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Veröffentlicht am 29.05.2018

Ewig leben ?

Wie man die Zeit anhält
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Ewig leben ? Ein Wunschtraum oder ein Alptraum? Tom Hazard lebt schon seit über 400 Jahren. Immer wieder musste er seine Identität und seinen Wohnort wechseln, damit niemand merkt, dass er viel viel weniger ...

Ewig leben ? Ein Wunschtraum oder ein Alptraum? Tom Hazard lebt schon seit über 400 Jahren. Immer wieder musste er seine Identität und seinen Wohnort wechseln, damit niemand merkt, dass er viel viel weniger altert als normale Menschen. Gerade erst wieder hat er so einen Wechsel vollzogen, er ist nun Lehrer für Geschichte in London. Seine Kollegin Camille fasziniert ihn von Anfang an - aber er darf für seine Mitmenschen keine großen Gefühle entwickeln - zu groß ist die Gefahr für sein Leben, aber auch für seine Gefühlswelt.

Matt Haig erzählt aus Sicht von Tom von seinen Gefühlen, seinen Sorgen, er sind depresse Stimmungen, die immer wieder unterbrochen werden von einem goßen Wunsch, den er noch hat, ein Wunsch, eine Hoffnung, die ihn am Leben hält.
Immer wieder gibt es Rückblenden auf sein Leben, nicht chronologisch, sondern wie seine Gedanken - springen sie mal da und dort hin. So erfährt der Leser erst nach und nach von seiner Jugend, in der ihm und anderen zum ersten Mal aufgefallen ist, dass er scheinbar nicht altert, aber auch von seiner großen Liebe Rose. Eine Liebe, die nichts sein durfte. Aber auch wie er zur Albatros-Gesellschaft kam, der er verpflichtet ist. Und immer wieder die Wechsel zur aktuellen Zeit, in der wir seine Einsamkeit und seine Sehnsüchte miterleben.

Der Roman ist kein Spannungsroman, nur selten sind es dramatische Ereignisse, es ist ein ruhiger Erzählfluss, bei der mir etwas Dynamik fehlte, besonders in der zweiten Hälfte. Dafür punktet der Roman mit interessanten Gedankenspielen, manchmal packt er einen emotional (Mittelalter), anderseits gab es auch immer wieder Abschnitte, die mir zu oberflächlich oder lapidar wirkten.
Der Roman kommt einerseits an viele anderen Romane, denen ich auch 4 Sterne gegeben habe, nicht heran. Aber er ist wiederum auch nicht so schlecht, dass ich nur 3 oder 3,5 Sterne vergebe könnte. Diesmal fiel mir die Bewertung wirklich schwer, was vor allem daran liegt, dass das erste Drittel hervorragend war, der mittlere Teil schwächer und das Ende für mich nicht ganz rund war. So richtig schlecht aber auch nicht. Daher habe ich mich für die 4 Sterne entschieden, die unter dem Strich gesehen, wenn man alles mit einbezieht, Schreibfluss, Lebendigkeit der Protas, Grundidee und Umsetzung, gerechtfertigt sind.

Neben vielen berühmten Figuren der Vergangenheit, die in diesem Roman als Randfiguren auftreten (Cook, Shakespeare, Charlie Chaplin u.a.), sind es einige Sätze, die den Leser zum Nachdenken bringen und dem Roman auch etwas Tiefe geben.
Ein Zitat von Seite 78 hat mir besonders gefallen:
"Das Einzige, was man mit der Vergangenheit tun kann, ist , sie mit sich herumzuschleppen, ihr wachsendes Gewicht zu tragen und zu beten, dass es einen nie erdrückt.".
Das beschreibt auch Tom und seine Gefühlslage sehr gut.
Der Roman gibt Stoff zum Nachdenken über die Zeit und das Leben, über das Wichtigste im Leben und relativiert so manchen Wunschtraum von einem ewig währenden Leben.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Amüsant und fesselnd

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Sie schafft es jedes Mal: Petra Hülsmann kann mich mit ihren Büchern begeistern und fesseln, sie bringt mich zum Lachen, aber dennoch sind da auch die ernsten Themen, die mich mitfühlen und mitleiden lassen. ...

Sie schafft es jedes Mal: Petra Hülsmann kann mich mit ihren Büchern begeistern und fesseln, sie bringt mich zum Lachen, aber dennoch sind da auch die ernsten Themen, die mich mitfühlen und mitleiden lassen. Die Protagonisten sind so lebendig, sind so menschlich, mit ihren liebenswerten Eigenheiten, aber auch ihren Fehlern.

Annika ist Musiklehrerin. Eigentlich war das nur Plan B, denn eigentlich wollte sie Pianistin werden. Doch das Leben meinte es nicht immer gut mit ihr. Aber nun hat sich ja alles geändert. Sie unterrichtet am renommierten Werther-Gymnasium, sie lebt mit einer Freundin in einer WG und hat mit Kai und Sebastian zwei tolle Nachbarn. Doch dann kommt der Schock: Annika wird versetzt. Ausgerechnet an eine Brennpunktschule. Sie trauert ihrer alten Schule hinterher und dann kommt ihr eine glorreiche Idee. Sie muss nur Erfolg haben an der neuen Schule, dann ist eine Rückversetzung bestimmt nach einem Schuljahr kein Problem. Also gründet sie eine Musical-AG und holt sich mit Tristan professionelle Hilfe. Tristan war ihr Mädchen-Schwarm, bei ihm hat sie sich damals eine bittere Abfuhr geholt, aber vergessen konnte sie ihn nie. Vielleicht....eventuell...Annika hofft und produziert damit ziemlich viel Chaos.

Petra Hülsmann hat mit Annika wieder eine tolle Hauptfigur geschaffen. Doch Annika ist kein Supergirl, sie ist eine, die sich selbst finden muss, über ihre Schatten springen muss, die sich entwickeln muss und ihre Wünsche und Ziele sortieren lernen muss. Genauso wichtig ist, dass sie mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen muss.

Ein wichtiges Thema dieses Romans ist Mobbing, aber auch Ziele zu haben, auch wenn einem - wie hier durch ein schlechtes soziales Umfeld - viele Steine in den Weg gelegt werden. Es geht um Zusammenhalt, um das Miteinander.

Die Autorin hat es geschafft diese Themen unterhaltsam, sehr humorvoll, aber dennoch auch mit der nötigen Emphatie zu erzählen. Die Figuren durchleben ihre Hochs und Tiefs, sie reifen, verändern sich.
Vor allem der abwechslungsreiche und sehr lebende Erzählstil haben mich rasend schnell durch die immerhin 570 Seiten geführt.
Und natürlich kommt auch das Thema Liebe in diesem Roman - wie bei allen anderen Büchern von Petra Hülsmann - nicht zu kurz. Genauso wie auch der origenelle Taxifahrer Knut wieder seinen Auftritt hat.

Fazit:
amüsant, fesselnd, einfach zum Verlieben, aber auch ernste Themen - wie Mobbing und sozialer Brennpunkt -kommen nicht zu kurz. Klare Leseempfehlung - die perfekte Unterhaltungsliteratur!

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Veröffentlicht am 21.05.2018

Humorvoller und spannender Krimi

Madame le Commissaire und die tote Nonne
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Eigentlich wollte Isabelle Bonnet, Madame le Commissaire, mit ihrer Freundin nur einen Ausflug in den Park machen, als dort unterhalb eines Steilhanges eine Nonne tot aufgefunden wird. Ist sie wirklich ...

Eigentlich wollte Isabelle Bonnet, Madame le Commissaire, mit ihrer Freundin nur einen Ausflug in den Park machen, als dort unterhalb eines Steilhanges eine Nonne tot aufgefunden wird. Ist sie wirklich nur beim Kräutersammeln abgestürzt? Isabelle ist sich da nicht so sicher und veranlasst weitere Untersuchungen. Und sie hat Recht mit ihrem Misstrauen! Doch wer hat Interesse an dem Tod der Nonne?

