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Veröffentlicht am 02.08.2021

Eine tragische Familiengeschichte

Die Überlebenden
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Formal ist die Geschichte gekonnt aufgebaut. Zwei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Der erste beginnt damit, wie drei erwachsene Brüder die Asche ihrer verstorbenen Mutter an dem See verstreuen, ...

Formal ist die Geschichte gekonnt aufgebaut. Zwei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Der erste beginnt damit, wie drei erwachsene Brüder die Asche ihrer verstorbenen Mutter an dem See verstreuen, an dem die gesamte Familie einst regelmäßig die Ferien verbrachte. Im Zweistundentakt werden die Ereignisse rund um die Beisetzung rückwärts erzählt. Der zweite schildert einen vergangenen Ferienaufenthalt, der in eine Tragödie mündete, über die anschließend jahrelang Stillschweigen bewahrt wurde und die insbesondere das weitere Leben des mittleren Bruders und Erzählers Benjamin prägte. Inhaltlich haben wir es mit einer Familiengeschichte zu tun, die nicht nur durch ein schlimmes Ende einer Ferienzeit zu einer besonderen wird, sondern auch deshalb, weil die Familie insgesamt ziemlich verkorkst ist. Die Eltern sind offensichtlich Alkoholiker, vernachlässigen die Söhne, haben zu ihnen so recht keine Beziehung. Diese wiederum rivalisieren untereinander und spielen sich gegenseitig aus. Insgesamt gibt es wenig Handlung, wozu es gut passt, dass wesentliche Passagen an einem ruhigen Waldsee angesiedelt sind. Die Auflösung der Tragödie ganz am Ende finde ich etwas unfertig. Für mich bleibt unerklärt, wie Benjamin, ein seinerzeit immerhin Neunjähriger, mehrere Jahrzehnte die Erinnerung völlig ausblenden konnte. Zudem macht es sich die Mutter zu leicht.
Ein gut lesbarer Familienroman.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Sammlung unterschiedlicher Kurzgeschichten

In Liebe Dein Karl
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Ingrid Noll war mir bislang noch kein Begriff, so dass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch gegangen bin. Der erste von insgesamt fünf Abschnitten mit jeweils einer Ansammlung unterschiedlicher Kurzgeschichten ...

Ingrid Noll war mir bislang noch kein Begriff, so dass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch gegangen bin. Der erste von insgesamt fünf Abschnitten mit jeweils einer Ansammlung unterschiedlicher Kurzgeschichten vermochte mich sehr zu begeistern. Seine in ihm - „Diebe und Triebe“ – enthaltenen makabren Geschichten bestechen durch schwarzen Humor und sind recht witzig. Die weiteren Erzählungen in der Buchmitte konnten mich dann nicht mehr so einnehmen, erst der letzte Abschnitt hat mir wieder gut gefallen. Aber der Lesegeschmack ist halt sehr unterschiedlich. Irgendwo wird jeder auf seine Kosten kommen, zumal auch sehr persönliche Informationen aus dem Leben der Autorin eingearbeitet sind.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Geschwisterliche Rivalitäten

Erwachsene Menschen
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Dieses Buch ist flugs gelesen und spricht einen Aspekt an, der sicherlich bei so manchem Leser auch latent vorhanden ist: Rivalität unter Geschwistern noch im Erwachsenenalter. Die 40jährige Erzählerin ...

Dieses Buch ist flugs gelesen und spricht einen Aspekt an, der sicherlich bei so manchem Leser auch latent vorhanden ist: Rivalität unter Geschwistern noch im Erwachsenenalter. Die 40jährige Erzählerin Ida ist hiervon jedenfalls nicht frei. Bei einem gemeinsamen Urlaub mit ihrer jüngeren Schwester und deren Mann sowie Stieftochter und der eigenen Mutter mit Lebensgefährten im Sommerhaus der Familie lässt sie Neid und Missgunst ihrer Schwester Marthe gegenüber freien Lauf. Nicht nur lebt Marthe in glücklicher Beziehung, während sie selbst nur kurze Affären mit vergebenen Männern hat. Nein, sie ist auch noch schwanger und sie selbst erfährt, dass sie einen Kinderwunsch nicht mehr wird realisieren können. Da kommen in ihr Erlebnisse aus der Kindheit hervor, die sie sich gegenüber ihrer Schwester schon immer zurückgesetzt fühlen lassen. Ida geht ihren eigenen Weg, um sich an der Schwester zu rächen, indem sie mit deren Mann flirtet, ihr das Stiefkind abspenstig macht und Unfrieden in die Beziehung zwischen Marthe und ihrem Mann streut. Alles lässt die Protagonistin eher unsympathisch wirken. Aber so muss es sein bei der Thematik. Anders als das Cover und der Klappentext es vermuten lassen könnten, handelt es sich nicht um eine leichte Sommer-, sondern um eine psychologisch raffinierte Lektüre, die ich gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Das Leben einer alleinerziehenden Mutter

Kleine Fluchten
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Dieses Buch richtet sich nicht nur an alleinerziehende Mütter, wie die namenlose Protagonistin eine ist. Es zeigt ein allgemein gültiges gesellschaftliches Phänomen auf, nämlich die Vereinbarkeit von Mutterschaft ...

