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Veröffentlicht am 18.10.2016

Grandiose romanhafte Zeitgeschichte

Der Sturz des Doppeladlers
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Das Buch beginnt mitten im 1. Weltkrieg. Es geht um Österreich und stellvertretend für die damalige Zeit, sind es vier Hauptfiguren, die im Roman von Birgit Mosser die Hauptrollen spielen.

Da ist es ...

Das Buch beginnt mitten im 1. Weltkrieg. Es geht um Österreich und stellvertretend für die damalige Zeit, sind es vier Hauptfiguren, die im Roman von Birgit Mosser die Hauptrollen spielen.

Da ist es einmal die Angestellte im Haushalt der Gräfin von Hohenstein, Berta Sogl, deren Freund gefallen ist und die ein uneheliches Kind erwartet.
Es geht auch um den Soldaten Julius Holzer, der Tiroler, der als Oberleutnant im Krieg ist und mit seinen Soldaten die Stellung halten soll. Egal was passiert - bis zum bitteren Ende.
Durch Ferdinand von Webern, einem Sektionschef im k.u.k.-Ministerium werden viele politische Fakten vermittelt.
Und durch den Rittmeister August Behlolavek und seine Familie bekommt der Leser einen Einblick in das Leben einer höher gestellten Familie während des 1. Weltkrieges.
Dazu kommen noch ein paar andere Figuren, die mit den Hauptfiguren verwandt bzw. befreundet sind.

Der Roman beginnt mit dem Tod des Kaisers Franz Joseph und endet mit dem Ende des Jahres 1921. Viel ist passiert in der Zwischenzeit und anhand der vier Erzählstränge bekommt der Leser ein sehr gutes Bild vom damaligen Leben. Eindrucksvoll und m.E. grandios ist das geschichtliche Wissen, dass die Autorin hier gekonnt vermittelt. Es ist die Geschichte vom Ende der Donaumonarchie und der Anfänge des Staates Österreich.
Es ist keine stringende Geschichte, es sind vielmehr Streiflichter der wichtigsten Umbrüche bei den Protagonisten, die Birgit Mosser hier erzählt. Dabei erwachen sie trotzdem zum Leben, angefüllt mit Sorgen, Nöten, Ängsten in einer harten Zeit. Es geht ums Überleben, nicht nur an der Front, sondern auch für die Frauen zu Hause. Hungersnot, Wohnungsnot, aber auch die Sorgen und die Ausgrenzung, wenn man ein uneheliches Kind erwartete. Aber auch die Zeit des Umbruchs und der sich veränderten gesellschaftlichen Ordnung beschäfgitgt die Protagonisten.
Dies ist auch für den Leser keine einfache Geschichte, denn die Autorin lässt den Leser tief eintauchen und mitfühlen.

Fazit:
Ich selber habe viel über die österreichische Geschichte beim Lesen gelernt, vieles war für mich neu. Gefallen hat mir, dass dieses Wissen nicht trocken vermittelt wurde, sondern eingepackt in die Schicksale von Einzelnen. Ein berührender Roman, der einem mal wieder zeigt, wie anders das Leben zur damaligen Zeit war.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Drei Kriminalgeschichten aus Bayern

Sushi & Weißbier
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Der zeite Band von Veronika Lackerbauer umfasst folgende drei unabhängingen Kriminalkurzgeschichten:

- Sushi & Weißbier
Eine alte Heimbewohnerin bricht ihren Selbstmordversuch ab, als sie im See vier ...

Der zeite Band von Veronika Lackerbauer umfasst folgende drei unabhängingen Kriminalkurzgeschichten:

- Sushi & Weißbier
Eine alte Heimbewohnerin bricht ihren Selbstmordversuch ab, als sie im See vier Leichen findet. Erst will ihr keiner glauben, doch Taucher finden die grauslige Wahrheit. Die Autorin erzählt in wechselnden Zeitebenen. Man ahnt zwar schnell, wer zu den Opfer zählen könnte, aber erst ganz am Schluß kommt die ganze Wahrheit ans Licht.
Hier hat mich der Plot sehr überzeugt. Interessant, abwechslungsreich, spannend geschrieben, so dass man lange miträtseln kann. Dazu mit Kommissar Veitl eine symphatische Figur, die selber mit einigen privaten und beruflichen Problemen zu kämpfen hat und der immer wieder mit einem klasse geschriebenen bayrischen Dialekt, der Kopfkino verursacht, in Szene gesetzt wird.

