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Veröffentlicht am 26.10.2018

KANINJÄGAREN

Hasenjagd
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Hasenjagd, der 6. Band der Joona Linna Reihe von Lars Kepler, übersetzt von Thorsten Alms.

Ein rasanter Thriller - Krimi aus dem Norden, der in intensiver Gegenwartsform, ein grösstenteils sehr spannendes ...

Hasenjagd, der 6. Band der Joona Linna Reihe von Lars Kepler, übersetzt von Thorsten Alms.

Ein rasanter Thriller - Krimi aus dem Norden, der in intensiver Gegenwartsform, ein grösstenteils sehr spannendes und beinahe atemloses Leseerlebnis beschert. Die Geschichte beginnt aufwühlend mit einer (Edel-)Prostituierten im Haus eines perversen männlichen Kunden und zügig einem ersten Mord. Das Opfer ist eine hochgestellte politische Persönlichkeit, was ein Anti-Terror- Protokoll des schwedischen Staatsschutzes auslöst, in deren Verlauf der Premierminister den Kommissar Joona Linna persönlich aus dem Gefängnis, wo er eine Strafe verbüsst, für die Ermittlungen anfordert (ok...). Terroristische Bedrohung oder persönlich motivierter Täter!? Die Geschichte nimmt dynamisch Fahrt auf mit anlaufenden Ermittlungen, einem interessanten Einblick in die mögliche Arbeit des Staatsschutzes, vielen auftauchenden Figuren und folgend mit weiteren blutigen Morden und recht vielen Toten. Leider schwächelt die Gesamtkomposition der Erzählung, die besonders zu Beginn, auf zu viele diverse Szenen und möglichst spektakuläre Elemente setzt, was eine gewisse Subtilität vermissen und das konstruierte Grundgerüst der Geschichte durchschimmern lässt. Auch den beiden Hauptfiguren der Ermittler, Joona Linna und Saga Bauer, kommt man nicht wirklich nahe und sie erscheinen mitunter wie auch andere Figuren schablonenhaft. Feiner wirkt das letzte Drittel des Buches. Die im Verlauf wichtigen und besser etablierten Charaktere und die Fokussierung auf die tatsächlichen spannenden Zusammenhänge, gewürzt mit einigen nun zur Geltung kommenden Details und Überraschungen, verschaffen klassischen Thriller - Krimi Genuss und das ans Licht Treten des Mörders, parallel zu einer erzeugten Ahnung des Lesers, ist gute Erzählung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2018

Es ist kalt

TEXT
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Ich war sehr neugierig ein Buch von Dmitry Glukhovsky zu lesen. Sein Werk `Metro 2033`, welches er mit 18 Jahren im Internet veröffentlichte, wird teilweise sehr gelobt und klingt interessant; ebenso der ...

Ich war sehr neugierig ein Buch von Dmitry Glukhovsky zu lesen. Sein Werk `Metro 2033`, welches er mit 18 Jahren im Internet veröffentlichte, wird teilweise sehr gelobt und klingt interessant; ebenso der Beginn von `Text`:
`Die Fensterscheibe zeigte verschwommene Tannen, das weiße Bildrauschen eines Novemberschneesturms; Telegrafenmasten flimmerten, schoben sich ins Bild wie Streifen auf einem verkratzten Stummfilm. Russland wurde auf der Scheibe gezeigt, und seit Solikamsk sah es immer so aus: Tannen, Schnee, Masten, dann eine Lichtung mit gedemütigten Bauernhütten, dann ein Bahnhof mit anämischen Zweistöckern aus Silikatziegeln und wieder Tannen, die millionenfach entlang der Schienen steckten, dicht und undurchdringlich – wie Stacheldraht, kein Durchkommen. Aber in dieser Endlosigkeit und Einförmigkeit der natürlichen Bebauung Russlands lag auch seine ganze Kraft, Größe und Schönheit. Ja, schön war das, verdammt! `

Vom Klappentext erfährt man bereits die Grundgeschichte. Ilja ist nach sieben Jahren Haft auf dem Weg nach Hause zu seiner Mutter, seinem einzig verbliebenen positiven Fixstern in einer kalten korrupten Welt. Doch statt ihrer warmen Kohlsuppe und willkommenen Tränen, erwartet Ilja bei seiner Ankunft Leere und Kälte, die Mutter ist zwei Tage zuvor verstorben. Ohne Halt richtet Ilja seine Fokus auf Chasin, der ihn als korrupter Drogenfahnder vor sieben Jahren unrechtmässig hinter Gitter brachte. Ilja macht ihn ausfindig und ersticht ihn und die trist-tragische Geschichte wird noch trister und schrecklich hoffnungslos.
Durch Chasins iPhone, das er an sich genommen hat, lernt Ilja sein Opfer, dessen Opfer er war, intim kennen. Im Speicher des Mobiltelefons ist fast dessen gesamtes Leben erfahrbar. Unzählige Nachrichten, Chats, Bilder, Videos, vermitteln intime Kenntnisse die Ilja erforscht und er beginnt mit Chasins Mutter, dessen Freundin Nina, später dem Vater, Kollegen & Vorgesetzten hauptsächlich per Nachrichten an Stelle von Chasin zu kommunizieren. Was als zaghafte, ausweichende und hinhaltende Kommunikation beginnt, wird immer gewagter und intensiver, bis Ilja am iPhone zu Chasin mutiert. Als Chasin agierend, verschmolzen mit seinen eigenen Gedanken und Intentionen nimmt er Einfluss auf Chasins Umfeld, mit dem er sich immer mehr auseinandersetzt. Es gibt zB. einen Nachrichtenaustausch mit Chasins Vater, da habe ich zwischendurch vergessen, dass Ilja nicht mit seinem eigenen Vater kommuniziert, so stark emotional involviert ist Ilja in die Kommunikation. Chasins Vater ist eine Schlüsselfigur der Geschichte, hartherzig, im korrupten System erfolgreich und unehrlich. Hatte man zu Beginn wenig Mitleid für das Mordopfer Chasin, beginnt man ihn durch das Kennenlernen seines Vaters, ähnlich wie Ilja als Opfer, kranker, kaltherziger, korrupter Umstände wahrzunehmen. So senkt sich die Schuld und das Verbrechen über Chasins Vater und Chasin auf Ilja herab, der Schuld und Verbrechen weiterführt und mit dem Mord an Chasin ebenfalls zum Täter wird.
Eine Geschichte beinahe ohne Trost, in die einzig die lebendige, schöne Nina ein wenig Schimmer bringt und deren einzig wirklich rechtschaffene Person Iljas Mutter gewesen war. Es gibt nur wenige reale Begegnungen in der Erzählung, ein Dreh und Angelpunkt ist das iPhone, was gemäss unserer modernen Zeiten, seiner mittlerweile erschreckend zentralen Stellung in vielen Leben entspricht.
Der eigenwillige teils modern-poetische Stil und diese urbane, kranke Handy-verknüpfte Story, im kalten Russland angesiedelt, haben ihren Reiz und die schonungslose Schilderung eines unglücklichen Lebens und liebloser Umstände ist markant und herausfordernd. Jedoch ist die Geschichte frustrierend und teilweise langatmig bzw. mühsam zu lesen, vor allem im Mittelteil.
Lesenswert oder nicht ? Jein, das muss wirklich jeder selbst entscheiden, ich weiss es nicht...

’Übel war die Nacht: kein Schlaf, kein Ort, um rauszugehen, ein Plage-Mond, zu wenig Wodka, das Kissen heiß, die Decke dick, wirre Träume oder Nicht-Träume, der Kühlschrank rumpelte, die Autos draußen, motorenwach, drangen mit Scheinwerfern in die Wohnung, Schatten kahler Birken krochen die Wände hoch, und immerzu brummte ihm der Kopf. Dem ausgeschalteten Telefon wurden angstvolle Mitteilungen gesandt: wie Vögel mit Wucht gegen geputzte Fensterscheiben schlagen und einem den Schlaf rauben.’

Veröffentlicht am 20.08.2018

Liebe leben

Du lebst nicht, um zu leiden
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Ich lese gerne von Zeit zu Zeit, ein Buch über Einsichten Anderer in das Leben, Selbst-Reflexion oder spirituelle Erkenntnisse. Vieles hat man auf seinem Weg selbst erfahren, verinnerlicht oder auch gelesen ...

Ich lese gerne von Zeit zu Zeit, ein Buch über Einsichten Anderer in das Leben, Selbst-Reflexion oder spirituelle Erkenntnisse. Vieles hat man auf seinem Weg selbst erfahren, verinnerlicht oder auch gelesen und manches vergisst man im Alltag wieder...; als Schubs aus dem Alltag auf einen liebevolleren Pfad kam mir Blake D. Bauers Buch sehr gelegen;)
Der Autor hat in 33 Kapiteln ein konkretes positives Werk geschaffen, das zum Ruhe kommen anregt, das Bewusstsein anspricht und dessen zentrales Thema die Selbstliebe, Liebe und das Lösen von Angst, zum Erreichen eines glücklicheren Lebens, ist.
Ein jedem Kapitel angeschlossenes Set an Erkundungsfragen zum genaueren ehrlichen Erforschen des eigenen Zustandes und ein Set an Schlüsselsätzen zur Verinnerlicherung machen es möglich das Buch als Praxisbuch und Meditationshilfe zu benutzen. Ebenso konkrete Anregungen, wie zB. im 11. Kapitel ‘Das innere Kind lieben und heilen’ die Aufforderung `Verbindung zu seinem fünf Jahre alten Selbst aufzunehmen und sich zu fragen was Sie zu Ihrem jüngeren Selbst sagen würden, wenn Sie die Gelegenheit dazu hätten. Was sollte es in diesem Alter erfahren oder wissen, was ihm nie jemand gesagt hat? Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, um Ihr fünf Jahre altes Selbst zu ermuntern oder ihm etwas einzuschärfen, was würden Sie ihm dann sagen?’
Ich empfand schon immer meine inneren Reisen und Erforschungen sehr spannend, heilend, Erkenntnisse und Wissen vermittelnd und ich halte jedes Zipfelchen mehr Liebe und weniger Angst für wertvoll. Deshalb halte ich das Buch für wertvoll, als gute Zusammenfassung wichtiger Erkenntnisse, klarer Appell an und für ein klares, liebevolles Bewusstsein und als konkreter Ratgeber.
Kapitel 21 ‘Sich von der Angst lösen‘:
´...eine Möglichkeit, Ihre Ängste zu transformieren, besteht darin, die Liebe in den Mittelpunkt zu rücken, das heißt sich jeden Tag so oft wie möglich bewusst für die Liebe zu entscheiden. Das eigene Denken, Handeln und Sprechen auf die Liebe zu fokussieren ist ein oft übersehener Schlüssel zu Glück und Wohlbefinden.’
Genau:)

Veröffentlicht am 07.08.2018

Für Krimifreunde und Ersttäter :)

Totenbauer
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Totenbauer von Tom Finnek, der zweite Fall für den `westfälischen Sturkopf Heinrich Tenbrink und seinen Partner Maik Bertram` , ist ein wirklich gelungener Münsterland-Regionalkrimi.
Ein Ereignis in der ...

Totenbauer von Tom Finnek, der zweite Fall für den `westfälischen Sturkopf Heinrich Tenbrink und seinen Partner Maik Bertram` , ist ein wirklich gelungener Münsterland-Regionalkrimi.
Ein Ereignis in der Vergangenheit, welches ein paar Jahre zurück liegt und sich in kurzen eingeschobenen Kapitel immer mehr erschliesst ist spannend mit der gegenwärtigen Geschichte um einen Toten im örtlichen Park verwoben. In einer fein humorigen, lebhaften, unterhaltsamen Erzählweise spinnt Tom Finnek sein Krimigarn.
Im Kern in klassischer `Who done it ?` - Manier folgt man dem sehr sympathischen Komissaren-Duo bei ihren Ermittlungen und nimmt Anteil an ihrer persönlichen Geschichte, die das Hauptthema, angenehm bereichert.
Der lokale Bezug, eine spannende, nachvollziehbare Handlung und vor allem die sehr menschliche und authentische Darstellung aller Figuren
liefern ein solides, kurzweiliges Krimi - Lesevergnügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 07.08.2018

Sex Sehschule mit Scharfstellung

Scharfstellung
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´Das Buch versteht sich als eine Art Sehschule. Es möchte
den Blick des Betrachters schärfen, um dadurch bisher unbekannte
oder nur unscharf wahrgenommene Dinge sicht- und
begreifbar zu machen, ähnlich ...

´Das Buch versteht sich als eine Art Sehschule. Es möchte
den Blick des Betrachters schärfen, um dadurch bisher unbekannte
oder nur unscharf wahrgenommene Dinge sicht- und
begreifbar zu machen, ähnlich einem Prisma, das unsichtbares
weißes Licht in seine bunten Spektralfarben zerlegt.´
Diesen Anspruch hat die Autorin Dr. med Heike Melzer grundsätzlich erfüllt.
Das Buch mit dem passend gewähltem Titel ´Scharfstellung´
liefert eine recht umfassende Darstellung des aktuellen sexuellen status quo in Deutschland und im world wide web, abseits von romantischen Liebesidealen.
Nach einer Einleitung mit persönlichen Informationen über das Aufwachsen der Autorin und ersten Kontakten mit dem Thema Sexualität in der Vor-Internet Zeit, behandeln die folgenden vier Kapitel eher die analogen Aspekte der allgemeinen Sexualität. Ob Masturbation, Sexualisierung des Alltages durch alle Medien, Pornos, neuste Sex toys und Prostitution, alle Themen werden umrissen und mit kurzem Blick auf die Vergangenheit aktuell beleuchtet, bzw. scharfgestellt. In einem unverblümten flüssigen Stil präsentiert die Autorin die Thematik mit oft interessanten Fakten und schockierenden Details, wie Flatrate Bordelle a la ´all you can f...´ oder Discounter-Puffs, beworben mit ´Billiger gehts nur zu Hause´... .
Die beschriebene neue sexuelle Revolution, nach ´Make Love not War‘ nun, ‘Make Sex not Love’, teil ausgelöst durch das rasant wachsende, leicht zugängliche digitale Angebot an Portalen, Apps und Pornos, die den Konsum vereinfachen, vervielfältigen und rund um die Uhr ermöglichen, wird in den letzten Kapiteln beleuchtet und scheint recht erschreckend und bedrohlich. Erschreckend im Hinblick auf die Verlierer dieser Entwicklung und sich in ihren Trieben und sexuellen Wünschen Verlierende und bedrohlich vor allem in Hinblick auf Kinder und Jugendliche, die es zu schützen gilt. Gespickt mit Beispielen und Beobachtungen aus der langjährigen Praxis der Autorin als Paar - und Sexualtherapeutin bietet das Buch einen interessanten, bewusst machenden Einblick in diese alte jedoch ´digital neu beschleunigte’ Thematik, informativ objektiv beschreibend und auch wissend, dass ´die Beständigkeit des Wandels unser ständiger Begleiter´ ist.