Profilbild von velvetpuderzucker

velvetpuderzucker

Lesejury Star
offline

velvetpuderzucker ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit velvetpuderzucker über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2020

Sippenhaft im Zweiten Weltkrieg

Bis wir uns wiedersehen
0

Das historische Sachbuch „Bis wir uns wiedersehen“ von Catherine Bailey ist im wbg Theiss Verlag erschienen und erzählt die wahre Geschichte der Fey von Hassell.

Nach dem Attentat vom 20. Juli, im Dezember ...

Das historische Sachbuch „Bis wir uns wiedersehen“ von Catherine Bailey ist im wbg Theiss Verlag erschienen und erzählt die wahre Geschichte der Fey von Hassell.

Nach dem Attentat vom 20. Juli, im Dezember 1944 werden die beiden Söhne der Diplomatentochter Fey von Hassell von der SS entführt und unter falschen Namen an einen unbekannten Ort verschleppt. Fey von Hassell selbst kommt in Sippenhaft. Mehrere Wochen wird sie in eine Gefängniszelle gesperrt, bevor sie in verschiedene Konzentrationslager überstellt wird. Dabei weiß Fey von Hassell nie, ob sie auf Grund der Mittäterschaft ihres Vaters am Attentat auf Hitler, hingerichtet wird oder nicht. Himmler sieht zwar in den Sippenhäftlingen wertvolle Geiseln, weshalb sie in den Konzentrationslagern besser behandelt werden, als die anderen Häftlinge, doch ihr Schicksal ist ungewiss. Am meisten leidet Fey unter der Trennung zu ihren Söhnen, von denen sie nicht weiß, wo sie sind und ob es ihnen gut geht.

Die Autorin hat es geschafft, das Leben von Fey von Hassell so gut recherchiert und packend erzählt zu schreiben, dass man beim Lesen oftmals das Gefühl hat, kein Sachbuch sondern einen historischen Roman in Händen zu halten. An anderen Stellen wirkt das Buch auf Grund der vielen Daten und Fakten recht trocken, aber genau das macht den Erzählstil aus. Feys Geschichte wird von vielen historischen Fakten begleitet. Viele Karten und ein ausführliches Personenregister runden die Geschichte ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Mitreißend und emotional

Trümmermädchen
0

Das Buch „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein ist im Verlag Ullstein erschienen.

Das Buch beginnt im Jahr 1941. Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias in Köln auf. Matthias wird in ...

Das Buch „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein ist im Verlag Ullstein erschienen.

Das Buch beginnt im Jahr 1941. Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias in Köln auf. Matthias wird in den Krieg eingezogen und die Familienbäckerei wird bei einem Luftangriff zerstört. Und hier sind wir als LeserInnen bereits mitten im Geschehen. Die Autorin beschreibt die Kriegswirren so eindrucksvoll, dass ich die Sirene beim Luftangriff förmlich selbst hören konnte. Dann kommt der kälteste Winter des Jahrhunderts und auch hier konnte ich die Kälte und den Hunger, den Anna erleiden muss, fast selbst spüren. Anna schließt sich in dieser Not einer Schwarzmarktbande an und wird zur Kohlediebin.
Immer wieder wird auch Annas Tante Marie zur Hauptprotagonistin des Buches. Wir LeserInnen erfahren, wie schlecht sie vom Bäcker behandelt wird, bei dem sie Arbeit findet, nachdem die eigene Bäckerei in Trümmern liegt. Das Buch begleitet uns bis ins Jahr 1948, also bis nach dem Ende des Krieges. Anna und Marie halten unermüdlich an ihrem Traum fest, die Bäckerei wieder aufzubauen und Matthias wieder in die Arme zu schließen.

„Trümmermädchen“ ist ein sehr authentisches Buch, das unter die Haut geht. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich ein Buch das letzte Mal so emotional berührt hat und ich freue mich schon auf viele weitere Bücher der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2020

Migrant Superstars

Mama Superstar
0

Das Buch „Mama Superstar“ von den Migrant Kids Melisa Manrique und Manik Chander mit Illustrationen von Marta Pucci wurde 2019 von Migrant Mama GbR herausgegeben und beinhaltet elf Porträts von mutigen ...

Das Buch „Mama Superstar“ von den Migrant Kids Melisa Manrique und Manik Chander mit Illustrationen von Marta Pucci wurde 2019 von Migrant Mama GbR herausgegeben und beinhaltet elf Porträts von mutigen Frauen, die bedingungslose Liebe und kulturelle Vielfalt aufzeigen.
Mama Hareg flüchtet von Äthiopien nach Deutschland. Mama Mini kommt aus Indien. Mama Niceta zeigt Mut in einem neuen Leben in Italien. Mama Margrets Weg führt sie von Deutschland in die Niederlande. Erzählt werden die einzelnen Geschichten von den Töchtern, was das Buch ganz besonders macht. Die einfache Sprache ermöglicht es auch LeserInnen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, die einzelnen Lebenswege zu begleiten. Wie sind die einzelnen Mamas nach Deutschland gekommen? Wie konnten sie ein neues Leben beginnen und welche Hürden mussten sie dabei bewältigen? Wie ist es zwischen zwei Kulturen zu leben bzw. wie lassen sich die Kulturen verbinden?
Alle elf Porträts enden mit einem Rezept, so dass das Buch nicht nur spannende Lebensgeschichten erzählt, sondern auch Einzug in meiner Küche finden wird. Irakische gefüllte Weinblätter, Bulgur Pilavi und Mandarinen-Käsekuchen klingen doch unfassbar köstlich.
„Mama Superstar“ ist ein Plädoyer dafür, mit vielen verschiedenen Kulturen in Kontakt zu treten und macht Mut. Ich habe zwar keinen Migrationshintergrund, aber hatte nach dem Lesen des Buches das Bedürfnis, meine eigene Mama zu umarmen und einfach Danke zu sagen! Denn so unterschiedlich die Leben der einzelnen Frauen auch sind, sie alle wollen ihren Töchtern ein besseres Leben ermöglichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2020

