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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2019

Was geschah in Paris?

Das Echo der Wahrheit
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Der Roman „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici ist 2019 im Goldmann Verlag erschienen.
Der Multimillionär Joshua Fleischer leidet an einer unheilbaren Leukämie. Kurz vor seinem Tod möchte er mit ...

Der Roman „Das Echo der Wahrheit“ von Eugene Chirovici ist 2019 im Goldmann Verlag erschienen.
Der Multimillionär Joshua Fleischer leidet an einer unheilbaren Leukämie. Kurz vor seinem Tod möchte er mit sich ins Reine kommen, denn ein lang zurückliegendes Ereignis lässt ihn nicht zur Ruhe kommen: Er fühlt sich für den Tod einer Frau mitverantwortlich. Doch was ist damals in Paris wirklich passiert? Fleischers Erinnerungen sind bruchstückhaft. Um den Tathergang zu rekonstruieren bittet er den renommierten New Yorker Psychiater Dr. James Cobb, für einige Tage zu ihm nach Maine zu kommen. Noch kann Cobb allerdings nicht ahnen, dass Joshua Fleischers Geschichte eng mit seiner eigenen, düsteren Vergangenheit zusammenhängt.
Auch wenn das Buch der Roman-Kategorie zugeordnet wird, erinnert es sehr an einen Thriller. Der Schreibstil von Eugene Chirovici ist unglaublich fesselnd. „Das Echo der Wahrheit“ ist ein psychologischer Roman, dessen Spannungsbogen niemals abreißt. Als LeserIn erfährt man hautnah, dass der menschliche Geist, Erinnerungen im Nachhinein verfälschen kann. So war ich nicht nur vom Buch selbst gefesselt, sondern habe mich immer wieder dabei ertappt, über meine eigenen Erinnerungen nachzudenken. Was ist Wirklichkeit und was ist Lüge? Eugene Chirovici schickt seine LeserInnen nicht nur auf die Suche nach den MörderInnen, sondern auch nach den Hintergründen der Mörder. Nach „Das Buch der Spiegel“ könnte es sich bei „Das Echo der Wahrheit“ um einen weiteren Bestseller-Roman handeln. Eugene Chirovici ist, zumindest für mich, ein ganz großartiger Autor und längst kein Geheimtipp mehr.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Authentischer Nachkriegszeit-Krimi

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Der historische Kriminalroman „Der Hunger der Lebenden“ von Beate Sauer ist 2019 in den Ullstein Buchverlagen erschienen.
Köln in der Nachkriegszeit. Die Hitze des Jahrhundertssommer und die Lebensmittelknappheit ...

Der historische Kriminalroman „Der Hunger der Lebenden“ von Beate Sauer ist 2019 in den Ullstein Buchverlagen erschienen.
Köln in der Nachkriegszeit. Die Hitze des Jahrhundertssommer und die Lebensmittelknappheit nach dem Krieg prägen das Leben der Kölner Bevölkerung. Friederike Matthée arbeitet für die Weibliche Polizei und ermittelt 1947 im Mordfall einer ehemaligen Kollegin. Eine potenzielle Täterin ist rasch gefunden, denn diese steht noch mit der Tatwaffe in der Hand neben dem Opfer und wurde von der Toten in das Frauenkonzentrationslager Uckermarck eingewiesen. Doch Franziska Wagner leugnet die Tat. Auch Richard Davies von der Royal Military Police wird nach Köln gerufen um im Fall rund um das frischgefundene Massengrab von 1944 abgeschossenen britischen Kampffliegern zu ermitteln.
„Der Hunger der Lebenden“ ist bereits der zweite Fall rund um Friederike Matthée und Richard Davies, kann aber als eigenständiger Kriminalroman gelesen werden, da die Protagonisten authentisch beschrieben werden. Wie schon in „Echo der Toten“ besticht die Autorin auch hier durch die Beschreibung der Nebenhandlung: die Schwierigkeiten im Nachkriegsalltag, die Aufarbeitung des Krieges und dessen Nachwirkungen. Aber auch die Geschehnisse von jugendlichen Schutzbefohlen in den staatlichen Einrichtungen werden beschrieben, ohne etwas zu beschönigen.
Fazit: Eine gelungene Fortsetzung der Reihe! Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band rund um Friederike Matthée und Richard Davies.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Ein brandaktueller Polit-Thriller

Der Patriot
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Der schwedische Topseller-Thriller „Der Patriot“ von Pascal Engmann kam als deutsche Ausgabe 2019 auf den Markt.
Ständig wird von Lügenpresse gesprochen und Populisten scheinen noch Öl ins Feuer der Debatte ...

