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Veröffentlicht am 29.03.2019

Abwechslungsreicher Roman mit Tiefgang

Die Fliedertochter
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Der neue Roman von Teres Simon (Die Oleanderfrauen, die Holunderschwestern) spielt wieder auf zwei Zeitebenen.

1936, die Lage in Deutschland wird für die Sängerin und Halbjüdin Luzie immer gefährlicher, ...

Der neue Roman von Teres Simon (Die Oleanderfrauen, die Holunderschwestern) spielt wieder auf zwei Zeitebenen.

1936, die Lage in Deutschland wird für die Sängerin und Halbjüdin Luzie immer gefährlicher, noch weiß keiner von ihren jüdischen Wurzeln, denn nach dem frühen Tod ihrer Eltern, wuchs sie zwar bei den Großeltern in Berlin auf, doch ihre Tante in Wien hatte sie damals formal adoptiert. Gedrängt von den Großeltern begibt sie sich auf die Fahrt ins Unbekannte. In Wien bekommt sie schnell Anschluß an Familie, ein neues Engagement und lernt den charismatischen Bela kennen und lieben. Doch es dauert nicht lange, da fangen auch in Wien die Probleme an und durch den Anschluß Österreichs an das Dritte Reich und den ausbrechenden Weltkrieg wird Luzies Lage von Jahr zu Jahr prekärer.

2018 macht sie Paulina Wilke von Berlin auf nach Wien. Sie ist auf Spurensuche, sie reist für ihre mütterliche Freundin Toni, die gesundheitlich nicht in der Lage dazu ist. Das Tagebuch von Luzie wartet in Wien auf sie. Was hat es damit auf sich, warum soll Toni es unbedingt bekommen, aber vor allem, was hat Luzie alles erlebt?

Die Autorin nimmt den Leser durch Paulina mit auf die Reise in die Vergangenheit. Immer wieder, Stück für Stück, liest Paulina in dem Buch, dadurch wird das Leben von Luzie wieder aufgerollt. Paulina hingegen entdeckt nebenbei Wien, geht mit Tamás und Moritz auf Spurensuche, entdeckt die Stätten, die Luzie in ihrem Tagebuch beschreibt.


Meinung:
Das Tagebuch mit der Geschichte von Luzie geht unter die Haut, man fühlt mit, man leidet vor allem mit, man taucht tief in die Geschichte ein. Die Erlebnisse von Paulina sind emtional schwächer, sie kommt mir etwas farbloser vor, dabei geht es auch um ihre eigene Spuren, für sie wird durch diese Reise sich ebenfalls viel verändern. Dei Verknüpfung der verschiedenen Frauenschiksale im Roman macht ist aber sehr gut gelungen und passt zusammen.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass es ein paar kleinere Stellen gibt, die m.E. unrealsistisch sind, die man allerdings als Autorenfreiheit interpretieren kann, um die Geschichte aufzupeppen oder die beiden Epochen schriftstellerisch verbinden zu können. Man kann als Leser der Dramaturgie wegen allerdings auch darüber hinwegsehen.
Sehr gut gefallen hat mir übrigens der kleine Nebenstrang, der sich um Paulines Mutter Simone dreht und der derm aktuellen Zeitgeschehen doch noch einen sehr gefühlvollen Touch gibt.

Die Autorin Teresa Simon weiß mit Worten umzugehen, man liest die fast 500 Seiten relativ zügig, weil eine Grundspannung immer vorhanden ist. Durch die immer wieder einsetztenden Perspektivwechsel möchte man kaum aufhören zu lesen, da man schon früh ahnt, dass es auch sehr bittere und sehr traurige Abschnitte geben wird. Und die kommen auch. Je weiter man in das Leben der Frauen eingedrungen ist, desto mehr möchte man erfahren, aber fürchtet auch das Ende.


Ein Nachwort der Autorin rollt die Geschichte noch einmal kurz auf und beleuchtet ihre Recherchen. Abgerundet wird das Buch mit leckeren österreichischen Rezepten zum Nachkochen und Nachbacken.

Ein Roman, den ich gerne weiterempfehle und den ich mit 4,5 Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Tragische und gefühlvolle Geschichte

Dein fremdes Herz
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Eigentlich läuft im Leben von Nela alles nach Norm. Sie vergräbt sich in ihrer Arbeit in der Rechtsanwaltskanzlei, Leben drum herum findet kaum statt. Ihre Mutter ist dement, ihre einzige Freundin hat ...

Eigentlich läuft im Leben von Nela alles nach Norm. Sie vergräbt sich in ihrer Arbeit in der Rechtsanwaltskanzlei, Leben drum herum findet kaum statt. Ihre Mutter ist dement, ihre einzige Freundin hat Mann und Kind und daher auch nicht so viel Zeit für Nela. Doch dann ändert ein Paket alles. Ein Paket, das sie von Ellen, der zweiten Frau ihres Vaters bekommt, unerwartet, ein Paket voller Briefe. Diese Briefe bringen in Nelas Leben alles durcheinander. Dabei ist Nela doch so versessen auf Ordnung und mag Überraschungen gar nicht. Vor allem will sie das überhaupt? Will sie die Briefe lesen und mehr über ihren Vater erfahren, der schon 18 Jahre lang tot ist und der damals nicht nur ihre Mutter verlassen hat, sondern auch sie, die damals 12jährige, und sich nie mehr gemeldet hat.

Doch Nela ist neugierig geworden und reist mit den ungelesenen Briefen an den Ort an die Ostsee, den Ellen ihr genannt hat, denn dort wohnt ein junger Mann mit Spenderherz, das er seit dem Todestag von Nelas Vater hat. Da Ellen seine Organe zur Organspende freigegeben hat, kann das doch kein Zufall sein, oder?

Die Reise ist für Nela eine Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft zugleich. Sie stellt sich ihrem Vater und zeitgleich überdenkt sie ihr Leben und dabei lernt sie Maximilian, dem Mann mit dem Spenderherz, näher kennen. Doch wann traut sie sich ihm ihre Vermutungen zu sagen? Je länger sie wartet, desto schwieriger wird es.

Das Buch erzählt aus Sicht von Nela, wir erleben die unsichere Frau, die ihre Wunden, die sie in der Kindheit bekommen hat, nicht vergessen kann. Wir begleiten sie auf ihrer Reise, erleben ihre Gefühle und Gedanken. Zeitgleich werden immer wieder nach und nach die Briefe von Ellen eingestreut, die Nela peu á peu liest. Ellen hat diese Briefe am Krankenbett von ihrem Mann Hannes, Nelas Vaters, geschrieben. Durch sie erfahren wir immer mehr, wer Hannes war und am Schluß auch, wieso und warum alles so gekommen war. Diese Briefe strotzen nur so vor traurigen, aber auch sehr gefühlvollen Gedanken, sie beschreiben eine Liebe und das Ende eines Lebens und gehen dem Leser sehr zu Herzen.

In der Gegenwart erleben wir die unsichere Nela, die sehr komplex ist, die erst nach und nach auftauen muss, die niemanden an sich heran lässt und im Gegenteil Angst vor so vielem hat. Auch vor dem, was sie durch diese Briefe erfahren könnte. Doch sie stellt sich, verändert sich, und doch kann sie nicht aus ihrer Haut und macht daher auch einige Fehler.

Kati Seck hat eine sehr gefühlvolle und nachdenkliche Geschichte geschrieben, bei der mir vor allem Ellens Briefe am besten gefallen haben. Mit Nela - mit all ihren Komplexen -, konnte ich nicht ganz so warm werden, auch wenn ich ihre Traumata verstehen kann. Bei der Handlung hier hätte für mir etwas mehr Dynamik gewünscht, anderseits passt aber auch die Lethargie, die sie an den Tag legt, auch zu der Figur. Die Autorin hat es allerding geschafft, dass Umfeld, Landschaft und auch die Protagonisten, für das Leserauge vorstellbar waren und dass man sich hinein versetzen konnte in das Geschehen.

