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Veröffentlicht am 24.05.2021

Interessante deutsch-norwegische Geschichte

Sieh dich nicht um!
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Dieser Roman gibt einen sehr interessanten Einblick in einen Teil deutsch-norwegischer Geschichte während des Zweiten Weltkriegs. Die Autorin hat erst nach dem Tod ihrer norwegischen Mutter von deren persönlicher ...

Dieser Roman gibt einen sehr interessanten Einblick in einen Teil deutsch-norwegischer Geschichte während des Zweiten Weltkriegs. Die Autorin hat erst nach dem Tod ihrer norwegischen Mutter von deren persönlicher Geschichte erfahren und diese durch Recherchen in Archiven und bei noch lebenden Verwandten und Freunden akribisch zusammengetragen. Die Mutter Jorna war bei Beginn der deutschen Besatzung in Norwegen im Jahr 1940 17 Jahre alt und verliebte sich Hals über Kopf und auf Gegenseitigkeit in einen deutschen Soldaten. Da die Deutschen in dem erst wenige Jahrzehnte unabhängigen Land verhasst waren, wurden die einheimischen Frauen und Mädchen dazu aufgerufen, keine Beziehungen zu Deutschen einzugehen. Die sog. Deutschmädchen wurden geächtet und waren Restriktionen ausgesetzt, was sich sogar in ihr persönliches Lebensumfeld erstreckte. Jorna aber nahm alles in Kauf und stand zu ihrer Liebe. Einige Jahre waren ihnen vergönnt, bis Fritz nach Russland verlegt wurde und sich beide aus den Augen verloren. Da Jorna aufgrund ihrer Vergangenheit ein normales Leben in Norwegen auch nach dem Krieg nicht möglich war, wanderte sie nach Amerika aus. Sie führte eine kurze, unglückliche Ehe, bis sie und Fritz sich wiederfanden und einen Neuanfang in Deutschland begannen.
Neben den zum Nachdenken anregenden Fakten ist die Geschichte sehr berührend geschrieben. Die Autorin wendet sich nämlich zwischendurch immer wieder in sehr persönlichen Worten an ihre tote Mutter, um verstehen zu können, warum diese vor ihren Kindern ihre Vergangenheit verschwiegen hat. Jorna wird als sehr starke Persönlichkeit dargestellt, die fleißig und ehrgeizig ihren Weg im Leben geht. Aufgrund ihrer Erlebnisse als junge Frau verwundert es umso mehr, dass sie in späteren Jahren regelmäßig in ihre Heimat zurückkehrt.
Ein sehr lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Rückblick auf eine Jugendfreundschaft

Die Geschichte von Kat und Easy
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Mit dem zeitlichen Hintergrund dieser Geschichte bin ich sofort warm geworden, nicht jedoch mit ihren Figuren.
Erzählt wird aus dem Jahr 1973 und dann aus der Gegenwart. Damals, als ich Kind war und mich ...

