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Veröffentlicht am 03.09.2018

Raffiniert, überraschend und tiefgründig

Der Abgrund in dir
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Was für ein Buch ! Was für eine Geschichte. Es geht langsam los, tiefgründig, aber fesselnd, um dann immer mehr an Fahrt aufzunehmen, bis der Turbogang eingelegt wird und ab da kann man das Buch erst ...

Was für ein Buch ! Was für eine Geschichte. Es geht langsam los, tiefgründig, aber fesselnd, um dann immer mehr an Fahrt aufzunehmen, bis der Turbogang eingelegt wird und ab da kann man das Buch erst recht nicht mehr aus der Hand legen.

Erzählt wir die Geschichte von Rachel Child. Schon am Anfang ein Ausblick: Sie erschießt auf einem Boot ihren Mann. Dann wird die Geschichte von Anfang an aufgerollt. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter, die Suche nach dem Vater, ihre berufliche Entwicklung. Anfangs ist der Roman eine interessante psychologische Studie, man fühlt mit Rachel, kann ihre Beharrlichkeit auf der Suche verstehen. Dennis Lehane hat einen sehr angenehmen Erzählstil, der einen durch die Seiten gleiten lässt. Und dann wird der Turbogang gezogen. Die Geschichte verändert sich, von anfangs einer Persönlichketsentwicklung, über eine Liebesgeschiche, um dann in einen atemberaubende Thriller überzugehen. Hier ist es ein Katz-und Maus-Spiel, mit vielen, sehr vielen, überraschenden Wendungen, immer wieder neuen Erkenntnissen, die man nicht erwartet hat. Hier läuft das Kopfkino wie wild - man kann sich gerde diese Passagen auch sehr gut als Film vorstellen.

Genauso gut kann man sich aber auch die Hauptfigur Rachel sehr gut vorstellen. Durch die personale Erzählperspektive erlebt man viele Gedanken und Probleme, die sie mit sich selbst ausmachen muss, mit. Allerdings wird auch hier nicht von Anfang an alles aufgezeigt, sondern erschließt sich erst nach und nach beim Lesen.

Die große Spannweite, die dieser Roman abdeckt, dieses einerseits untergründig psychologische, das die Entwicklung der Figuren so menschlich und verletztlich gemacht hat, anderseits aber auch die Veränderungen im Erzähl- und Handlungsmodus, das ist wie eine Achterbahn der Gefühle gewesen. Langsamer Start mit Aus- und Einblick, um dann rasent schnell viele Kurven und Veränderungen zu nehmen, waghalsige Sprünge, überraschende Momente, die alles bisherige immer wieder auf den Kopf gestellt hat. Am Ende schaut man atemlos zurück und wundert sich, denn so etwas hat man anfangs, beim Beginn, nicht erwartet.

Lehane hat mich überrascht, gefesselt, fasziniert. Eine raffinierte, spannende und tiefgründige Geschichte, über die man auch nach dem Lesen noch eine Weile nachdenkt.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Humorvoller Roman um eine Buchhandlung

Der kleine Laden in Bloomsbury
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"Mein kleiner Laden in Bloomsbury" ist ein humorvoller und romantischer Roman. Das Buch der englischen Autorin Annie Darling erschien bereits unter dem Titel "Der kleine Laden der einsamen Herzen". Es ...

"Mein kleiner Laden in Bloomsbury" ist ein humorvoller und romantischer Roman. Das Buch der englischen Autorin Annie Darling erschien bereits unter dem Titel "Der kleine Laden der einsamen Herzen". Es spielt in einem kleinen Buchgeschäft in London, den die Hauptprotagonistin Posy erbt. Doch das Geschäft schreibt rote Zahlen und so müssen neue Ideen her um den Laden zu retten. Posy verbindet mit ihm mehr als nur einen Ort für Bücher und eine Existenzgrundlage. Hier haben schon ihre früh verstorbenen Eltern gearbeitet, über der Buchhandlung lebt sie mit ihrem 15jährigen Bruder Sam.
Posy hat auch schon viele Idee, wie sie neuen Schwung in die Verkaufszahlen bringen könnte. Aber leider ist sie nicht sehr umsetzungstark bzw. entscheidungsfreudig. Dazu kommt, dass im Hintergrund noch der Enkel der Verstorbenen, Sebastian, agiert, dem die Buchhandlung nach zwei Jahren, sollte sich kein Erfolg einstellen, zufallen wird. Welche Spiele treibt er im Hintergrund ?

