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Veröffentlicht am 01.05.2017

Geschichte einer jüdischen Kaufmannsdynastie

Das Haus der schönen Dinge
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Dieser historische Roman sei vor allem den an der deutschen Geschichte der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts interessierten Lesern wärmstens ans Herz gelegt. Wir begleiten die fiktive jüdische Kaufmannsfamilie ...

Dieser historische Roman sei vor allem den an der deutschen Geschichte der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts interessierten Lesern wärmstens ans Herz gelegt. Wir begleiten die fiktive jüdische Kaufmannsfamilie Hirschvogl aus München durch die Jahre 1897 bis 1952. Vater Jacob und Mutter Thea erfüllen sich mit dem von ihnen gegründeten Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt (eben das im Buchtitel benannte „Haus der schönen Dinge“) einen Lebenstraum. Jacob, dessen Familie seit vier Generationen in München ansässig ist und der sich in erster Linie als Münchner, dann als Bayer und erst danach als Jude sieht, glaubt sich und seine Familie als anerkannte Mitglieder der Münchner Gesellschaft. Doch was das für eine Fehlinterpretation ist, zeigen die folgenden Jahrzehnte, in denen das Warenhaus und die Familie verschiedenen wirtschaftlichen Krisen (Großer Krieg, Weltwirtschaftskrise) trotzen muss und vor allem immer wieder antisemitischen Anfeindungen, die ihren Höhepunkt im Nationalsozialismus finden und das Erbe der Hirschvogls bedrohen. So viel lehrreiches geschichtliches Wissen wird in diese Familiengeschichte gepackt, sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Art (Stichwort: Anfänge der Warenhäuser). Dabei geht die Autorin recht geschickt vor, indem sie nur kurze, fokussierte Episoden aus dem Leben der Familie erzählt, die manchmal einige Jahre auseinanderliegen. Auf diese Weise wird alles in einem noch akzeptablen Rahmen von 638 Seiten gehalten, und trotzdem erhält man ein umfassendes Portrait der Familie und ihres Schicksals. Was die Spannung beträchtlich fördert, ist der Umstand, dass oft von bedeutsamen Gegebenheiten die Rede ist, die dann aber nicht sogleich, sondern erst Seiten später umfassend aufgelöst werden. Dass der Autorin als Wahlmünchnerin die Sprache der Städter am Herzen liegt, zeigt sich darin, dass sie den Protagonisten Jacob münchnerisch reden lässt, was ihn als seiner Stadt treu Ergebenen auszeichnet und authentisch wirkt. Abgerundet wird die Geschichte durch einen vorangestellten Familienstammbaum, ein ausführliches Glossar und einen Stadtplan von München mit allen konkurrierenden Warenhäusern.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Ein zauberhaftes Buch über Zauberer und Zauberei

Der Trick
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Der zehnjährige Max aus Los Angeles will die Scheidung seiner Eltern verhindern. Hilfe erhofft er sich von dem 88jährigen Mosche, der einst ein Zauberer war und nun den Zauberspruch von der Ewigen Liebe ...

Der zehnjährige Max aus Los Angeles will die Scheidung seiner Eltern verhindern. Hilfe erhofft er sich von dem 88jährigen Mosche, der einst ein Zauberer war und nun den Zauberspruch von der Ewigen Liebe anwenden soll.
Erzählt wird abwechselnd in zwei Erzählsträngen in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Allein der Umstand, dass die Geschichte in den 30er Jahren mit dem Werdegang Mosches einsetzt und dieser Jude ist (wie übrigens auch Max), genügt, um sich denken zu können, dass die Zeit des Nationalsozialismus und das Leid, das er für die Juden in Europa gebracht hat, eine wesentliche Rolle spielen. Das geschieht in genau richtigem Maße, hinreichend knapp, ohne Wesentliches auszulassen. Im eigentlichen Mittelpunkt stehen die wirklich interessante Zauberei und ihre Geschichte, über die ich viel mir bislang Unbekanntes erfahren habe. Beide Protagonisten - der pfiffige und beharrliche Max und der knurrige, aber nichtsdestotrotz liebenswerte Mosche - werden liebevoll und gelungen herausgearbeitet. Die Erzählweise ist oft von feinem, zum Schmunzeln veranlassendem Humor geprägt.
Es ist ein Buch fern der Massenliteratur, das ich uneingeschränkt empfehlen kann und mit dem der Diogenes-Verlag wieder einmal zeigt, wirklich besondere Bücher zu verlegen.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Entscheidung zwischen Stadt- und Inselleben

Seeluft macht glücklich
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Die Krankenhausangestellte Jasmin aus Köln, einsam, an Burnout leidend, begibt sich zur Erholung auf die Insel Föhr. Dort trifft sie den Ferienhausverwalter Thore, der nur noch fort will, um seiner Ex-Freundin ...