-Jahrmarkt der Eitelkeiten
Ein neuer Film , zwei konkurriende Filmstudios, Produzenten, Regisseure, Schauspieler, Prominente, Paparazzis, Starlets . Reiche und gescheiterte Menschen, Alkohl, Geld, Exzesse, alles dies wird zu einer bunten Mischung in diesem Krimi vermengt. Für mich gab es zu viele Protagonisten, zu wenig positives an dem Fall, zu viel wechselnde Sichtweisen und auch der Plot und die Auflösung haben mir nicht zugesagt.

- Hopfen und Malz - Allah erhalt´s
Ein bayrisches Dorf, ein zugezogener Pfarrer, eine Menge Asylanten und ein Toter, Vorurteile, sowei viele interessante Informationen über Hopfen und Bier sind die "Zutaten" zu diesen kurzen Krimi am Schluß (39 Seiten). Der hat mir wieder sehr gut gefallen, kommen doch hier wieder bayrisches Dialekt und eine interesannte Story ins Spiel, die mich auch bei der Auflösung wieder überzeugen konnte.


Insgesamt eine interessante Mix aus drei ganz verschiedenen Kurzkrimis. Der Sprachstil der Autorin ist abwechslungsreich und überzeugend. Punkteabzug gibt es von mir aber vor allem für den mittleren Fall.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Spannung, Zauberei, Historie und fesselnd geschrieben - nicht nur für Jugendlich

Die Schwarzen Musketiere - Das Schwert der Macht
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1633 - mitten im 30jährigen Krieg. Lukas von Lohenstein und seine drei Freund Giovanni, Jerome und Paulus leben auf Burg Lohenstein in der Pfalz, sie gehören trotz ihrer jungen Jahren zu den schwarzen ...

1633 - mitten im 30jährigen Krieg. Lukas von Lohenstein und seine drei Freund Giovanni, Jerome und Paulus leben auf Burg Lohenstein in der Pfalz, sie gehören trotz ihrer jungen Jahren zu den schwarzen Musketieren. Auf der Burg lebt auch noch die elfjährige Halbschwester von Lukas, Elsa. Ihr Vater ist ein schwarzer Zauberer, Waldemar von Schönborn. Auch Elsa kann zaubern, sie entdeckt allerdings ihre neuen Kräfte erst.
Als die fünf zu Hilfe gerufen werden, weil die Reichsinsignien verschwunden sind, zögern sie nicht, durch einen Zauber von Elsa gelangen sie nach Prag und in ein großes Abenteuer, dass sie verändern wird und am Ende wird einiges ans Licht kommen, aber nicht nur Gutes.

Vorweg: Das ist eine Reihe und "Das Schwert der Macht" ist der zweite Teil. Den ersten habe ich allerdings auch noch nicht gelesen (muss ich unbedingt nachholen!), ich hatte aber auch gar keine Probleme in die Geschichte hineinzukommen oder die Protagonisten zu verstehen. Der Autor Oliver Pötzsch hat die Erklärungen sehr gut mit hinein gearbeitet - ohne dass die vollständige Geschichte des ersten Bandes nacherzählt worden ist oder es zu viele Erklärungen auf einmal gab.

Schon von Anfang an geht es spannend los, denn schon der Prolog ist spannend und ein bisschen gruselig. Gänzehautfeeling pur. Also nichts für schwache Nerven. Die Geschichte von Lukas und Elsa und den drei weiteren Freunden ist sehr spannend geschreiben. Immer wieder gibt es neue Abenteuer zu bestehen, neue Aufgaben, weitere Protagonisten. Gute wie böse. Immer wieder gibt es Kampfszenen, Momente, bei denen man den Atem anhalten muss und das Buch einfach nicht aus der Hand legen möchte. Und immer wieder Überraschungen - gerade am Ende gibt es neue Entwicklungen, neue Erkenntnisse und einen Cliffhanger am Schluß, so dass man sehnsüchtig auf den dritten Band wartet. Wer den ersten Band dann noch nicht gelesen hat, kann so die Wartezeit überbrücken - so wie ich.

