Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2021

Gekünstelt wirkende Familiengeschichte vor juristisch interessantem Hintergrund

Enriettas Vermächtnis
0

Anlässlich einer Erbeinsetzung durch die berühmte argentinische Schriftstellerin Enrietta finden sich der plastische Chirurg Emilio aus Buenos Aires und die Schauspielerin Jana aus Salzburg beim Notar ...

Anlässlich einer Erbeinsetzung durch die berühmte argentinische Schriftstellerin Enrietta finden sich der plastische Chirurg Emilio aus Buenos Aires und die Schauspielerin Jana aus Salzburg beim Notar Leuthard in Zürich wieder. Später wird dann noch Armando involviert, der gemeinsam mit Emilio im Haushalt von dessen Vater aufwuchs und nun seinen Pflichtteil begehrt. Juristisch ist allerlei zu regeln, weil Emilio sein Erbe ausschlagen und dem vermeintlich kriminellen Armando das Pflichtteil streitig machen will. Am Ende steht das Verhältnis zwischen Armando und seiner verstorbenen Mutter in einem völlig neuen Licht.
Trotz des interessanten juristischen Hintergrunds der Geschichte hat sie mich enttäuscht zurückgelassen. Als Romanfiguren spielen neben einigen allzu zuvorkommenden Hoteliers und Gastwirten nur die vier vorgenannten Personen eine Rolle. Diese ergehen sich untereinander in gekünstelte, unwirklich und zu formal scheinende Dialoge, obwohl die Handlung doch in der Gegenwart angesiedelt ist. Als unpassend habe ich es empfunden, dass recht schnell verschiedene Liebesbeziehungen entstanden sind und am Ende alle vier Personen ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt haben. Kritisch sehe ich schließlich, wie Emilio und Armando völlig dem Klischee argentinischer Machos und Frauenhelden entsprechend dargestellt werden.
Alles in allem ein Roman, den man nicht unbedingt gelesen haben muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2021

Sehr poetisch

Offene See
0

Man muss Lyrik mögen und mit ihr etwas anzufangen wissen, um auch dieses Buch zu mögen. Im Roman tritt offen zu Tage, dass sein Autor auch Lyriker ist.
Er erzählt von seinem Protagonisten Robert, der sich ...

Man muss Lyrik mögen und mit ihr etwas anzufangen wissen, um auch dieses Buch zu mögen. Im Roman tritt offen zu Tage, dass sein Autor auch Lyriker ist.
Er erzählt von seinem Protagonisten Robert, der sich 1946 sechzehnjährig in seinem Bergbaudorf im Norden Englands auf die Wanderschaft begibt, um der Enge seines praktisch vorbestimmten Lebens zu entkommen. Im Süden findet er Aufnahme bei der recht unkonventionellen, belesenen Dulcie, deren Leben von einem Geheimnis überschattet ist. Sie führt ihn an Bücher und Lyrik, sogar ein literarisches Vermächtnis heran, was später sein Beruf werden soll.
Vor allem Handlung habe ich in der Geschichte vermisst. Viel anderes als Roberts Arbeitseinsätze auf Dulcies Anwesen gibt es hierzu nicht. Stattdessen gibt es zu Hauf bildhafte, poetische Naturbeschreibungen und diverse eingestreute Gedichte. Robert wird für sein Alter als zu erwachsen dargestellt. Unter Berücksichtigung seiner Herkunft aus dem Bergarbeiter-Milieu wirken seine schwülstigen Beobachtungen unpassend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.01.2021

Schöne Ausführungen zu Dorfgemeinschaft und Integration, aber überfrachtet durch eine Vielzahl an Romanfiguren und Erzählsträngen

Bergsalz
0

Von der ersten Hälfte des Buches war ich sehr eingenommen. Allein die besondere, poetische, häufig mundartliche Sprache ist sehr beeindruckend und hebt das Buch aus der Menge an Romanen hervor. Zudem ist ...

