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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2018

Kein Thriller, sondern ein Familiendrama

The House - Du warst nie wirklich sicher
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Der Thriller „The House“ von Simon Lelic ist 2018 im Bastei Lübbe Verlag erschienen.
Klappentext: Alles begann an dem Tag, als Jack und ich den Zuschlag für das Haus erhielten. Es sollte unser Zuhause ...

Der Thriller „The House“ von Simon Lelic ist 2018 im Bastei Lübbe Verlag erschienen.
Klappentext: Alles begann an dem Tag, als Jack und ich den Zuschlag für das Haus erhielten. Es sollte unser Zuhause werden, unser sicherer Hafen, gelegen in einer ruhigen Londoner Nachbarschaft. Keiner von uns konnte ahnen, was danach geschehen würde. Da war zuerst dieser merkwürdige Geruch, dann glaubte Jack nachts unten Schritte zu hören. Wir wollten es ignorieren, dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Bis die Leiche hinter unserem Haus entdeckt wurde.
Titel, Klappentext und Leseprobe haben einen großartigen Thriller versprochen. Eine Erwartung, mit der das Buch leider nicht mithalten konnte. Das Haus selbst, wie der Titel verspricht, stand in der Geschichte nicht im Vordergrund. Anstatt mysteriöser Erlebnisse im Haus, stand Syds Familiengeschichte im Zentrum der Handlung, was das Buch eher wie ein Familiendrama, als einen Thriller erscheinen lässt. Traumatische Erlebnisse aus der Kindheit und Misshandlung haben zwar meiner Meinung nach sehr wohl Platz in Büchern, von diesem Buch hätte ich jedoch etwas ganz anderes erwartet und bin durch die Irreführung enttäuscht worden.
Fazit: Ein vielversprechender Klappentext, der wenig mit dem eigentlichen Buch zu tun hat und LeserInnen in die Irre führt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Psychologie
  • Erzählstil
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.08.2018

Ein kleiner, literarischer Schatz

Königskinder
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Der Roman „Königskinder“ von Alex Capus ist im August 2018 im Carl Hanser Verlag erschienen.
Schon die ersten Sätze des Romans zeigen eine bildhafte Sprache, die sofort ein Kopfkino erzeugt. Alex Capus ...

Der Roman „Königskinder“ von Alex Capus ist im August 2018 im Carl Hanser Verlag erschienen.
Schon die ersten Sätze des Romans zeigen eine bildhafte Sprache, die sofort ein Kopfkino erzeugt. Alex Capus Schreibstil hat mich, vom ersten Satz an, gefangen genommen und ich habe mich auf der Rückbank im roten Toyota Corolla im nächtlichen Schneetreiben gesehen.
Max und Tina bleiben in diesem roten Toyota Corolla auf einem verschneiten Alpenpass stecken und müssen die Nacht im Auto verbringen. Um die Zeit zu vertreiben erzählt Max eine Geschichte, die in der Zeit der Französischen Revolution spielt. Der Hirte Jakob verliebt sich in die Tochter eines reichen Bauern namens Marie. Doch die beiden können nicht zusammen sein, doch beide bleiben sich, trotz aller Hindernisse, treu.
Zwischen der Erzählung kommen auch immer wider Max und Tina in Dialogform zur Wort und streiten dabei liebevoll um Kleinigkeiten. Alex Capus schafft es literarisch auch das Miteinander in einer langen Ehe darzustellen und ich hätte mir noch mehr von Max und Tina gewünscht. Die Idee, die Liebesgeschichte von Jakob und Marie als Geschichte in der Geschichte zu erzählen, fand ich gut gelungen und ich kann mir gut und gerne vorstellen, noch mehr Bücher des Autors, dessen Schreibstil wirklich lebendig ist, zu lesen. Alex Capus hat es geschafft eine Liebesgeschichte zu schreiben, die romantisch aber nicht kitschig ist.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Die 68er-Jahre und ein Mordfall

Die Tote im Wannsee
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Der Kriminalroman „Die Tote im Wannsee“ von Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff ist 2018 im Ullstein Buchverlag erschienen.

Kommissar Wolf Heller ermittelt in den Aufbruchzeiten 1968 im ...

Der Kriminalroman „Die Tote im Wannsee“ von Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff ist 2018 im Ullstein Buchverlag erschienen.