Das Buch ist als Kinder- und Jugenbuch ab 12 Jahren gekennzeichnet. Meines Erachtens ist es für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geeignet, die durchaus mit gruseligen und überaus spannenden Kampfszenen klar kommen können und auch mit Kämpfen, bei denen es um Leben und Tod geht und auch das eine oder andere Opfer zu beklagen gibt. Wer damit nicht klar kommt, sollte lieber erst ein wenig älter sein.
Allerdings gehöre ich so gar nicht in diese Altersgruppe (40+, Elterngeneration) , aber auch mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Am Ende gibt es noch einen ausführlichen Anhang, indem einige Tipps für einen Besuch in Prag aufgeführt sind (sehr anschaulich geschrieben, macht Lust auf eine Reise nach Prag), desweiteren gibt es ein Wörterlexikon und eine Erkärung von Begriffen aus der Fechtkunde.

Fazit:
Spannend und toller Schreibstil - eine Reihe nicht nur für Jugendliche, Bände bauen aufeinander auf, sind aber unabhängig zu lesen.

Veröffentlicht am 15.10.2016

ein polarisierendes Buch

Kollisionen
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Auf der einen Seite das priviligierte Paar Carina und Tom, die sich sehnlichst Nachwuchs wünschen und die, weil es auf natürlichem Wege nicht klappt, zu einer Kinderwunschbehandlung gehen.
Auf der anderen ...

Auf der einen Seite das priviligierte Paar Carina und Tom, die sich sehnlichst Nachwuchs wünschen und die, weil es auf natürlichem Wege nicht klappt, zu einer Kinderwunschbehandlung gehen.
Auf der anderen Seite steht Mona. 16 Jahre, drogenabhängig und schwanger.
Immer wieder - gerade zwischen Carina und Mona - kommt es zu Kollionen, ein Zusammenprall mit dem Fahrrad, ein zufälliges Treffen im Park, im Krankenhaus, vor dem Sexshop.....manchmal bewusst wahrgenommen, manchmal nicht.

Florian Scheibe erzählt in einem sehr flüssigen, sehr gut lesbaren Schreibstil, die Entwicklung der drei Protagonisten in ihrem jeweiligen Umfeld.
Absolut positiv ist dabei die perspektivischen Wechsel, ein Kapitel reiht sich ans nächste, immer wieder aus Sicht eines anderen Protagonisten. Dabei weiß man anfangs nicht immer, wer ist gerade gemeint, ein schöner Reiz, und vielfach werden die einzelnen Szenen der Kollisionen aus zwei Perspektiven erzählt. Dabei treten immer wieder große Unterschiede der Wahrnehmung auf. Jeder erlebt dabei das Ereignis etwas anders.

Ja - die Protagonisten.
Carina, die Architektin, die als Maklerin Luxus-Lofts verkauft, die unbedingt Kinder möchte und nicht schwanger wird. Die durch verschiedene Ereignisse immer mehr Bodenhaftung verliert (wenn sie denn jemeils welche hatte) und immer extremer wird.
Tom, ihr Lebensgefährte, Journalist, der durch die Erkenntnis, dass er zeugungsunfähig ist, aus alleln Wolken fällt und in eine Lebenskrise fällt.
Mona, die aus superreichem Hause stammt (Geld vorhanden, Liebe und Beachtung nicht), abgerutscht ins Drogenmilieu und auf die Straße, schwanger von Petr, einem rumänischen Punk und Hausbesetzer.
Symphatisch ist mir keiner geworden, Am ehesten vielleicht Mona, die es irgendwie schafft. Dennoch ist es gerade das Ende das micht nicht überzeugen konnte. Lange haben mich die Szenenwechsel, die Kollisionen überzeugen können, doch am Ende war mir vieles zu viel. Zu extrem, zu abgedreht, zu häufig, zu zufällig und identifizieren konnte ich mich mit keinem.
Es ist ein extrem von reich und arm, von zwei absolut differenten Lebensweisen. Das Verhalten von Monas Eltern, die Praktiantin, Petr und Co, das Drogenviertel und das Luxusloft, Die Asche in der Urne, das "saubere" Ende im Drogenumfeld.