Der Krimi hat sehr viel Charme und Humor. Es ist der fünfte Band um "Madame le Commissaire", aber die Fälle sind immer für sich abgeschlossen, so dass auch ich, die die vier Bände (bisher) noch nicht kannte, kein Problem hatte mit den Figuren und dem Ambiente.
Isabelle Bonnet und ihr Assistent Apollinaire geben ein gutes Gespann ab, er etwas skuril, sie nicht immer ganz einfach, aber zusammen sehr effektiv. Es ist jedenfalls sehr amüsant über sie beide zu lesen, ihre Gespräche, ihre unterschiedliche Art, aber auch wie sie sich ergänzen in ihren Ermittlungen.
Pierre Martin, der Autor, berichtet aus Sicht von Isabelle, sie ist die Hauptperson, sie begleiten wir auf ihren Ermittlungen und bekommen auch viel über ihre private Seite mit.
Der Krimi bringt sehr gut einen französischen Flair beim Lesen herüber, auch durch Einflechtung von kleinen, gut zu verstehenden französischen Sätze, die aber auch die verstehen, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, oft wird es in deutsch wiederholt.

Neben den Ermittlungen um den Mörder - hier gibt es viele Spuren, viele Entdeckungen und gegen Ende auch viele gefährliche und spannende Szenen, dreht sich der Krimi aber auch um das Leben allgemein in der Provence, es gibt kleinere Verwicklungen außerhalb des Falles und natürlich geht es auch um das manchmal verzwickte Privatleben von Isabelle, der Kommissarin.

Ich habe mich mit diesem Krimi sehr gut unterhalten gefühlt, habe es sehr schnell ausgelesen, weil es mich gefesselt hat und ich einfach nicht aufhören konnte mit dem Lesen, was natürlich für den Roman spricht. Nun bin ich gespannt auf die ersten vier Bände - denn Pierre Martin konnte mich mit seinem Erzähstil überzeugen !

Veröffentlicht am 19.05.2018

Spannung pur - 2. Teil der Trilogie

Wenn sie mich finden
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Casey ist weiterhin auf der Flucht vor den korrupten Polizisten Keegan und Rollins, die ihr einen Mord anlasten, den sie nicht begangnen hat und nach den dramatischen Ereignissen in Band 1 muss sie erneut ...

Casey ist weiterhin auf der Flucht vor den korrupten Polizisten Keegan und Rollins, die ihr einen Mord anlasten, den sie nicht begangnen hat und nach den dramatischen Ereignissen in Band 1 muss sie erneut ihre Identität und ihr Aussehen ändern, denn immer mehr wird im Fernsehen ihr Bild gezeigt und über sie berichtet. Sie weiß, sie muss selbst aktiv werden um Keegans Machenschaften aufzudecken um irgendwann wieder auftauchen zu können. Sie fährt nach Dallas, denn dort lebt die heimliche Geliebte von Keegan. Casey begibt sich jedoch nicht nur hier in höchste Gefahr, sondern auch in einem anderen Fall, bei dem sie wieder nicht wegsehen kann. Und wird sie mit Dylan Kontakt aufnehmen ? Wird sie ihm vertrauen (können)?

Dies ist der zweite Teil der Trilogie der amerikanischen Autorin Terri Blackstock. Wie der erste Teil (Nur wenn ich fliehe) ist auch der zweite wieder mega spannend und fesselnd geschrieben. Die abwechselnden Erzählstränge von Casey und Dylan (und hier auch ab und an von Keegan) sorgen dafür, dass man immer noch einen Abschnitt und noch einen und noch einen lesen möchte. Man zittert und fiebert mit Casey mit, denn wir als Leser wissen ja, dass sie unschuldig ist. Dazu kommt, dass sie nicht nur sehr symphatisch, sondern auch sehr ehrlich und emphatisch ist und die Augen nicht vor Ungerechtigkeiten verschließen kann, auch wenn sie sich selbst damit in große Gefahr begibt. Dennoch zerren die Ereignisse natürlich an ihren Nervern. Dylan hingegen ist eher ein Kopfmensch, doch er leidet seit seinen NahOst-Einsätzen an posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Autorin hat dieses Leiden gut mit in den Roman hinein verwebt und als Leser erhält man dadurch eine Ahnung, was das im Einzelnen bedeutet.

