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Veröffentlicht am 06.03.2017

Raffiniert, verwickelt, überraschend

Das Buch der Spiegel
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Der Literaturagent Peter Katz wird beim Lesen eines unaufgefordert eingesandten Teil-Manuskriptes neugierig. Es ist nur der Anfang einer autobiografischen Geschichte, sie bricht an einer spannenden Stelle ...

Der Literaturagent Peter Katz wird beim Lesen eines unaufgefordert eingesandten Teil-Manuskriptes neugierig. Es ist nur der Anfang einer autobiografischen Geschichte, sie bricht an einer spannenden Stelle ab und Katz ist nicht nur neugierig auf den Rest, er wittert auch ein gute Vermarktungsmöglichkeit für das Buch. Doch bevor es zu einem Treffen mit dem Autor kommt, verstirbt Flynn. Katz setzt einen bekannten arbeitslosen Drehbuchautor auf die Story an, denn Flynns Manuskript erzählt von einem bekannten Mordfall vor 28 Jahren, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte.

Der Aufhänger der ganzen Geschichte ist der Mordfall an Prof. Wieder vor 28 Jahren. Einer, bei dem nie ein Täter oder eine Täterin oder ein eindeutiges Motiv gefunden werden konnte. Nun verstirbt einer, der vielleicht mehr davon wusste und hinterlässt Andeutungen, verarbeitet in einem Buch. Ein spätes Geständnis? Eine Aufdeckung von geheimen Wissen?
Im Buch geht es aber nicht nur um das verschwundene Buch, sondern vor allem um die spannende Frage, was geschah damals in der Mordnacht wirklich.

"Das Buch der Spiegel" lässt auch den Leser ahnungslos. In der Geschichte gibt es mehrere Teile, in dem erst der Lektor Peter Katz, dann der Autor Richard Flynn, dann der Dekektiv spielende Drehbuchautor und anschließend einer der damals ermittelnden Polizisten erzählen.
E.O. Chirovici hat die Geschichte wie eine Zwiebel verpackt, erst nach und nach lösen sich die Schichten. Langsam und genau beschreibt er die einzelnen Schritte, geht in die Tiefe, arbeitet seine Protagonisten aus, zeichnet hervorragend die Handvoll an Menschen, die als Täter in Frage kommen, lässt uns als Leser falles mitverfolgen, mitraetseln und mit in die Irre gehen. Eine Wahrheit ist nicht immer die Wahrheit. Jeder Blickwinkel scheint Neues oder andere Wahrheiten hervorzubringen. Aussagen stehen gegen Aussagen. Wirklichkeit und Vergangenheit, Erlebtes und das retroperspektivische Erlebte, das der Einzelne sich unbewusst anpasst, werden vermischt. Ein reizvolles Szenario bei einer Mordermittlung nach so vielen Jahren.

Es ist kein Krimi, der Action braucht. Es hat psychologische Tiefe, der Autor spielt mit den Erinnerungen, den Aussagen, den Protagonisten. Er lässt zwar auch dem Zufall eine große Rolle spielen, aber das ist bei einem Roman auch legitim. Was mich mehr überraschte, mehr nachdenklich machte, ist der nach und nach vollzogene Wechsel zwischen gut und böse, zwischen Schuld und Unschuld. Alles scheint am Anfang einfach - doch nichts ich einfach einfach.

Der Schreibstil ist flüssig, die Wechsel der Erzähler halten die Spannung, genau wie die Nachforschungen, die peu a peu versuchen eine Wahrheit ans Licht bringen. Eine Wahrheit ? Gibt es die ? Verzwickt, verworren, verdreht - ein Gespinst an Erinnerungen muss entknotet werden. Alles scheint einfach ? - Fehlanzeige. Trotz aller scheinbar leichten Nachforschungen und verwickelten Erkenntnissen schafft es der Autor mich gegen Ende noch positiv zu überraschen !

Ein Buch, über das man noch länger nachdenkt, über das was Wahrheit oder nur Reflexion, nur Spiegelbild einer Wahrheit, verdrehte Wahrheit ist.
Nicht nur die Blickwinkel der Betrachter wechseln im Buch, auch die Sichtweisen der Leser auf Verdächtige werden immer wieder kräftig durchgerüttelt.

