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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2019

Motivation und Information

Outdoor against Cancer
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Eigentlich bin ich fast zufällig auf das im Herbst 2018 neu erschienen Buch der Autorin Petra Thaller gestoßen. Der Titel hat mich neugierig gemacht, zudem hatten wir in diesm Jahr auch eine Krebsdiagnose ...

Eigentlich bin ich fast zufällig auf das im Herbst 2018 neu erschienen Buch der Autorin Petra Thaller gestoßen. Der Titel hat mich neugierig gemacht, zudem hatten wir in diesm Jahr auch eine Krebsdiagnose in der Familie und das ist ein einschneidendes Erlebnis, nicht nur für die Betroffene. Man macht sich Gedanken und sucht Rat.

Petra Thaller erkrankte 2015 selbst an Brustkrebs. In diesem Buch berichtet sie offen, wie sie damit umging, wie sie weiterhin ihre Aktivitäten kaum einschränkte, sich viel bewegte, sich nicht unterkriegen lies, den Lebensmut nicht verloren hat.
Sie lässt auch MItmenschen zu Wort kommen, die entweder aus eigenen Krebserfahrungen berichten, oder aber Petra Thallers Weg begleiteten und aus ihrer Sicht berichten.
Dieses Feld der eigenen Erfahrungen und ergänzenden Berichte ist aber nur ein kleiner Teil dessen, was das Buch ausmacht.

Hauptsächlich berichtet sie von den verschiedenen Studien. Was bringt die Bewegung, insbesondere die in der Natur? Was für eine (positive) Wirkung hat das und sie belegt es mit Fakten aus der Forschung. Es geht um den Stoffwechsel, das Immunsystem, die Hormone und die Botenstoffe, Vitamin D, Psyche und Seele, Belastbarkeit, Kraft und Ausdauer und deren Wechselwirkung mit sportlichen Aktivitäten.
Sie berichtet zudem von der Gründung der Organisation "Outdoor against Cancer " und von den Menschen, die ein Teil davon sind.
Unterstützt wurde Petra Thaller beim Buchprojekt und bei der Organisation "OaC von dem Sportwissenschaftler Dr. Thorsten Schulz, der seit 20 Jahren über Zusammenhänge von Sport und Krebs forscht.

Vor allem aber ermutigt Petra Thaller den Leser sich zu bewegen, plädiert für einen aktiveren Lebensstil. Es geht nicht um einen Marathon, es geht um Aktivität und die kann für jeden Einzelnen anders aussehen. Sie gibt Tipps ergänzt mit Bewegungsempfehlungen und einfachen Übungen im Alltag.

Das Buch ermuntert, unterstützt, informiert und motiviert.
Es zeigt Zusammenhänge - auch für den Laien, für Erkrankte, für Geheilte, aber vor allem auch für den (noch) Gesunden.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem Interesse gelesen. Die Mutter berichtet nicht nur von

Lotta Schultüte
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Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem ...

Auch das zweite Buch von Sandra Roth über das Leben ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten im Alltag und mit der Schule im Besonderen, habe ich mit großem Interesse gelesen.
Die Mutter berichtet nicht nur von den Entwicklungen, dem Familenalltag, den Unternehmungen und vor allem der schwiergigen Suche nach der richtigen Schule, sondern sie lässt uns vor allem auch Teilhaben an ihren vielen Überlegungen, was läuft richtig, was muss, was kann verbessert werden - nicht nur in Fragen der Inklusion im Schul- oder Kindergartenalltag. Sie sagt klar, es gibt nicht für jedes Kind und für jeden Zeitpunkt nur die eine Lösung, jeder muss für sich und für sein Kind die richtige Lösung finden. Allerdings muss im deutschen Schulalltag noch vieles verändert und verbessert werden, damit der Gedanke und der Wunsch der Inklusion auch zufriedenstellend für alle Betroffenen läuft.

