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Veröffentlicht am 27.02.2017

Highlight-Buch!

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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...aber dann sagte er: "Es ist mein erstes Mal". Er versuchte seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
Sie sah ihn verblüft an. Dann versuchte sie ein Lächeln, was ihr misslang, und sagte ...

...aber dann sagte er: "Es ist mein erstes Mal". Er versuchte seine Stimme fest und selbstbewusst klingen zu lassen.
Sie sah ihn verblüft an. Dann versuchte sie ein Lächeln, was ihr misslang, und sagte " Was für ein Zufall. Bei mir ist es auch das erste Mal". (Zitat, S. 16)

Vorweg: Mich hat die Autorin mit dieser Geschichte gefesselt, berührt, Erinnerungen wurden geweckt, beim Lesen musste ich oft innehalten, ich wart mittendrin im Geschehen, es hat mich gepackt, emotional berührt, nachdenklich gemacht. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen wurden geweckt. Ein Roman, der mir wirklich unter die Haut ging.

Zum Inhalt:
Fred hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Der Mitvierziger ist geschieden, sein 13jähriger Sohn Phil wohnt bei ihm. Er ist eher der stille Typ mit leichtem Übergewicht, abends sitzt er lieber vorm Fernseher als auszugehen. Doch er hat sich aufgerafft, will etwas sinnvolles tun. Das Hospiz teilt ihm Karla zu. Sie ist sein "erster Fall". Fred ist unsicher, noch mehr gehemmt als sonst, doch er will unbedingt über seinen Schatten springen. Karla ist 60, früher ist sie in der Welt viel herum gekommen. Sie ist offen, gradlinig und scheut sich nicht alles auszusprechen, was sie denkt. Nun hat sie Krebs im Endstadium, die Chemo hat sie abgebrochen. Ihr bleiben nur noch wenige Monate. Sie weiß, was vor ihr liegt, nur fällt es ihr schwer Hilfe anzunehmen.

Meinung:
Abwechselnd schlüpft die Autorin in die Haut von Fred, Karla und Phil. Abwechselnd dürfen wir durch sie die gemeinsame Zeit der drei miterleben. Wie sie sich annähern, abstossen, ihre zweite Chance bekommen. Wie sie sich langsam verändern. Wie Karla immer mehr abbaut, ihre Dinge regelt, wie Fred sich öffnet, selbstbewusster wird, wie Phil nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wächst.
Die Protagonisten entwickeln sich. Reifen, wachsen an ihren Aufgaben. Diese Veränderung geht Stück für Stück vor sich und als Leser erlebt man sie mit. Die Protagonisten erschienen mir so real, so menschlich, so normal.


Es geht ums Sterben. Jeder von uns muss mal sterben. Wie ist es, wenn man weiß, dass man nicht mehr viel Zeit hat ? Wie ist es, wenn man weiß, dass man einem Menschen immer weiter schwinden sieht? Ich selber habe es in der Familie bereits mit erlebt und vieles kam bei mir beim Lesen wieder an die Oberfläche.
Doch sollten wir nicht über den Tod reden dürfen ? Sollten wir uns nicht unser Leben bewußter leben ?
Tod ist ein Thema, dass viele am Liebsten ausgrenzen möchte, doch es ist ein wichtiges Thema, vor dem man nicht die Augen verschliessen sollte.
Dieser Roman lässt mich innehalten, nachdenklicher werden.


Dennoch ist es kein schwermütiger Roman. Der Autorin ist eine sehr gute Mischung aus Ernst und Humor gelungen. Es darf gelacht und getrauert werden, Freude und Leid wechseln sich ab.
Hut ab, Susann Pasztor! Die Mischung hat mir sehr gut gefallen.



Fazit:

Ein atmosphärischer, emotionaler und berührender Roman der nachdenklich macht. Für mich ein Highlightbuch 2017!

Veröffentlicht am 22.02.2017

Informativ, übersichtlich und motivierend

Volkslaufbuch
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Das Volkslaufbuch von Prof.Dr. Ingo Froböse und Ulrike Schöber hat mich gleich angesprochen. Titelt es doch "Für Ensteiger & Freizeitläufer" - ich fühlte mich gleich angesprochen.

Das Buch ist ein echter ...

