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Veröffentlicht am 10.05.2024

Eintauchen in die Vergangenheit

Die Kranichfrauen
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Der historische Roman spielt im Sommer 1947 am Ammersee. Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, der Ammersee liegt in der amerikanischen Besatzungszone. In der fiktiven Geschichte der Autorin Renate Greil ...

Der historische Roman spielt im Sommer 1947 am Ammersee. Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, der Ammersee liegt in der amerikanischen Besatzungszone. In der fiktiven Geschichte der Autorin Renate Greil (sie hat unter "Thea Fischer bereits zwei Kriminalromane, die am Ammersee spielen veröffentlicht) wird ein ehemaliger Yachtclub am See , der von den Amerikanern beschlagnahmt worden ist, wird von diesen zu einem Jugendclub umgewandelt. Kinder aus der Umgebung sollen hier u.a segeln und schwimmen lernen und werden verpflegt. Dafür bedarf es Betreuer. Anna aus dem nahegelegenen Örtchen und Paula aus München werden neben den ehemaligen Soldaten Dietrich und Wolf von den amerikanischen Soldaten engagiert. Die beiden Frauen haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie diesen Job angetreten haben. Doch beide suchen ihre Freiheit von familiären Erwartungen und Zwängen. Paula, deren Familie Jahrzehnte eng mit dem Yachtclub verbunden ist, ist wagemutig und ihr liegt das Segeln im Blut. Das schönste und größte Segelschiff im Yachtclub, die Kranich, gehörte einst ihrer Familie. Anna hingegen ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls mutig, einfallsreich und geschickt. Doch schon schnell nach Dienstantritt stellt sich heraus, dass die beiden Frauen auch hier mit ihrer Rolle zu kämpfen haben, denn sie haben sich mehr vorgestellt, als nur mit dem Mädchen zu malen oder zu basteln. Gemeinsam kämpfen sie für ihre Unabhängigkeit, mehr Zuständigkeit und insbesondere für „ihr“ Segelschiff, die Kranich.

Der Roman von Renate Greil hat mich in eine nicht allzu ferne Vergangenheit versetzt. In eine Zeit kurz nach dem Krieg, als die meisten Frauen wieder in ihre alten Rollen zurück gedrängt wurden, als viele Männer gefallen, vermisst oder verwundet waren, Lebensmittel knapp und die neue Demokratie sich erst im Aufbau befand. Der Roman lässt diese Zeit authentisch wieder aufleben, verpackt in eine fesselnde Geschichte über zwei starke junge Frauen in einem Sommer am Ammersee. Es geht um die große Liebe und Sehnsüchte, das alltägliche Leben, mutige Entscheidungen, aber auch um die Schatten der Vergangenheit. Ein toller Mix, eingebettet in eine fesselnde Geschichte, bei dem mir die zwei Frauen richtig ans Herz gewachsen sind.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Fesselnder, humorvoller Krimi mit Tiefgang

Mord am Lago Maggiore
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Ein humorvoller, abwechslungsreicher und fesselnder Krimi, den ich richtig gerne gelesen habe, nicht nur weil ich den Schreibstil der Autorin Alexandra Holenstein so gerne mag. Schon ihre Vorgängerromane ...

Ein humorvoller, abwechslungsreicher und fesselnder Krimi, den ich richtig gerne gelesen habe, nicht nur weil ich den Schreibstil der Autorin Alexandra Holenstein so gerne mag. Schon ihre Vorgängerromane (die ganz unabhängigen Romane "Das Heinrich Problem und Auszeit bei den Abendrots) haben mich begeistert, ihr trockener, teils schwarzer Humor in Verbindung mit tiefsinnigem Inhalt, ist immer wieder eine gelungene Kombi.

Auch hier, im aktuellen Roman. Diesmal also ein Krimi. Ein Mord in einer malerischen Landschaft am Lago Maggiore. Herbert Kummer wird tot aufgefunden. Er hat sich Zeit seines Lebens nicht nur Freunde gemacht, eine Art und Weise, wie er mit seinen Mitmenschen umging,, hat so manchen zur Weißglut getrieben. Aber wer geht soweit und begeht einen Mord? Als er vergiftet von seiner Schwiegertochter Tabea aufgefunden wird, kommen gleich eine ganze Reihe von Personen als Täter oder Täterin in Frage. Tabea kann es nicht unterdrücken, ihre Neugier, ihre Fragen, ihr Spürsinn lassen sie selbst Ermittlungen anstellen, nicht ahnend, dass sie sich dabei selbst in Gefahr begibt. Als (ahnungsloser) Leser begibt man sich mit ihr auf Spurensuche, kann mitraten und seine eigenen Vermutungen anstellen. Es bleibt die ganze Zeit spannend.

