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Veröffentlicht am 28.06.2023

Romanexperiment

I’m a Fan
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Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in ...

Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in wird ein vager Einblick gewährt in das bizarre Gefühlsleben einer jungen Frau, mit Freund (im Hintergrund) und einen älteren sehr erfolgreichen Mann als Wunschpartner jagend. Der Kurzkapitel / Roman-Steno-Stil liesst sich sehr flott und spiegelt ein wenig die moderne Informationsaufnahme beim Internetsurfen. Die Story entfaltet sich eingenwillig sprunghaft und und impulsiv wie ihre Protagonistin, eine sehr emotionale Anti-Heldin die getrieben und aufgerieben scheint zwischen ihrem Wunsch nach Anerkennung und Hass auf die Anerkannten. Fanatisch widmet sie dem unerreichbaren Wunschman und einer seiner Geliebten ihre aktive Obsession. Das Gefälle zwischen der Anti-Heldin, dunkelhäutige Immigrantin, 2. Generation und der gestalkten Geliebten, weisse privilegierte Amerkanerin, mit Vorzeige - Daddy und hippen Lifestyle, den sie ausführlich im Internet propagiert und präsentiert, ist der sowohl sprachlich als auch psycho-politisch am Besten ausgearbeitete Aspekt des Buches. Hier läuft die Darstellung zwischendurch zur Hochform auf und die Autorin versprüht kleine Feuerwerke der wohlformulierten Kritik gegen weissen Imperialismus, hirnlose Internetfollower und Elitenlifestyle. Jedoch `WEISSE - Rassismus` ist auch nur bedingt hilfreich und wirkt im Angesicht der weltweiten Globalisierung und Digitalisierung, die das eigenliche Gesicht der immer wieder hier Unterdrückte und dort Unterdrücker, gleich welcher Farbe, Herkunft etc aufzeigt unausgereift. Ähnlich wie die Geschichte emotional aufwühlt aber auch zu kurz kommt. Die Ausleuchtung der Figuren und tatsächlichen Vorgänge bleibt auf unangenehm unklarem Niveau. Vieles wird einfach offen gelassen und das letzte Drittel des Buches verliert sich sogar ein wenig in Wiederholungen um endlich abrupt zu enden und schnell vergessen zu werden...

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Top Dystopic

Tod im Staub
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Original: Earthworks
What a nightmarish little novel. I have this book since years and started reading it once but did not continue. This time I started and was quite captivated by the bizarre story. The ...

Original: Earthworks
What a nightmarish little novel. I have this book since years and started reading it once but did not continue. This time I started and was quite captivated by the bizarre story. The sci fi novel is set in a desastrous future of Earth. Overpopulated, poisoned and depressing. In addition to a slighltly weird plot the poor protagonist of the story suffers from hallucinations, making the novel even more nightmarish to follow. Perhaps that was the intention of the author... to make certain the reader feels the desperate way we are heading with our human exploit of Earth, of fauna and flora and ourselves. Mission accomplished, thanks Aldiss it is only a shorter novel... hard to recommend to read though... Perhaps I meet somebody one day who read it also and we can talk about it.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Ein Zürichkrimi-Versuch

Tiefes, dunkles Blau
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Rosa Zambrano, angestammte Zürich-Altstädterin und Seepolizistin, mit Vorliebe für ihren idyllischen Garten und kulinarische Genüsse, ermittelt hier.
Wie versprochen führt die Geschichte `in eine Villa ...

Rosa Zambrano, angestammte Zürich-Altstädterin und Seepolizistin, mit Vorliebe für ihren idyllischen Garten und kulinarische Genüsse, ermittelt hier.
Wie versprochen führt die Geschichte `in eine Villa an der Goldküste, in die alternative Szene, in Genforschungslabore und ins Rotlichtmilieu`, jedoch der Weg der Frauen zwischen Biologie und Schicksal wird nur sanft angerissen. Erzählerisch und stilistisch versteht die Autorin, eine reizvolle Atmosphäre zu schaffen, die einen guten Rahmen bildet für die hauptsächlich im alten Zürich verortete Krimi-Geschichte. Im Verlauf jedoch mangelt es an Dramatik und Intensität der Handlung und meiner Meinung nach auch der Charaktere. Eine kleine Zuspitzung der Ereignisse ist schnell wieder vorbei, als sie gerade begonnen hatte. Das Buch ist angenehm in einem Rutsch durchzulesen und birgt einige interessante Details auch rund um die Stadt. Ein Interesse für eine Fortsetzung stellt sich jedoch nicht ein, vielleicht auch weil die Elemente Krimi und kulinarische Details bereits zu gut erprobt sind. Das rettet auch nicht die Verlagerung auf den idyllischen Garten und das hübsche Gemüse … vielleicht ein zahmer Lesegenuss für einen längeren, lazy Nachmittag....

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Philosophie light

Homo Novus
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Persönlich würde ich Homo Novus nicht als Roman bezeichnen. Es ist eher eine Geschichte, eine Erzählung. Sie handelt von einem gewöhnlichen Mann, der auf einem Foto in einer Zeitschrift einen Doppelgänger ...

Persönlich würde ich Homo Novus nicht als Roman bezeichnen. Es ist eher eine Geschichte, eine Erzählung. Sie handelt von einem gewöhnlichen Mann, der auf einem Foto in einer Zeitschrift einen Doppelgänger erblickt. Unglaublicherweise scheint dieser ihm äusserlich absolut zu gleichen. Es stellt sich eine Art menschlicher Kettenreaktion und weiterführende Auswirkungen dieser Kenntnis ein und ich habe neugierig die Ereignisse um das in Wechselspannung gezeichnete Doppelgängerpaar verfolgt. Denn so sehr die Beiden sich gleichen so unterschiedlich scheint ihr Lebensweg bzw. ihre persönliche Geschichte. Den Dopplegänger lernt man bei einem beinahe selbstherrlichen, arrogant überzeugten Vortrag zur Gentechnologie kennen, was dem Buch eine besondere und beklemmende würzige Atmosphäre verleiht. Angestupst durch die verwirrende Kerngeschichte des Doppelgängers wird man als Leser mit dem Schwergewichtsthema der Gentechnik konfrontiert. Entsprechend inspiriert habe ich mich parallel zur Lektüre des Buches, zum aktuellen Stand dieser Technik informiert. Das sind eindeutig die Stärken der Geschichte, die sich recht leicht und flott lesen lässt. Der spannende Verlauf, diese grosse Thematik um Individualität, Einzigartigkeit gekoppelt mit Fragen um technische Möglichkeiten und moralischer Einstellung dazu; auch zeitgemässe Elemente bzgl. der Tücken und Gefahren unserer digitalen Welt sind aufrüttelnd eingestreut.
Leider wirkten andere Aspekte des Buches weit weniger inspirierend. Da ist die generelle Erzählweise, sie scheint eigenartig forciert und so sorgsam konstruiert, dass ganze Szenen und Dialoge wenig authentisch und lebendig wirken. Vor allem die weiblichen Figuren sind zwar im Ansatz interessant und liebevoll angezeichnet aber nicht wirklich zum Leben erweckt. Die `philosphische` Wandlung eines der Protagonisten vom `alten Leid` zu einem Art `Homo Novus`, nicht verursacht durch angewandte Technik, sondern durch gelassene, innere Erkenntnis ist eigentlich eine wunderbare Perspektive, wird jedoch sehr komprimiert abgehandelt. Dennoch ist sie da die schimmernde Erkenntnis, dass das erschöpfende Streben nach Erfolg, immer mehr und `besserer’‘ Technik weit zurück fällt im Angesicht von Erkenntnis, und liebevollem Denken und Handeln. Ich hätte der Erzählung mehr Weite und erzählerische Kraft gewünscht. Das spannende Thema der Genetik, was einer ständigen Diskussion in unserer technik affinen Gesellschaft würdig wäre, das Ringen und Streben um Individualiät und Identität hätte mehr Raum oder Feuer verdient und das Buch `Homo Novus` vielleicht die Chance nutzen können den/die Leser*in tiefer in diese Auseinandersetzung zu verstricken. Es ist eine eigentlich spannende Geschichte, lau erzählt und kurz nach der Lektüre verblassend. Leseempfehlung für inspirierende Thematik, Ansatz und grundsätzliche Idee, Abzug für Umsetzung und Sprache.

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Veröffentlicht am 13.11.2019

Ein bisschen verrückt oder total

Wie alle anderen
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`Radikal ehrlich erzählt Burnside hier von seinem langen gewundenen Weg in die Normalität`
Eigentlich stimmt das so nicht ganz. John Burnside erzählt von seinem Versuch in einer bügerlichen Vorstadt-Existenz ...

`Radikal ehrlich erzählt Burnside hier von seinem langen gewundenen Weg in die Normalität`
Eigentlich stimmt das so nicht ganz. John Burnside erzählt von seinem Versuch in einer bügerlichen Vorstadt-Existenz sein Heil zu suchen, was ihm keineswegs gelingt. Er gibt sich (zwischendurch) wirklich viel Mühe, bemerkt aber auch an dieser Mühe, dass etwas nicht stimmt. Er ist nunmal nicht `normal`, so handelt sein Buch und seine Geschichten im Buch von seinem langen gewundenen Weg zwischen Drogenexzessen, versuchter bürgerlicher Vorstadt-Existenz, klinischer Verrücktheit und vielfältigen (Frauen)Bekannschaften, den eigenen gesunden Platz und Weg zu finden. Intensive Wahrnehmungen und Reflexionen, intime Erlebnisse, alles höchst persönlich und spezifisch um seine Person kreisend. Teilweise interessant dieser gut erzählte Einblick in sein Ringen, aber für mich ein wenig müssig zu lesen. Kommuniziert nicht mit meinem eigenen komplexen Drahtseilakt. Das Buch ist unbeabsichtigt, per Zufall in meinem Bücherregal gelandet und war grundsätzlich ein unbekanntes `Not`- Lesebuch...