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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2022

Ruhige Liebesgeschichte

Die Zeit, die vor uns liegt
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In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit ...

In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit vielen Jahren in einer von Gleichgültigkeit geprägten Ehe. Bei einem gemeinsamen Yoga-Kurs lernen sie sich kennen. Beide wissen, dass sie zunächst ihre Vergangenheit aufräumen müssen, bis sie frei für den anderen sind. Doch das fällt ihnen schwer.
Es wird gut dargestellt, dass ein Neuanfang im Alter nicht unbedingt einfach ist. Gefallen hat mir, dass hier einmal über ein Paar jenseits der Lebensmitte erzählt wird, noch dazu abwechselnd aus der Perspektive eines jeden Partners. Dazu passt der ruhige Grundton der Geschichte.
Nur schade, dass das Buch keinen größeren Umfang hat.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Schonungsloser Rückblick auf die eigene Familiengeschichte

Für euch
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Der Name der bislang mir unbekannten deutsch-türkischen Autorin wird einem ab dem kommenden Jahr sicherlich häufiger im Fernsehen begegnen. Denn dann wird die Journalistin und Rechtsanwältin bundespolitische ...

Der Name der bislang mir unbekannten deutsch-türkischen Autorin wird einem ab dem kommenden Jahr sicherlich häufiger im Fernsehen begegnen. Denn dann wird die Journalistin und Rechtsanwältin bundespolitische Korrespondentin im ARD Hauptstadtstudio sein. Sie hat also den Sprung aus einfachsten familiären Verhältnissen geschafft, was überhaupt nicht selbstverständlich war. Doch so desolat ihre Familienverhältnisse waren, eines haben ihr ihre deutsche Mutter und ihr türkischer Vater von klein auf mitgegeben – man kann alles schaffen, was man will. Auf eben ihr Familienleben blickt die 1976 in Köln geborene Autorin schonungslos und ehrlich zurück. Die lebenslustige Mutter hat bereits zwei gescheiterte Ehen hinter sich, den Kontakt zu daraus hervorgegangenen Kindern verloren, als sie eine Beziehung zu Iris späterem Vater aufnimmt, der, aus gehobenen Verhältnissen in der Türkei stammend, seine Heimat aus politischen Gründen verlassen hat. In Deutschland ist er nie so recht angekommen, fühlt sich hier nicht zugehörig, wird zum notorischen Spieler, der entsprechend viele Schulden anhäuft. Die Mutter bringt die kleine Familie zunächst mit Putzstellen durch, später als Prostituierte, hat zwischendurch Gefängnisstrafen abzusitzen. Alles tut sie immer uneigennützig „für euch“, ihre Familie. Der kleinen Iris lassen ihre Eltern, obwohl Sozialhilfeempfänger, es an nichts fehlen. In ihrer Kindheit sind Vater und Mutter für sie die Helden. Erst auf dem Gymnasium, auf das sie es tatsächlich schafft, trennt sie strikt die häusliche und die schulische Welt. Allmählich beginnt sie sich ihrer Eltern zu schämen, obwohl diese immer noch alles für sie tun. Sie versucht um jeden Preis, Freundschaften zu „besseren“ Kindern/Jugendlichen aufzunehmen und sich ihnen anzupassen und mitzuhalten. Erst im Erwachsenenalter, als die Mutter dem Sterben nahe ist, bekennt sich Iris wieder rückhaltlos zu ihrer Herkunft und kann nunmehr ehrlich von ihrem Werdegang erzählen. Das Buch ist eine liebevolle Hommage an die Mutter und basiert auf der Grabrede, die die Autorin für ihre Mutter gehalten hat. Sehr authentisch wird über das Kölner Milieu erzählt, noch dazu häufig mit typischem Kölner Dialekt in den wörtlichen Reden. Interessant sind die Schilderungen über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen. Da Kindheitserinnerungen aufbereitet werden und Iris als Kind natürlich nicht alle Zusammenhänge des Lebens der Erwachsenen verstanden hat, bleibt einiges bruchstückhaft, aber dennoch so vollständig, dass der Leser selbst zutreffende Rückschlüsse auf die Begebenheiten ziehen kann.
Das Buch kann ich unbedingt empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Humorvoller Roman über Aliens

Shorty
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Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich ...

Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich nichtsnutzigen Protagonisten Shorty wird uns die Welt der Aliens näher gebracht. Shorty nämlich erhält während eines Jobs als Elektriker über eine Stimme in seinem Smartphone den Auftrag, einen Kurzschluss auszulösen und auf diese Weise die Welt zu retten. Die Durchführung des Auftrags läuft schief, ohne dass Shorty hierfür verantwortlich wäre. Jedenfalls gerät die Welt in seiner Stadt und auf der ganzen Welt aus den Fugen und Shorty wird als der Schuldige dargestellt. Für ihn beginnt eine Odyssee, die ihn in unterschiedliche Universen führt, wo er andere Lebensformen kennenlernt.
Die Geschichte sprüht nur so von Fantasie, Wortwitz, lustigen Wortschöpfungen und ebensolchen Situationen. Manchmal scheint der Autor sich selbst immer noch mehr überbieten zu wollen, so dass es dann gelegentlich für mich doch zu viel des Guten war. Bei allem vordergründig Humorigen wird auch auf ernste gesellschaftliche Probleme eingegangen. Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Langatmig

Lektionen
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Ich habe mich etwas schwer getan, dieses immerhin 710 Seiten umfassende Buch zu lesen. Dabei hat mir der Einstieg in die Geschichte gut gefallen. Der Protagonist, ein elfjähriger englischer Internatsschüler, ...

Ich habe mich etwas schwer getan, dieses immerhin 710 Seiten umfassende Buch zu lesen. Dabei hat mir der Einstieg in die Geschichte gut gefallen. Der Protagonist, ein elfjähriger englischer Internatsschüler, wird Anfang der 1960er Jahre von seiner Klavierlehrerin missbraucht und ist ihr über einige Jahre hinweg sexuell hörig. Dieses Erleben prägt sein gesamtes späteres Leben, aus dem er nur sehr wenig macht. Statt sich auf dieses Kindheitserlebnis zu beschränken, zeichnet der Autor das gesamte Leben des Protagonisten Roland bis in seine 70er Jahre hinein nach, zudem nicht chronologisch. Als weitere Stränge schildert er die Lebensläufe noch anderer Personen aus Rolands Umfeld, die mir manchmal schon etwas hanebüchen erscheinen. Was mir ebenso missfällt, ist, dass jeweils aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse Eingang in die Geschichte finden, wie z.B. die Kubakrise, der Fall der Mauer, die Corona-Pandemie. Dahinter dürfte die Intention des Autors stecken aufzeigen zu wollen, wie ein Menschenleben von eigenen Entscheidungen und äußeren Einflüssen beeinflusst wird. Mir war das aber zu überfrachtet und langatmig.
Ein durchaus anspruchsvolles Buch, das mich enttäuscht zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 11.10.2022

Eine Roman über die Wende-Zeit

Eine andere Zeit
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Eigentlich mag ich Romane wie den vorliegenden gerne, die auf zwei Zeitebenen spielen. Hier sind es die 1970er Jahre in einem vorpommerschen Dorf und die Gegenwart im Jahr 2019. Die Familie Jendrich lebt ...

Eigentlich mag ich Romane wie den vorliegenden gerne, die auf zwei Zeitebenen spielen. Hier sind es die 1970er Jahre in einem vorpommerschen Dorf und die Gegenwart im Jahr 2019. Die Familie Jendrich lebt mit zwei Töchtern im Dorf, die Tante mit ihrer Tochter in einer westdeutschen Großstadt. Die ältere Tochter Enne träumt von der Schauspielerei, die jüngere Suse ist kränklich. Die Kusine Christina würde am liebsten in den Osten übersiedeln. Obwohl man es Suse nie zugetraut hätte, ist sie es, die im Sommer 1989 über Ungarn ausreist. Anschließend hat die Familie nie wieder etwas von ihr gehört. 30 Jahre später will Enne mit allem abschließen. Gerade jetzt taucht in der Nachbarschaft eine mysteriöse Frau auf, die vielleicht Suse sein könnte.
Mit den Romanfiguren bin ich nicht so recht warm geworden. Zwischen ihn allen herrscht eine bedrückende Sprachlosigkeit. Das Leben in der ehemaligen DDR mit der beständigen Angst der Leute „vor denen da oben“ wird realistisch dargestellt ebenso der dortige Umgang mit sog. „Asozialen“. Was ich allerdings als nicht sehr realitätsgetreu empfand, war, dass die Familie nicht schon viel früher alles daran gesetzt hat, Suses Verbleib aufzuklären. Vermisst habe ich eine klare Ansage am Ende, was aus ihr geworden ist.

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