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Veröffentlicht am 29.05.2024

Auf dem Weg ins Leben

Alles auf Anfang
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Man stelle sich mal vor, man hat eine Firmenpleite und eine Privatinsolvenz hinter sich. Aber das ist noch nicht alles. Das Eigenheim muss verlassen werden und zudem ist die Ehe zerrüttet. Alle tragenden ...

Man stelle sich mal vor, man hat eine Firmenpleite und eine Privatinsolvenz hinter sich. Aber das ist noch nicht alles. Das Eigenheim muss verlassen werden und zudem ist die Ehe zerrüttet. Alle tragenden Säulen des Leben sind eingestürzt, man steht vor einem Scherbenhaufen, sieht keinen Hoffnungsschimmer mehr. Man weiß einfach nicht mehr, wie es weitergehen soll. Alles scheint dunkel und trüb zu sein, eine tiefe Depression hält einen gefangen. So erging es dem Autor Thilo Wagner.


Doch da gab es auch Lichtblicke: Mutmacher in seinem Umfeld, die ihn unterstützen und aus diesem tiefen Loch, in das er gefallen ist, herauszuholen. Er versucht einen Neustart und macht sich auf zum Camino, eine Pilgerreise, ein 800km langer Weg, bei dem du seinen Ballast abwerfen und sich neu finden kann. Ein Weg, der ihn nicht nur physisch, sondern auch mental fordert. Der ihn aber auch stärkt. Dies ist eine ganz persönliche Geschichte, die Thilo Wagner erlebt und in diesem Buch festgehalten hat. Er beschreibt, wie er nach diesem Absturz wieder ins Leben und auch zu seinem Glauben zurückgefunden hat. Beschreibt seine Erlebnisse, seine Gefühle, sehr viele seiner Begegnungen. Menschen, die im Mut machten, Menschen, denen er Mut machen konnte und wie er es geschafft hat, nach und nach den seelischen Ballast hinter sich zu lassen, neuen Mut zu fassen und einen Neuanfang zu wagen.

Eine beeindruckende und ans Herz gehende Geschichte, ein mutmachendes Buch. Thilo Wagner öffnet sich, zeigt seine Verletzlichkeit, aber auch seine Stärke. Und er zeigt, was der Glaube bewirken kann. Wieder ein wichtiges Zeugnis davon, wie der Camino einen Menschen helfen und heilen kann.

Träumst du auch mal davon zu pilgern? Ich würde es gerne auch einmal wagen. Ich habe schon einige andere Bücher darüber gelesen und jedes ist einzigartig und ganz besonders beeindruckend.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Spannende Unterhaltung

Ins Herz geprägt
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INS HERZ GEPRÄGT ist ein spannender historischer Krimi, der 1883/1884 in Cincinnati/Ohio spielt. Es dreht sich alles um eine Geldfälscherbande, die vor nichts zurück schreckt, aber auch die Liebe und weitere ...

INS HERZ GEPRÄGT ist ein spannender historischer Krimi, der 1883/1884 in Cincinnati/Ohio spielt. Es dreht sich alles um eine Geldfälscherbande, die vor nichts zurück schreckt, aber auch die Liebe und weitere Verwicklungen spielen eine große Rolle, so dass es dadurch abwechslungsreich und jederzeit fesselnd bleibt.
Crystal Caudill, die Autorin, hat einen ganz besonderen Erzählstil, der einerseits ganz genau zu dieser Zeit und diesen fiktiven historischen Figuren passt, anderseits liest es sich aber auch überaus authentisch, ist sehr bildhaft, sehr unterhaltsam und fesselnd. . Auch die ein oder andere humorvolle Szene fehlte nicht. Am Anfang der Geschichte muss man sich zwar etwas einfinden in die Figuren, ich dachte anfangs erst, es gäbe einen Vorgängerband, aber das Gefühl legt sich rasch und man ist mitten drin im Geschehen. Alles erklärt sich dann schnell von selbst. Ich mochte die Hauptfigur Theresa sehr gerne. Sie ist mutig, hat ihr Herz auf dem richtigen Fleck und kämpft um ihr Glück, auch wenn ihr so einige Steine und Probleme in den Weg gelegt werden.

Theresa, die seit sie Vollwaise ist, bei ihrem Großvater lebt, versucht verzweifelt die Schulden, die sich angehäuft haben, mit Malaufträgen zu begleichen. Doch die Schulden ihres Großvaters sind nicht dessen einziges Problem, wie sich schnell herausstellt. Zwielichtige Gestalten fordern mehr von ihm und schrecken vor nichts zurück. Theresa hat mehr aus dem Gefühl, die Familienehre zu bewahren, zugestimmt den wohlhabenden Edward zu heiraten, doch die Hochzeit zögert sie immer weiter hinaus, denn eigentlich ist sie immer froh, wenn er nicht da ist.
Als ihr ehemaliger Verlobter Broderick, der inzwischen für den Secret Service arbeitet, auf den Geldfälscherring angesetzt wird, treffen die beiden das erste Mal seit sechs Jahren wieder aufeinander. Die Gefühle der beiden füreinander sind noch nicht erloschen, das bemerken sie schnell, auch wenn ihre Trennung damals die Folge von dramatischen Ereignissen war. Können sie einander wieder vertrauen? Und vor allem: Werden sie die kriminellen Machenschaften aufdecken können?

Ein Roman, in dem es auch um den christlichen Glauben, um Hoffnung auch in schwierigen Zeiten und um die Kraft von Vergebung geht. Von mir eine Leseempfehlung für alle die historische Romane lieben.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Eintauchen in die Vergangenheit

Die Kranichfrauen
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Der historische Roman spielt im Sommer 1947 am Ammersee. Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, der Ammersee liegt in der amerikanischen Besatzungszone. In der fiktiven Geschichte der Autorin Renate Greil ...

Der historische Roman spielt im Sommer 1947 am Ammersee. Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, der Ammersee liegt in der amerikanischen Besatzungszone. In der fiktiven Geschichte der Autorin Renate Greil (sie hat unter "Thea Fischer bereits zwei Kriminalromane, die am Ammersee spielen veröffentlicht) wird ein ehemaliger Yachtclub am See , der von den Amerikanern beschlagnahmt worden ist, wird von diesen zu einem Jugendclub umgewandelt. Kinder aus der Umgebung sollen hier u.a segeln und schwimmen lernen und werden verpflegt. Dafür bedarf es Betreuer. Anna aus dem nahegelegenen Örtchen und Paula aus München werden neben den ehemaligen Soldaten Dietrich und Wolf von den amerikanischen Soldaten engagiert. Die beiden Frauen haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie diesen Job angetreten haben. Doch beide suchen ihre Freiheit von familiären Erwartungen und Zwängen. Paula, deren Familie Jahrzehnte eng mit dem Yachtclub verbunden ist, ist wagemutig und ihr liegt das Segeln im Blut. Das schönste und größte Segelschiff im Yachtclub, die Kranich, gehörte einst ihrer Familie. Anna hingegen ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls mutig, einfallsreich und geschickt. Doch schon schnell nach Dienstantritt stellt sich heraus, dass die beiden Frauen auch hier mit ihrer Rolle zu kämpfen haben, denn sie haben sich mehr vorgestellt, als nur mit dem Mädchen zu malen oder zu basteln. Gemeinsam kämpfen sie für ihre Unabhängigkeit, mehr Zuständigkeit und insbesondere für „ihr“ Segelschiff, die Kranich.

Der Roman von Renate Greil hat mich in eine nicht allzu ferne Vergangenheit versetzt. In eine Zeit kurz nach dem Krieg, als die meisten Frauen wieder in ihre alten Rollen zurück gedrängt wurden, als viele Männer gefallen, vermisst oder verwundet waren, Lebensmittel knapp und die neue Demokratie sich erst im Aufbau befand. Der Roman lässt diese Zeit authentisch wieder aufleben, verpackt in eine fesselnde Geschichte über zwei starke junge Frauen in einem Sommer am Ammersee. Es geht um die große Liebe und Sehnsüchte, das alltägliche Leben, mutige Entscheidungen, aber auch um die Schatten der Vergangenheit. Ein toller Mix, eingebettet in eine fesselnde Geschichte, bei dem mir die zwei Frauen richtig ans Herz gewachsen sind.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Fesselnder, humorvoller Krimi mit Tiefgang

Mord am Lago Maggiore
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Ein humorvoller, abwechslungsreicher und fesselnder Krimi, den ich richtig gerne gelesen habe, nicht nur weil ich den Schreibstil der Autorin Alexandra Holenstein so gerne mag. Schon ihre Vorgängerromane ...

Ein humorvoller, abwechslungsreicher und fesselnder Krimi, den ich richtig gerne gelesen habe, nicht nur weil ich den Schreibstil der Autorin Alexandra Holenstein so gerne mag. Schon ihre Vorgängerromane (die ganz unabhängigen Romane "Das Heinrich Problem und Auszeit bei den Abendrots) haben mich begeistert, ihr trockener, teils schwarzer Humor in Verbindung mit tiefsinnigem Inhalt, ist immer wieder eine gelungene Kombi.

Auch hier, im aktuellen Roman. Diesmal also ein Krimi. Ein Mord in einer malerischen Landschaft am Lago Maggiore. Herbert Kummer wird tot aufgefunden. Er hat sich Zeit seines Lebens nicht nur Freunde gemacht, eine Art und Weise, wie er mit seinen Mitmenschen umging,, hat so manchen zur Weißglut getrieben. Aber wer geht soweit und begeht einen Mord? Als er vergiftet von seiner Schwiegertochter Tabea aufgefunden wird, kommen gleich eine ganze Reihe von Personen als Täter oder Täterin in Frage. Tabea kann es nicht unterdrücken, ihre Neugier, ihre Fragen, ihr Spürsinn lassen sie selbst Ermittlungen anstellen, nicht ahnend, dass sie sich dabei selbst in Gefahr begibt. Als (ahnungsloser) Leser begibt man sich mit ihr auf Spurensuche, kann mitraten und seine eigenen Vermutungen anstellen. Es bleibt die ganze Zeit spannend.

Neben dem kriminalistischen Inhalt geht es im Roman aber auch um die Beziehung zwischen Tabea und ihrem Ehemann Ludwig, um Familie, Freunde, die beeindruckende Landschaft und manch andere interessante Nebenschauplätze. Alles zusammen ergibt wieder eine gelungene Mischung aus Spannung und Tiefgang. Alexandra Holenstein schildert die meiste Zeit aus Sicht von Tabea, so dass wir ihre Gefühle, ihren Antrieb, ihre Gedanken, verfolgen können. Und das alles sehr authentisch. Ich konnte mir sie so gut vorstellen, mich in sie hineinversetzen. Als Gegenpart gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Ludwig und das rundet das ganze Bild ab, weil man dadurch auch Einblicke in seine Gedanken und Beweggründe bekommt.

Fazit: ein spannender und trotzdem sehr humorvoller Kriminalroman mit Tiefgang und authentischen Figuren !!

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Drei Frauen, drei Generationen und ein Band, das sie verbindet

Der Sommer, in dem alles begann
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Ein kleines Dorf in der Bretagne. Drei Frauen aus drei Generationen, tragisch miteinander verknüpft.

Ich habe anfangs ein bisschen gebraucht, um in diese besondere Geschichte hineinzukommen. Doch dann ...

Ein kleines Dorf in der Bretagne. Drei Frauen aus drei Generationen, tragisch miteinander verknüpft.

Ich habe anfangs ein bisschen gebraucht, um in diese besondere Geschichte hineinzukommen. Doch dann war ich gefesselt und fasziniert. Von der Sprache, diesen vielen tiefsinnigen Sätzen, in denen so viel Lebensweisheiten stecken und den ganz besonderen Figuren in diesem Roman. Die Handlung spielt in den Jahren 1947 und 1994. Claire Léost erzählt die Geschichte von Odette, Marguerite und Hélène, deren Wege sich auf schicksalsreiche Weise kreuzen.

Da ist einmal die junge Odette, die es nach dem Tod ihrer Eltern wagt ihr Glück in Paris zu suchen. Margeruite, die 1994 auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter genau in dem Dorf landet, das Odette einst verlassen hatte. Und da ist die Hélène, die 16jährige, die noch nicht weiß, welchen Weg sie gehen möchte. Es geht um Liebe, Familienbande, Zugehörigkeitsgefühle, Heimat, Unabhängigkeit, Verbitterung, zerplatzte Träume, Verluste und um die Kraft der Literatur.

Ein kraftvoller Roman, der mich sehr beeindruckt hat und mich sehr fesseln konnte. Einer, den man immer wieder auch nach dem durchlesen in die Hand nimmt, um darin zu blättern und einige Passagen erneut zu lesen. Gerade den Anfang noch einmal verinnerlichen, mit dem Verständnis der ganzen Geschichte versteht man nun umso mehr. Es ist ein Roman, der trotz seiner nur 234 Seiten doch so eine Fülle von Textstellen enthält, die man sich anstreichen möchte, die man sich bewahren möchte. Es sind so viele tiefgründige Aussagen, fast poetisch anmutende Worte, die mich berühren konnten. Die tragische Geschichte hallt noch eine ganze Weile in mir nach.

"Jetzt aber, vernichtend geschlagen von dem übermächtigen Gegner, erkennt sie, dass es auf manche Fragen keine Antwort gibt und für manche Probleme keine Lösung. Manchmal geht es einfach nicht. Manchmal darf man weinen." (S. 161)

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