Der Roman hat mir einige vergnügliche Lesestunden geschenkt. Auch wenn von Anfang an das Ende ersichtlch erscheint, ha mir der vergnügliche Ton und vor allem das Ambiente der Buchhandlung gefallen. Die Autorin baut auch größere Probleme, wie die Sorgen und Ängste von Posy und vor allem ihre belastende Lebensgeschichte mit hinein.
Posys Mitstreiter in der Buchhandlung haben alle ihre eigenen ganz speziellen Eigenarten, die Mischung ist bunt, etwas schrill und ausgefallen.
Mit den beiden Streithähnen Sebastian und Posy gibt es Charaktere die sich reiben, die von Herkunft, Art, Lebensumständen, Aussehen, Vorlieben total unterschiedlich sind. Ihre verbalen Attacken sind Spitzen, mit denen sie sich gegenseitig malträtieren. Dennoch ist zumindest von Posy´s Seite, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird und die selber versucht durch schmalzige Romanversuche ihr Leben und vor allem ihre unerwiderte Liebe zu verarbeiten (da kommen immer wieder kleine Einschübe), klar, dass sie Sebastian anhimmelt. Sie erinnert mich ein bisschen an Bridget Jones, auch wenn das Setting ein anderes ist.
Die Vorhersehbarkeit des Endes und auch das manchmal anstrengende Gebaren von Posy wird durch witzige Dialoge und einer Protagonistin, der man selber gerne mal unter die Arme greifen möchte, wieder wett gemacht. Posy ist chaotisch, aber liebenswert, verantwortungsbewußt ihrem Bruder gegenüber, allerdings hat sie Angst vor Veränderungen und Entscheidungen.
Das Buch punktet vor allem mit dem Schauplatz, denn die Buchhandlung ist natürlich ein Traumsetting für jeden Buchliebhaber.

Fazit:
Wer romantische Bücher mit britischem Humor, Herz-Schmerz-Bücher, die auch ein klein bisschen kitschig sein dürfen, mag, dem kann ich das Buch gerne empfehlen. Ich habe lange mit der Punktezahl geschwankt, werde die 3,5 Sterne, die ich ihm gebe, aber auf 4 aufrunden, da ich doch einige vergnügliche Lesestunden mit dem Roman verbracht habe.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Spannend und magisch

Aura 2: Aura – Der Verrat
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Gleich vorweg: Ich bin mit Band zwei gestartet, was aber dem Einfinden in die Handlung und die Charaktere nicht gestört hat. Ich war sogleich mitten im Geschehen. Die Trilogie ist konzipiert als Jugendbuchreihe ...

Gleich vorweg: Ich bin mit Band zwei gestartet, was aber dem Einfinden in die Handlung und die Charaktere nicht gestört hat. Ich war sogleich mitten im Geschehen. Die Trilogie ist konzipiert als Jugendbuchreihe - auch hier gehöre ich nicht zur eigenlichen Ziegruppe, aber was soll ich sagen: ich war gefesselt, es war spannend, es hat mich super unterhalten, ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe mir dann gleich den dritten Band, der Anfang Oktober 2018 erscheint, vorbestellt.

Gwen erwacht in einem ihr fremden ZImmer. Sie befindet sich in der Akademie, in der Former herangezogen werden. Künstliche Former. Sie ist allerdings ein natürlicher Former und ihr Leben ist in großer Gefahr. Elric versucht sie zu schützen, indem er sie mtten unter Feinden unterbringt, nach dem Motto " Die im Hellen sieht man nicht". Was die Akademie mit den Schüztlngen macht, warum und vor allem mit welchen Methoden sie ausgebildet werden, erschreckt.


