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Veröffentlicht am 17.03.2022

Faszinierender Roman mit merkwürdigen Erzählperspektiven

Wir sind das Licht
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Ein bisschen Krimi, ganz viel Gesellschaftsroman – und herausgekommen ist ein sehr moderner, faszinierender Roman. Krimiartig ist, dass die Polizei gegen drei Bewohner einer Wohngruppe ermittelt, weil ...

Ein bisschen Krimi, ganz viel Gesellschaftsroman – und herausgekommen ist ein sehr moderner, faszinierender Roman. Krimiartig ist, dass die Polizei gegen drei Bewohner einer Wohngruppe ermittelt, weil eine vierte Bewohnerin dort vor ihren Augen an Unterernährung gestorben ist. Vorrangig aber geht es um eine merkwürdig anmutende Kommune, deren manipulative und dominante Anführerin einer Bewegung anhängt, die gebietet, mit der Nahrungsaufnahme aufzuhören und stattdessen von Licht zu leben sowie zu meditieren und gemeinsam zu musizieren. Das Besondere ist die Erzählweise. Die Geschichte wird aus zahlreichen Perspektiven erzählt, wobei es sich hier nur wenige Male um die von Menschen (z.B. der Eltern, Nachbarn) handelt, und überwiegend um die von Sachen (z.B. Kugelschreiber, Entsafter).
Eine interessante Leseerfahrung, auch wenn man mit der dargestellten Lehre wenig anfangen kann.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Die Geschichte einer Jugendfreundschaft im Jahr 1999

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Sagenhaft, was alles an einem einzigen Tag passieren kann!
Es ist der 31. August 1999. Der 15jährige Pascal, genannt Krüger, hängt an diesem Ferientag mit seinem besten Freund Viktor ab. Im Plattenladen ...

Sagenhaft, was alles an einem einzigen Tag passieren kann!
Es ist der 31. August 1999. Der 15jährige Pascal, genannt Krüger, hängt an diesem Ferientag mit seinem besten Freund Viktor ab. Im Plattenladen klaut das gleichaltrige Zirkusmädchen Jacky nicht nur das neueste Handy, sondern auch Krügers Rucksack nebst seinem Notizbuch mit von ihm geschriebenen höchst persönlichen Geschichten. Die beiden Freunde spüren Jacky auf und verbringen den Tag zusammen an verschiedenen Stationen. Die Situation eskaliert in der Nacht, als sie es mit dem lokalen Drogenboss zu tun bekommen.
Höchst spannend ist alles, vor allem, weil man schon aufgrund des Klappentextes weiß, dass am Tagesende eine Freundschaft, eine Liebe und ein Tod stehen. Die eine oder andere Vermutung, wie sich das Geschehen entwickeln könnte, darf man anhand von eingestreuten Andeutungen hegen, um am Ende dann aber doch zu erfahren, dass man falsch lag. Daneben sorgt noch ein weiterer Aspekt dafür, dass es fesselnd bleibt. Von Anbeginn an ist nämlich klar, dass Krüger ein Geheimnis birgt, das ihm gebietet, nicht schwimmen zu gehen und sich noch nicht zu verlieben und das seinen Spitznamen erklärt. Natürlich wird auch dieses mit seinem tragischen Hintergrund sehr spät aufgedeckt. Die Sprache ist sehr authentisch gehalten, mit sehr viel Verwendung von Jugendsprache, wie es auf jugendliche Protagonisten eben gut passt. Dennoch ist das Buch kein Jugendroman, spricht vielmehr erwachsene Leser an, die ihre Jugend in den 1990er Jahren erlebt haben und die sich während der Lektüre erinnern, dass das Geschriebene damals tatsächlich so war.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Sylt in den 1980er Jahren

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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In diesem wirklich lesenswerten Roman knüpft die Autorin an ihr erstes Buch über Sylt „Ozelot und Friesennerz“ an. Während der Corona-Lockdowns kehrt sie auf ihre Heimatinsel zurück und erlebt sie zum ...

