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Veröffentlicht am 03.09.2019

beängstigende Zukunftsvision

Der Store
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Der Roman scheint in ziemlich naher Zukunft zu spielen. Unsere Umwelt ist kaputt, das haben wir geschafft! Energieknappheit sorgt dafür, dass weder Mensch noch Tier sich außerhalb der eigenen vier Wände ...

Der Roman scheint in ziemlich naher Zukunft zu spielen. Unsere Umwelt ist kaputt, das haben wir geschafft! Energieknappheit sorgt dafür, dass weder Mensch noch Tier sich außerhalb der eigenen vier Wände aufhalten wollen/können. Die Menschen sind (gerne) abhängig davon, sich alles nach Hause liefern zu lassen. Bequemlichkeit rundherum verspricht uns Gibson Wells, Betreiber von Cloud. Clouds sind riesige Warenhäuser, die keine Wünsche offen lassen. Eine Bestellung wird aufgegeben, in der Cloud verpackt und mit Drohnen an den Empfänger versandt.

Im TV laufen Werbefilme, wie gut der Online-Store Cloud Familien unterstützt. Aber nicht nur das. Zum Schutze der Umwelt sollen Bürger in der Cloud arbeiten und wohnen. Hier wird alles geboten. Schulen, Einkaufsmeilen, Gaststätten, Spielbetriebe, ärztliche Versorgung - und natürlich als erstes Wohnungen. So wird der Kohlendioxidausstoß durch Pendeln zwischen Wohnung und Arbeitsstätte stark vermindert.

Gibson Wells hatte die Vision, er war ein geschäftstüchtiger Junge, der in seiner Kindheit schon mit Freunden Geld verdiente. Seine Gedanken hat er ausgearbeitet - das Ergebnis waren irgendwann einmal die Clouds, wie die Warenhäuser mit ihrem Umfeld heißen. Eine tolle Sache - aber eben auch beängstigend. Viele Firmen werden aufgekauft, kleine Unternehmer haben kaum noch eine Chance,

Neue Mitarbeiter durchlaufen vorher einen Test und wenn sie ihn bestanden haben, werden sie in unterschiedliche T-Shirts gesteckt und kommen in einen von 3 Wohnblocks. Rote Shirts sind z.B. die Arbeiter, die die Bestellungen zusammenstellen - ich hab sie für mich mal Arbeitsameisen genannt. Dann gibt es Techniker, Sicherheitsdienst, Mitarbeiter der Krankenhäuser, Manager und, und, und. Doch es gibt nichts geschenkt. Den Mitarbeitern ist bewußt, dass und wodurch ihre Leistung gemessen wird.

Beim Einstellungstest lernen sich Paxton und Zinnia kennen. Paxton hat eine Erfindung gemacht, doch durch die Cloud ging er pleite. Zinnia hat einen besonderen Auftrag.

Das Buch ist in Kapitel unterteilt, in denen es um Paxton und Zinnia geht, je in der dritten Person Singular. Lediglich Gibson Wells macht da eine Ausnahme, er berichtet in der Ich-Form.

Der Autor Rob Hart will uns, so glaube ich, noch mal darauf hinweisen, welchen Raubbau wir begehen. Wer weiß, vielleicht kann er einige von uns wachrütteln. - Zugleich weist er uns auf die immer größer werdende Schere zwischen arm und reich hin (s. Widmung und Erklärung dazu im Nachwort).

Der Roman lässt sich gut lesen. Allein wegen seiner Botschaft ist er schon eine Empfehlung wert. Er ist unterhaltsam und man kann sich - wenn auch widerwillig und empört - in alles hineinversetzen.

Das Buch erscheint ab 02. September 2019 bei Heyne. Es soll verfilmt werden.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein Muss für jeden SF-Freund

2014 A.D. - Black Eye (I) -
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Menschen verschwinden. Es sind zufällig Menschen, denen es nicht gut ging oder die gesucht wurden oder .. oder ..

Doch sie sind nicht nur verschwunden, sie wurden entführt von den GENUI, die dies nicht ...

Menschen verschwinden. Es sind zufällig Menschen, denen es nicht gut ging oder die gesucht wurden oder .. oder ..

Doch sie sind nicht nur verschwunden, sie wurden entführt von den GENUI, die dies nicht aus Menschenfreundlichkeit getan haben. Nein, sie brauchen Menschen, weil sie eine seit 500 Jahren existierende Kolonie gegen Angriffe schützen wollen. Die GENUI selbst sind leider Pazifisten und können das nicht.

Die GENUI sind beheimatet in der Black-Eye-Galaxie, 24 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die beiden Außerirdischen haben Jan Eggert als Kapitän des Raumschiffes, zumindest ab der Zeit, wenn sie selbst wieder zu Hause sind, vorgesehen. Nachzuvollziehen ist diese Entscheidung zwar nicht, schließlich war er, bis er an Bord kam, ein Alkoholiker, der sich aufgab. Doch die Außerirdischen wissen, was sie tun. Ihm zur Seite stehen seine Liebe Nina sowie ein bunt zusammengewürfeltes Team aus Fachleuten, die ebenfalls über längere Zeit von den GENUI ausgesucht wurden.

Es macht Freude, diesen kurzweiligen SF-Roman zu lesen. Die Handlung ist - zumindest für mich als SF-Fan - nachvollziehbar. "Denkende" Roboter, eine KI, all das macht es auch Jan Eggert leicht, seine Aufgaben zu übernehmen.

Besonders gut finde ich die Art des Autoren, die Besatzung zu beschreiben, spricht er z.B. einmal von Jan, so folgt garantiert beim nächsten Mal "Eggert". Das macht es dem Lesenden leichter, die Personen auseinander zu halten bzw. die Vor- und Nachnamen zuzuordnen. Das geschieht auf diese Weise bei allen Protagonisten, die mir übrigens sämtlich sehr sympathisch sind.

Alles in allem: Harald Kaup hat mit "2014 A.D. - Black Eye I - Die Anfänge" einen tollen SF-Roman geschrieben, dem noch Band II und III sowie 2015 A.D. - Black Eye IV folgt. Anschließend beginnt die Neuland-Saga mit 2120 A.D. - Neuland.

Man kann sich also auf viel Lesevergnügen freuen!

Veröffentlicht wurde der Roman im NOEL-Verlag.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Malerische Phantasiewelten

Pfad des Schicksals
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Das Cover ist grün, grüne Weinblätter umranken ein goldenes, verschnörkeltes Tor. Ein junger Mann geht hindurch in gleißende Helligkeit.
In goldenen Lettern ist darunter der Titel des Romans zu lesen: ...

Das Cover ist grün, grüne Weinblätter umranken ein goldenes, verschnörkeltes Tor. Ein junger Mann geht hindurch in gleißende Helligkeit.
In goldenen Lettern ist darunter der Titel des Romans zu lesen: Pfad des Schicksals - WILLE DES ORAKELS I - Ganz oben in kursiver Schrift der Name der Autorin Brienne Brahm.

In den Waldlanden leben die Hazo, ein bescheidenes Volk, das mit der Natur lebt. Es ernährt sämtlich vergetarisch, nichts, was ein schlagendes Herz besessen hat, käme ihnen als Nahrung in Frage. Sie richten sich nach den Gesetzen der Baumgeister.

Es ist soweit. Iray, ein Bewohner der Waldlande, hat den wichtigsten Tag seines Lebens erreicht. Heute wird das Orakel zu ihm sprechen. Das Wasser im See beherbergt das Orakel, das allen Waldländern an ihrem 22. Geburtstag ihre entsprechenden Aufgaben zuweist. Der Spruch für Iray ist leider nicht leicht zu entschlüsseln. Das Dorf feiert ein Fest zu Ehren seines wichtigsten Tages. Die Älteste der Waldlanden, Tzara Tarehy (übersetzt "schöne Gesandte") erklärt ihm den Orakelspruch am Ende der Geburtstagsfeier.

Iray muss die Waldlande verlassen und sämtliche Länder kennenlernen, um zu finden, was er sucht. Sehr sehr geheimnisvoll, das muss doch alles einen Grund haben, er weiß doch gar nicht, was er sucht! ... Gott sei Dank muss er nicht alleine los, alle Waldländer haben einen tierischen Gefährten, bei Iray ist es Vorona, ein kluger Vogel.

In diesem Roman besucht Iray ein anderes Land - leider endet der Roman danach. Doch es geht weiter, das darf ich verraten.

Ich habe selten einen so anschaulichen, bildhaften Roman gelesen - wie illustrierte Worte, einmalig! Allein durch diese wunderbare Sprache, derer sich die Autorin bedient, wird das Lesen ein Erlebnis. Und ein Tipp, lest den Roman langsam, genießt die Handlung. Wunderbar, man kann sich alles herrlich vorstellen!

Cover und Umschlaggestaltung: Julia Seitsch & Phantasmal Image. Covergrafiken und Innengrafiken: Shutterstock.