Das Buch ist keine trockene, nur kritisierende Lektüre, sondern abwechslungsreich, manchmal auch sehr humorvoll und vor allem mi Liebe geschrieben. Es zeigt den Alltag einer Familie, die ihre charmante Tochter liebt, unterstützt, mit all den kleinen und großen Schwierigkeiten, aber auch mit aller Freude und LIebe, die sie auch von ihrer Tochter zurück bekommen. Es macht Betroffenen Mut, es nimmt allen anderen Berührungsängste, es sensiblisiert.
Es regt an darüber nachzudenken, was muss besser laufen, nicht nur für Kinder wie Lotta, sondern auch für mehr Barrierefreiheit in einer immer älter werdenen Gesellschaft.

Veröffentlicht am 15.02.2019

überzeugende Geschichte

Wer Strafe verdient
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Ich bin ein Fan von Elizabeth George und ihrer trockenen, sehr gut erzählenden Art. Dies ist der 20. Band um Inspector Lynley und Barbara Havers. Es ist immer auch ein weitere Baustein in deren privatem ...

Ich bin ein Fan von Elizabeth George und ihrer trockenen, sehr gut erzählenden Art. Dies ist der 20. Band um Inspector Lynley und Barbara Havers. Es ist immer auch ein weitere Baustein in deren privatem Leben, aber natürlich steht immer der aktuelle Fall im Vordergrund und jeder Band ist daher auch einzelnd zu lesen.

Diesmal geht es um einen toten Diakon, der sich, als er wegen Mißbrauchsvorwurf verhaftet worden ist, in der Polizeidienststelle erhängt hat. Doch dessen Vater glaubt weder an einen Selbstmord noch an die Wahrheit der Vorwürfe und setzt alle Hebel in Bewegung um seinen Sohn zu rehabitilieren. Daraufhin wird Barbara Havers zusammen mi Isabelle Ardery in das kleine Örtchen Ludlow geschickt. Havers steht nach ihrem letzten Fall unter besonderem Augenmerk von Ardery, denn durch ihre bekannte Art Anweisungen nicht zu befolgen und eigenmächtig zu handeln, ist ihr Job in Gefahr. Doch diesmal übersieht Ardery wichtige Einzelheiten, sie selbst steht mit ihrer Alkohlsucht, ihren privaten Problemen, kurz vorm endgültigen Absturz.

Die Romane von Elizabeth George sind keine blutrünstigen Thriller, sie sind im Gegenteil meist sehr detailliert, wenn es um menschliche Beziehungen, ausgefeilte und raffinierte Verwicklungen geht. Ihre Protagonisten, ob große oder kleine Rollen, werden sehr überzeugend mit Stärken und vor allem menschlichen Schwächen angelegt. Die Autorin überrascht am Ende, führt die Fäden aber überzeugend zusammen.

Auch dieser Roman ist mal wieder ein echter Wälzer, 856 Seiten, zwischendurch, gerade am Anfang hatte ich ein bisschen Ausdauer nötig, um weiter zu lesen, aber irgendwann, ab circa der Mitte, konnte ich es auch wiederum nicht aus der Hand legen.

Mich kann George jedesmal mit einer überzeugenden Story fesseln, mit all den Gedanken um menschliche Abgründe, aber vor allem mit den Beweggründen, die überhaupt dazu geführt haben, dass Menschen so und nicht anders gehandelt haben.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Ein Blick in die Zukunft

Bienenkönigin
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Spannend, informativ, nachdenklich machend, ein bisschen Fantasie, ein bisschen Zukunftsblick, das Jugendbuch von Claudia Praxmayer ist eine gelungene Mischung aus allem.

Im Vordergrund steht Mel, die ...

Spannend, informativ, nachdenklich machend, ein bisschen Fantasie, ein bisschen Zukunftsblick, das Jugendbuch von Claudia Praxmayer ist eine gelungene Mischung aus allem.