Von der ersten Hälfte des Buches war ich sehr eingenommen. Allein die besondere, poetische, häufig mundartliche Sprache ist sehr beeindruckend und hebt das Buch aus der Menge an Romanen hervor. Zudem ist die Thematik aktuell und interessant. Eine Gruppe von Frauen in einem Allgäuer Dorf, alle aus unterschiedlichen Gründen unter Einsamkeit leidend, beginnt sich zu regelmäßigen gemeinsamen Mittagessen bei einer von ihnen zu treffen. Daraus entwickelt sich dann das Projekt, eine Art Gemeinschaftsküche in dem ehemaligen, von Flüchtlingen bewohnten Dorfgasthaus zu betreiben und das Dorfleben insgesamt wieder zu beleben. Leider wurden dann zu viele Romanfiguren mit individuellen persönlichen Hintergründen eingeführt, die die Handlung als solche nicht unbedingt weiterbrachten. Regelmäßige Einschübe zur Geschichte der Einödbauernhöfe im 15. Jahrhundert empfand ich als sehr schwierig zu lesen. Das Ende gar mit religiösem Einschlag hat mich verwirrt zurückgelassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.01.2021

Anspruchsvolle Lektüre zu Religionsfragen

Der Geruch des Paradieses
0

Nachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit ...

Nachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit zwischen der fortschrittlichen, westlich orietierten Türkei und der konservativen, stark religiösen Türkei thematisiert. Es stehen vor allem Glaubensfragen im Islam, aber auch anderen Religionen im Vordergrund. Die junge türkische Studentin Peri ist von klein auf zerrissen, was maßgeblich zurückzuführen ist auf die widerstreitenden Ansichten ihrer Eltern, einer streng gläubigen Muslima und einem Atheisten. Während ihres Studiums in England macht sie dann die Bekanntschaft einer weiteren Gläubigen und einer Sünderin sowie eines charismatischen Professors, der über „Gott“ lehrt. Für jeden Leser, der in Glaubensfragen nicht so bewandert ist, sind die tiefgreifenden theologischen und ins Philosophische übergreifenden Ausführungen nur zu verstehen, wenn er konzentriert und mit Bedacht liest und Denkanstöße aufnimmt. Irreleiten durch den Klappentext, der von einer Freundschaft der drei Frauen spricht, sollte man sich nicht. Denn um Freundschaft geht es eigentlich gar nicht. Die Rahmenhandlung – Peri findet 15 Jahre, nachdem sie England verlassen hat, auf dem Weg zu einer Abendgesellschaft in Istanbul ein Foto von den drei Frauen und dem Professor – ist sehr in die Länge gezogen und beantwortet so manche Fragen zum zwischenzeitlichen Werdegang von Peri nicht.
Sehr anspruchsvolle Lektüre, die für mich im Mittelmaß liegt.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2021

Ein bisschen Krimi, ein bisschen Liebesgeschichte und sehr informativ zur Lage Südamerikas

Ein unvergänglicher Sommer
0

Isabel Allende wird auch hier im Klappentext als beliebteste und meistgelesene Schriftstellerin weltweit angepriesen. Daher wollte auch ich endlich einmal eines ihrer Werke lesen. Leider kann ich nach ...

Isabel Allende wird auch hier im Klappentext als beliebteste und meistgelesene Schriftstellerin weltweit angepriesen. Daher wollte auch ich endlich einmal eines ihrer Werke lesen. Leider kann ich nach der Lektüre dieses Romans den Ruhm der Autorin nicht so recht nachvollziehen. Für mich handelt es sich um eine recht banale Geschichte. Deren Liebesgeschichtenanteil war von Anfang an sehr vorhersehbar; ihr kriminalistischer Einschlag nahm bizarre Züge an. Am ehesten sind die Schilderungen über die politische und gesellschaftliche Lage in den Ländern Südamerikas in den vergangenen Jahrzehnten und die Lage der von dort in die USA Geflüchteten auf mein Interesse gestoßen, die wirklich informativ waren. Mal schauen, ob mich jetzt noch Allendes Weltbestseller „Das Geisterhaus“ locken kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere