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Veröffentlicht am 04.06.2019

Frauen, zurück an den Herd!

Geht's noch!
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Das Buch „Geht`s noch! – Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist“ von Lisz Hirn ist 2019 im Molden Verlag erschienen. Die steirische Autorin Lisz Hirn hat Philosophie und Gesang studiert ...

Das Buch „Geht`s noch! – Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist“ von Lisz Hirn ist 2019 im Molden Verlag erschienen. Die steirische Autorin Lisz Hirn hat Philosophie und Gesang studiert und arbeitet als Publizistin und Philosophin in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Als Abonnentin der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ durfte ich bereits vor diesem Buch einige Publikationen der Autorin lesen und war mir bewusst, dass mich eine philosophische Gesellschaftskritik erwarten wird.
Ich bin selbst in einem liberalen Elternhaus aufgewachsen und konnte mir als Jugendliche und junge Erwachsene nicht vorstellen, dass Feminismus auch heute noch so wichtig sein wird. Spätestens mit der Geburt meines ersten Kindes wurde mir aber bewusst, dass Gleichstellung noch immer nicht funktioniert und unsere Gesellschaft noch fest in alten Rollenmustern steckt. Oder haben Sie schon einmal als Mutter zweier kleiner Kindern einen Aufsichtsratsposten erhalten?
Mit dem Aufstieg von Rechtspopulisten in Österreich, in Europa und der ganzen Welt, werden Frauenrechte wieder eingeschränkt. Alte Männer wollen, wie in Alabama, über Abtreibungsregeln bestimmen und Frauen aller Länder müssen für ihre Selbstbestimmung und ihre Rechte wieder auf die Straßen gehen. Kurz: Es ist wieder schick, konservativ zu sein, Abhängigkeit und Altersarmut inklusive. Und hier setzt das Buch von Lisz Hirn an. Ein Auszug aus dem Klappentext:
Die neuen Biedermänner und Biederfrauen propagieren ein Weltbild, durch das alle verlieren werden: ein Gesellschaftsideal der 1950er-Jahre, das Männer und vor allem Frauen in alte Rollenbilder drängt. Kinder statt Karriere, Mutter statt Managerin? Damit nehmen nicht nur die Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern zu.
Die Autorin zeigt auf eindrucksvolle Weise auf, wie diese Entwicklung unsere offene, demokratische Gesellschaft bedroht. Aber viel mehr noch, sie liefert auch Ideen und Anregungen dafür, wie wir uns alle dagegen wehren können. „Geht’s noch!“ ist eine humorvolle und doch brandaktuelle Gesellschaftskritik, die sich vor allem mit der (bis vor kurzem!) österreichischen Regierung auseinandersetzt, deren Frauenbild mehr als veraltet ist und keinen Platz in unserer Gesellschaft haben dürfte. Das Buch sollte meiner Meinung nach vor allem von jungen Frauen gelesen werden, damit sie realitätsnah erfahren, wie gefährlich Populisten sein können und wie weit wir vom goldenen Matriarchat entfernt sind. In diesem Sinne: Girls just wanna have fundamental human rights!

Veröffentlicht am 01.06.2019

Sommerlektüre mit Tiefgang

Im Freibad
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Der Roman „Im Freibad“ von Libby Page ist 2019 im Ullstein Verlag erschienen.
Die knapp 87-jährige Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jeden Morgen schwimmt sie in einem Freibad und denkt ...

Der Roman „Im Freibad“ von Libby Page ist 2019 im Ullstein Verlag erschienen.
Die knapp 87-jährige Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jeden Morgen schwimmt sie in einem Freibad und denkt dort an die schönen Zeiten mit ihrem Ehemann George zurück. Doch der Vorort von London ist nicht mehr das, was er einmal war. Die Bücherei, in der Rosemary gearbeitet hat, schließt und ihr geliebtes Freibad soll weichen, damit neue Eigentumswohnungen entstehen können. Doch die Bewohner von Brixton wollen dem nicht sang und klanglos zustimmen, denn das Freibad ist das Herz der Nachbarschaft. Bald schon tritt auch die schüchterne Journalistin Kate in die Geschichte, als sie über das Freibad in der Zeitung schreiben soll. Kate und Rosemary werden Freundinnen und beschließen gemeinsam das Freibad zu retten.
Libby Page hat nicht nur einen Roman über einen Ort zum Schwimmen geschrieben, nein. Vielmehr hat sie es geschafft die BewohnerInnen rund um das Freibad im Brixton zu beschreiben. „Im Freibad“ ist ein Buch über eine innige Freundschaft, allen Generationenunterschieden zum Trotz und ein Buch gegen die Schnelllebigkeit in der wir heute leben. Meiner Meinung nach eine leichte Sommerlektüre mit Tiefgang und ein richtiges Herzbuch.

Veröffentlicht am 14.05.2019

ein Stück Bella Italia

Marina, Marina
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Der Roman „Marina, Marina“ von Grit Landau ist im Droemer Verlag erschienen.
Italien in den 60er Jahren. Im kleinen Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Junge Nino unsterblich in ...

