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Veröffentlicht am 03.12.2016

Eindringlich und bewegend

Geigen der Hoffnung
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Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, ...

Zwei Autoren - Titus Müller und Christa Roth - haben hier gemeinsam ein eindringliches und bewegendes Buch geschrieben. Es ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Beides verbindet die Geigen, Geigen, die von Juden während der NS-Zeit gespielt worden sind.

Das Buch beginnt mit der Beschreibung von Christa Roth. Sie hat in Tel Aviv mehrmals Ammon Weinstein getroffen. Weinstein, Jahrgang 1939, hat über 60 Streichinstrumente wieder aufgearbeitet, sie wieder spielbar gemacht und diese Instrumente sind die "Violins of Hope". Roth erzählt die Geschichte von Ammon Weinstein, wie er zu den Geigen gekommen ist, wie alles begann.

Abwechselnd in diese Berichterstattung eingebettet, ist der Roman von Titus Müller. Er hat, inspiriert durch verschiedene Dokumentationen, Erzählungen von Nachfahren oder Zeitzeugen, eine bewegende, eindringliche (fiktive) Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht. Die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Auch wenn es fiktiv ist, ist es dennoch real, was damals im KZ Dachau und in vielen anderen KZs passiert ist. Titus Müller lässt einen Häftling erzählen, Marek Krol. Als Leser leidet man mit ihm, wenn Aufseher ihn misshandeln. Man spürt die Verzweiflung, den Hunger, die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit. Man spürt aber auch den Überlebenswillen Mareks, auch wenn es darum geht, seinen Bruder Stanek durch diese Zeit zu bringen.
Marek ist Geiger, seine Geige wurde gleich bei der Ankunft zerstört, dennoch, er schafft es ins Lagerorchester. Ein Orchester, dass aufspielen muss, wenn andere drakonisch bestraft werden, die die SS-Leute unterhalten sollen und spielen, wenn andere zum harten Arbeitseinsatz müssen, aber sie geben auch Konzerte, bei denen die Insassen zuhören und Hoffnung schöpfen können.
Man spürt beim Lesen die Zweischneidigkeit, das Wechselbad der Gefühle des Protagonisten. Einerseits der Urinstinkt des Überlebens-Wollen und anderseits die Menschlichkeit, die dennoch nicht zerstört werden kann - trotz aller Grausamkeiten, trotz aller Versuche den Protagonisten brechen zu wollen.

Diese Geschichte von Titus Müller geht wahrlich unter die Haut, sie bewegt. Christa Roths Teil unterstreicht den wahren Kern, unterstreicht, dass dies nicht (alles) fiktiv war. Ammon Weinstein und seine "Violins of Hope" gibt es wirklich und jede dieser Geigen hat auch eine Geschichte. Der journalistische Teil hat mir vom Erzählstil zwar etwas weniger gefallen, es hätte linearer sein können und manche Nebenschauplätze weniger. Aber trotzdemhat sie eine eindrucksvolle Beschreibung von dem Menschen Weinstein geschaffen. Die Autorin hat ihn mehrmals getroffen, man spürt auch ihre Gefühle bei diesem Bericht.
Sie passt vor allem im Kontext zu Müllers Geschichte, die dadurch eine große Authentizität erhält.

Am Ende gibt es noch farbige Aufnahmen von Ammon Weinstein und seinen Violins of Hope, sowie im Nachwort von Titus Müller Hinweise zur wahren Geschichte, die ihn inspieriert hat.


Fazit:
Geigen der Hoffnung - Geigen voller Erinnerung.
Eindringlich und bewegend erzählen die Autoren die wahre Geschichte von Ammon Weinstein und eine auf wahre Begebenheiten basierende Erzählung eines KZ-Häftlings in Dachau.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Heiter bis wolkig- Krimikomödie zum Mitraten und Schmunzeln

Der Henker von Bad Berging
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Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen ...

Gleich vornweg: das ist ein Krimi der ganz anderen Art ! Es ist auf jeden Fall einer, bei dem man Humor haben muss, denn es ist auch eine Komödie, eine Mischung aus schwarzer Sartire, manchmal skurilen Protagonisten und herrlichem (bayrischem Dialekt (für ungeübte mit Übersetzung), aber dennoch gibt es auch einem unheimlich grausligem Fall....

Zum Inhalt:
Bad Berging ist eine Kleinstadt in Bayern (die es leider nur im Buch gibt), die unversehens in den Mittelpunkt einer norddeutschen Spezialeinheit rückt, denn hier scheinen die Fäden einer grausamen neuen Mordserie zusammen zu laufen. Zwei Opfer hat es schon gegeben, doch da es unheimlich offensichtliche Parallelen zu dem amerikanischen Serienkiller Harry Raven gibt, wird es wohl nicht bei den beiden bleiben. Der Mörder spielt mit der Polizei, trappiert die Köpfe der Opfer, der Rumpf fehlt...
Jens Kessler, Star-Profiler und seine neue berufliche Partnerin Rita Hubschmid sind kein eingespieltes Team, hier wird noch gehackt und gestochen, verbal....werden sie sich abstimmen und miteinander den Fall lösen können ?
In Bad Berging trifft der Leser auf Kommissar Maus und seine Kollegen, diese sind manchen schon von Katja HIrschels erstem Band "Der Semmelkönig" bekannt. Diese werden vom Profi-Team regelrecht überrollt. Werden sie sich behaupten können ? (...im Fall der Enthauptungen....-))).
Es gibt noch weitere Schauplätze, entschwundene Hunde und aufgeregte Damen, eine atemberaubende Englischlehrerin und ihre Abendkursklasse, bei denen sehr viele ein Auge auf sie geworfen haben, aber auch ein Baron, der nicht nur auf Wildjagd geht, sondern auch ein Auge auf die Lehrerin geworfen hat.

Man braucht etwas, um in diese rasante Geschichte hinein zu finden. Die Wechsel sind atemberaubend, es erzeugt eine gehörige Dynamik, in die man sich erst einmal einfinden muss. Nebenhandlungen, Nebeninformationen, Nebendarsteller, alles muss für den Leser erst einmal sortiert werden. Helfen tut ein Personenregister im Anhang. Dennoch haben mir die schnellen Wechsel gefallen, so bleibt es spannend. Doch dieser Krimi legt nicht nur Wert auf Spannung, sondern auf die humorigen, schrulligen, skurilen, überdrehten Protagonisten. Ebenso auf die verbalen Auseinandersetzungen im bayrischen Dialekt. Für Leser mit Schwierigkeiten beim Verständnis ist jedesmal eine Fußnote mit der Übersetzung ins Hochdeutsche eingefügt, aber ich denke, die meisten werden, wie ich, diese nicht benötigen.

Katja HIrschel legt Fährten, führt auch den Leser aufs Glatteis und man sollte der Handlung bis zum Schluß genau folgen, dann hat man auch "die letzte Nuss geknackt" (hier zitiere ich mal die Autorin).
MIr hat das Mitraten gefallen, die Wendungen, die Auflösung, aber auch den Showdown gegen Ende des Romans.

Fazit:
Wer gerne überaus humorvolle Krimikomödien liest, wer schwarzen Humor, Dialekt mag und dennoch blutigen Spuren nachjagen möchte, dem kann ich die Krimikömödien von Katja HIrschel ans Herz legen.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Vorhersehbar - aber wunderschön geschrieben

Winterblüte
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1900, Heiligendamm. Christian Baabe, Sohn eines Gästehausbesitzers, findet am Strand eine junge Frau, in der Hand hält sie einen Ast. Sie ist nicht bei Bewußtsein, atmet aber noch. Er nimmt sie auf seinem ...

1900, Heiligendamm. Christian Baabe, Sohn eines Gästehausbesitzers, findet am Strand eine junge Frau, in der Hand hält sie einen Ast. Sie ist nicht bei Bewußtsein, atmet aber noch. Er nimmt sie auf seinem Pferd mit nach Hause. Der Arzt stellt keine schwerwiegenden Verletzungen fest, doch die junge Frau, hat, als sie wieder zu sich kommt, keine Erinnerungen mehr. Baabes nehmen sie in ihrem Haus auf, und die Tochter, Johanna, gibt ihr erst einmal den Namen Barbara, nach dem Ast, der nach altem Brauch Anfang Dezember abgeschnitten wird und ins Wasser gestellt darauf wartet an Weihnachten zu blühen und Wünsche zu erfüllen. So einen Barbarazweig hielt die Gestrandete nämlich in ihren Händen. Doch warum wird sie nicht vermisst ? Warum war sie im Wasser ?
Doch auch Johanna Baabe hat Probleme, denn ihre Mutter will sie veheiraten. Die Kandidaten, die sie ihr ausgesucht hat, möchte sie nicht heiraten und den einzigen, den sie heiraten will, den darf sie nicht ehelichen, mit dem darf sie noch nicht einmal sprechen, weil ein alter Familienstreit ihre Beziehung unmöglich macht.

Ein moderner Romeo&Julia-Roman, viel Liebe, viele Verwicklungen. Dazu ein historisches Ambiente, denn der Roman spielt Anfang des 20. Jahrhunderts. Er dreht sich um Liebe, Eifersucht, Geheimnisse und Zwietracht.
Die Personen, die die Autorin Corina Bomann hier zum Leben erweckt hat, sind sehr gut zum Leben erwacht. Sie haben Gefühle, sie entwickeln sich, sie überraschen aber auch. Am Ende ist zwar vieles vorhersehbar - aber das ist wohl eher ein typisches Genreproblem.
Gefallen hat mir der Schreibstil von Corina Bomann, der immer flüssig, immer sehr schöne Bilder im Kopf des Lesers zaubern kann.

Dennoch brauchte ich eine zeitlang um in den Roman hineinzufinden. Ob es am Beziehungsgeflecht oder am historischen Setting lag, kann ich nicht sagen. Aber nachdem ich mich hinein gefunden hatte, flogen die Seiten beim Lesen dahin und der Roman war schnell ausgelesen.

Hervorheben möchte ich noch das wunderschöne Cover, es bezaubert wirklich und die fühlbaren goldenen Verästelungen und der blühende Zweig machen es zu einem wahren Eyecatcher.

Fazit:
Wer gerne Liebesromane liest, die sich um Liebe, Eifersucht und Geheimnisse in einem historischen Setting drehen, dem kann ich den neuen Roman von Corina Bomann empfehlen.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Spannender 2. Teil

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
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Es herrscht das Imperium. Es gibt mit Markus einen neuen Imperator, Helena ist sein Handlanger, der "Blutgreif" und die Kommandantin, Elias Mutter, ist weiterhin hinter Laias und Elias hinterher. Elias ...

Es herrscht das Imperium. Es gibt mit Markus einen neuen Imperator, Helena ist sein Handlanger, der "Blutgreif" und die Kommandantin, Elias Mutter, ist weiterhin hinter Laias und Elias hinterher. Elias ist eine ehemalige Maske, ausgebildet um zu töten u d zu gehorchen, Soldat und Diener des Imperiums, doch er hat es geschafft, die Maske abzustreifen und menschlich zu bleiben. Laia und er fliehen aus Schwarzkliff. Hier setzt die Fortsetzung an. Sie schließt sich damit nahtlos an den ersten Teil. Sie wollen Darin, Laias Bruder, aus dem berüchtigten Gefängnis Kauf befreien um die Kundigenrevolte voranzutreiben.

Die Autorin Sabaa Tahir hat die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt, so erfahren wir mehr über Elias, Laia, aber auch (neu in diesem Band) Helena, der einstigen Freundin von Elias im Ausbildungsinternat der Masken, Schwarzkliff. Die oft rasanten Szenen werden durch die Wechsel noch angefeuert, oftmals durch ein Cliffhanger am Ende eines Abschnittes. Außerdem fühlt man sich in die Gedankenwelt der Protagonisten mit ein. Warum sie wie und warum reagieren. Sich verändern. Was ihre Ziele sind.

Es ist manchmal nicht leicht in dieser fantastischen Welt, die Nachtbringer, Seelenfänger, die Zwischenwelt einzusortieren, doch auch ich, der aus diesem Genre nicht allzu oft Bücher liest, bin damit zurecht gekommen. Es ist eine harte, brutale Welt, in der nicht viel Rücksicht auf menschliches genommen wird, in dem die Herrschenden nur nach Macht streben und rücksichtslos alle Feinde in den eigenen Reihen umbringen. Kein Widerspruch geduldet wird, keine andere Meinung.

Das Buch ist keine leichte Kost, denn es gibt viele Opfer, die Altersempfehlung liegt bei 14 Jahren, was ich etwas zu niedrig angesetzt empfinde. Dabei reiht es sich allerdings in Bücher wie die Panem-Trilogie mit ein, die ich als ähnlich empfinde.

Den ersten Teil habe ich vor über einem Jahr gelesen, beim Lesen des zweiten Teils waren mir die meisten Handlungen aus dem ersten Teil wieder präsent, obwohl hier nicht viel Wert auf Wiederholung der Begebenheiten gelegt wird. Aber ich denke, das Wichtigste wird erklärt, so dass man auch (notfalls) ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes in die Handlung hinein findet.

Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen, es sollen noch weitere Folgen. Dennoch bin ich mit dem Ende dieses Buches zufrieden, denn es schließt die Handlung ab und lässt aber noch viel Spielraum für eine Fortsetzung ohne dass es einen fiesen Cliffhanger am Ende gibt.

Fazit:
Spannender 2. Teil, der m.E. noch besser ist als der erste, zumindest was die Entwicklung und die Spannung angeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Fantasie
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2016

Witzig, nachdenklich und spannend zugleich

Der Schlunz
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Lukas und Nele Schmidtsteiner machen mit ihren Eltern ein Picknick am Waldrand. Durche einen Zufall entdecken sie im Wald einen verwirrten Jungen. Der Junge hat sein Gedächtnis verloren und weiß selbst ...

Lukas und Nele Schmidtsteiner machen mit ihren Eltern ein Picknick am Waldrand. Durche einen Zufall entdecken sie im Wald einen verwirrten Jungen. Der Junge hat sein Gedächtnis verloren und weiß selbst seinen Namen nicht mehr. Er ist etwas so alt wie Lukas, 10. Schmidtsteiners bringen ihn zur Polizei, doch es gibt keine Vermisstenanzeige, die auf ihn passt. Da sie sich angefreundet haben, beschliessen sie ihn, ihn mitzunhmenen, da er sich an sie klammert und auf keinen Fall in ein Kinderheim möchte.
Lukas und der "Schlunz" (so nennt er sich, weil ihm dieser "Name" irgendwie bekannt vorkommt) freunden sich an. Schlunz ist wissbegierig und klug. Er weiß vieles, doch vieles verwundert ihn auch. Zum Beispiel, warum im Haus Schmidtsteiner gebetet wird. Er lässt sich Gott beschreiben, sich erklären und warum man betet. Er besucht mit Nele und Lukas den Kindergottesdienst und erfährt so die Geschichte vom verlorenen Sohn.

Ich habe das Buch mit meinem 8jährigen Sohn gelesen. Es war immer spannend, aber auch viele lustige Szenen haben uns zum Lachen gebracht. Manch eine zum Luft anhalten. Auf jeden Fall konnte mein Sohn nie genug davon bekommen und viele Seiten wurden schnell gelesen.

Es ist ein Buch, dass unter anderem auch die christliche Botschaften erklärt. Warum wir Christen beten, was "Vater im Himmel" überhaupt bedeutet. Dabei schafft es der Autor Harry Voß dies auch kindgerecht zu erzählen. Manchmal ist er dabei auch witzig, etwa, wenn er Vater Schmidtsteiner erklären lässt, was das Amen am Ende des Gebetes bedeutet, und Schlunz dies als "Ende der Durchsage" interpretiert.

Im weiteren Verlauf der Geschichte erfahren die Leser, dass nicht nur Kinder Fehler machen können, bei denen sie andere um Entschuldigung bitten müssen, sondern auch Erwachsene können Fehler mit großen Konsequenzen machen und nicht immer fällt es auch ihnen leicht den ersten Schritt zu machen.

Im Kindergottesdienst lernen Lukas und Schlunz die Geschichte vom verlorenen Sohn kennen. Und darum geht es auch in dem großen Geheimnis, das den Vater von Lukas umgibt. Die beiden Jungen kommen durch ihre detektivischen Fähigkeiten, ihre Neugier, ihre Ausdauer, aber auch durch ihren Einfallsreichtum einem großen Geheimnis auf die Spur.

Am Ende ist das große Geheimnis um Schlunz noch nicht gelöst, dafür ist dies auch der Aufktaktband einer ganzen Reihe von Abenteuern, die Lukas und Schlunz erleben. Jedenfalls hat uns dieser Band sehr neugierig auf die weiteren Geschichten gemacht. Es gibt auch eine DVD-Serie über (und mit) dem Schlunz.


Fazit:
Zum Vorlesen und selber lesen für Kinder ab 8 Jahren. Witzig, nachdenklich und spannend zu gleich. Christliche Werte und die Geschichte vom verlorenen Sohn werden kindgerecht vermittelt.