Mit dem zeitlichen Hintergrund dieser Geschichte bin ich sofort warm geworden, nicht jedoch mit ihren Figuren.
Erzählt wird aus dem Jahr 1973 und dann aus der Gegenwart. Damals, als ich Kind war und mich deshalb gut an den Zeitgeist erinnern kann, waren die Protagonistinnen Kat und Easy 16 Jahre und beste Freundinnen. Ob sie dies allerdings wirklich waren, habe ich im Laufe der Geschichte immer mehr bezweifelt. Immerhin standen sie nur für nicht einmal ein Jahr in einer Beziehung zueinander und wird immer wieder Kats Eifersucht hinsichtlich Easy deutlich. Letztere ist schön, während Kat stark kurzsichtig und auf die verhasste Brille angewiesen ist. Ein richtiger Stachel ist jedoch, dass Easy mit dem jungen Mann zusammen ist, in den sich eigentlich Kat noch vor Easy verliebt hat. Kat schläft dennoch mit ihm. Die Wege der beiden Mädchen gehen dann recht schnell auseinander, als ein furchtbares Unglück passiert. Erst mit 62 Jahren treffen sich beide wieder, um darüber zu sprechen, was damals passiert ist. Beide Mädchen sind mir nicht gerade sympathisch, wozu wohl auch beiträgt, dass sie wie auch ihre Kontakte aus dem Jugendhaus recht häufig Drogen konsumieren, und das auch noch in der Gegenwart im fortgeschrittenen Alter. Ich glaube nicht, dass dies die Nach-Hippie-Zeit realistisch wiedergibt. Als unrealistisch habe ich es auch empfunden, dass jahrzehntelang Funkstille zwischen beiden herrschte und sie dann ihre vermeintliche Freundschaft wieder aufnehmen wollen. Der Lesefluss wird dadurch etwas beeinträchtigt, dass in den Passagen aus dem Jahr 1973 die wörtlichen Reden nicht durch Anführungsstriche gekennzeichnet sind und sich die Dialoge so nur schwer einer Person zuordnen lassen.
Alles in allem eine Freundschaftsgeschichte, die ich mit dreieinhalb Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Eine rührende Liebesgeschichte mit jahrzehntelangen Hindernissen

Fritz und Emma
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Wer gerne Liebesromane mit dem gewissen Etwas liest, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Sowohl die beiden Liebenden selbst als auch ihre ureigene Liebesgeschichte mit einem tatsächlich 70 Jahre währenden ...

Wer gerne Liebesromane mit dem gewissen Etwas liest, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Sowohl die beiden Liebenden selbst als auch ihre ureigene Liebesgeschichte mit einem tatsächlich 70 Jahre währenden Bruch sind etwas ganz Besonderes. Ihren Beginn nimmt die Geschichte 1927, als die beiden Protagonisten am gleichen Tag in demselben Dorf in der Pfalz geboren werden. Da sie als Kinder unzertrennlich sind, wundert es nicht, dass sie heiraten wollen. Allerdings macht ihnen der Zweite Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung. Fritz kehrt traumatisiert aus Krieg und Gefangenschaft zurück. Seine schlimmen Erlebnisse sind die Ursache für das Ende der Beziehung zu Emma, wobei die besonderen Einzelheiten jeder selbst lesen muss, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Die nächsten Jahrzehnte gehen sie sich bemüht aus dem Weg, was in dem kleinen Dorf gar nicht so einfach ist, bis ein neuer Pfarrer seinen Dienst antritt, dessen Frau die Geschichte der beiden ergründet und sie sich wieder annähern lassen möchte.
Fritz und Emma sind wirkliche Unikate, der eine vermeintlich völlig missmutig und die andere schlagfertig. Von ihren Wortgefechten und ihrem Verhalten zueinander zu lesen, macht richtig Spaß. Genauso erfrischend ist es, von dem Pfarrer und seiner Frau zu lesen. Letztere ist ein solches Energiebündel, dass sie es schafft, das seit langem tote Dorfleben wiederzubeleben. In den entsprechenden Passagen sind viele Wahrheiten über das traurige Aussterben kleiner Dörfer zu finden. Manchmal habe ich mich gefragt, ob das Ganze vielleicht noch authentischer gewesen wäre, wenn man die Romanfiguren Pfälzer Dialekt hätte sprechen lassen, wovon andere Autoren in regional bezogenen Romanen ja manchmal Gebrauch machen. Das wäre aber wohl für den Durchschnittsleser doch wohl zu anstrengend gewesen.
Das Buch bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Seichte Familiengeschichte, das 20. Jahrhundert umspannend

Sturmvögel
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Angesichts der Herkunft des Buches aus dem Verlag Dumont hatte ich eher eine anspruchsvolle Familiengeschichte erwartet und erhofft. Insoweit war ich etwas enttäuscht, eher einen seichten Roman zu lesen.
In ...