Neben dem kriminalistischen Inhalt geht es im Roman aber auch um die Beziehung zwischen Tabea und ihrem Ehemann Ludwig, um Familie, Freunde, die beeindruckende Landschaft und manch andere interessante Nebenschauplätze. Alles zusammen ergibt wieder eine gelungene Mischung aus Spannung und Tiefgang. Alexandra Holenstein schildert die meiste Zeit aus Sicht von Tabea, so dass wir ihre Gefühle, ihren Antrieb, ihre Gedanken, verfolgen können. Und das alles sehr authentisch. Ich konnte mir sie so gut vorstellen, mich in sie hineinversetzen. Als Gegenpart gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Ludwig und das rundet das ganze Bild ab, weil man dadurch auch Einblicke in seine Gedanken und Beweggründe bekommt.

Fazit: ein spannender und trotzdem sehr humorvoller Kriminalroman mit Tiefgang und authentischen Figuren !!

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Drei Frauen, drei Generationen und ein Band, das sie verbindet

Der Sommer, in dem alles begann
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Ein kleines Dorf in der Bretagne. Drei Frauen aus drei Generationen, tragisch miteinander verknüpft.

Ich habe anfangs ein bisschen gebraucht, um in diese besondere Geschichte hineinzukommen. Doch dann ...

Ein kleines Dorf in der Bretagne. Drei Frauen aus drei Generationen, tragisch miteinander verknüpft.

Ich habe anfangs ein bisschen gebraucht, um in diese besondere Geschichte hineinzukommen. Doch dann war ich gefesselt und fasziniert. Von der Sprache, diesen vielen tiefsinnigen Sätzen, in denen so viel Lebensweisheiten stecken und den ganz besonderen Figuren in diesem Roman. Die Handlung spielt in den Jahren 1947 und 1994. Claire Léost erzählt die Geschichte von Odette, Marguerite und Hélène, deren Wege sich auf schicksalsreiche Weise kreuzen.

Da ist einmal die junge Odette, die es nach dem Tod ihrer Eltern wagt ihr Glück in Paris zu suchen. Margeruite, die 1994 auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter genau in dem Dorf landet, das Odette einst verlassen hatte. Und da ist die Hélène, die 16jährige, die noch nicht weiß, welchen Weg sie gehen möchte. Es geht um Liebe, Familienbande, Zugehörigkeitsgefühle, Heimat, Unabhängigkeit, Verbitterung, zerplatzte Träume, Verluste und um die Kraft der Literatur.

Ein kraftvoller Roman, der mich sehr beeindruckt hat und mich sehr fesseln konnte. Einer, den man immer wieder auch nach dem durchlesen in die Hand nimmt, um darin zu blättern und einige Passagen erneut zu lesen. Gerade den Anfang noch einmal verinnerlichen, mit dem Verständnis der ganzen Geschichte versteht man nun umso mehr. Es ist ein Roman, der trotz seiner nur 234 Seiten doch so eine Fülle von Textstellen enthält, die man sich anstreichen möchte, die man sich bewahren möchte. Es sind so viele tiefgründige Aussagen, fast poetisch anmutende Worte, die mich berühren konnten. Die tragische Geschichte hallt noch eine ganze Weile in mir nach.

"Jetzt aber, vernichtend geschlagen von dem übermächtigen Gegner, erkennt sie, dass es auf manche Fragen keine Antwort gibt und für manche Probleme keine Lösung. Manchmal geht es einfach nicht. Manchmal darf man weinen." (S. 161)

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Macht Lust auf mehr/Meer

Marconi und der tote Krabbenfischer
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Ein fesselnder Nordseekrimi, der mir richtig gut gefallen hat. Der Auftakt einer neuen Reihe von Daniele Palu.

Gleich zu Anfang gibt es einen toten Krabbenfischer, weitere rätselhafte Vorkommnisse in ...

Ein fesselnder Nordseekrimi, der mir richtig gut gefallen hat. Der Auftakt einer neuen Reihe von Daniele Palu.

Gleich zu Anfang gibt es einen toten Krabbenfischer, weitere rätselhafte Vorkommnisse in St.-Peter-Ording folgen und sorgen für ordentlich Spannung. Dazu gibt es mit Massimo Marconi eine sehr interessante und vielschichtige Hauptfigur. Der Münchner mit italienischen Wurzeln ist der neue Leiter der Polizeistation im Küstenort. Nach dem Tod seines Bruders hat er nun die Verantwortung für seine 12jährige Nichte und seinen 8jährigen Neffen, die nun Vollwaisen sind, übernommen, was ihn, der vor festen Bindungen bislang reißaus genommen hat, vor erhebliche Herausforderungen stellt. Massimo muss also den Kulturschock des Umzugs aus der süddeutschen Großstadt ins norddeutsche Kleinstädtchen überwinden, seine freiwillige Degradierung vom Kriminalkommissar zum Streifenpolizist ertragen und sich auch noch an seine neue Rolle als Erzieher gewönnen. Zum Glück hat er mit Eva und Jens taffe Kollegen, die ihn in allen Bereichen unterstützen, auch wenn er seine Kompetenzen gleich zu Anfang weit überschreitet.

Dieser Krimi ist eine gelungene Mischung aus feinem Humor, aufregenden Ereignissen in und um St-Peter-Ording und so einigen zwischenmenschlichen Spannungen. Es wurde mir beim Lesen nie langweilig, ich bin durch die Seiten geflogen und nun freue ich mich auf weitere Marconi-Fälle, denn einige private Begebenheiten bleiben am Ende noch offen.


Hervorzuheben sind noch der lockere Schreibstil, die abwechslungsreichen Kapitel, die neugierig machenden humorvollen Kapitelüberschriften, die Szenen, in denen gekocht wird und die angehängten Rezepte, sowie das Nachwort mit dem Bezug zu realen Ereignissen. Zudem wecken die Beschreibungen der Landschaft die Reiselust. Ein rundherum gelungener Krimi, der Lust auf mehr/Meer macht!!!!

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Eine grandiose Geschichte

Das andere Tal
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Eine wahrhaft grandiose Geschichte! Eine, die zum Nachdenken anregt über Chancen, Vergangenheit und darüber, was wäre, wenn man in seine Vergangenheit eingreifen könnte. Was wäre, wenn das Leben parallel ...

Eine wahrhaft grandiose Geschichte! Eine, die zum Nachdenken anregt über Chancen, Vergangenheit und darüber, was wäre, wenn man in seine Vergangenheit eingreifen könnte. Was wäre, wenn das Leben parallel ablaufen würde? Autor Scott Alexander Howard hat ein Gedankenspiel in einem gelungenen Debütroman zum Leben erweckt. Eine fantastische und fesselnde Geschichte; Stell dir vor, dein Leben würde sich auf ein Tal beschränken. Hinter den Bergen auf der westlichen Seite existiert ein identisches Tal, alles ist gleich, doch dort spielt sich alles 20 Jahre früher ab, ähnlich verhält es sich auf der Ostseite, nur 20 Jahre in die Zukunft. Alle Täler sind hermetisch abgeriegelt, Besuche (ohne direkten Kontakt, zum „Schauen“) sind nur in Einzelfällen und inkognito bei bestimmten Trauerfällen gestattet. Als die 16jährige Odile Besucher aus der Zukunft zufällig erkennt, weiß sie, dass ihrem Mitschüler Edme etwas zustoßen wird. Doch sie darf ihn nicht warnen, darf nicht in das (zukünftige) Geschehen eingreifen, darf die Zukunft nicht verändern. Was wäre jedoch, wenn sie ihr Schweigen bräche?

Es wird aus Sicht der jungen und im zweiten Abschnitt der älteren Odile erzählt. Gedankenspiele entstehen, wie ein einzelnes Ereignis Lebensläufe verändert und wie es hätte anders aussehen können. Wie wäre es, wenn wir unserem älteren oder jüngeren ich etwas ausrichten könnten? Eine Warnung zb oder einen Ratschlag?

Ich konnte mir diese Welt beim Lesen richtig gut vorstellen, auch wenn es weder einen Hinweis auf eine bestimmte Zeit gibt (es fahren allerdings Autos, es gibt aber nur Radio und kein Handy ), wo genau diese Täler liegen, wird auch nicht näher beschrieben. Aber all das ist auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist die Handlung, die Figuren, die Veränderungen, die sie durchmachen. Und diese Geschichte hat mich richtig gepackt. Mir Stoff zum Nachdenken gegeben, mich beschäftigt und berührt. Über diese Geschichte habe ich am Ende noch eine Weile nachgedacht, an die vielen anscheinend losen Fäden gedacht , die am Ende so perfekt verknüpft wurden. Der Autor hat in Philosophie promoviert und das merkt man diesem Roman an. Und dabei liest sich dieser Roman wie ein spannender Krimi, auch wenn es sich hier nicht um einen Mordfall handelt. Es geht um Gefühle, Hoffnung, Liebe , Willensstärke, Schicksal und Mut. Ein tolles Debüt Eine fesselnde Lektüre!

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