Kati Seck hat ein sehr wichtiges Thema der Organspende aufgegriffen und hat eine Geschichte darum gebaut, die tragisch und gefühlvoll ist und die nachdenklich stimmt. Über verpasste Gelegenheiten und über das Leben mit einem Spenderorgan.

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Veröffentlicht am 25.03.2019

Ein Mutmach-Buch

StehaufMensch!
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Nachdem ich "Rolle vorwärts" von Samuel Koch gelesen habe, bin ich neugierig auf sein neues Buch "Stehe auf Mensch" geworden. Alleine der Titel ist wieder so gelungen, die richtige Mischung aus Humor ...

Nachdem ich "Rolle vorwärts" von Samuel Koch gelesen habe, bin ich neugierig auf sein neues Buch "Stehe auf Mensch" geworden. Alleine der Titel ist wieder so gelungen, die richtige Mischung aus Humor und Appell. Im aktuellen Buch geht es diesmal etwas weniger um die persönlichen (Lebens)situation von Samuel Koch, vielmehr geht es um Gedankenimpulse und Ansätzen, die er mit dem Gehirnforscher Gerald Hüther, aber auch durch viele Gespräche mit Betroffenen und Freunden, zusammengetragen und "aufbereitet" hat. Es sind Gedanken, Erfahrungen, Ratschläge, Impulse zum Thema Resilenz. Natürlich fließen dabei auch eigene Erfahrungen und vor allem Meinungen mit ein. Er möchte die Widerstandskraft, den "steh-auf-Willen" des Lesers stärken und Mut machen, Hoffnung schenken.

Im Buch dreht sich alles darum, was uns stark macht. Es ist sehr viel Input, "Stoff" zum Nachdenken. Gut, dass wichtige Thesen und Aussagen farblich aus dem Text herausstechen, so kann man auch im nachhinein immer mal wieder nachschlagen, sich erneut Impulse holen, einfach noch mal nach den vielen Gedanken das Wichtigste wiederholen beim Lesen. Aufgelockert wird der Text auch durch ab und an eingefüte, passende Zeichnungen.

Ein Buch, das sehr viel zum Nachdenken anregt, das Impulse, Mut, Hilfe, aber vor allem Hoffnug geben möchte, eines das wachrüttelt und den Augenmerk des Lesers nach vorne richtet.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Phantasievoll und humorvoll trifft auf Romantik und Spannung

Gold und Schatten
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Was wäre, wenn es die griechischen Götter heute immer noch gäbe ? Wenn sie immer noch leben würden ?
In "Gold und Schatten" trifft die 16jährige Livia in den düsteren Katakomben Maél, der Junge zieht ...

Was wäre, wenn es die griechischen Götter heute immer noch gäbe ? Wenn sie immer noch leben würden ?
In "Gold und Schatten" trifft die 16jährige Livia in den düsteren Katakomben Maél, der Junge zieht sie wie magisch an. Doch irgendwie ist er auch unheimlich, mysteriös, doch mit dem, was er ihr dann beichtet, damit hat sie wirklich nicht gerechnet, auch wenn sie vorgewarnt hätte sein müssen, da sie seit ihrem Geburtstag an sich selbst sehr merkwürdige Veränderungen festgestellt hat. Sie kann mit Blumen sprechen, sie kann sie reden hören. Anfangs dachte sie noch, sie würde verrückt werden, doch Maéls Geschichte hat auch mit ihr zu tun, eine wahrhaft unglaubliche Geschichte !

Fantastisch, phantasiereich mit einem lockeren Erzählstil hat Kira Licht ein Szenario entworfen, dass mich gefesselt hat. Sie hat die griechischen Göttersagen mit dem Setting vom heutigen Paris gemixt, hat es mit Romantik, Drama und ganz viel Humor und Phantasie gewürzt und dabei herausgekommen ist "Gold und Schatten" Band 1-. Es wird einen zweiten Teil geben, es muss einen zweiten Teil geben, damit der Cliffhanger am Ende aufgelöst wird.