Angesichts der Herkunft des Buches aus dem Verlag Dumont hatte ich eher eine anspruchsvolle Familiengeschichte erwartet und erhofft. Insoweit war ich etwas enttäuscht, eher einen seichten Roman zu lesen.
In seinem Mittelpunkt steht die Seniorin Emmy, zu der sich die Autorin durch ihre eigene gleichnamige Großmutter inspirieren ließ. Emmys Leben zwischen ihrer Geburt auf einer kargen friesischen Insel im Jahr 1907 und deren Tod im Jahr 1995 in Berlin wird etappenweise erzählt, unterbrochen durch Episoden über das Familienleben mit drei erwachsenen Kindern und einem Pflegekind in der Gegenwart zur Zeit ihres Lebensabends. Etwas gestört habe ich mich daran, wie salopp und vorlaut die Person Emmys dargestellt wird. Das will mir nicht zu ihrem Leben (und ihrer Zeit) passen, das von Schicksalsschlägen und Entbehrungen gezeichnet war: früher Tod der Eltern, Unmöglichkeit einer fundierten Schulausbildung, Berufstätigkeit als Dienstmädchen, zwei Weltkriege. Ihre Kinder kommen ebenfalls etwas wirklichkeitsfern herüber; ferner bleibt ungeklärt, ob sie die Liebe ihrer Mutter tatsächlich erwidern oder sie schlichtweg nur „raffgierige“ Erben sind. Versöhnlich hat mich gestimmt, dass schon frühzeitig ein Geheimnis Emmys angedeutet wurde, dessen Lösung bis fast zum Ende aufgespart wurde, die ich so nicht erwartet hätte. Positiv fand ich auch die Darstellung der Lebensumstände in Deutschland im letzten Jahrhundert und vor allem die Rolle der Mädchen/Frauen.
Gut zu lesen für Anhänger von Familiengeschichten. Insgesamt eher dreieinhalb als vier Sterne.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Tragische Schimpansenforschung

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Wer Schimpansen mag, wird auch dieses Buch mögen.
Im Mittelpunkt steht der junge Schimpanse Sam, der im Rahmen von wissenschaftlichen Spracherwerbsforschungen im Haushalt eines Professors lebt. Die Studentin ...

Wer Schimpansen mag, wird auch dieses Buch mögen.
Im Mittelpunkt steht der junge Schimpanse Sam, der im Rahmen von wissenschaftlichen Spracherwerbsforschungen im Haushalt eines Professors lebt. Die Studentin Aimée sieht beide bei einem Fernsehauftritt, in der Sam in der von ihm erlernten Gebärdensprache kommuniziert, und verliebt sich sofort in das Tier. Sie tritt als studentische Hilfskraft einen Fulltime-Pflege-Job beim Professor an und gibt sich ganz ihrer Affenliebe hin. Als die Fördergelder gestoppt werden, muss Sam zurück zu seinem Eigentümer auf eine Schimpansen-Aufzucht-Farm, wo er fortan nur noch als Tier und nicht mehr als Kind gehalten wird. Aimée folgt ihm dorthin. Die Ereignisse spitzen sich zu …
Welche grausamen Forschungen an Tieren im Namen der Wissenschaft gemacht werden, ist furchtbar zu lesen. Daher ist das Buch ein unbedingtes Plädoyer für den Tierschutz. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die gezogen werden, sind natürlich heute längst bekannt. Zu berücksichtigen ist aber, dass die Geschichte bereits in den 1980er Jahren spielen dürfte, wo eben noch Vieles unerforscht war. Der Leser erkennt schon rasch, dass Tiere, hier speziell Schimpansen, tatsächlich Gefühle haben und zu planvollem Denken in der Lage sind. Denn immer wieder wird in Sams Perspektive gewechselt. In den diesbezüglichen Abschnitten sind seine Gedanken, Gefühle und Ängste dargestellt.
Insgesamt zog sich die Geschichte etwas in die Länge, was meiner Leseempfehlung aber keinen Abbruch tut.

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