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Veröffentlicht am 30.11.2016

Bis zum Ende ein verwirrender Psychothriller

Stiefkind
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Die Geschichte ist in Cornwall angesiedelt. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rachel aus London heiratet Hals über Kopf den reichen, verwitweten David und zieht in dessen prächtiges Anwesen Carnhallow ...

Die Geschichte ist in Cornwall angesiedelt. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rachel aus London heiratet Hals über Kopf den reichen, verwitweten David und zieht in dessen prächtiges Anwesen Carnhallow in Cornwall. Davids Reichtum stammt aus Kupferminen, die seit Generationen in Familienbesitz sind. Alles beginnt so gut für Rachel, die von der Schönheit und der Geschichte des abgelegenen Carnhallow fasziniert ist und ihrem Stiefsohn Jamie eine gute Stiefmutter sein will. Doch bald schon tun sich Risse in dieser scheinbar so glücklichen Familie auf. Der Achtjährige nämlich äußert gegenüber Rachel präzise Zukunftsvisionen, die sich auch noch bewahrheiten. Seine letzte lautet „An Weihnachten bist du tot“. Rachel, immer mehr von Panik erfasst, beginnt, der Vergangenheit auf den Grund zu gehen; nebenbei hütet sie ein eigenes Geheimnis …
Über Cornwall gibt es viele Bücher. Während dort die Gegend aber als idyllisch beschrieben wird, vermittelt dieses Buch eine düstere Vision von ihr. Die Atmosphäre dieses Ortes ist so bildhaft beschrieben und quasi zwischen den Zeilen spürbar. Interessant sind die historischen Fakten über das Minenvorkommen. Von Anbeginn an ist alles sehr verworren und ich hatte keine Ahnung, wohin ich geführt werde. So viele Fragen tun sich auf, die erst gegen Ende in für mich befriedigender Weise beantwortet werden – Ist Rachel verrückt oder ihr Stiefsohn? Was ist mit Davids erster Frau, spukt sie als Geist im Haus herum oder entspringt sie der kranken Vorstellung des traumatisierten Jamie? Steckt David vielleicht hinter ihrem Tod? Alle Charaktere sind so wenig verlässlich. Jamie, Rachel, David, Davids Mutter, selbst seine verstorbene Frau – allen kann nicht richtig über den Weg getraut werden. So gehört es sich für einen gelungenen Psychothriller. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Dialoge zwischen Jamie und Rachel sich immer wiederkehrend ähnlich und eindringlich wiederholen und deshalb beim Lesen etwas ermüden.
Das Buch empfehle ich Lesern von Psychothrillern.

Veröffentlicht am 28.11.2016

Seichter Liebesroman vor der Kulisse St. Peter-Ordings

Friesenherzen und Winterzauber
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Während der Lektüre ist mir der Gedanke gekommen, ob es nicht Parallelen zwischen der Autorin und ihrer Protagonistin Ellen insoweit gibt, dass auch ihr von ihrem Verlag aufgegeben wurde, zeitnah einen ...