Fazit:
Ein faszinierendes Buch mit spannenden Perspektivwechseln und der Suche nach der einen Wahrheit - wenn es die denn geben sollte.
Eine tiefgründiger, psychologischer Roman.Raffiniert, fesselnd, interessant und mal was ganz anderes !!!

Veröffentlicht am 03.03.2017

Pageturner

Tödliche Frist
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Ein Schlittenhunderennen in Alaska. Bei absolut tiefen Temperaturen, das härteste Schlittenhunderennen der Welt.
Anfangs scheint alles normal zu verlaufen, doch dann taucht einer der Teilnehmer nicht vereinbahrungsgemäß ...

Ein Schlittenhunderennen in Alaska. Bei absolut tiefen Temperaturen, das härteste Schlittenhunderennen der Welt.
Anfangs scheint alles normal zu verlaufen, doch dann taucht einer der Teilnehmer nicht vereinbahrungsgemäß am Zwischenstopp auf. Seine Nichte Kirra Jacobs und Reef McKenna machen sich abends auf um ihn zu suchen. Sie finden ihn zwar, aber viel mehr als die Information, dass seine Tochter Meg, Kirras Cousine entführt worden ist, können sie ihm nicht entlocken, bevor sie selber in große Gefahr geraten. Ein gefährlicher Wettlauf mit der Zeit hat begonnen und Kirra und Reef geraten mehr als einmal in arge Bedrängnis....

"Tödliche Frist" ist der fünfte und abschließende Band um den McKenna-Clan. In jedem Band geht es um einen der McKenna-Geschwister. Doch die Bücher sind auch einzelnd, ohne Vorkenntnisse der anderen Bände lesbar, jeder Fall ist in sich abgeschlosen.

Diesmal steht der jüngste McKenna, Reef im Mittelpunkt. Es ist ein toller Mix aus absoluter Spannung, aber auch die wachsende Beziehung zwischen ihm und Kirra hat ihren Raum in der Geschichte. Dabei gelingt es der Autorin, diese keimende Liebe realistisch und voller Gefühl in ihrer Entwicklung zu beschreiben.
Die Autorin hat einen wundervoll packenden, lebendigen Schreibstil, so dass man beim Lesen mitfiebern kann. Die Spannung hat mich so gepackt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und es daher sehr schnell gelesen hatte.

Gefallen hat mir auch, wie die Autorin es geschafft hat, den christlichen Glauben, die Macht der Gebete mit in diesen Roman zu verpacken. Hat doch Kirra an einem Ereignis in ihrer Vergangenheit schwer zu tragen. Reefs Einfühlungsgabe, seine Geduld, aber auch ihrer beider Glaube helfen ihr, über die Vergangenheit zu sprechen und auch innerlich loszulassen. Nach vorne zu blicken....

Diesen Mix in eine tolle Geschichte zu verpacken beherrscht die Autorin meisterhaft. Auch die Vorgängerbände habe ich sehr gerne gelesen. Dieser Abschlußband toppt meiner Meinung aber alle vorhergehenden, obwohl ich dachte, dies sei kaum möglich.

Fazit:
Krönender Abschluss einer spannenden Reihe voller Abenteuer, Romantik und Glaube !
Auch unabhängig von den Vorgängerbänden zu lesen.

Veröffentlicht am 03.03.2017

"Goldene Zwanziger"

Noble Gesellschaft
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Herbst 1925, Berlin: Erst verschwindet wieder einmal ein Dienstmädchen spurlos, dann begeht ein ehemaliges Flieger-Ass Selbstmord. Oder war es doch Mord ?
Carl von Bäumer, Starschauspieler bei der UFA, ...

Herbst 1925, Berlin: Erst verschwindet wieder einmal ein Dienstmädchen spurlos, dann begeht ein ehemaliges Flieger-Ass Selbstmord. Oder war es doch Mord ?
Carl von Bäumer, Starschauspieler bei der UFA, und sein Lebensgerährte Paul Genzer, Kommissar, ermitteln. Immer mehr wird klar, dass nichts so einfach scheint, wie es anfangs aussieht und das hinter allem ein großes Geflecht an Beziehungen und alten Wunden besteht, die sich nun, Jahre später in eine Flut aus Rache verwandeln....

