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Veröffentlicht am 01.12.2017

Facettenreich und fesselnd

Das Geheimnis des Winterhauses
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Ellinor ist Mitte dreißig und verheiratet mit Gernot. Sie leben in Wien. Ihr größter Wunsch nach einem Kind ist bisher noch nicht in Erfüllung gegangen. Als ihre Freundin und Großcousine Karla ernsthaft ...

Ellinor ist Mitte dreißig und verheiratet mit Gernot. Sie leben in Wien. Ihr größter Wunsch nach einem Kind ist bisher noch nicht in Erfüllung gegangen. Als ihre Freundin und Großcousine Karla ernsthaft erkrankt, bietet sie sich als Spenderin für eine NIere an. Da beichtet ihr ihre Mutter, dass sie mit Karla nicht blutsverwandt ist. Ellinors Großmutter Dana war nur ein adoptiertes Kind der Familie Parlov. Ellinor lässt diese Erkenntnis keine Ruhe und sie begibt sich auf Spurensuche. Eine Suche, die sie erst nach Kroatien und dann nach Neuseeland führt.
Gernot ist von ihren Recherchen wenig begeistert, doch er begleitet sie am Ende doch nach Neuseeland.
Nach und nach gräbt Ellinor die Geschichte von Dana, deren Mutter und Vater aus. Sie findet Spuren, Hinweise, Tagebücher, andere Menschen, die mit ihr verwandt sind und auf diesem Weg ändert sich für Ellinor alles. Vergangenheit und Zukunft.

Dieser Roman besticht vor allem mit seinem Facettenreichtum. Sarah Lark hat viele Stilmittel mit hinein gearbeitet, um die Vergangenheit wieder lebendig zu machen. So wird diese von einer alten Frau erzählt, es gibt ein Tagebuch, aber auch Briefe und ein Buch vermitteln die Ereignisse von damals. Ellinor, die Protagonistin stößt bei ihren Recherchen immer auf wieder auf neue Hinweise. Und der Leser mit ihr. Ellinor ist eine Frau, mit der man mitfühlt und die einem sehr symphatisch ist, auch wenn sie mit einem waren Ekel verheiratet ist. Gernot ist ein Macho, ein Schmarotzer, ein Lebemann, dennoch - Ellinor liebt ihn und in ihren Augen ist alles entschudlbar. Trotz aller Skepsis folgt er ihr nach Neuseeland - wenn er auch wieder mal eigene Interessen damit verbindet.

"Das Geheimis des Winterhauses" ist eine Geschichte, die mich von der ersten Seite in den Bann gezogen hat und sich im Verlaufe der Geschichte immer weiter gesteigert hat. Sarah Lark hat wieder einmal bewiesen, dass sie einen ungemein fesselnden und ausdrucksstarken Erzählstil hat, Und wenn man denkt, eigentlich ist alles erzählt, wird man wieder durch neue Wendungen überrascht, die man als Leser nicht vorhersehen konnte, die aber dennoch alles abrunden.
Man fühlt mit ihrer Protagonistin mit und auch die sich erst nach und nach enthüllenden Geheimnisse tun ihr ihriges um das Buch nicht aus der Hand legen zu können.
Hinzu kommen immer wieder eingeflochtene Hinweise auf die Schönheiten der Natur, so dass man Ellinor gerne in natura begletet hätte .
"Das Geheimnis des Winterhauses" - von mir absolute Leseempfehlung!!!

Fazit:
Ein Familiengeheimnis, dass sich erst nach und nach enthüllt, immer wieder neue Wendungen, immer wieder neue Arten, wie und wodurch die Vergangenheit zum Leben erweckt wird und dazu noch Verwicklungen und Gefühle in der Jetztzeit, machen diesen Roman wieder zu einem Meisterwerk von Sarah Lark !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Gefühl
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.11.2017

Abwechslungsreiche Kurzgeschichten

Die Modernisierung meiner Mutter
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Anektoten, humorvolle Kurzgeschichten, Randnotizen - eine kleine, aber abwechslungsreiche Sammlung.

Bov Bjerg kann launig unterhalten und gut erzählen. Die einzelnen Episoden sind Streiflichter aus dem ...

Anektoten, humorvolle Kurzgeschichten, Randnotizen - eine kleine, aber abwechslungsreiche Sammlung.

Bov Bjerg kann launig unterhalten und gut erzählen. Die einzelnen Episoden sind Streiflichter aus dem Leben, aus verschiedenen Situationen erzählt.

