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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2016

Neuanfang nach Beziehungsende

Liebe, Zimt und Zucker
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Die 28jährige studierte Literaturwissenschaftlerin Marit aus Hamburg stellt ihre beruflichen Ambitionen zurück und folgt ihrer großen Liebe in die Kleinstadt. Obwohl sie Knall auf Fall in verletzender ...

Die 28jährige studierte Literaturwissenschaftlerin Marit aus Hamburg stellt ihre beruflichen Ambitionen zurück und folgt ihrer großen Liebe in die Kleinstadt. Obwohl sie Knall auf Fall in verletzender Weise sitzengelassen wird, verharrt sie in dem Ort und nimmt einen Job in einem Coffeeshop an. Dort trifft sie auf den ihr mit Ablehnung begegnenden Kollegen Moritz und nimmt über einen gefundenen USB-Stick E-Mail-Kontakte zu dem charmanten und humorvollen Julian auf. Ob einer der beiden der neue Mann in ihrem Leben wird?
Worauf schon das in Rosatönen gehaltene Cover hindeutet, haben wir es mit einem Liebesroman zu tun. Er ist in leichtem Erzählton gehalten und lässt sich recht flott lesen. Eine schöne Abwechslung beim Lesen sind die zwischen Marit und Julian zahlreich gewechselten E-Mails, in denen beide recht keck miteinander plaudern. Hier wird auf ein Muster zurückgegriffen, das auch gerne von anderen Autoren in Brief- bzw. E-Mail-Romanen benutzt wird. Vielleicht wird manch eine Leserin aufstöhnen und sagen, schon wieder ein Roman mit einer Protagonistin um die 30 ohne Geld und berufliche Sicherheit, dafür mit jeder Menge Liebeskummer. Dem sei aber entgegengehalten, dass diese Thematik in völlig eigenständiger Weise mit guten Ideen verarbeitet wird. Und die Protagonistin macht es sich bei weitem nicht einfach mit ihrer Entscheidung für oder gegen einen neuen Mann. Etwas gestoßen habe ich mich lediglich daran, dass sie etwas sehr früh mit einem im Bett landet. Am Ende nimmt die Geschichte sogar noch eine völlig unerwartete Wendung.

Alles in allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 21.10.2016

Für Leser von Horrorgeschichten

Muttertag
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Die Klassifizierung des Buchs in das von mir bevorzugte Genre „Literatur“ hat mich zu ihm greifen lassen. Leider war dies eine Irreleitung, denn richtigerweise handelt es sich um eine Mischung aus Thriller ...

Die Klassifizierung des Buchs in das von mir bevorzugte Genre „Literatur“ hat mich zu ihm greifen lassen. Leider war dies eine Irreleitung, denn richtigerweise handelt es sich um eine Mischung aus Thriller und Horrorgeschichte, zu deren Leserkreis ich eher nicht zähle. Das alleine hat mich aber nicht enttäuscht zurückgelassen. Vielmehr lag mir die schwerfällige Erzählweise nicht, die lange Zeit verhindert hat, dass ich in die Geschichte hineinfinden konnte. Eine Reihe von Bruchstücken mit jeweils eigener Thematik wird abwechselnd fokussiert. Da geht es um ein gedächtnisloses Mädchen, eine vermeintlich zerstörte und dann wieder aufgetauchte Sekte, die Menschen ohne deren Einverständnis mit Krankheiten infiziert und einem Menschenopferkult frönt, Ermittlungen durch den Verfassungsschutz. Für mich sind das alles sehr schreckliche Themen. Zum Glück werden sie durch eine Art Rahmen zusammengeführt, nämlich die angenehmer zu lesende Geschichte rund um den Jugendlichen Philipp, der bei seinem vermeintlich harmlosen Onkel lebt und mit diesem nach einem Überfall flüchten muss. Vollständiges Licht wird am Ende nicht in die Geschichte gebracht, bleibt doch etwa offen, was mit dem Mädchen passiert ist.

Das Buch bleibt hinter meinen Erwartungen zurück.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Ein erfolgloser Berufszauberer in der Welt der Waldfeen und anderer mystischer Wesen

Anton hat kein Glück
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Die Geschichte rund um den egoistischen, nörgelnden, neidischen, unsympathischen, erfolglosen Berufszauberer Anton vermischt gut gelungen realistische und märchenhafte bzw. fantastische Elemente. In sich ...

Die Geschichte rund um den egoistischen, nörgelnden, neidischen, unsympathischen, erfolglosen Berufszauberer Anton vermischt gut gelungen realistische und märchenhafte bzw. fantastische Elemente. In sich abwechselnden Abschnitten wird der Lebenslauf des Protagonisten ab Beginn mit der berufsmäßigen Zauberei gemeinsam mit seinem einst besten Freund einerseits und sein unfallbedingt erzwungener Aufenthalt im Wald, während dem er von einer Waldfee verflucht wird, andererseits geschildert. Antons Werdegang zu kennen ist notwendig, um verstehen zu können, warum er zu dem Antihelden geworden ist, als der er sich immer mehr herauskristallisiert. Die Passagen, die im Wald spielen, lesen sich wie ein modernes Märchen. Mystische Geschichten bzw. Fantasy sollte man also schon ein wenig mögen. Nur dann werden einem die verschiedenen Waldwesen mit z.T. phantasievoll belegten Namen wie Waldfee, Tränentriefer, Wiedergänger, Garnspuler, altes Miststück gefallen. Obwohl Antons Erleben im Wald völlig skurril und irreal ist, kommt einem das Ganze überhaupt nicht wirklichkeitsfern vor. Sehr schön ist es, die langsame Entwicklung des Protagonisten zum Positiven zu verfolgen.
Einem Vergleich mit Fredrik Backmans Büchern („Ein Mann namens Ove“), der auf dem Buchrückentext gezogen wird, hält das Buch aus Schweden nicht ganz stand, hat mir aber auch gut gefallen.