Das Volkslaufbuch von Prof.Dr. Ingo Froböse und Ulrike Schöber hat mich gleich angesprochen. Titelt es doch "Für Ensteiger & Freizeitläufer" - ich fühlte mich gleich angesprochen.

Das Buch ist ein echter Ratgeber, das sich in folgende Kapitel aufteilt (in Klammern meine Kommentar zu den einzelnen Kapiteln):
- Warum uns Laufen Spaß macht -------------- (Motivation)
-Laufen und Gesundheit----------------------------- (Erklärungen)
-Vor dem Start: Was ziehe ich an ------------------(kurz und knapp)
-Welches Laufen passt zu Ihnen, Geschwindigkeit, Trainingshelfer - ...............................................................................(hilfreich !)
-Lauftechnik......................................................... (informativ)
-Verschiedene Wege zum Ziel: die Trainingsmethoden ............(wiederum informativ und hilfreich)
-Los geht´s: die Laufprogramme ......................(sehr gute Anleitung !)
-Regeneration: ein absolutes Muss ..................(wichtig !)
-Besser laufen mit Übungen...............................(nützlich)
-Richtig essen und trinken...................................(gehört auch dazu)
Anhang(z.B. Läuferbeschwerden).......................(nützlich)

Schon die einführende Worte der beiden Autoren, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten, machen Mut, endlich auch Mal auszuprobieren was das Laufen so ausmacht. Es ist kein Hexenwerk, wenn man es richtig anfängt. Dazu macht der vorliegende Ratgeber Mut, leitet an und hilft beim Einstieg.
NIchts ist umständlich, alles ist hilfreich, informativ und optisch hervorragend gegliedert. Die Autoren wissen um den "inneren Schweinehund", den es zu überwinden gilt und dabei unterstützen z.B. auch Extra-Seiten, bei denen es z.b. ums Abnehmen (in Verbindung mit Sport) geht, kleine Test um den eigenen Lauftyp zu bestimmen oder auch nützliche Hinweise wenn es ums Lauftraining bei Kindern oder Senioren geht.

Es ist vor allem ein Motivationsbuch, ein Buch, bei dem man schon beim Lesen merkt, die Autoren verstehen etwas worüber sie schreiben. Es geht um den Spaß beim Laufen, aber auch um die gesundheitlichen Vorteile durch das Laufen. Es zeigt, dass (fast) jeder für diesen Sport geeignet ist, ein Sport, für den man wenige Hilfsmittel benötigt und der fast überall ausübbar ist.

Fazit:
übersichtlich, informativ, fundiert und vor allem motivierend. Ein Ratgeber für Einsteiger und Freizeitläufer !

Veröffentlicht am 22.02.2017

Spurensuche

Betrunkene Bäume
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Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter ...

Erich ist weit über 80. Noch lebt er alleine in seiner Wohnung in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus. Doch nicht nur seine Sehkraft schwindet, auch seine Kraft und seine Beweglichkeit. Seine Tochter Irina vermittelt ihm eine Pflegekraft, die er aber kategorisch ablehnt. Einzig seine Liebe zu seinen Bäumen und seine Obsession noch täglich Auswertungen von Daten eines russischen Wissenschaftlers durchführen zu wollen, halten ihn am Leben.
Katharina, 17, ist verzweifelt, nachdem die Ehe ihrer Eltern auseinandergebrochen ist und sich der Vater nach Russland aufgemacht hat. Sie, die kurz vorm Abitur steht, schmeißt die Schule und flieht von zu Hause. Über Umwege findet sie Schutz in der Nachbarwohnung von Erich. Die beiden lernen sich kennen und so entsteht durch gegenseitige Hilfe eine fragile, ungewöhnliche Freundschaft.

Ada Dorians Schreibstil ist ruhig. Abweschselnd erzählt sie von Erich und Katharina. Immer wieder gibt es Rückblenden. Anfangs sind es verschiedene Erzählstränge, die sich immer weiter annährern, bis Erich und Katharina das erste Mal aufeinander treffen. Immer weiter werden Schicht um Schicht der Protagonisten gelöst, so dass der Leser immer tiefer in sie schauen kann, sie verstehen lernt.
Der Autorin ist es m.E. dabei wunderbar gelungen die beiden sehr gekonnt auszuarbeiten.
Da ist der tattrige Erich, der am Ende seines Lebens kaum noch Hoffnung hat. Immer weiter zerbröselt seine Selbständigkeit, dennoch hält er sich klammerhaft an seinen Daten, seiner (kleinen) Aufgabe fest um sich nicht ganz zu verlieren. Dabei wächst ihm nicht nur das Leben buchstäblich über den Kopf.
Für Katharina hingegen hat sich das Leben um sie herum aufgelöst. Sie findet keinen Halt, keinen Anker und fühlt sich an den Rand geschoben.
Für beide geht es um Lebensängste, um Spurensuche, aber auch um Hoffnungen und den eigenen Willen und vor allem die eigenen Wurzeln.

Ada Dorian´s Roman hat mich berührt, hat mich nachdenklich gestimmt und hat mich beim Lesen gefesselt. Immer mehr wollte ich über die zwei so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Protagonisten erfahren, wollte wissen, ob sie wieder zu ihren Wurzeln zurück finden oder sich im wirren Geäst verlieren.

Passend dazu der Titel und auch die im Text geschildernde "Betrunkenen Bäume". Bäume, die durch die Veränderung ihres Bodens den Halt verlieren, schief wachsen oder absterben. Ein passendes Symbol auch für die zwei Protagonisten.


Fazit:
Ein Roman um zwei verlorene Menschen - aus zwei verschiedenen Generationen mit Hoffnungen, Ängsten, Verzweiflung, auf der Suche nach ihren Wurzeln, hat mich gefesselt und sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Der Preis der LIebe

Tadunos Lied
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Taduno ist in seinem Land Nigeria ein bekannter Sänger und Gitarrenspieler. Doch er flüchtet, als seine Musik verboten wird. In dem Land ist er ein Unbekannter, lebt für sich, alleine, einsam. Als ihn ...

Taduno ist in seinem Land Nigeria ein bekannter Sänger und Gitarrenspieler. Doch er flüchtet, als seine Musik verboten wird. In dem Land ist er ein Unbekannter, lebt für sich, alleine, einsam. Als ihn ein verzweifelter Brief seiner Freundin Lela erreicht, die inhaftiert wurde, kehrt er zurück nach Lagos. Dort stellt er fest, dass alle ihn vergessen haben. Auch die Nachbarn erkennen ihn nicht wieder. Dabei war er doch nur ein paar Wochen weg. Wieder finden auf mysteriösem Weg Briefe von Lela zu ihm und Taduno, dessen Sing-Stimme ebenso verschwunden ist, wie anscheinend all seine anderen Spuren, muss sich entscheiden, ob er um Lela zu befreien, ein Loblied auf den diktatorischen Präsidenten singt oder schweigt, was Lelas Tod bedeuten würde.

Tadunos Lied ist ein eher ruhig geschriebener Roman, der durch die Elemente, mit denen der Autor arbeitet, wie ein modernes Märchen klingt. Mit gut und böse, mit Entscheidungen, die schwer fallen, mit fantastischen Begebenheiten .
Taduno liebt seine Musik, er liebt Lela, doch er hat auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für richtig oder falsch. Er hadert mit seinen Entscheidungen, schlägt auch verschiedene Wege ein, um am Ende uns doch wieder zu überraschen. Er wirkt manchmal konfus, manchmal zu eingefahren in die Richtung, in der er geht, dennoch ist er, denke ich, auch beispielhaft für viele in unserer Zeit.
Es ist kein Spannungsroman, eher wie ein ruhiger fliessender Fluss, der durch seine Windungen und Wendungen Interesse weckt. Vor allem, weil sich der Leser fragt, wie wird sich Taduno entscheiden.

Der Schreibstil ist nicht poetisch, eher nüchtern, kurze Sätze, einfache Sätze, verschiedene Dialoge. Dabei wird immer aus einer gewissen Distanz erzählt. Als wäre es ein allwissender Erzähler aus dem Off, der das Geschehen um Taduno widergibt. Ohne Bewertungen.


Ein Buch, das einen nachdenken lässt über seine eigenen Entscheidungen, bei dem man sich selber die Frage stellt, wie weit wäre man selber gegangen, hätte man den Mut und die Kraft aufgebracht ? Entscheidungen, die umso schwerer fallen, wenn man nicht in einem freien Land lebt.
Das Buch soll im 20. Jahrhundert spielen und spiegelt (ich musste selber erst mal etwas nachrecherchieren) wohl in einer Zeit, in der Nigeria von Diktaturen beherrscht wurde.
Der Autor beschränkt sich hier im Wesentlichen auf den Konflikt zwischen Taduno und dem Präsidenten und natürlich dem inneren Konflikt von Taduno. Vieles was an Gewalt auch hier im Roman erwähnt wird, wird nicht weiter ausgebreitet, meist in Nebensätzen erzählt. Nüchtern, gefühllos, distanziert.

Fazit:
Ein Roman, der sich um Mut und das Gewissen dreht, um Stärken und Schwächen der Menschen, eingepackt in ein modernes Märchen.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Berührt und irritiert zugleich

Dinge, die vom Himmel fallen
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Saara ist acht Jahre alt, als ihre Mutter durch ein außergewöhnliches Unglück ums Leben kommt. Ein Eisbrocken fällt ihr aus heiterm Himmel (im wahrsten Sinn des Wortes) auf den Kopf. Ihre Tante Annu wird ...

Saara ist acht Jahre alt, als ihre Mutter durch ein außergewöhnliches Unglück ums Leben kommt. Ein Eisbrocken fällt ihr aus heiterm Himmel (im wahrsten Sinn des Wortes) auf den Kopf. Ihre Tante Annu wird hingegen gleich zweimal von einem anderen Zufall "getroffen", sie gewinnt zweimal eine große Summe im Lotto.

Von Selja Ahava kannte ich bereits "Der Tag, als ein Wal durch London schwamm" und wieder war es dieser eher ruhige Erzählfluss, der mir auch hier gefallen hat. Dabei ist es eine völlig andere Thematik, wiederum ist es aber eher eine düstere Stimmung, die hier überwiegt.

Der Roman "Dinge, die vom Himmel fallen" ist in vier Teile untergliedert. Am Anfang und am Ende wird über Saara berichtet, der zweite Teil steht Tante Annu, im dritten Teil die Stiefmutter Krista im Vordergrund. Durch sie erleben wir ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Verwirrtheit, ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen.
Vieles im Roman dreht sich um Zufälle, Wunder, Besonderheiten. Nichts ist linear. Das Leben der Protagonisten wird immer wieder aus der Bahn geworfen. Damit umzugehen ist nicht immer einfach. Auch im wahren Leben nicht.

Manchmal märchenhaft, oft sehr realistisch, erzählt die Autorin über die Probleme, die dieses "aus-der-Bahn-werfen" mit sich bringt. Nicht nur bei negativen Zufällen, auch das Nochmal-davon-gekommen oder der Geldsegen bergen Sorgen und Ängste und lassen die Protagonisten verzweifeln.
Als Leser kommt man nicht umhin, öfters den Kopf zu schütteln, gerade, wenn man liest, wie schwer es Saara hat, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Durch ihre Gedanken wird klar, dass sie einen großen Halt verloren hat, den niemand ihr ersetzen kann. Fassunglos liest man, wie missverstanden sie oft wird, wie sie mit ihren Ängsten allein gelassen wird.

Natürlich ist es gerade hier eine deutliche Anhäufung von manchmal auch absonderlichen Zufällen, die diese Familie trifft. Nichts scheint normal. Nicht umsonst wird der letzte Abschnit auch überschrieben mit "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".
Es gibt in dem Buch auch kein passendes Ende. Es ist ein Ende, dass offen ist, das Raum lässt zum Spekulieren. Wie so vieles, was die Autorin dem Leser vorsetzt. Manches irritiert, verwirrt, verstört, aber manches regt auch zum Nachdenken und Innehalten an.

Mit den Abschnitten wechselt auch der Erzählstil. Nicht alle Teile haben mich gleichmäßig überzeugen können und lange habe ich über die Bewertung meiner Sterne nachgedacht. Ich habe mich entschieden, die 3,5 Sterne aufzurunden auf 4 Sterne, da ich bei den meisten Portalen keine halben Sterne verteilen kann.

Fazit:
Ungewöhnlich, typisch nordisch düster, verwirrend, beklemmend, aber auch berührend und nachdenklich stimmend.