Man taucht durch Joan Weng tief ein in die 20er Jahre. Doch egal, ob es die Gangsterseite, die Seite der "noblen Gesellschaft" ist, jeder, wirklich jeder ist aus meinen Augen sehr skurril. Es ist der oft beschriebene Tanz auf dem Vulkan, extentrisches Leben, Abgreifen, Verbrechen, Leben nach einem Krieg, Egomanie, Koks, Affären,Bigamie, Gefühlskälte, Schmuggel....kaum einer der Protagonisten ist nicht irgendwie mehr oder minder davon betroffen. Oder er gehört auf die Seite der Dienstboten, einfachen Arbeiter, die - im Gegenteil zur verschwenderischen Oberschicht - ein einfaches Leben fristen müssen.
Die Autorin hat damit vieles eingefangen, was in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts an der Tagesordnung war. Nicht überall, nicht ausschließlich, allerdings sind sie hier die Protagonisten.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebendig, sie weiß mit Worten umzugehen. Allerdings haben mich die vielen Protagonisten, die vielen Wechsel in den Abschnitten, oftmals etwas verwirrt. Hilfreich ist hier zum Glück ein vorangestelltes Personenregister, das mir sehr geholfen hat.
Es gibt nicht nur die vielen Einblicke in die Leben der Akteure, sondern auch im Laufe der Geschichte immer mehr Opfer. Wer steckt hinter allem ? Gehören sie zusammen ?
Carl von Bäumner ermittelt. Seine Erkenntnisse werden am Ende zum Schuldigen führen, manche seiner Wege werden zu oberflächlich erklärt. Zwischendurch hatte ich Probleme die Übersicht zu behalten, auch wenn am Ende alles relativ schlüssig aufgeklärt worden ist und die Autorin sich ein tolles Konstrukt an Verwirrungen und Beziehungen ausgedacht hat. Als Leser hat es mich allerdings mittendrin etwas überfordert.

Fazit:
Eher eine Gesellschafstudie. Die Krimihandlung lief eher nebenher und war für mich zu überladen. Zu viele (unsymphatische) Protagonisten haben mich nicht fesseln können. Allerdings hat die Autorin einen lebendigen Schreibstil und hat die gewollt überzeichnete Zeitstudie der Goldenen Zwanziger hat auch Humor.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Highlight-Buch!

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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...aber dann sagte er: "Es ist mein erstes Mal". Er versuchte seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
Sie sah ihn verblüft an. Dann versuchte sie ein Lächeln, was ihr misslang, und sagte ...

...aber dann sagte er: "Es ist mein erstes Mal". Er versuchte seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
Sie sah ihn verblüft an. Dann versuchte sie ein Lächeln, was ihr misslang, und sagte " Was für ein Zufall. Bei mir ist es auch das erste Mal". (Zitat, S. 16)

Vorweg: Mich hat die Autorin mit dieser Geschichte gefesselt, berührt, Erinnerungen wurden geweckt, beim Lesen musste ich oft innehalten, ich wart mittendrin im Geschehen, es hat mich gepackt, emotional berührt, nachdenklich gemacht. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen wurden geweckt. Ein Roman, der mir wirklich unter die Haut ging.

Zum Inhalt:
Fred hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Der Mitvierziger ist geschieden, sein 13jähriger Sohn Phil wohnt bei ihm. Er ist eher der stille Typ mit leichtem Übergewicht, abends sitzt er lieber vorm Fernseher als auszugehen. Doch er hat sich aufgerafft, will etwas sinnvolles tun. Das Hospiz teilt ihm Karla zu. Sie ist sein "erster Fall". Fred ist unsicher, noch mehr gehemmt als sonst, doch er will unbedingt über seinen Schatten springen. Karla ist 60, früher ist sie in der Welt viel herum gekommen. Sie ist offen, gradlinig und scheut sich nicht alles auszusprechen, was sie denkt. Nun hat sie Krebs im Endstadium, die Chemo hat sie abgebrochen. Ihr bleiben nur noch wenige Monate. Sie weiß, was vor ihr liegt, nur fällt es ihr schwer Hilfe anzunehmen.

Meinung:
Abwechselnd schlüpft die Autorin in die Haut von Fred, Karla und Phil. Abwechselnd dürfen wir durch sie die gemeinsame Zeit der drei miterleben. Wie sie sich annähern, abstossen, ihre zweite Chance bekommen. Wie sie sich langsam verändern. Wie Karla immer mehr abbaut, ihre Dinge regelt, wie Fred sich öffnet, selbstbewusster wird, wie Phil nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wächst.
Die Protagonisten entwickeln sich. Reifen, wachsen an ihren Aufgaben. Diese Veränderung geht Stück für Stück vor sich und als Leser erlebt man sie mit. Die Protagonisten erschienen mir so real, so menschlich, so normal.