Kommissar Wolf Heller ermittelt in den Aufbruchzeiten 1968 im Mordfall einer jungen Mutter, die tot im Wannsee gefunden wurde. Ohne es zu wollen, gerät der unpolitische Kommissar dabei zwischen die Fronten. Wird es ihm gelungen, die Tote zu identifizieren und den Mordfall zu lösen, obwohl ihm von allen Seiten Steine in den Weg gelegt werden?

Die Autoren haben den Schwerpunkt des Buches weniger auf den Mordfall, sondern mehr auf die zeitgeschichtlichen Aspekte gelegt. Somit ist es den Autoren gelungen einen Krimi zu schreiben, der die 68er-Bewegung in Berlin wieder zum Leben erwachen lässt. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.08.2018

Filmvorlage Rote Armee Fraktion

Die letzte Terroristin
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Der Thriller „Die letzte Terroristin“ von André Georgi ist 2018 im Suhrkamp Taschenbuch Verlag erschienen und befasst sich mit der dritten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF).
BKA-Ermittler Andreas ...

Der Thriller „Die letzte Terroristin“ von André Georgi ist 2018 im Suhrkamp Taschenbuch Verlag erschienen und befasst sich mit der dritten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF).
BKA-Ermittler Andreas Kawert ist der dritten Generation der RAF auf der Spur, als es in der Nachwendezeit in Berlin zu Hinweisen auf ein neues Attentat kommt. Die Ermittlungsarbeit wird vom Autor dabei sehr anschaulich dargestellt. Dahlmann, der Leiter des Treuhandsfonds, ist Anschlagsziel Nummer eins der letzten Generation der Roten Armee Fraktion. Wird es Kawert schaffen Dahlmann zu schützen?
André Georgi erzählt ein Stück deutsche Geschichte in fiktiver Form, hält sich aber immer an die historischen Gegebenheiten, was den Handlungsspielraum sehr einschränkt. Ganz nebenbei ist dem Autor aber auch Stück Gesellschaftskritik gelungen, denn auch heute noch ist der Umgang der Bevölkerung mit ihrem Terrorismus alles andere als „gut“. Ob das Buch wirklich notwendig war, oder ob ein gut recherchiertes Sachbuch über die Rote Armee Fraktion nicht „wichtiger“ gewesen wäre, obliegt nicht meiner Einschätzung. Ganz bestimmt ist das Buch aber ein wahnsinnig gutes Drehbuch für einen Film über „Die letzte Terroristin“ und André Georgi ist ja eigentlich auch Drehbuchautor.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Die Medizin des 19. Jahrhunderts

Der Horror der frühen Medizin
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Der Roman „Der Horror der frühen Medizin“ von Lindsey Fitzgerald ist mit dem Untertitel „Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner“ im Suhrkamp Verlag erschienen.
Die Medizin ...

Der Roman „Der Horror der frühen Medizin“ von Lindsey Fitzgerald ist mit dem Untertitel „Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner“ im Suhrkamp Verlag erschienen.
Die Medizin im 19. Jahrhundert ist mit der heutigen Medizin kaum noch zu vergleichen. Das Unwissen der Ärzte, die Operationsmethoden und die gängigen Heilmittel kann man sich so kaum noch vorstellen. Schmutz und Parasiten waren in den Krankenanstalten weit verbreitet und hygienisches Arbeiten war nahezu unbekannt. Nachdem die Autorin die Begebenheiten der Medizin im viktorianischen England beschrieben hat, widmet sie sich der Biografie eines herausragenden Chirurgs, Joseph Lister. Lister hat sich zum Ziel gesetzt dem Sterben der Patienten ein Ende zu bereiten. Von seinen Kollegen, wegen seiner Erkenntnisse der notwendigen Hygiene, belächelt darf er am Ende sogar die Queen selbst behandeln.
Ich arbeite selbst im Gesundheitswesen und kann das Buch, das die Medizin des 19. Jahrhunderts ungeschönt beschreibt, wirklich weiterempfehlen. Operationen und Wunden werden so bildhaft geschildert, dass ich beim Lesen sogar den Wundbrand riechen konnte. Besonders gefallen hat mir auch der realistische Einblick in die Lebensumstände der Londoner im viktorianischen Zeitalter. Dank „Der Horror der frühen Medizin“ konnte ich unsere Hygienerichtlinien und Standards wieder zu schätzen lernen.