Dieses Buch richtet sich nicht nur an alleinerziehende Mütter, wie die namenlose Protagonistin eine ist. Es zeigt ein allgemein gültiges gesellschaftliches Phänomen auf, nämlich die Vereinbarkeit von Mutterschaft mit Berufstätigkeit und dem Wunsch auf ein eigenes Leben außerhalb von Kind und Haushalt. Drastischer darstellen lassen sich die Probleme natürlich anhand einer Frau, die wie die Erzählerin ihr Kleinkind ohne den Vater aufzieht, der sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwunden ist. Ihr täglicher Spagat, es allen, vor allem ihrem Kind gerecht zu machen und dennoch langsam und sicher sozial abzusteigen und sich selbst zu verlieren, wird absolut realistisch dargestellt. Eigentlich kann man es ihr nicht verdenken, wenn sie sich nachts während des Schlafs ihres Kindes für immer länger werdenden Intervalle aus der Wohnung schleicht, um Einblicke auf das an ihr vorbeiziehende Leben zu erhaschen. Dass solche Freiräume von der Gesellschaft, die den Frauen nötige Hilfen verweigert, an den Pranger gestellt werden und diese auch sonst gnadenlos mit einer Alleinerziehenden abrechnet, die sich doch „nur“ richtig zu organisieren habe, um Kind und sonstiges Leben unter einen Hut zu bekommen, versteht sich von selbst. Das Ende der Geschichte ist hervorragend gelöst. Alles sieht danach aus, als ob während der nächtlichen Abwesenheit der Frau etwas Tragisches mit ihrem Kind passiert ist. Aber weit gefehlt … Doch das muss einfach jeder selbst lesen, indem er zu diesem nur zu empfehlenden Buch greift.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Zwei Frauenschicksale

Wir für uns
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Die Autorin hat ein Faible für Mutter-Tochter-Geschichten. Nach „Schwestern bleiben wir immer“, „Töchter wie wir“, „Geteilt durch zwei“ nun das vorliegende Buch, in dem als zusätzlicher Aspekt noch eine ...

Die Autorin hat ein Faible für Mutter-Tochter-Geschichten. Nach „Schwestern bleiben wir immer“, „Töchter wie wir“, „Geteilt durch zwei“ nun das vorliegende Buch, in dem als zusätzlicher Aspekt noch eine Mutter-Sohn-Beziehung behandelt wird. Die eine Protagonistin Josie ist mit über 40 Jahren schwanger von ihrem verheirateten Geliebten und in ihrer Familie gibt es ein Ereignis, das die Mutter immer totgeschwiegen hat. Die andere Protagonistin Kathi wird kurz vor der Goldenen Hochzeit Witwe und erkennt, dass es in ihrer vermeintlich glücklichen Ehe auch Misstöne gegeben hat; außerdem erschüttert die jetzt von ihrem verheirateten Sohn bekannte Homosexualität die Grundfesten ihres Lebens. Die beiden Frauen freunden sich an und nehmen als gemeinsames Projekt die Eröffnung eines Dorfladens in Angriff.
Die Geschichte um die beiden Frauen ist sehr berührend und es ist sehr spannend, endlich gegen Ende zu erfahren, welches Geheimnis in Josies Familie liegt. Abwechslung beim Lesen bringt, dass verschiedene aktuelle Themen zur Sprache kommen, wie Abtreibung, Erkrankung mit Down-Syndrom, Homosexualität. Die Autorin geht hier sehr behutsam vor und erklärt sich hierzu noch ausführlich im Nachwort. Die Protagonistinnen sind gut herausgearbeitet und machen eine Entwicklung dahingehend durch, dass sie sich - auch durch den gegenseitigen Einfluss - allmählich verändern und sich schrittweise auf ihre Mutter bzw. ihren Sohn zu bewegen. Und so gibt es die schöne Chance eines neuen Umgangs mit ihnen. Vieles regt zum Nachdenken an.
Wer Familiengeschichten mag, ist mit diesem gut unterhaltenden Buch gut bedient.

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