Es geht ums Sterben. Jeder von uns muss mal sterben. Wie ist es, wenn man weiß, dass man nicht mehr viel Zeit hat ? Wie ist es, wenn man weiß, dass man einem Menschen immer weiter schwinden sieht? Ich selber habe es in der Familie bereits mit erlebt und vieles kam bei mir beim Lesen wieder an die Oberfläche.
Doch sollten wir nicht über den Tod reden dürfen ? Sollten wir uns nicht unser Leben bewußter leben ?
Tod ist ein Thema, dass viele am Liebsten ausgrenzen möchte, doch es ist ein wichtiges Thema, vor dem man nicht die Augen verschliessen sollte.
Dieser Roman lässt mich innehalten, nachdenklicher werden.


Dennoch ist es kein schwermütiger Roman. Der Autorin ist eine sehr gute Mischung aus Ernst und Humor gelungen. Es darf gelacht und getrauert werden, Freude und Leid wechseln sich ab.
Hut ab, Susann Pasztor! Die Mischung hat mir sehr gut gefallen.



Fazit:

Ein atmosphärischer, emotionaler und berührender Roman der nachdenklich macht. Für mich ein Highlightbuch 2017!

Veröffentlicht am 22.02.2017

Informativ, übersichtlich und motivierend

Volkslaufbuch
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Das Volkslaufbuch von Prof.Dr. Ingo Froböse und Ulrike Schöber hat mich gleich angesprochen. Titelt es doch "Für Ensteiger & Freizeitläufer" - ich fühlte mich gleich angesprochen.

Das Buch ist ein echter ...

Das Volkslaufbuch von Prof.Dr. Ingo Froböse und Ulrike Schöber hat mich gleich angesprochen. Titelt es doch "Für Ensteiger & Freizeitläufer" - ich fühlte mich gleich angesprochen.

Das Buch ist ein echter Ratgeber, das sich in folgende Kapitel aufteilt (in Klammern meine Kommentar zu den einzelnen Kapiteln):
- Warum uns Laufen Spaß macht -------------- (Motivation)
-Laufen und Gesundheit----------------------------- (Erklärungen)
-Vor dem Start: Was ziehe ich an ------------------(kurz und knapp)
-Welches Laufen passt zu Ihnen, Geschwindigkeit, Trainingshelfer - ...............................................................................(hilfreich !)
-Lauftechnik......................................................... (informativ)
-Verschiedene Wege zum Ziel: die Trainingsmethoden ............(wiederum informativ und hilfreich)
-Los geht´s: die Laufprogramme ......................(sehr gute Anleitung !)
-Regeneration: ein absolutes Muss ..................(wichtig !)
-Besser laufen mit Übungen...............................(nützlich)
-Richtig essen und trinken...................................(gehört auch dazu)
Anhang(z.B. Läuferbeschwerden).......................(nützlich)

Schon die einführende Worte der beiden Autoren, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten, machen Mut, endlich auch Mal auszuprobieren was das Laufen so ausmacht. Es ist kein Hexenwerk, wenn man es richtig anfängt. Dazu macht der vorliegende Ratgeber Mut, leitet an und hilft beim Einstieg.
NIchts ist umständlich, alles ist hilfreich, informativ und optisch hervorragend gegliedert. Die Autoren wissen um den "inneren Schweinehund", den es zu überwinden gilt und dabei unterstützen z.B. auch Extra-Seiten, bei denen es z.b. ums Abnehmen (in Verbindung mit Sport) geht, kleine Test um den eigenen Lauftyp zu bestimmen oder auch nützliche Hinweise wenn es ums Lauftraining bei Kindern oder Senioren geht.

Es ist vor allem ein Motivationsbuch, ein Buch, bei dem man schon beim Lesen merkt, die Autoren verstehen etwas worüber sie schreiben. Es geht um den Spaß beim Laufen, aber auch um die gesundheitlichen Vorteile durch das Laufen. Es zeigt, dass (fast) jeder für diesen Sport geeignet ist, ein Sport, für den man wenige Hilfsmittel benötigt und der fast überall ausübbar ist.

Fazit:
übersichtlich, informativ, fundiert und vor allem motivierend. Ein Ratgeber für Einsteiger und Freizeitläufer !