Ich hatte jedenfalls mächtig viel Spaß mit dieser Geschichte, ich bin am Anfang nur so durch die Seiten geflogen, ich habe oft gelacht, mir haben die Protagonisten sehr gut gefallen, vor allem Livia und ihre Freundinnen. Am Ende fehlte mir dann etwas die Bildhaftigkeit, die ich anfangs immer hatte, ein bisschen ging mir es dann auch zu turbulent zu am Ende, aber das ist ein kleiner Kritikpunkt an dieser magischen und humorvollen Geschichte. Ich freue mich jedenfalls schon auf den zweiten Band, der im Herbst 2019 erscheinen soll.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Ein echter Pageturner

Unsterblich
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Berlin, 2024. Raven ist noch immer vom Unfalltod seines Bruders Julian traumatisiert. Er musste vor neun Monaten mit ansehen, wie er von einem Hochhaus gestürzt war. Als die Polizei nun die Habseligkeiten ...

Berlin, 2024. Raven ist noch immer vom Unfalltod seines Bruders Julian traumatisiert. Er musste vor neun Monaten mit ansehen, wie er von einem Hochhaus gestürzt war. Als die Polizei nun die Habseligkeiten seines Bruders freigibt und er sie sichtet, fallen ihm einige Ungereimtheiten auf und er beginnt zu ermitteln. Warum fehlen alle Datein seines Bruders auf dessen PC, nichts ist mehr in seiner Cloud, warum fehlen Bilder von Mirja, einer Freundin der Brüder? Und steckt eigentlich mehr dahinter, dass Mirja, nachdem sie zum studieren in die USA gegangen ist, den Kontakt abgebrochen hat? Je mehr Raven ermittelt, desto verstörender werden seine Erkenntnisse und desto mehr gerät er selbst ins Schußfeld - nur wer ist sein Feind?
Abwechselnd zu Ravens Geschichte wird aus Mirjas Sicht erzählt. Sie ist in einer Dschungelklinik am Amazonas als Praktikantin. Doch abgezäunte Bereiche, unheimliche Vorgesetzte und Warnungen und Andeutungen ihrer Mitpraktikanten lassen sie frösteln. Was steckt dahinter? Als sie merkt, was hinter allem steckt, ist es schon zu spät, sie ist gefangen und ihr Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden.

Thomas Franke hat mit "Unsterblich" einen packenden Thriller geschrieben. Hier dreht sich alles um Hirnforschung, um die Angst der Menschheit vor dem Sterben, um dem Streben nach einem ewig währendem Leben, um eine Idee und eine Umsetzung, die fiktiv sind, aber (vielleicht) nicht mehr lange nur fiktiv. Was wäre wenn.....wie weit würden wir Menschen gehen? Wieviel ist man bereit zu tun, welche Grenzen überschreiten? Ein Buch, dass klar macht, dass es immer wieder skrupellose Menschen gibt, die bereit sind alles für ihre Träume zu geben, alles zu riskieren und dabei auch über Leichen gehen.

Das Buch ist ein echter Pageturner. Ich konnte es, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen. 556 Seiten, knappe drei Tage habe ich dafür gebraucht. Kurze Kapitel, sehr hoher Spannungsbogen, der immer hoch gehalten wird, abwechselnde Sichtweisen, viele Fragen am Anfang, die neugierig machen, erst nach und nach kristallisiert sich immer mehr die Wahrheit heraus. Wer ist Opfer, wer ist Täter, wer gerhört auf welche Seite? Fragen über Fragen, die man sich beim Lesen immer wieder stellt. Ein ausgefeilter Plot, eine Schreibweise, bei der man sich das Gelesene fast bildlich vorstellen kann, tun ihr übriges um aus dieser Geschichte einen wirklich packenden Thriller zu machen. Ein Buch, bei dem man auch nach dem Zuschlagen der letzten Seite noch über einiges nachzudenken hat. Über Fiktion und Realtität, über Wunschdenken und Wirklichkeit, über den Glauben, das Leben und den Tod.

Ihr müsst es unbedingt lesen !