Der Autor schafft es dabei, dass auch traurige und ernste Erlebnisse mit einem Augenzwinkern erzählte werden. Manchmal übertrieben, manchmal skuril anmutende Szenen, aus dem Leben gegriffen oder ganz banale Ereignisse - Bjerg schafft es bei allen, sie in Szene zu setzen.
Die ein oder andere Geschichte war mir zwar "to much" - die ersten waren weit besser als die letzten. Die waren für mich zu abgedreht oder auch überdreht.
Dennoch ein amüsantes Büchlein für zwischendurch.

Nach der gebundenen Ausgabe, nun auch als günstigeres Taschenbuch im aufbau-Verlag erschienen.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Aus dem Leben erzählt

Christentum
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Matthias Schlicht, Jahrgang 1961, Pfarrer der ev.luth. Kirchengemeinde Hannover, hat mit "Christentum - mitten im Leben" ein Büchlein mit vielen Texten zu wichtigen christlichen Themen geschrieben. Die ...

Matthias Schlicht, Jahrgang 1961, Pfarrer der ev.luth. Kirchengemeinde Hannover, hat mit "Christentum - mitten im Leben" ein Büchlein mit vielen Texten zu wichtigen christlichen Themen geschrieben. Die einzelnen Abschnitte sind unabhängig voneinander.

Gefallen hat mir die humorvolle Heransgehensweise, die schon bei der Wahl der Überschriften anfängt. Wie z.B. " Gründonnerstag - ich mag kein Spinat" oder "Reformationstag oder Gruselclowns", "Beten - oder jemand online", "Weihnachten oder zauberhaft", "Gottesdienst - gib´s hier WLAN?".

Schlicht greift in den Abschnitten Themen aus seinem Leben, aus seiner Arbeit, aus seinem Umfeld auf. Er erklärt und erzählt und regt damit zum Nachdenken an. Die einzelnen Geschichten lesen sich interessant und lassen den Leser teilhaben an den Erlebnissen eines Pfarrers.

Mir persönlich hat der humorige Stil, der dennoch tiefen Glauben vermittelt, sehr gut gefallen. Beim Lesen ist man berührt, es sind schöne wie traurige Erlebnisse aus dem Kirchenalltag, und der Autor schafft es sie in Worte zu fassen. Die Abschnitte sind abwechslungsreiche und regen zum Nachdenken an. Vor allem der persönliche Bezug, die Meinung über ganz bestimmte christliche Traditionen, hat mir hierbei sehr gut gefallen.

Trotz allem Humor, der sich wie ein Faden durch das Buch zieht, sind es wichtige Themen und wichtige Denkanstösse, die Matthias Schlicht dabei gibt. Glauben erklärt für die Menschen von heute.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Psychologische Tiefe

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Der neue Roman von John Green ist auch gleichzeitig eine sehr persönliche Geschichte, denn es geht um Angststörungen. Aza, die 16jährige Hauptprotagonistin leidet sehr unter ihren Ängsten und ihren Zwangsstörungen. ...

Der neue Roman von John Green ist auch gleichzeitig eine sehr persönliche Geschichte, denn es geht um Angststörungen. Aza, die 16jährige Hauptprotagonistin leidet sehr unter ihren Ängsten und ihren Zwangsstörungen. Green schreibt hier aus eigener Erfahrung heraus, auch wenn die Geschichte natürlich eine rein fiktive ist. Dennoch - mit dem Wissen liest sich das Buch noch viel intensiver.

Aza Holmes zieht sich oft in ihre eigene Welt zurück, sie hat früh ihren Vater verloren und hat manische Angst vor Krankheiten. Sie ist seit Jahren in psychologischer Behandlung. Als eines Tages der Milliadär Pickett verschwindet, lässt sie sich von ihrer Freundin Daisy dazu überreden, sich wegen der ausgesetzen Belohnung auf Spurensuche zu begeben. Dabei trifft sie Davis wieder - den Sohn des Verschwundenen, den Gleichaltrigen hat sie vor Jahren in einem Ferienlager kennengelernt, doch ein Kontakt bestand seit Jahren nicht mehr. Die Suche nach seinem Vater tritt mehr und mehr in den Hintergrund - im Vordergrund stehen die Beziehungen zwischen Daisy und Aza, aber auch die Gespräche und beginnende Freundschaft zwischen Aza und Davis. John Green hat es geschafft, die Jugendlichen lebendig werden zu lassen, mit all ihren Problemen, Gedanken, Gefühlen, dem Alltag, den Sorgen, aber auch mit ihren Hoffnungen, Zukunftsplänen, ihrer Verliebtheit.