Brienne Brahm veröffentlichte ihren Roman 2019 bei Gedankenreich Verlag

Veröffentlicht am 11.08.2019

Es lauert Schauriges auf jeder Seite

Königssee und andere dunkle Kurzgeschichten
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Als ich das Buch "Königssee" erstmals zur Hand nahm, dachte ich mir erst mal nichts dabei, auf dem Cover selbigen abgebildet zu sehen. Bekannterweise ist er ein Gebirgssee im Berchtesgardener Land. Ein ...

Als ich das Buch "Königssee" erstmals zur Hand nahm, dachte ich mir erst mal nichts dabei, auf dem Cover selbigen abgebildet zu sehen. Bekannterweise ist er ein Gebirgssee im Berchtesgardener Land. Ein wunderschönes Foto ziert das Cover, die Sonne trifft gerade noch auf die Gebirgsspitzen. Nachdem ich die erste schaurige Geschichte gelesen habe, musste ich mir das Bild noch einmal ansehen, da war doch was?! Jetzt kann ich es nicht mehr unvoreingenommen betrachten.

Die Autorin Anke Höhl-Kayser nimmt den Leser mit in mystische Welten. Wir erleben sieben Frauen, die die Grenzen überschreiten, ohne es zu wollen und wir müssen ohnmächtig zusehen. Wir denken und ahnen, was kommt, können nichts tun.

Die sieben unabhängigen Kurzgeschichten sind aus der Sicht der Hauptfiguren geschrieben, so erleben wir alles mit. Wir fühlen mit den Protagonistinnen, wie sie in dem Studel gefangen sind. Eins kann ich euch verraten, alles geht anders aus, als ihr denkt!

Anke Höhl-Kayser verfügt über die Macht, durch ihre Wortwahl und den unterschwelligen Spannungsaufbau den Leser bis zum Ende der einzelnen Geschichten zu fesseln. Sie bringt uns durch den flüssigen Schreibstil dazu, voll in die Geschichten einzutauchen und im Nachhinein die einzelnen Geschichten weiterzuspinnen.

Vereinzelt haben die Stories das Zeug, verfilmt zu werden.

Ich empfehle empfindlichen Gemütern, diese Stories nicht vor dem Schlafen zu lesen! - Ich bewundere die Autorin für ihre Phantasie. Hut ab! - Ich hätte gerne noch mehr dieser Geschichten gelesen.

Das Buch hat sie selbst bei Books on Demand - BoD - veröffentlicht. Ich kann es sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Flucht aus dem Alltagseinerlei

Anfang Sommer – alles offen
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Caro reicht es. 20 Jahre Urlaub an der Ostsee, Ehe eingefahren, Tochter erwachsen. Jetzt ist sie mal dran. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin will sie mit Ende 40 ihre Jugend nachholen. Sie machen "Interrail". ...

Caro reicht es. 20 Jahre Urlaub an der Ostsee, Ehe eingefahren, Tochter erwachsen. Jetzt ist sie mal dran. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin will sie mit Ende 40 ihre Jugend nachholen. Sie machen "Interrail". Was macht es da schon aus, dass ihre Tochter und die Tochter ihrer Freundin das gleiche vorhaben. Hauptsache ist doch, sich nicht in die Quere zu kommen. Ihr Mann mault zwar erst, aber dann ist er überraschenderweise damit einverstanden; nicht dass ihr das was ausgemacht hätte, wenn es nicht so gewesen wäre.

Die Route ist rasch festgelegt und die Unterkünfte gebucht. Natürlich geht auf so einer Fahrt nicht alles problemlos über die Bühne, zumal sie noch nie mit ihrer Freundin über so lange Zeit auf so engem Raum zusammen war. Caro und Matti werden auf harte Proben gestellt. Und dann trifft Caro auch noch ihre Jugendliebe wieder! Na, wenn das mal nicht geplant war ...

Franka Bloom schafft es, uns mit Caro zu freuen. Aber wir nehmen auch an ihren Sorgen um ihre Tochter und ihren Mann teil - ähm, was macht eigentlich immer die Nachbarin am Telefon, wenn sie ihn an der Ostsee anruft?

Kurzweilig hat die Autorin diesen Roman "Anfang Sommer, alles offen" geschrieben, so kurzweilig, wie es die Interrail-Reise ist, ob man will oder nicht. Die Protagonisten Caro und Matti kann man ins Herz schließen, auch wenn alles mehr oder weniger aus Caros Sicht geschildert ist. Wer eine nette, fröhliche Unterhaltung sucht, ist hier richtig.

Der Roman erscheint bei rororo.