohl es sich nicht immer um wunderbare Lebensgeschichten handelt, sondern durchaus auch bereut wird oder das Leben von Streitigkeiten und Feindseligkeit geprägt wurde, ist „Das Feld“ jedoch nie bedrückend oder deprimierend, denn eines macht Seethaler klar: Was vergangen ist, ist vergangen. Es ist schön, in Erinnerungen zu schwelgen, doch Überlegungen, „was wäre wenn…“ füllen vielleicht ein Buch, führen aber zu nichts. Und so lässt Seethaler seine Figuren nicht das „was wäre wenn“-Spiel spielen, sondern schenkt ihnen einige letzte Momente aus ihrer vergangenen Zeit.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/robert-seethaler-das-feld

Veröffentlicht am 13.05.2018

Erzählungen, die überraschen, zum Denken anregen und im Gedächtnis bleiben!

Vom Dazwischen
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Nachdem ich fast genau vor einem Jahr bereits Victoria Hohmanns erstes Werk „Von Verwandlungen“ im Zuge einer Lovelybooks Leserunde lesen durfte, wurde ich neulich gefragt, ob ich nicht auch ihr aktuelles ...

Nachdem ich fast genau vor einem Jahr bereits Victoria Hohmanns erstes Werk „Von Verwandlungen“ im Zuge einer Lovelybooks Leserunde lesen durfte, wurde ich neulich gefragt, ob ich nicht auch ihr aktuelles Buch lesen möchte — was für eine Frage! „Von Verwandlungen“ hat mich letztes Jahr der Kurzprosa näher gebracht, nachdem ich mich bisher mit Kurzgeschichten und Erzählungen schwer getan hatte. „Vom Dazwischen“ liefert uns nun 12 neue Erzählungen, von der eine sogar eine Fortsetzung ist – nämlich vom wütenden Hater aus „Von Verwandlungen“. Während die einzelnen Stücke alle ein anderes Thema kritisch behandeln, habe ich mich doch gefreut, etwas wiederzuerkennen. Hohmanns neues Buch nimmt uns mit auf eine Reise in verschiedene Thematiken, zu verschiedenen Menschen und an diverse Orte. Die Erzählungen sind wahnsinnig vielseitig und Langeweile ist diesem Büchlein ein Fremdwort. Ob es Thematisch um das Coming-out, die permanente Vernetzung oder eine Angststörung geht, Victoria Hohmann schafft es wieder einmal, mich in die Geschichten hineinzuziehen.

Die Vögel sangen: Amsel, Drossel, Fink und. Starr stand die Frau. Wachsfigur. Schmolz. Bei nur 22 Grad Außentemperatur.

Die Themenwelt ist in „Vom Dazwischen“ breit gefächert. In Schwarzwäldersahnetorte, der ersten Erzählung, tauchen wir beispielsweise in das Leben einer jungen Frau ein, die sich bei einem Klassentreffen einige Jahre nach ihrer Schulzeit mit ihrer Homosexualität befassen muss bzw. sich den ehemaligen Klassenkameraden dazu bekennen möchte. Die Straße lässt uns in die Gedankenwelt einer Frau mit Angststörung springen, die jeden Tag zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ihre angsthemmenden Medikamtente nehmen muss und sich jetzt in einem Experiment ihrer Angst stellen will: Die Straße zur Bahn ohne Tablette hinuntergehen, vielleicht sogar auf der anderen Straßenseite. Dass sich die Gedanken da überschlagen und die Angst ihr hässliches Haupt reckt, ist unausweichlich. Wie Geschosse schlagen Gedankenfetzen in den Kopf der Frau ein, es wird zur Zerreißprobe — nicht nur für sie, sondern auch für uns, den Leser. Die Erzählung Balanceakte führt uns in eine Büro-Umgebung zur Mittagspausenzeit. Ein Mann und eine Frau unterhalten sich. Dass der Mann vielleicht mehr an der Frau interessiert ist, als er sich eingestehen mag, davon merkt sie nichts. Und überhaupt macht ihm die überraschende Qualitätssicherung Sorgen. Der Stress, der uns Arbeitnehmer täglich umgibt, die Anforderung, auch ja mehr als genug zu leisten, all das spiegelt sich in dieser Kurzgeschichte wider. Zum Schluss möchte ich noch kurz auf die Erzählung Die Frau in der Wand eingehen. Hier bemerkt eine Frau in ihrem Büro von einem Moment auf den anderen eine scheinbar im Mauerwerk eingeschlossene Frau. Ist ihr Mund zu einem stummen Schrei geöffnet oder wollte sie noch etwas sagen? Ist sie lebendig? Hängt sie im Dimensionsschaum fest? Oder bildet sich unsere Protagonistin das alles nur ein?