Der Roman „Marina, Marina“ von Grit Landau ist im Droemer Verlag erschienen.
Italien in den 60er Jahren. Im kleinen Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Junge Nino unsterblich in die Mutter seines besten Freundes verliebt, die auf den Namen Marina hört. Zur gleichen Zeit schallt der Schlager „Marina, Marina“ durch die Gassen.
Ich habe mir eine Liebesgeschichte mit Urlaubsflair vorgestellt und auch das Cover des Buches erinnert an eine unbeschwerte Zeit am Meer. Doch neben der unglücklichen Liebe von Nino zu Marina, erwarten die LeserInnen im Buch noch viele andere verwobene Liebesgeschichten, die am Ende zusammenfließen. So beginnt Marina eine leidenschaftliche Affäre mit einem Mann, dessen Identität Nino zuerst nicht erfährt und der Cousin von Ninos Vater verliebt sich in eine deutsche Urlauberin.
„Marina, Marina“ umfasst den Zeitraum von 1960 – 1968 und gibt auch Einblick in die Vergangenheit und die Zukunft. Zu jedem behandelten Jahr wird der Nummer 1 Hit Italiens erzählt, gespickt mit Hintergrundinfos, was mir beim Lesen so manchen Ohrwurm beschert hat und dabei ist nicht nur „Marina, Marina“ von Rocco Granata gemeint. Aber auch ganz ohne die Musik hat es die Autorin geschafft, italienisches Flair und das Lebensgefühl von damals in mein Wohnzimmer zu holen. Meiner Meinung nach ein absolutes Sommerbuch und ein Stück Bella Italia.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein Stück deutscher Geschichte

Was uns erinnern lässt
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Der Roman „Was uns erinnern lässt“ von Kati Naumann ist 2019 im Harper Collins Verlag erschienen.
Schauplatz der Geschichte ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. 1977 ...

Der Roman „Was uns erinnern lässt“ von Kati Naumann ist 2019 im Harper Collins Verlag erschienen.
Schauplatz der Geschichte ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. 1977 ist es das Zuhause der vierzehnjährigen Christine Dressel, doch seit der Teilung Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone. Da es direkt an der Grenze liegt, darf niemand das Waldstück ohne Passierschein betreten. Christines Familie wird zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten. Anfänglich bleiben nur Wanderer aus, später kommt weder Postauto noch Krankenwagen mehr zum Hotel. 2017 stößt die junge Milla, bei der Suche nach „Lost Places“, auf einen überwucherten Keller und erfährt so von der Geschichte des Hotel Waldeshöh. Kurzerhand beschließt sie Christine zu finden und diese Begegnung soll beide Frauen verändern.
Kati Naumann hat selbst einen Großteil ihrer Kindheit im ehemaligen Sperrgebiet in Thüringen verbracht. Diese Erfahrung und Erinnerungen fließen auch für die LeserInnen spürbar im Roman ein. Die Ungerechtigkeit und die Repressalien, die die Familie Dressel erfahren muss, hat mich beim Lesen emotional berührt. An vielen Stellen des Buchs habe ich mich selbst mitten im Sperrgebiet gesehen und konnte die Handlung förmlich am eigenen Leib spüren. „Was uns erinnern lässt“ ist ein Buch für Menschen, die sich für die Geschehnisse in der ehemaligen DDR und in der Sperrzone interessieren. Ein Stück deutscher Geschichte anhand einer einzelnen Familie veranschaulicht dargestellt.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Urlaubslektüre - Lokalkrimi Kreta

Kretische Feindschaft
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Der Krimi „Kretische Feindschaft – Ein Fall für Michalis Charisteas“ von Nikos Milonás ist 2019 im Fischer Scherz Verlag erschienen.
Der griechische Kommissar Michalis Charisteas lebt in Chania auf Kreta. ...

Der Krimi „Kretische Feindschaft – Ein Fall für Michalis Charisteas“ von Nikos Milonás ist 2019 im Fischer Scherz Verlag erschienen.
Der griechische Kommissar Michalis Charisteas lebt in Chania auf Kreta. Ende April kommt seine deutsche Freundin wieder einmal auf Besuch, was für Michalis und seine Familie jedes Mal ein großes Ereignis ist. Doch bevor er Hannah in die Arme schließen kann, wird der Bürgermeister des Nachbarorts vermisst und kurz darauf tot in einem Autowrack gefunden. Doch Michalis glaubt nicht an einen Unfall und beginnt zu ermitteln.
Von Beginn an hat mich der Krimi in die malerische Landschaft Kretas entführt. Ich habe mich zurückerinnert an einen Familienurlaub, den wir genau dort verbracht haben, wo die Handlung des Krimis spielt. Der eigentliche Fall ist nicht Hauptthema im Buch, viel mehr wird der Nebenschauplatz, die Familie, die griechische Küche und die Landschaft Kretas, behandelt. So wird Nikos Milonás dem Buch als Urlaubslektüre gerecht.