Der schwedische Topseller-Thriller „Der Patriot“ von Pascal Engmann kam als deutsche Ausgabe 2019 auf den Markt.
Ständig wird von Lügenpresse gesprochen und Populisten scheinen noch Öl ins Feuer der Debatte zu gießen. Als Hannah Löwenström, eine junge liberale Journalistin, ermordet wird, scheinen die Drohungen grausame Wirklichkeit geworden zu sein. Die Attentate werden von Carl und anderen Rechtsradikalen begangen, die allesamt Flüchtlinge hassen und die Medienvertreter für den Flüchtlingsstrom verantwortlich machen.
In der brandaktuellen Geschichte laufen vier Handlungsstränge zusammen. August ist ein ehemaliger schwedischer Fremdenlegionär, der mittlerweile als Leibwächter eines russischen Mafioso namens Vladimir in Chile agiert. Ibrahim ist 1985 aus Syrien nach Schweden eingewandert. Madeleine Winter ist eine ehrgeizige Journalistin, die alles dafür tut, die Karriereleiter zu erklimmen. Carl Cederhielm wird vom enttäuschenden Sohn zum Anführer einer rechten Mörderbande.
„Der Patriot“ ist ein spannender Polit-Thriller, der nicht aktueller sein könnte. Nicht nur in Schweden ist Fremdenhass im aufkeimen. Carl könnte überall in Europa zu finden sein. Pascal Engmann hat ein Buch geschaffen, dass aufzeigt, was unsere Gesellschaft spaltet. Der Autor hat selbst als Journalist gearbeitet und weiß aus erster Hand, was es heißt, rechtem Hass ausgesetzt zu sein. Gerade diese eigene Erfahrung fließt in das Buch ein und macht es dadurch extra spannend.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Illy und ihr Urgroßvater

Fünf Tage im Mai
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Der Roman „Fünf Tage im Mai“ von Elisabeth R. Hager ist 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen.
Fünf Tage im Mai erzählt in einer Zeitspanne von 18 Jahren von Illy und ihrem Urgroßvater Tat´ka. Die Geschichte ...

Der Roman „Fünf Tage im Mai“ von Elisabeth R. Hager ist 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen.
Fünf Tage im Mai erzählt in einer Zeitspanne von 18 Jahren von Illy und ihrem Urgroßvater Tat´ka. Die Geschichte wird, wie der Titel erahnen lässt, an fünf Tagen im Mai erzählt: Ein Tag in Illys Kindheit, zwei Tage in ihrer Jugend und zwei Tage in ihrem Erwachsenenalter. Die Autorin schafft es dabei die Schreibweise an das Alter der Protagonistin anzupassen. Von einer kindlichen Naivität zur sinnsuchenden jungen Erwachsenen, die sich ihrer Vergangenheit stellt.
In der Geschichte kann man Illys Erwachsenwerden mitverfolgen. Auch die Beziehung zwischen ihr und ihrem Urgroßvater ist innig und Tat’ka scheint der jungen Frau immer den richtigen Weg zu weisen. Auch das Tiroler Dorf und seine Bewohner kann man sich als LeserIn sehr gut vorstellen.
Der Tiroler Dialekt, der die Schreibweise der Autorin durchzieht, scheint das Dorfleben noch lebendiger zu machen. „Fünf Tage im Mai“ ist ein authentischer Roman, der eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Tiroler, verdient.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Die Rache der Madeleine

Die Farben des Feuers
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Der historische Roman „Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist als deutsche Ausgabe 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen. Das französische Original ist unter dem Titel „Couleurs de l’incendie“ ...

Der historische Roman „Die Farben des Feuers“ von Pierre Lemaitre ist als deutsche Ausgabe 2019 im Klett-Cotta Verlag erschienen. Das französische Original ist unter dem Titel „Couleurs de l’incendie“ erschienen.
Nach dem Tod ihres Vaters und der Inhaftierung ihres Mannes steht die junge Madeleine an der Spitze eines Bankimperiums. Doch im Jahr 1927 durften Frauen alleine noch nicht einmal einen Scheck unterschreiben und mit schnellen Schritten rast Europa auf einen Weltkrieg zu. Im Schatten des Börsenwirrwarrs bringen Madeleines Neider die Bankierstochter und ihren Sohn Paul, der nach einem Sturz aus dem Fenster gelähmt ist, zu Fall. Ob ihr der Aufstieg in der Pariser Gesellschaft mit einem Rachefeldzug gelingt?
Hervorheben möchte ich vor allem die poetische Schreibweise des Autors. Die bildhafte Sprache und die französischen Anreden haben mich wirklich nach Frankreich in die Zeit zwischen den Kriegen versetzt, die direkte Ansprache der LeserInnen im Buch haben meine Vorstellungskraft noch mehr beflügelt.
„Die Farben des Feuers“ beginnt wie ein Gesellschaftsroman und nimmt erst nach den ersten 100 Seiten an Fahrt auf. Der detailreiche Schreibstil des Autors könnten manche LeserInnen als langatmig erachten. Für mich war es aber ganz großartig zu lesen, wie Lemaitre den aufkeimenden Faschismus greifbar macht, ohne zu politisieren. 3,5 von 5 Sternen