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/victoria-hohmann-vom-dazwischen

Veröffentlicht am 25.10.2017

Ein grausames, schmerzhaftes und vor allem sehr wichtiges Buch über die Grauen, die wir hier in der westlichen Welt vielleicht nicht vernommen haben.

Menschenwerk
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Nachdem ich im Januar die englische Ausgabe der „Vegetarierin“ von Han Kang gelesen habe, war mir klar, dass ich auch ihre nächsten Werke lesen würde. Und so musste doch direkt bei Erscheinen Kangs neues ...

Nachdem ich im Januar die englische Ausgabe der „Vegetarierin“ von Han Kang gelesen habe, war mir klar, dass ich auch ihre nächsten Werke lesen würde. Und so musste doch direkt bei Erscheinen Kangs neues Buch „Menschenwerk“ her. Es geht um das Gwangju-Massaker, das 1980 in Korea stattgefunden hat. Ich muss sagen, ich hatte noch nie etwas darüber gehört und war geschockt, dass so etwas meinen Wissenshorizont scheinbar verfehlt hat. Nicht, dass ich zu der Zeit schon gelebt hätte, aber in keiner Geschichtsstunde, an die ich mich erinnere, wurde sich außerordentlich mit Korea beschäftigt. Jedenfalls versucht Han Kang hier nicht, eine detailgetreue Wiedergabe von außerhalb und oberhalb vorzunehmen, sondern sie berichtet aus verschiedenen Perspektiven und auch aus verschiedenen Zeiten, wie dieses Massaker sich aus Studentenprotesten ergeben hat und welche Grausamkeit verübt wurde. Aus Sicht der verschiedenen Protagonisten bekommt der Leser aus erster Hand mit, wie Menschen gefoltert werden, was für ein Leid sie sehen, was für ein Elend sie erfahren müssen. „Menschenwerk“ ist kein Buch für zarte Mägen und Wesen. Es beschreibt die Erlebnisse, die selbst Kindern widerfahren sind, und nimmt kein Blatt vor den Mund, nicht, um zwingend zu schockieren, sondern um wiederzugeben, was geschehen ist.

Der Leser verfolgt verschiedene Charaktere, vom Schüler Dong-Ho, seiner Familie bis zu Menschen, deren Wege er kreuzt. Was mir in der „Vegetarierin“ gar nicht so aufgefallen ist und auch vielleicht an der deutschen Übersetzung liegen mag, ist die eigenartige Erzählweise. Von oben herab wird teilweise erzählt, aber nicht als allwissender Erzähler, sondern viel mehr als eine Seele, die den Protagonisten begleitet und fühlt, was er fühlt, aber nicht mehr weiß als er und auch vielmehr seine Taten und Gedanken in Worte fasst:

Du fragst dich, wohin die Seele wandert, wenn der Körper stirbt. Wie lange bleibt sie noch in der Nähe ihrer sterblichen Hülle? […] Wenn ein Trauernder einen Verstorbenen betrachtet, steht dann dessen Seele daneben und betrachtet das Gesicht seiner irdischen Hülle?

Han Kangs Erzählweise ist zunächst ungewohnt, man benötigt einige Seiten, um sich einzufinden. Dann tritt sofort die Sogwirkung des Buches ein und man kann sich nur noch schwer losreißen, auch, wenn man gar kein Zeuge dieses Grauens werden möchte. Wir verfolgen auch einen gefangenen Protestanten während seiner Folter. Diese Kapitel sind definitiv nichts für zarte Gemüter. Wessen Magen sich bei plastischen Beschreibungen in diesem Szenario umdrehen könnte, überfliegt vielleicht lieber einige Seiten, wobei dann natürlich auch ein Teil der Wirkung des Buchs verpufft.