Im Vordergrund steht Mel, die zusammen mit vier Freunden eine WG bewohnt. Mel hat eine ganz besondere Gabe, sie kann mit Bienen kommunizieren, ein besonderer Gesang, mit dem sie sich mit Bienen austauschen kann, eine Gabe, die sie von ihrer früh verstorbenen Großmutter geerbt hat. Mel zieht es zu Bienen, sie fühlt ihre Gefühlslage und daher trifft es sie besonders hart, dass immer mehr Bienenvölker auf rätselhafte Weise ausgerottet werden. Da muss mehr dahinter stecken, als nur natürliche Feinde oder Umwelteinflüsse. Was passiert mit der Menschheit, wenn auch noch die letzten Völker aussterben?
Als Mel im Garten der WG bei ihrem Bienenvolk eine künstliche Drohne findet, die so gebaut ist, dass sie einer Biene täuschend ähnlich sieht, ist nicht nur sie geschockt und aufgerüttelt. Auch ihre WG-Bewohner versuchen mehr darüber heraus zu finden und begeben sich dabei in Gefahr.

Das Buch fesselt, die Geschichte ist gut erzählt, vor allem aber macht sie bewusst, wie wichtig Bienen in unserem Ökosystem sind. Zudem ist es gar nicht abwegig, über was die Autorin schreibt, denn ich habe mich nach dem Lesen mal ein bisschen im Internet schlau gemacht und habe herausgefunden, dass es solche Bienendrohnen anscheinend schon gibt.

"Bienenkönigiin" ist für die Zielgruppe der Jugendlichen angelegt, dennoch ist es auch eine Geschichte, die älteren Lesern wie mir gefällt. Mich hat sie jedenfalls zum Nachdenken gebracht und mir spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Was für ein bewegender Roman !

Roter Herbst in Chortitza
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Was für ein bewegender Roman !

Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen ...

Was für ein bewegender Roman !

Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen auf Einladung von Katharina der Großen aus Deutschland und besiedelten die Gebiete. Von den Menschen, die 1919, als die Geschichte beginnt, in Osterwick lebten, hat kaum einer Deutschland je gesehen, dennoch werden Sprache und Traditonen von Generation zu Generation weitergegeben. Genauso wie das Rechts der Mennoniten auf Kriegsdienstverweigerung.
1919 herrscht Bürgerkrieg. Der erste Weltkrieg ist zu Ende, der Zar gestürzt. Es herrst Gewalt und Willkür, Kämpfe zwischen den "Roten und den "Weißen" - und mittendrin Willi und sein Freund Maxim. Maxim und sein Vater konnten nach Osterwick flüchten, während seine Mutter und seine zwei Schwestern gefangen genommen wurden. Die kommende Zeit wird eine Zerreißprobe, nicht nur für die Freunde, sondern auch für die Dorfbevölkerung.
Repressalien, Konfizierungen und hohe Abgabequoten, die erfüllt werden sollen. Sollte man sich wehren ? Wie lang kann alles ertragen und erduldet werden?
Hier beginnt die Geschichte von Willi und Maxim und führt uns durch die bitteren Jahre bis 1947. Am Ende des Buches rundet noch ein Ausblick auf 70 Jahre später die Geschichte ab.

Es ist keine reine fiktive Geschichte, es sind die Erinnerungen und Erlebnisse seiner Schwiegermutter, die der Autor Tim Tachatzki zu diesem Roman verarbeitet hat. Damit sie nie in Vergessenheit geraten. Ihre Geschichte ist die von vielen. Es sind die Erinnerungen an Zeiten des Umbruchs, der Willkür, der Diktatur und Krieg, geprägt von Gewalt und Hungersnöten, Zeiten, in denen es ums reine Überleben, aber auch um das Festhalten am Glauben ging. Es geht um die Opfer und ihr Leid, aber auch die Täter werden beschrieben.

Die Sichtweisen verändern sich im Buch, die Grausamkeiten werden so ziemlich deutlich beschrieben. Keine leicht Lektüre, man fühlt und leidet mit. Nicht alles ist leicht zu ertragen. Dennoch ist es wichtig, dass es erzählt wird, damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Von mir bekommt "Roter Herbst in Chortitza" volle Leseempfehlung. Wichtiges Thema, fesselnd erzählt - die Geschichte einer Russlanddeutschen Familie, aber auch die einer dunklen Zeit.