Es ist kein Roman, der von Abenteuer und Action handelt (vom Klappentext könnte man das erwarten), vielmehr ist es ein Buch, dass all das vorher beschriebene in so vielen Facetten in Worte und Handlungen fassen kann, dass man - einmal angefangen - einfach weiter lesen muss, und sich am Ende mit Wehmut wieder von den Protagonisten trennt.
Es ist auch wichtiges Buch, denn es zeigt die Schwere und Last, die ein Mensch, der unter Zwangshandlungen und Ängsten leidet, zu stemmen hat und wie schwer es auch ist, demjenigen zu helfen nicht zu stark in der eigenen Gedankenspirale zu versinken. Aber es zeigt auch gleichzeitig, wie wichtig es ist, demjenigen dabei die Hand zu halten. Allen, die darunter leiden, zeigt es, dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist und dass es auch Hilfe gibt.

"Du erinnerst dich an deine erste Liebe, weil sie dir zeigt, weil sie der Beweis dafür ist, dass du lieben kanst und geliebt werden kannst, dass außer Liebe ncihts auf der Welt verdient ist, dass Liebe sowohl der Weg ist, der dich zum Menschen macht, als auch der Grund". Zitat, S. 280

Es sind Sätze wie solche, die diesen Roman wieder zu einer kleinen Perle machen. Dialoge zwischen den Protagonisten, die tiefgründig sind, Gedanken, die das Innere nach außen drehen. Und trotz aller Schwere, die eindeutig auch zum Roman gehört, schafft es Green immer wieder auch humorvolle Szenen einzubauen und vor allem Lichtblicke und Ausblicke.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Fesselnder und emotionaler Roman

Kleine Stadt der großen Träume
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Björnstadt, eine kleine Stadt weit im Norden von Schweden. In ihr leben reiche und arme, junge und alte, verbissene, verträumte, engagierte, verbitterte, hoffende, suchende und trauernde Menschen. Doch ...

Björnstadt, eine kleine Stadt weit im Norden von Schweden. In ihr leben reiche und arme, junge und alte, verbissene, verträumte, engagierte, verbitterte, hoffende, suchende und trauernde Menschen. Doch sie werden geeint von dem Sport, der in Björnstadt gespielt wird und der sie alle verbindet, als Spieler oder Trainer, als Eltern, ehemalige Spieler oder Fans: vom Eishockey.
Nachdem vor Jahrzehnten die Seniormanschaft beinahe mal schwedischer Meister geworden wäre, ist das erklärte Ziel aller, es einmal bis an die Spitze zu schaffen. Nun fehlt der Juniorenmannschaft nur noch zwei Siege um schwedischer Juniorenmeister zu werden. In diesem Umfeld von geballter Energie, Erwartungen, Druck und Euphorie passiert etwas, dass den ganzen Ort zu zerreissen droht......

Backman erzählt sehr beeindruckend und schafft es dabei vor allem, dass wir uns in die vielen Charakteren, die in Björnstadt leben, hinein versetzen können.
Allen voran an die 16jährige Maya und ihre Freundin Ana, in die Spieler der Juniorenmannschaft, Kevin, Benji, Bobo, in Amat, den Nachwuchsspieler, aber auch in die Eltern von Maya, Mira und Peter, um nur einige aufzuzählen. Jeder kommt bei Backman "zu Wort", der Autor erzählt aus vielen Perspektiven und verliert dabei nicht den roten Faden, der durchs Buch zieht und dem der Leser gespannt und gebannt folgt. Denn auch wenn es viele Protagonisten gibt, die Erzählperspektive oft wechselt, trägt dies hier zum Spannungsaufbau bei, und verwirrt nicht, nachdem man sich eingelesen hat.


Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie mich diese Geschichte, die sehr schnell sehr emotional wird, berührt hat. Backman hat mich beeindruckt mit diesem Buch, dass so viele menschliche Facetten wiedergibt, so vieles in Worte zu fassen vermag, was in einer menschlichen Gemeinschaft an Reaktionen, Aktionen, Handlungen, Hoffnungen, Enttäuschungen möglich ist. Man fühlt als Leser mit, man leidet mit, man ist wütend, man bangt und hofft.
Die ganze Story ist zudem auch realistisch erzählt und zeigt, wie eine Gemeinschaft sich verändern kann, sich spalten kann, wie sie sich als Masse mitziehen lässt und falsche Urteile fällen kann.

Backman hat mich schon mit seinen Vorgängerromanen überzeugen können, weil er Gefühle und die verschiedenen menschichen Beweggründe mit großer Tiefe in Worte verpacken kann.
Dieser Roman ist jedoch - bisher - sein Meisterwerk.

Fazit:
Beeindruckende, fesselnde, emotionale Erzählung über viele menschliche Facetten, Gefühle und Aktionen