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Veröffentlicht am 12.06.2022

Autobiographie über eine Kindheit in Persien

Ein vibrierendes Kind
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Der inzwischen verstorbene Autor ist 1947 im Iran geboren und 1965 zum Studium nach Deutschland gekommen. Seither war er nur einmal kurzzeitig in seine Heimat zurückgekehrt. Im vorliegenden Buch gibt er ...

Der inzwischen verstorbene Autor ist 1947 im Iran geboren und 1965 zum Studium nach Deutschland gekommen. Seither war er nur einmal kurzzeitig in seine Heimat zurückgekehrt. Im vorliegenden Buch gibt er nicht chronologisch und bruchstückhaft seine Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend wieder. Der Iran ist für deutsche Leser schon gegenwärtig fremd. Erst recht fremd aber mutet die gegenständliche Zeit an. Das Land hieß noch Persien und ihm stand noch der Schah vor. Über die politischen und religiösen Zustände zu lesen, ist sehr interessant und Vieles davon war für mich neu. Sehr bedrückend ist der Umgang mit den Menschen, vor allem dem einfachen Volk. Hausangestellte sind Analphabeten, die Frauen unter ihnen sind offen sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Auch der Vater des Autors beansprucht als Mann eine dominierende Stellung. Seine Frau, die Mutter von Said, hat er im Alter von 14 Jahren geschwängert und schon vor dessen Geburt verstoßen; in der Folgezeit war er mehrere Male verheiratet. Seinem Sohn gegenüber verhält er sich aber stets recht liebevoll. Das Familienbild entspricht der Vorstellung, wie wir sie von einer islamischen Familie haben – Großfamilie mit sehr viel Zusammenhalt. Inhaltlich erfährt der Roman eine Krönung durch seine besondere formale Gestaltung. Er liest sich wie ein langes Gedicht, die einzelnen Kapitel sehen äußerlich wie Strophen aus und sind komplett in Kleinschrift gehalten.
Sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Polit-Satire mit gestörtem Protagonisten

Salonfähig
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Auch für nicht-österreichische Leser ist unschwer zu erkennen, dass der Protagonist dem (inzwischen Ex-)Kanzler Sebastian Kurz – hier die Person Julius Varga – als Vorbild nacheifert. Um Authentizität ...

Auch für nicht-österreichische Leser ist unschwer zu erkennen, dass der Protagonist dem (inzwischen Ex-)Kanzler Sebastian Kurz – hier die Person Julius Varga – als Vorbild nacheifert. Um Authentizität bedacht und deshalb kontraproduktiv handelnd, imitiert er ihn in jeglicher Hinsicht. Selbst bekleidet er nur eine niedere Position in der Jugendorganisation der Partei des Kanzlers. Er ist massiv persönlichkeitsgestört und verfällt immer mehr dem Wahn. Es kommt einem das Schaudern beim Lesen, wie menschenverachtend es in der jungen, auf Macht und Spaß bedachten Partei zugeht, umso mehr als hier ein Körnchen Wahrheit verarbeitet sein wird. Gruselig sind das Interesse des Protagonisten an weltweiten Terroranschlägen und seine wiederkehrenden Albträume.
Ein moderner Roman, sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Eine Zeitreise durch Tagebücher

Früher war ich auch mal jung
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Die Autorin ist ja als Moderatorin aus dem Fernsehen recht bekannt. In diesem Buch schildert sie anhand von Originaltagebucheinträgen seit ihrem Jugendalter bis zum Alter von etwa 30 Jahren und sich jeweils ...

Die Autorin ist ja als Moderatorin aus dem Fernsehen recht bekannt. In diesem Buch schildert sie anhand von Originaltagebucheinträgen seit ihrem Jugendalter bis zum Alter von etwa 30 Jahren und sich jeweils anschließenden persönlichen Überlegungen aus der Gegenwart ihr Leben und ihren Werdegang. Alles ist in einer Art Plauderton gehalten, ganz so, wie sie auch in den Medien daherkommt. So manche der Offenbarungen wäre mir persönlich zu peinlich. Da die Autorin nur wenige Jahre älter als ich ist, hatten einige Begebenheiten Wiedererkennungswert bei mir, was mich letztlich beim Lesen an der Stange gehalten hat. Ansonsten fand ich das Lesen etwas ermüdend.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Für mich nicht unbedingt ein Schatz der englischen Gegenwartsliteratur

Mädchen auf den Felsen
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Das Buch erfährt auf seinem Rücken sehr viel Lob, dem ich mich nicht anschließen kann.
Mir fehlt es entschieden an einer Handlung. Wir erhalten nur Einblicke in Familie und Haushalt der achtjährigen ...

Das Buch erfährt auf seinem Rücken sehr viel Lob, dem ich mich nicht anschließen kann.
Mir fehlt es entschieden an einer Handlung. Wir erhalten nur Einblicke in Familie und Haushalt der achtjährigen Protagonistin Margaret. Sie in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in einem südenglischen Seebad. Ihr Vater gehört einer spartanisch lebenden Glaubensgemeinschaft an, so dass es nicht verwundert, dass das Mädchen sehr altklug oft treffsicher Bibelstellen samt Fundstelle zitiert. Ihre Mutter entstammt einfachen Verhältnissen und hatte sich als junges Mädchen in einen jungen Mann aus gutem Hause verliebt. Gerade hat Margaret ein Brüderchen bekommen. Damit sie sich nicht zurückgesetzt fühlt, macht das neue Hausmädchen einmal die Woche Ausflüge mit ihr. Letztere bringt frischen Wind in die Familie und das Leben erhält Risse.
Den Äußerungen des Mädchens bin ich gerne gefolgt. Vieles andere wirkt auf mich exzentrisch, wie etwa das von der Mutter des einstigen jungen Mannes gegründete Heim für Künstler und psychisch Kranke.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Wie lebt es sich mit einem Gedächtnisverlust?

Ameisen fällt das Sprechen schwer
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In der Kürze liegt die Würze, dieses Sprichwort trifft auf das vorliegende Buch zu. Bedauert habe ich, dass das Buch nur 113 Seiten stark ist, nicht aber, es gelesen zu haben.
Der Inhalt ist schnell erzählt. ...

In der Kürze liegt die Würze, dieses Sprichwort trifft auf das vorliegende Buch zu. Bedauert habe ich, dass das Buch nur 113 Seiten stark ist, nicht aber, es gelesen zu haben.
Der Inhalt ist schnell erzählt. Der kaufmännische Angestellte Peter Haller stellt im Zug, mit dem er von der Arbeit nach Hause pendelt, fest, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Das offenbart er aber niemandem, um nicht als verrückt abgestempelt zu werden. Und so rekonstruiert er recht findig sein privates und berufliches Leben. Nach und nach verliert er dabei allerdings den Bezug zur Realität.
Die Geschichte über einen ganz normalen Mann, der durch sein Leben geht, ohne zu wissen, wer er ist, ist psychologisch recht interessant. Es ist faszinierend zu lesen, wie raffiniert schafft er es schafft, nicht aufzufallen. An der Stange gehalten wird der Leser schon deshalb, weil er erfahren will, welchen Grund der Gedächtnisverlust des Protagonisten hat, was natürlich erst am Ende aufgedeckt wird.
Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

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