Die Frage nach dem Weiterleben der Seele nach dem Tod der menschlichen Hülle ist eine grundlegende in diesem Werk. Diverse Seelen begleiten uns in „Menschenwerk“ und wir erhaschen Einblicke in das, was möglicherweise geschieht nach dem Tod. Ein weiteres zentrales Thema ist der Wert eines Lebens, besonders nach einer Tragödie. Warum überlebt der Eine, während der Andere sterben muss? Und was ist das Leben noch wert, wenn man erst dieses Grauen gesehen hat, das einen bis ans Lebensende verfolgt? Wie könnte man nur eine Sekunde dieses Lebens noch genießen, wenn man überlebt hat, während tausende andere gestorben sind? Mit diesen Fragen setzt Han Kang sich kritisch auseinander, lässt uns die Schicksale ihrer Figuren erfahren und mit ihnen leiden.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de

Veröffentlicht am 08.08.2017

Eine grandiose Mischung aus Krimi, Sportnovelle, Liebesgeschichte und Coming-of-Age-Story machen „Der Club“ zu einem tollen Erlebnis.

Der Club
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Schon ein wenig zu spät, aber besser spät als nie, komme ich nun auch im „Club“ an. Ich gestehe, ich habe mich ein wenig geziert, „schon wieder“ ein gehyptes Buch zu lesen, da ich schon des Öfteren enttäuscht ...

Schon ein wenig zu spät, aber besser spät als nie, komme ich nun auch im „Club“ an. Ich gestehe, ich habe mich ein wenig geziert, „schon wieder“ ein gehyptes Buch zu lesen, da ich schon des Öfteren enttäuscht wurde. Aber nicht hier und nicht von Takis Würger! „Der Club“ hat mich bereits von der ersten Seite an fesseln können und danach auch nicht mehr losgelassen. Ohne viel über die Story gelesen zu haben, bin ich in Hans‘ Geschichte hineingestolpert, so konnte ich wenigstens frei von Erwartungen lesen. So viel wusste ich: Es geht ums Boxen. Da ich jetzt aber kein Sportfan bin, habe ich den Empfehlungen vertraut und mich einfach blind ins Abenteuer gestürzt. Nun ein paar Worte zum Inhalt:

Hans ist noch jung, als er seine Eltern verliert. Da seine Tante Alex in England ihn nicht aufnimmt, fristet er seine Jahre bis zum Abitur in einem Internat. Das Boxen, mit dem er schon früh begonnen hat, hilft ihm durch die Trauer und mit seiner Einsamkeit fertig zu werden, denn Freunde hat er keine. Kurz bevor Hans sein Abitur macht, bekommt er einen Brief von seiner Tante: Er soll ihr bei einer wichtigen Ermittlung helfen. In Cambridge angekommen, erwarten Hans jedoch keine genaueren Details, sondern die Frage seiner Tante: „Du boxt doch noch, oder?“ Alex hat die junge Charlotte dazu auserkoren, Hans behilflich zu sein, Mitglied im Pitt Club zu werden, der elitäre Boxclub von Cambridge. Doch Hans kommt aus bescheidenen Verhältnissen und bringt zudem nicht den versnobbten Charakter mit, den die Mitglieder alle inne zu haben scheinen. Doch im Pitt Club scheint nicht alles mit rechten zuzugehen und es scheint, als würde Charlotte ihm auch einiges verheimlichen. Hans gelangt nicht nur in den Pitt Club und gewinnt einen Einblick in die Welt der elitären Boxer, sondern auch in die der „Schmetterlinge“ und ihren fragwürdigen Riten…

In Cambridge habe ich gelernt, wie viel Großes der Mensch leisten kann: Er kann die Grundlagen der formalen Logik errechnen und ein Medikament gegen Malaria finden. Aber in Cambridge habe ich auch gelernt, was der Mensch in seinem Kern ist: ein Raubtier.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com

Veröffentlicht am 20.05.2019

Emotionale Anekdoten für Tierliebhaber – oder die, die es noch werden wollen.

Einfach Mensch sein
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Bereits vor einiger Zeit sorgte Sy Montgomery mit ihrem Buch “Rendezvous mit einem Oktopus” für Aufsehen. Nun erschien ihr nächstes Werk, ein Memoir, im Diogenes Verlag. In “Einfach Mensch sein” blickt ...

Bereits vor einiger Zeit sorgte Sy Montgomery mit ihrem Buch “Rendezvous mit einem Oktopus” für Aufsehen. Nun erschien ihr nächstes Werk, ein Memoir, im Diogenes Verlag. In “Einfach Mensch sein” blickt Sy Montgomery auf ihr Leben zurück, das bunter nicht hätte sein können: Als Tierforscherin ist sie ständig auf Expeditionen unterwegs und hat so das Privileg, viele verschiedene Tierarten ganz genau und aus nächster Nähe kennenzulernen. Ihre Faszination zu unseren tierischen Zeitgenossen hat sie dabei bereits in ihrer Kindheit entdeckt, als der Hund ihrer Familie, Molly, ihr Vorbild ist und sie sich so sehr wünscht, wie sie zu sein. Der Wunsch, Eins mit den Tieren (unabhängig der Spezies) zu sein, treibt Sy Montgomery ihr Leben lang vorwärts und bringt sie dorthin, wo sie jetzt ist. In “Einfach Mensch sein” erzählt sie, welche Tiere sie in ihrem Leben am meisten berührt haben, mit welchen sie eine große Freundschaft verbunden hat und was wir als Menschen von der Tierwelt lernen können. Die Autorin hat dabei keine Angst oder Vorurteile gegenüber den verschiedenen Spezies (Stichwort: Spinnen), sondern begegnet ihnen immer auf Augenhöhe.

“Einfach Mensch sein” ist in 13, von wunderschönen Illustrationen begleiteten Kapiteln aufgeteilt, die jeweils eine schöne Anekdote zu dem jeweiligen Tier enthalten. Sy Montgomery geht dabei chronologisch vor und beginnt bei der oben bereits erwähnten Terrierhündin Molly, die ihr Ein und Alles ist. Die Autorin verbindet stets ein ganz besonderes Band mit den vorgestellten Tieren, das nicht nur als Bewunderung, sondern auf gegenseitiger Freundschaft zu beruhen scheint. Sie spricht beispielsweise davon, wie ihre verstorbene Collie-Hündin Tess ihr im Traum erscheint und sie so zu ihrer “Nachfolgerin” führt – sie hat einfach eine innige Beziehung zu “ihren” tierischen Freunden.

Und dann passierte etwas Magisches. Während ich sie so auf der Hand hielt, spürte ich eine Verbindung zu dieser Kreatur. Plötzlich war es nicht mehr eine wirklich große Spinne, sondern ein kleines Tier. […] Mich durchflutete eine Woge der Zärtlichkeit, während ich zusah, wie sie sachte, langsam und bedächtig über meine Haut wanderte.

Es gibt in diesen 13 Kapiteln einige, bei denen ich aus dem Staunen nicht herauskam, aber auch andere, bei denen ich vor Sy Montgomery meinen Hut ziehe. Zum Beispiel die Goliath-Vogelspinne Clarabelle. Während viele Menschen sich sicherlich vor lauter Angst und Ekel vor diesen Geschöpfen verschließen (ich bin da keine Ausnahme), fühlt sich Sy Montgomery auch mit diesem Tier sofort innig verbunden und hat Angst, dass Clarabelle sich verletzen oder zu Sturz kommen könnte, solange sie auf ihr herumkrabbelt. Diese tiefe Zärtlichkeit befällt die Autorin bei jedem Tier und das war als Leser wirklich wunderschön zu beobachten.

Mehr lesen: https://killmonotony.de/buecher/rezension/sy-montgomery-einfach-mensch-sein