Aura - ist einfach eine magische, mystische, geheimnisvolle Geschichte. Mit der Protagonistin Hannah/Gwen habe ich von Anfang an mitfühlen können. Durch ihre Augen habe ich die Akadamie mit kennengelernt, ihre Mitschüler, die Lehrer, die Leader, die Freunde und Feinde. Der Roman handelt von Manipulationen, von Gehorsam, von Drill, von Grenzen, die überschritten werden, von Macht , aber auch von Freundschaft, Zusammenhalt, von Geheimnissen und magischen Kräften. Eine tolle, spannende Mischung.
Die Autorin Clara Bendict hat einen abwechslungsreichen und vor allem fesselnden Schreibstil. Immer wieder passieren überraschende Dinge, die einen dazu bringen immer weiter zu lesen. Aber auch die Gefühle der Protgonisten wurden glaubwürdig und vor allem die manipulativen Handlungen, die die Gruppe so geformt haben, das solche Dinge geschehen, ist glaubwürdig erzählt worden.
Am Ende ein Cliffhanger, der mich schon sehnsüchtig den dritten Band erwarten lässt.
Absolute Leseempfehlung !

Veröffentlicht am 30.08.2018

Gegensätze wie Tag und Nacht

Uns gehört die Nacht
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Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, ...

Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, einer Schauspielerin als Mutter. Doch nur scheinbar ist es eine heile Welt.
Elise ist seine Nachbarin, sie kommt aus einer anderen Stadt, aus einem Problemviertel, mit Problem-Vergangenheit. Obwohl weiße Haut, hat sie doch viel von ihrem unbekannten puerto-ricanischem Vater geerbt, mit geflochtetetn Zöpfen und auffälliger, bunter, schräger Kleidung fällt sie auf.
Elise ist so ganz anders als Jameys normales Umfeld. Es beginnt mt einer heißen Affäre und eigentlich sollte es auch nur der Sex sein, der sie beide verbindet. Doch schnell wird mehr daraus. Gespräche, Verständnis, die gleiche Wellenlänge.

Das Buch polarisiert. Die Autorin hält mit ihren Beschreibungen nicht hinter dem Berg, nichts wird beschönt, alles wird ausgebreitet, genauestens und vielfältig beschrieben: vor allem der Sex zwischen den beiden. Aber es ist schnell auch mehr. Es ist vor allem die Charaktersierung der beiden Protagonisten, dies Figuren, die sie geschaffen hat, die sie mit Hintergrund, mit Erfahrungen, mit Wünschen und Hoffnungen, aber vor allem mit seelischen Qualen ausgestattet hat. Das hat mich vor allem fasziniert. Wie sie dies Annäherung, dieses Erkunden, diese Unterschiedlichkeit auch in Worte fassen konnte.

Die beiden sind extrem unterschiedlich. Aus verschiedenen Schichten auf der einen Seite. Jamey aus der begüterten Oberschicht, Ehekrieg der Eltern, Erwartungshaltung des Vaters und der Großeltern. Elise hat ihren Vater nie kennen gelernt, dafür aber die Probleme in ihrem Viertel, einen brutalen Stiefvater, Gewalt und mangelndes Geld, Hunger und finanzielle Nöte. Aber auch die Liebe einer Mutter und von Halbgeschwistern. Schon früh musste sie Verantwortung und Aufgaben übernehmen, zum Überleben auch eine ganz eigene Schlauheit entwickeln, die nicht aus Büchern stammt, sonern vom Leben.
Aber es gibt auch den Unterschiede zwischen den beiden was Reife und Stärke betrifft und schnell wird auch dem Leser klar, wer von beiden der Stärkere ist.

Die Autorin lässt beide Seiten erzählen, die Persepektiven wechseln ständig. Gleich am Anfang ein dramatischer Einstieg: Elise hält eine geladene Waffe auf Jamey und drückt ab. Was ist passiert, wie kam es dazu ? Das immer im HInterkopf liest sich die Geschichte spannend, auch wenn es eine Beziehungsgeschichte, eine Liebesgeschichte ist und kein Spannungsroman.

Mir hat vor allem die Entwicklung der beiden, ihr Überlebungskampf, dieser Halt, den sie sich beide gegeben haben fasziniert und gefesselt.
Ich konnte mir beide sehr gut vorstellen und das macht einen guten Roman aus, dass man sich denken könnte, dass ja, dass hätte auch eine wahre Geschichte sein können. Man fühlt mit, mal leidet man mit, mal ist man fasziniert, manchmal auch geschockt oder peinlich berührt, denn manchmal serviert die Autorin uns harten Tobak, ist extrem, offen und schonunglos in ihren Beschreibungen.

Ein gelungenes Buch, das man sicherlich noch länger im Hinterkopf behält.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Krönender Abschluss mit allerdings überaschendem Augang

Palace of Fire - Die Kämpferin
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Palace of Glass, Palace of Silk und nun der Abschluss der Trilogie: Palace of Fire. Der Titel passt zum finalen Band, denn es geht hoch her und es gibt einige Kämpfe. Innerliche und Äußerliche.
Rea und ...

Palace of Glass, Palace of Silk und nun der Abschluss der Trilogie: Palace of Fire. Der Titel passt zum finalen Band, denn es geht hoch her und es gibt einige Kämpfe. Innerliche und Äußerliche.
Rea und Robin kehren nach London zurück. Zurück an den weißen Hof. Die erste Hürde müssen sie dort überstehen: um auszuschließen, dass Rea eine Magdalene ist, muss die Prozedur des Glasbläsers überstehen. Dieser Akt und das was darauf folgt, sowie ein Besuch in einer Korrektive, einem Gefängnis der Grausamkeiten, verändert alles. Die Progagonisten reifen, verändern sich, agieren überraschend. Wer ist Feind und wer ist Freund? Rea kämpft mit ihren eigenen Dämonen, dem Geistesfieber und der Kreatur, die nur sie sehen kann und die sie immer mehr attackiert. Ist sie dem allen gewachsen ?

Im letzten Band tritt so mancher, der bisher im Vordergrund stand, eher in den HIntergrund, dafür gibt es neue interessante Charaktere. Natürlich bleiben auch einige Altbekannte, die nun größeren Anteil an der Entwicklung haben. Dieser Band hat mir besonders dahingehend gefallen, weil man auch als Leser nie richtig wußte, wie wird sich der Einzelne entscheiden, was für ein Spiel spielen die Agierenden. Auf welcher Seite stehen sie?
Die Entwicklung spitzt sich immer weiter zu, offen, wie auch im HIntergrund werden Fäden gezogen. Für welchen Weg wird sich Rea entscheiden ? Wem kann sie trauen, welcher Rat ist der richtige? Viele Fragen, viele Aktionen machen das Buch wieder spannend, auch wenn ich zwischendurch mal einen kleinen, aber wirklich nur klitzekleinen, Hänger hatte.
Das Ende - ja, das überrascht, lässt einen mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Es ist anders als erwartet, verlangt vom Leser, dass er vielleicht selbst die Fäden weiter spinnt. Ein Ende zum Nachdenken und Grübeln und vielleicht aber auch ein Ende um doch noch einen weiteren Band anknüpfen zu können ? Wer weiß.

Was mir besonders gefallen hat am vierten Band sind die Parallelen zu Robin Hood. Nicht umsonst heißt Rea auch mit vollem Namen Rea Marian Emris. Und ein Nottingham spielt auch eine Rolle. Smile, sehr gelungen, diese moderne Bezug auf die alte Geschichte.

Fazit:
Die Palace-Reihe besticht durch fantasievolle Elemente, verbunden mit Märchen und Sagengeschichten, modernem Leben und einer ausdrucksstarken, vielschichtigen und interessanten Protagonistin.