Die Krankenhausangestellte Jasmin aus Köln, einsam, an Burnout leidend, begibt sich zur Erholung auf die Insel Föhr. Dort trifft sie den Ferienhausverwalter Thore, der nur noch fort will, um seiner Ex-Freundin nicht mehr zu begegnen. Spontan tauschen beide für einige Wochen ihre Wohnungen. Sie finden so viel Gefallen an ihrem neuen Leben, dass sie vor der Entscheidung stehen, Stadt- bzw. Inselleben ganz an den Nagel zu hängen. Allerdings sind sie auch einander über regen Telefon- und SMS-Verkehr nahe gekommen ...
Wieder ein typischer Janne Mommsen-Roman, der in der Lieblingslandschaft des Autors spielt. Neu ist allerdings, dass die Handlung zusätzlich in Köln angesiedelt ist. Auf diese Weise werden dem Leser sowohl das beschauliche Leben auf einer friesischen Insel als auch das im fröhlichen Rheinland nahe gebracht. Zu beidem hat der Autor gut recherchiert, so dass alles recht wirklichkeitsnah herüber kommt. Das gilt vor allem für die Einschübe in friesischem bzw. Kölner Dialekt und die Beschreibungen der Insel- bzw. Stadtbewohner mit ihren so typischen Eigenschaften. Inhaltlich haben wir es mit einer seichten Liebesgeschichte zu tun, die einmal anders beginnt, deren Ende aber doch rasch voraussehbar ist. Thematisiert wird auch durchaus Ernstes wie Einsamkeit, Burnout, Krankheit. Die Protagonisten stehen vor wesentlichen Entscheidungen bzgl. ihres weiteren Lebens und machen in der kurzen Zeit wichtige Veränderungen durch. Wenngleich es in der Realität doch nicht immer so zugeht wie im vorliegenden Buch (wo es etwas zu viele Zufälle und Fügungen gibt), ist es doch als unterhaltende Lektüre zu empfehlen.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Aller Anfang ist schwer - auch beim Autofahren

Man lernt nie aus, Frau Freitag!
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Die Protagonistin dieses Buchs – Frau Freitag, eine Berliner Lehrerin, die schon in „Chill mal, Frau Freitag“ oder „Voll streng, Frau Freitag“ aus ihrem Unterrichtsalltag geplaudert hat – will mit 50 Jahren ...

Die Protagonistin dieses Buchs – Frau Freitag, eine Berliner Lehrerin, die schon in „Chill mal, Frau Freitag“ oder „Voll streng, Frau Freitag“ aus ihrem Unterrichtsalltag geplaudert hat – will mit 50 Jahren den Führerschein machen. Auf dem steinigen Weg vom Erste-Hilfe-Kursus über den theoretischen und praktischen Fahrschulunterricht sowie den entsprechenden Prüfungen bis hin zur Entscheidung, sich das erste Auto zu kaufen – dürfen wir sie begleiten.
Die Thematik dürfte jedem Leser, der selbst irgendwann einmal den Führerschein gemacht hat, bekannt vorkommen und Erinnerungen in ihm wecken. Frau Freitag beschreibt eben exakt die Schwierigkeiten, mit denen jeder Führerscheinanwärter mehr oder weniger konfrontiert wird. Deshalb fehlt es der Geschichte m.E. an einem besonderen Einschlag. Zudem ist sie auch nicht so humorvoll wie Frau Freitags vorangegangenen Bücher. Richtig schmunzeln konnte ich eigentlich nicht. Das und der Umstand, dass zu Vieles wiederholt wird (Frau Freitags ganzes Denken dreht sich darum, zu alt zum Erlernen des Autofahrens zu sein und von ihrem Fahrlehrer nicht genügend Lob zu erfahren, ihr Fahrlehrer predigt die ewig gleichen Sprüche), führt dann dazu, dass ich das Buch, das aber durchaus Unterhaltungswert hat, nur als durchschnittlich bewerte.

Veröffentlicht am 14.04.2017

Auf den Spuren der Vergangenheit

Die Zeit, in der wir träumten
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Die 30jährige Journalistin Sarah aus San Francisco recherchiert für eine Abschlussarbeit über das Verschwinden der jungen, befreundeten Näherinnen Margaret und Hanna 140 Jahre zuvor, die als Einwanderinnen ...

Die 30jährige Journalistin Sarah aus San Francisco recherchiert für eine Abschlussarbeit über das Verschwinden der jungen, befreundeten Näherinnen Margaret und Hanna 140 Jahre zuvor, die als Einwanderinnen ins Land kamen. Konfrontiert wird sie dabei nicht nur mit dem harten Leben der Einwanderer, sondern auch mit Verbindungen zwischen Hanna und der einflussreichen Familie ihres Mannes. Sarah selbst trägt seit Jugendtagen eine schwere, geheim gehaltene Schuld mit sich.
Dieser teils historische, teils in der Gegenwart spielende Roman vermochte mich nicht wirklich in seinen Bann zu ziehen. Schwierigkeiten hatte ich bereits, mich am Ort der Handlung in San Francisco zu orientieren. Es werden so viele Plätze, Viertel und Gebäude benannt, die mir, die ich nie dort gewesen bin, nicht geläufig sind. Die im Jahr 1876 spielende Handlung wirkte auf mich zu unrealistisch. Rotlichtmilieu, Prostitution, Anzüglichkeiten und Gewalt der Männer standen zu sehr im Vordergrund. Als aufgesetzt empfand ich die Geschichte um Hanna, die sich (gleich einer Prinzessin) binnen weniger Tage in einen Mann aus der oberen Gesellschaftsschicht verliebt und von ihm einen Heiratsantrag erhält. Bei dem in der Gegenwart spielenden Handlungsstrang störte mich, dass es Sarah so rasch gelingt, eine 140 Jahre zurückliegenden Kriminalfall zu lösen.
Unterhaltungswert kommt dem für mich mit durchschnittlich bewerteten Buch aber allemal zu, und spannend bleibt es sehr lange.