Während der Lektüre ist mir der Gedanke gekommen, ob es nicht Parallelen zwischen der Autorin und ihrer Protagonistin Ellen insoweit gibt, dass auch ihr von ihrem Verlag aufgegeben wurde, zeitnah einen Liebesroman abzuliefern und sie dann diese Geschichte konstruiert hat. Denn so wirkt auf mich die Geschichte rund um die Buchautorin Ellen, deren Gefühle zu ihrem Freund nicht erwidert werden und die sich eine Auszeit in St. Peter-Ording nimmt, um dort Ideen für einen romantischen Liebesroman zu sammeln. Wie es dann so kommt, sieht sie sich auf einmal zwei attraktiven einheimischen Männern gegenüber, die sie ihren Liebeskummer vergessen lassen und von denen einer ihr sogar Stoff für das neue Buch liefert. Das Konstruierte liegt für mich darin, dass die Geschichte im wirklichen Leben so wohl kaum passiert. Alle Entwicklungen treten zu schnell ein und in weniger als einem Monat gibt es ein Happy End. Solche Art Erzählungen gibt es einfach schon zu viele. Allerdings verkenne ich nicht, dass auch schlichtweg nur bei mir eine Sättigungsgrenze erreicht ist und viele Leserinnen eine solche seichte Lektüre zum Abschalten mögen. Und das gelingt dem Roman bestimmt. Das ist schon allein der winterlichen Atmosphäre vor der Kulisse St. Peter-Ordings geschuldet. Schön finde ich auch, dass es im Anhang ein Rezept für die Neujahrskuchen gibt, von denen im Buch die Rede ist.
Objektiv betrachtet vergebe ich somit trotz meiner rein subjektiven Bedenken vier Sterne.

Veröffentlicht am 20.11.2016

Spannender Kriminalfall, der erst spät gelöst wird

Gedenke mein
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Die Autorin ist bekannt für ihre Krimi-Reihe um Kommissar Dühnfort. Im vorliegenden Buch steht allerdings nicht er als polizeilicher Ermittler im Vordergrund, sondern seine Lebensgefährtin Gina Angelucci, ...

Die Autorin ist bekannt für ihre Krimi-Reihe um Kommissar Dühnfort. Im vorliegenden Buch steht allerdings nicht er als polizeilicher Ermittler im Vordergrund, sondern seine Lebensgefährtin Gina Angelucci, zu deren Aufgaben die Aufklärung von seit langen Jahren ungelösten Mordfällen gehört. Natürlich gibt es aber auch private und berufliche Verflechtungen mit Dühnfort.
Gina gibt dem Drängen der Mutter der vor zehn Jahren verschwundenen und niemals gefundenen kleinen Marie nach. Während die Mutter fest daran glaubt, das Mädchen lebt noch, will Gina nur ihre Leiche finden, damit die Mutter endlich trauern und mit dem Geschehen abschließen kann. Nachdem seinerzeit von Selbstmord des Vaters unter Mitnahme von Marie in den Tod ausgegangen wurde, tun sich jetzt für Gina völlig überraschende Spuren auf …
Die Geschichte ist äußerst spannend erzählt. Sowohl hinsichtlich des Geschehens vor zehn Jahren als auch hinsichtlich der Person des Täters bleibt der Leser lange im Unklaren, übrigens genauso die Polizei. Es kommen nach und nach furchtbare Wahrheiten ans Licht, die Ähnlichkeiten mit realen Fällen haben, die in jüngster Vergangenheit durch die Medien gingen.

Für Krimifans sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 11.11.2016

Über Freundschaft und Naturliebe

Der Andere
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Bei einem 800-Meter-Lauf treffen sich die Jugendlichen John William Barry und Neil Countryman zum ersten Mal. So unterschiedlich ihre Herkunft auch ist – der eine stammt aus einer angesehenen, reichen ...

Bei einem 800-Meter-Lauf treffen sich die Jugendlichen John William Barry und Neil Countryman zum ersten Mal. So unterschiedlich ihre Herkunft auch ist – der eine stammt aus einer angesehenen, reichen Familie, der andere aus einer Handwerkerfamilie – sie werden zu Freunden. Ihre Naturliebe und tagelange Wanderungen durch die Wildnis verbinden sie. Das bleibt auch so, als John William dem bürgerlichen Leben den Rücken kehrt und als Eremit in eine Steinhöhle im Wald zieht, während Neil Lehrer für Englisch wird und eine Familie gründet, immer davon träumend, ein Buch zu schreiben. In treuer Abhängigkeit bringt er seinem Freund fortan Lebensmittel und Medikamente, bis … ja, bis er nach einigen Jahren vor dem Dilemma steht, seinen vor sich hin vegetierenden Freund zu verraten, um ihn zu retten oder weiterhin treu zu ihm zu halten …