Veröffentlicht am 14.10.2016

Mit 80+ ist noch längst nicht Schluss

Eierlikörtage
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Ob es ihn wirklich gibt, den netten dreiundachtzigeinvierteljährigen Senior Hendrik Groen, der vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013 fast täglich Tagebuchaufzeichnungen über sein Leben in einem Amsterdamer ...

Ob es ihn wirklich gibt, den netten dreiundachtzigeinvierteljährigen Senior Hendrik Groen, der vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013 fast täglich Tagebuchaufzeichnungen über sein Leben in einem Amsterdamer Seniorenheim verfasst hat, die nun als Sammlung in Buchform vorliegen, oder wer sonst hinter dem Verfasser steht, lässt sich dem Buch nicht entnehmen. Auf jeden Fall klingt alles sehr authentisch und ist der Tagebuchschreiber ein wohl untypischer Seniorenheimbewohner. Er ist das ständige Gejammer seiner betagten Mitbewohner über alles und jeden überdrüssig und will sich an seinen letzten Lebenstagen – denn die Kürze der ihm verbleibenden Zeit ist ihm durchaus allgegenwärtig – noch einmal richtig erfreuen. Das gelingt ihm mit dem aus gleichgesinnten Freunden bestehenden Club Alt-aber-nicht-tot (kurz: Alanito), täglichen Ausfahrten mit seinem Elektromobil, dem Kümmern um seine gesundheitlich noch angeschlageneren Freunde und der Herausforderung des Schreibens eines Tagebuchs recht gut. Letzteres enthält Anekdötchen aus dem Heimleben, von Hendrik kommentierte Fakten der niederländischen Seniorenpolitik, seine Gedanken zur Rolle alter Leute in der Gesellschaft und eigene Ansichten zum Leben im Altersheim mit gebrechlichen, abgeschobenen, dem Tode nahen Bewohnern. Obwohl Krankheit und Tod immer wieder thematisiert werden, denn das Schicksal verschont auch Hendrik und seine Freunde nicht, liest sich alles locker und angenehm. Das ist vor allem dem wunderbaren Schreibstil Hendriks geschuldet, der an trockenem Humor und Ironie nicht spart. Am Ende wird Hendrik zu einem tollen Vorbild und es lässt sich das persönliche Fazit ziehen, dass ein Lebensabend im Altersheim nicht unbedingt das A und O ist, dort aber durchaus noch Lebensfreude zu finden ist.

Ein von mir uneingeschränkt empfohlener Roman für Leser aller Altersgruppen.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Interessante Mischung zwischen Familiengeschichte und historischem Roman

Der Sturz des Doppeladlers
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Schon der Buchtitel deutet es an, dass uns das Buch in das österreichische Kaiserreich entführen wird, war doch der Doppeladler in der ehemaligen Habsburgermonarchie das Symbol für das Kaisertum der Habsburger. ...

Schon der Buchtitel deutet es an, dass uns das Buch in das österreichische Kaiserreich entführen wird, war doch der Doppeladler in der ehemaligen Habsburgermonarchie das Symbol für das Kaisertum der Habsburger. Wir nehmen während der Jahre 1916 bis 1921 teil am Schicksal von vier Familien aus Österreich, unter denen es Berührungspunkte geben wird: Bertas Verlobter fällt im Krieg, so dass sie sich und ihr gemeinsames Kind als ledige Mutter durch den Krieg bringen muss, wobei sie auf den Kärntener Lois trifft; Julius Holzer aus Südtirol kämpft als Kaiserjäger und muss nach schlimmsten kriegerischen Auseinandersetzungen erleben, wie seine Heimat Italien zugeschlagen wird; der patriarchalische Architekt Behlolavek gerät in russische Kriegsgefangenschaft, während zu Hause in Wien seine Frau das uneheliche Enkelkind vor ihm zu verheimlichen sucht; als hoher Beamter im Wiener Außenministerium ist Ferdinand von Webern an den demütigenden Friedensverhandlungen zwischen Österreich und den Siegern beteiligt.
Wer Familiengeschichten mag und geschichtliches Interesse vorrangig am Ersten Weltkrieg in Österreich hat, wird diesen Roman sicherlich mögen. Die Schicksale der verschiedenen Familien vor dem Hintergrund des furchtbaren Ersten Weltkrieges mit seinen vielen Toten und Verletzten, mit Hungersnöten und Warenknappheit berühren sehr. Umso glücklicher kann sich schätzen, wer 100 Jahre später leben darf. Viele Details sind über die politischen Besonderheiten Österreichs zu erfahren. Der deutsche Leser wird nicht alles auf Anhieb verstehen. Vor allem die sich inhaltlich um hohe Politik drehenden Dialoge von Weberns sind schwierig zu lesen. Aber die Geschichte regt vielleicht dazu an, sich näher mit dem Habsburger Reich und seinen Gebietsansprüchen in Tschechien, Tirol, Kärnten und dem Burgenland zu befassen.
Die Geschichte ist gut recherchiert. Der Schreibstil ist informativ und dank im Dialekt gehaltener Dialoge lebendig und authentisch.
Dieses Buch kann ich gerne weiterempfehlen.