Geschichte einer jüdischen Kaufmannsdynastie
Das Haus der schönen DingeDieser historische Roman sei vor allem den an der deutschen Geschichte der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts interessierten Lesern wärmstens ans Herz gelegt. Wir begleiten die fiktive jüdische Kaufmannsfamilie ...
Dieser historische Roman sei vor allem den an der deutschen Geschichte der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts interessierten Lesern wärmstens ans Herz gelegt. Wir begleiten die fiktive jüdische Kaufmannsfamilie Hirschvogl aus München durch die Jahre 1897 bis 1952. Vater Jacob und Mutter Thea erfüllen sich mit dem von ihnen gegründeten Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt (eben das im Buchtitel benannte „Haus der schönen Dinge“) einen Lebenstraum. Jacob, dessen Familie seit vier Generationen in München ansässig ist und der sich in erster Linie als Münchner, dann als Bayer und erst danach als Jude sieht, glaubt sich und seine Familie als anerkannte Mitglieder der Münchner Gesellschaft. Doch was das für eine Fehlinterpretation ist, zeigen die folgenden Jahrzehnte, in denen das Warenhaus und die Familie verschiedenen wirtschaftlichen Krisen (Großer Krieg, Weltwirtschaftskrise) trotzen muss und vor allem immer wieder antisemitischen Anfeindungen, die ihren Höhepunkt im Nationalsozialismus finden und das Erbe der Hirschvogls bedrohen. So viel lehrreiches geschichtliches Wissen wird in diese Familiengeschichte gepackt, sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Art (Stichwort: Anfänge der Warenhäuser). Dabei geht die Autorin recht geschickt vor, indem sie nur kurze, fokussierte Episoden aus dem Leben der Familie erzählt, die manchmal einige Jahre auseinanderliegen. Auf diese Weise wird alles in einem noch akzeptablen Rahmen von 638 Seiten gehalten, und trotzdem erhält man ein umfassendes Portrait der Familie und ihres Schicksals. Was die Spannung beträchtlich fördert, ist der Umstand, dass oft von bedeutsamen Gegebenheiten die Rede ist, die dann aber nicht sogleich, sondern erst Seiten später umfassend aufgelöst werden. Dass der Autorin als Wahlmünchnerin die Sprache der Städter am Herzen liegt, zeigt sich darin, dass sie den Protagonisten Jacob münchnerisch reden lässt, was ihn als seiner Stadt treu Ergebenen auszeichnet und authentisch wirkt. Abgerundet wird die Geschichte durch einen vorangestellten Familienstammbaum, ein ausführliches Glossar und einen Stadtplan von München mit allen konkurrierenden Warenhäusern.