Der Roman lässt sich nicht einfach lesen, wofür es mehrere Gründe gibt. Zum einen erschweren Zeitsprünge die zeitliche Orientierung – befinden wir uns in der Zeit, als die beiden Freunde junge Erwachsene sind oder im Alter von 28, als Neil vor eine schwere Entscheidung gestellt wird oder weitere zwei Jahrzehnte später, als Neil die Vergangenheit einholt? Zum anderen werden den meisten deutschen Lesern die vielen Örtlichkeiten in der nordwestamerikanischen Wildnis nicht viel sagen. Genauso wird es ihnen ergehen mit den zahlreichen Bezugnahmen englischer Lyrik oder alter philosophischer Lehren. Mehr als einmal war ich versucht, die Lektüre aufzugeben. An der Stange geblieben bin ich letztlich um zu erfahren, warum Neil in mittleren Jahren Berühmtheit erlangt. Andeutungen ziehen sich insoweit durch die ganze Geschichte, halten also zumindest die Spannung aufrecht.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Neue Familienbande trotz flöten gegangener Erbschaft

Das Nest
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Vier New Yorker Geschwister in ihren Vierzigern hält nichts zusammen außer die Aussicht, am 40. Geburtstag der Jüngsten eine beträchtliche Geldsumme ausgezahlt zu bekommen, die ihr verstorbener Vater ihnen ...

Vier New Yorker Geschwister in ihren Vierzigern hält nichts zusammen außer die Aussicht, am 40. Geburtstag der Jüngsten eine beträchtliche Geldsumme ausgezahlt zu bekommen, die ihr verstorbener Vater ihnen hinterlassen hat. Alle haben schon den erwarteten Geldsegen verplant - eine will die Kreditraten fürs Haus und die Collegegebühren der Kinder bezahlen, die andere ihr Apartment renovieren, einer das wegen Geschäftsschulden verpfändete Sommerhaus auslösen. Allerdings macht ihnen ihre exzentrische Mutter kurz vor Zahltag einen Strich durch die Rechnung, indem sie das Geld ihrem Ältesten gibt, der sich damit von Scheidungsforderungen und Schadensersatzleistungen aus einem folgenschweren Verkehrsunfall freikauft. Werden seine Geschwister ihre finanziellen Probleme in den Griff kriegen und ihr Leben entsprechend einrichten?

Mit diesem Buch hat die Autorin einen angenehm zu lesenden und gut unterhaltenden ersten Roman abgeliefert. Das farbenfrohe Cover mit den vier Piepmätzen passt gut zum Inhalt, steht jeder von ihnen doch wohl stellvertretend für einen Geschwisterteil. Ebenso hat der Buchtitel Bezug zur Geschichte (was ja längst nicht bei jedem Buch der Fall ist), nennen die Geschwister doch die erwartete Erbschaft „das Nest“. Sehr schön wird die Bredouille dargestellt, in der sich jeder von ihnen vor Antritt der erwarteten Erbschaft befindet und auch danach, als klar ist, dass sie um „ihr“ Geld gebracht wurden. Das lässt sich für den Leser alles gut nachvollziehen, könnte er doch durchaus in ähnlicher Lage sein. Interessant ist,wie auf aktuelle Themen eingegangen wird, z.B. die amerikanische Finanzkrise oder Nine Eleven. Die Auflösung der ganzen Misere erfolgt dann völlig anders als erwartet. Der größere Teil der Geschwister zieht seine Lehren aus dem Ganzen, und anschließend gibt es zwischen ihnen sogar nie dagewesene familiäre Bindungen.
Zu einer kleinen Abwertung komme ich deshalb, weil mir die Schilderung der beruflichen Situation des ältesten Bruders zu lang ausfällt und mir nicht einmal so recht klar ist, was genau er beruflich macht.