Ich kann diese Trilogie nur jedem ans Herz legen, der spannende Bücher mag, der aber auch christliche Bücher mag. Mir hat sehr gefallen, wie Terri Blackstock Caseys Weg zum Glauben hier mit eingearbeitet hat.
Der dritte und abschließende Teil ist im Original im März 2018 erschienen und die Klappenbroschur klingt nach einem aufregenden Finale. Daher hoffe ich, dass wir auf die deutsche Übersetzung nicht lange warten müssen. Bis dahin: taucht auch ein in die ersten zwei Bände - und ich wette, ihr verschlingt sie genauso schnell wie ich !

Veröffentlicht am 18.05.2018

Die Welt des Scheins

Hello Sunshine
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Sunshine lebt in New York und ist eine erfolgreiche You-Tuberin. Dank ihrer Kochvideos gibt es nun sogar schon ein Kochbuch und sie soll demnächst sogar im Fernseh eine Koch-Show bekommen. Doch was kaum ...

Sunshine lebt in New York und ist eine erfolgreiche You-Tuberin. Dank ihrer Kochvideos gibt es nun sogar schon ein Kochbuch und sie soll demnächst sogar im Fernseh eine Koch-Show bekommen. Doch was kaum einer weiß, ist, dass die von ihr vorgestellten Rezepte gar nicht von ihr stammen, sondern von der Frau ihres Managers. Eigentlich basiert ihr ganzer Erfolg nur auf Schein und auch auf einem Lügenkonstrukt - den sie und ihr Team gut vermarkten. Doch ausgerechnet an ihrem 30. Geburtstag platzt die Blase - jemand schickt ihr Mails und hackt ihren You-Tube-Kanal und all ihre Millionen Follower werden mit den - im wahrsten Sinne - nackten Tatsachen konfrontiert. Sunshine verliert innerhalb von wenigen Tagen alles, ihren Beruf, ihren Mann, ihre Wohnung, ihre Einnahmequelle, auch ihr Team wendet sich von ihr ab. Sunshine bleibt nichts übrig, als zu ihrer Schwester zu gehen, doch das Verhältnis zu ihr ist mehr als angespannt - in den letzten Jahren hatten sie kaum noch Kontakt. Kann Sunshine von vorne beginnen ?

Der Roman zeigt ein Blick hinter die Kulissen von Sternchen und vor allem Social Media, zeigt, was vielen nur noch wichtig ist: Klicks, posten, dafür werden Lügengespinste, Fakes und vieles andere in Kauf genommen. Man verändert sich und merkt nicht mehr, was im wahren Leben wichtig ist. Darum dreht sich hier alles im Buch. Es zeigt die Anfänge und die Höhepunkte, aber auch die Eskalation und das Resultat. Eine Geschichte, die nachdenklich macht, die befremdet, bei der man öfters den Kopf schüttelt, weil es - zumindest zu mir- nicht passt und man sich vieles nicht vorstellen kann. Aber je mehr man liest, auch die Anfänge und den Hintergrund von Sunshine kennenlernt, desto mehr fiebert man auch mit. Anfangs ist Sunshine keine positive Protagonistin, das Umfeld und das Setting haben mich eher abgeschreckt, aber das war ja auch das Ziel der Autorin.
Sunshine beginnt nach dem tiefen Fall zu sich selbst zu finden - hier gab es keinen schnellen Bruch, sondern ein langsames erkennen und verändern.

Eine Geschichte, bei dem mich vor allem das letzte Drittel überzeugen konnte, das etwas gebraucht hat, um mich in den Bann zu ziehen, dass aber auch nachhallt und am Ende dazu gebracht hat über vieles, was wir inzwischen als so selbstverständlich hinnehmen oder ansehen, mal nachzudenken und versuchen hinter die Kulissen zu schauen. Ein wichtiges Thema, das von der Autorin gelungen umgesetzt worden ist.