Zeitgeschichte und Fiktion

Die Krieger
0

Der Kriminalroman „Die Krieger“ von Martin Maurer ist im Dumont Verlag erschienen.
München in den 80er-Jahren. In der Diskothek Liverpool im Bahnhofsviertel kommt es zu einem Brandanschlag mit zahlreichen ...

Der Kriminalroman „Die Krieger“ von Martin Maurer ist im Dumont Verlag erschienen.
München in den 80er-Jahren. In der Diskothek Liverpool im Bahnhofsviertel kommt es zu einem Brandanschlag mit zahlreichen Verletzten. Der Kriminalkommissar, Nick Marzek nimmt die Ermittlungen auf, die ihn zunächst ins Münchner Rotlichtmilieu führen. Doch dann wird den Ermittlern ein mit Hakenkreuz versehenes Bekennerschreiben von der Gruppe Ludwig zugespielt und Nick Marzek muss nach Italien reisen, um den Fall aufzuklären. Mit der Reinigungskraft, Graziella, die kurzer Hand als Dolmetscherin einspringt, bereist er italienische Ortschaften an denen ähnliche Verbrechen passiert sind und Rechtsextremismus und Faschismus wird plötzlich zum Thema.
Der Anschlag auf die Diskothek Liverpool hat 1984 tatsächlich stattgefunden und auch die Gruppe Ludwig ist keine fiktive Erfindung. Martin Maurer hat es geschafft, historische Tatsachen gut in eine fiktive Geschichte einzubauen. „Die Krieger“ ist meiner Meinung nach ein lesenswertes Buch, das uns LeserInnen auf eine abenteuerliche Reise durch Italien führt und den zeitgeschichtlichen Hintergrund näher bringt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2020

Die Chronologie einer Freundschaft

Dear Frederick! Lieber Mohr!
0

"Dear Frederick! Lieber Mohr!" von Klaus Körner ist im wbg Theiss Verlag mit dem Untertitel „Friedrich Engels und Karl Marx in Briefen.“ erschienen.

Der Autor Klaus Körner hat aus über 1600 erhaltenen ...

"Dear Frederick! Lieber Mohr!" von Klaus Körner ist im wbg Theiss Verlag mit dem Untertitel „Friedrich Engels und Karl Marx in Briefen.“ erschienen.

Der Autor Klaus Körner hat aus über 1600 erhaltenen Briefen eine Auswahl getroffen, die tiefe Einblicke in das Leben von Friedrich Engels und Karl Marx geben, von Berichten über den Gesundheitszustand von Kindern und Ehefrau bis hin zu Hinweisen über pikante Affären. Das Buch liefert so eine Chronologie der berühmten Freundschaft.

Im Buch können LeserInnen den Briefwechsel von Friedrich Engels und Karl Marx mit detaillierten Kommentaren lesen und bekommen so einen guten Einblick in die Biografie der beiden und die Entstehung des Buches „Das Kapital“. Klassenkampf und Arbeiterbewegung sind wichtige Grundpfeiler der Briefe.

Nachdem sich Engels und Marx im Jahr 1844 kennengelernt haben, war ihnen schnell klar, dass sie ähnliche Ansichten zu vielen Themen haben. Beleuchtet wird auch Marx Geldmangel, denn ihm und seiner Familie mangelte es oft am Nötigsten. Engels als Unternehmer in Manchester unterstützte den in London lebenden Autor immer wieder finanziell, um die Arbeit an „Das Kapital“ voranzutreiben. Aber nicht nur der Briefwechsel der beiden bekommt in diesem Buch eine Bühne, auch Engels Grabrede für Marx bekommt ihren Platz und hebt noch einmal die Bedeutung der Freundschaft der beiden hervor.

Besonders gut hat mir auch das Literaturverzeichnis am Ende des Buches gefallen, das auf weiterführende Literatur hinweist und mir sicher noch viele Lesestunden bereiten wird. Denn auch heute noch wollen Menschen in erster Linie essen, trinken, wohnen und sich kleiden. So bleibt Karl Marx Meinung weiterhin aktuell und Forderung der Arbeiterbewegung von heute: leistbares Wohnen und Arbeit, von der man gut leben kann.

Der kommentierte Briefwechsel lässt die LeserInnen nicht nur an der Entstehung der Werke von Marx und Engels teilhaben, sondern ist auch ein aufschlussreiches Dokument des 19. Jahrhunderts, denn die beiden erwähnen in ihren Briefen auch immer wieder das aktuelle Weltgeschehen. Nur wer Frederick und wer Mohr ist, sollten zukünftige LeserInnen selbst herausfinden. Das Lesen lohnt sich auf alle Fälle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere