Anspruchsvolle Lektüre zu Religionsfragen
Der Geruch des ParadiesesNachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit ...
Nachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit zwischen der fortschrittlichen, westlich orietierten Türkei und der konservativen, stark religiösen Türkei thematisiert. Es stehen vor allem Glaubensfragen im Islam, aber auch anderen Religionen im Vordergrund. Die junge türkische Studentin Peri ist von klein auf zerrissen, was maßgeblich zurückzuführen ist auf die widerstreitenden Ansichten ihrer Eltern, einer streng gläubigen Muslima und einem Atheisten. Während ihres Studiums in England macht sie dann die Bekanntschaft einer weiteren Gläubigen und einer Sünderin sowie eines charismatischen Professors, der über „Gott“ lehrt. Für jeden Leser, der in Glaubensfragen nicht so bewandert ist, sind die tiefgreifenden theologischen und ins Philosophische übergreifenden Ausführungen nur zu verstehen, wenn er konzentriert und mit Bedacht liest und Denkanstöße aufnimmt. Irreleiten durch den Klappentext, der von einer Freundschaft der drei Frauen spricht, sollte man sich nicht. Denn um Freundschaft geht es eigentlich gar nicht. Die Rahmenhandlung – Peri findet 15 Jahre, nachdem sie England verlassen hat, auf dem Weg zu einer Abendgesellschaft in Istanbul ein Foto von den drei Frauen und dem Professor – ist sehr in die Länge gezogen und beantwortet so manche Fragen zum zwischenzeitlichen Werdegang von Peri nicht.
Sehr anspruchsvolle Lektüre, die für mich im Mittelmaß liegt.