In diesem wirklich lesenswerten Roman knüpft die Autorin an ihr erstes Buch über Sylt „Ozelot und Friesennerz“ an. Während der Corona-Lockdowns kehrt sie auf ihre Heimatinsel zurück und erlebt sie zum ersten Mal verlassen und menschenleer ohne Touristen. Sie schildert ihre Erinnerungen an die 1980er Jahre, als sie, 1963 geboren, eine junge Erwachsene war. Die Insel gehört längst nicht mehr den dort geborenen Insulanern, sondern den reichen Stars, Politikern, Industriellen, Investoren und Immobilienspekulanten, die jedes Haus und jeden freien Grund aufkaufen und die Immobilienpreise in eine für Einheimische unerschwingliche Höhe treiben, die sie in der Folge von der Insel vertreiben. Die Anfänge liegen eigentlich bereits in den Jahren des Wirtschaftswunders der 1960er und 1970er Jahren, wovon ja bereits im Vorband die Rede war. Wie schon dort erzählt die Autorin humorig über schöne, aber auch tragische Ereignisse auf Sylt. Die Insel als solche wird sehr bildhaft beschrieben und so mancher Einwohner wird als uriges Original dargestellt. Das Schöne ist, dass ich fast zur selben Zeit wie die Autorin geboren wurde und mir Vieles aus eigener Erinnerung bekannt ist. Sogar von dem Cover-Foto kann ich sagen – ja, exakt so waren die Menschen (und ich) damals angezogen. Zwischendurch hält die Autorin nicht mit berechtigter Kritik an den Ursachen der heutigen unbefriedigenden Situation auf der Insel zurück.
Ein schönes Buch nicht nur für Sylt-Liebhaber.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Eine Diplomatin verliert den Glauben an die Diplomatie

Die Diplomatin
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Dieser Roman entführt uns in die Welt der Diplomatie, die ja doch eher unbekannt und deshalb gerade interessant ist.
Protagonistin ist die langjährige deutsche Diplomatin Fred, die jetzt mit 50 Jahren ...

Dieser Roman entführt uns in die Welt der Diplomatie, die ja doch eher unbekannt und deshalb gerade interessant ist.
Protagonistin ist die langjährige deutsche Diplomatin Fred, die jetzt mit 50 Jahren den Glauben an die Diplomatie verliert. Das beginnt schon an ihrer Dienststelle in Montevideo, wo eine einflussreiche, reiche deutsche Bürgerin sie wegen der Entführung ihrer Tochter zur Verantwortung ziehen will, und setzt sich an ihrem nächsten Dienstort in Istanbul fort, wo sie hilflos zusehen muss, wie der türkische Präsident türkischstämmige Deutsche wegen ihrer ihm nicht genehmen politischen Tätigkeit festsetzt. Die Beamtin Fred erweist sich letztlich als Heldin, allerdings um den Preis, desillusioniert worden zu sein und nach ständigen Wechseln zwischen den Kontinenten kein Privatleben zu haben. Auf jeden Fall erhält man ein völlig neues Bild von der Diplomatie. Ironisch und zynisch sind oftmals die Spitzen auf Diplomaten und ihre Tätigkeit. Der Schreibstil ist eher verbittert und passt so ganz zu der Romanfigur Fred.
Angesichts der zunehmenden diplomatischen Krisen in der Welt ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Für mich nicht der absolut sagenhafte Roman, als der er auf dem Buchrücken bezeichnet wird

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Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal einen Roman einer dänischen SchriftstellerIn gelesen zu haben. Um diese Lücke zu schließen und da dieses Buch in Dänemark als Bestseller gilt, dachte ich, nichts ...

Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal einen Roman einer dänischen SchriftstellerIn gelesen zu haben. Um diese Lücke zu schließen und da dieses Buch in Dänemark als Bestseller gilt, dachte ich, nichts falsch machen zu können. Leider wurde ich mit Ausnahme der äußeren hochwertigen Aufmachung enttäuscht. Es fehlt schlicht die Handlung. Stattdessen wechseln sich Bruchstücke aus dem Alltagsleben der Protagonistin, die gemeinsam mit Mann und Kleinkind auf dem Gelände einer für Dänemark typischen Heimvolkshochschule auf dem Lande lebt, ihre Ratschläge als Kummerkastentante (als solche ist sie für die Lokalzeitung tätig) an Ratsuchende und abgewandelte Texte von Heimvolkshochschulliedern zu bekannten Melodien ab. Einiges davon liest sich durchaus amüsant und kommt einer Anekdote nahe, vor allem die Schilderungen aus der Fahrschule, wo die Protagonistin Dauerfahrschülerin ist. Ihre Antworten in der Zeitungsrubrik sind durchaus tiefsinnig. Alles in allem fehlen mir an diesem Buch aber der Zusammenhang und das Besondere. Der Erzählstil ist zu distanziert. Es wird also bei mir nicht nachwirken.

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