Es steckt viel wahres in dem Roman, aber die Häufigkeit dieser extremen Begebenheiten macht es wieder unglaubwürdig .
Und wenn man die Masse an Kollisionen als einfach als gelungenes gestalterisches Element des Autors ansieht, ist es für mich die Aussage am "glücklichen" Ende, das für mich einfach nur ein Bild des Ballast abwerfens um glücklich zu sein, bedeutet, das mir nicht gefällt.

Fazit:
Sehr gut geschrieben, eine tolle Idee, gelungene Szenenwechsel, aber letztendlich war es ein Zusammenprall von Extremen, von Menschen, die auf beiden Seiten keinen Glauben, keinen Halt, keine Grenzen kannten, das war mir auf beiden Seiten zu extrem, da die Anhäufung es unglaubwürdig gemacht hat. Das Ende konnte mich dann nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Interessante Geschichte zweier Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Clara, ihr Mann Olaf und der gemeinsame Sohn Paul sind schon fast auf dem Weg nach Samoa, als ein Brief aus der norwegischen Heimat Olafs sie erreicht. So reisen sie erst noch einmal nach Norwegen. Doch ...

Clara, ihr Mann Olaf und der gemeinsame Sohn Paul sind schon fast auf dem Weg nach Samoa, als ein Brief aus der norwegischen Heimat Olafs sie erreicht. So reisen sie erst noch einmal nach Norwegen. Doch dann geschieht ein Unglück und für Clara und Paul ändert sich alles. Sie bleiben erst einmal in der kleinen norwegischen Stadt Røros, doch warum werden sie angefeindet ? Insbesondere von den eigenen Schwiegereltern ?
Sofie Svartstein lebt in Røros, nachdem Tod der Mutter nur noch mit Vater und Schwester Silje. Ihr Vater ist Bergwergsbesitzer. Doch Sofie hat sich noch nie großartig an Etikette gehalten und interessiert sich für mehr als nur Mode und Kaffeekränzchen. Sie ist aber auch noch jung und sehr weltfremd, als sie daher den smarten deutschen Moritz kennenlernt, lässt sie sich schnell den Kopf verdrehen.


Es ist die Geschichte von zwei jungen Frauen Ende des 19. Jahrhunderts. Clara, die als Waisenkind aufwuchs, verheiratet und Mutter ist, und es gelernt hat, sich durchzusetzen um überleben zu können, die nun in eine ihr fremde Gesellschaft, mit neuer Sprache und vor allem ohne großen finanziellen Möglichkeiten überleben muss. Auf der anderen Seite die etwas jüngere Sofie, die behütet aufwuchs, mit Dienstboten, in einem großen Haus und ohne finanzielle Probleme. Dennoch, auch sie erleidet einen Verlust, sie wil aus dem behüteten, für sie als leer empfundenen Leben ausbrechen. Dazu kommt ein Geheimnis. Wer hat versucht das Sägewerk anzustekcen ? Warum ist Ivar Svartstein, Sofies Vater, so verbittert ? Was ist das Geheimnis der Hirtin Siru ?


In diesem Roman schafft es die Autorin Christine Kabus wieder einmal viele historische Begebenheiten mit einfliessen zu lassen. Das harte Leben, gerade der Arbeiter der damaligen Zeit. Eine Zeit, in der auch Kinder schon mit jungen Jahren mit hinab ins Bergwerk mussten. Eine Zeit, in der Arbeiterbewegungen entstanden.
Christine Kabus hat immer wieder verstreut fundiertes Wissen eingestreut. so dass man sich gut hinein versetzen konnte.

Die Geschichte der zwei Frauen ist interessant, allerdings stieg für mich die Spannung in diesem historischen Roman erst gegen Ende an. Lange ging es erst darum die auch alltäglichen Sorgen der Protagonistinnen darzustellen. Die Figuren wurden gut ausgearbeitet, so dass man sie sich gut vorstellen konnte. Ihre Entwicklung war vorhersehbar, dennoch gab es noch die eine oder andere Überraschung. Langweilig war es trotzdem nicht, da man sich durch die sprachlich sehr gut ausformulierte Geschichte gut in diese Zeit hinein versetzen konnte.
Die Nebenfiguren waren sehr interessant und haben die Geschichte mit Leben gefüllt.


Fazit:
Christine Kabus hat es wieder einmal geschafft, eine andere Epoche aufleben zu lassen. Es war für mich eine authentische Geschichte zweier Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts, gespickt mit vielen historischen Informationen. Auch wenn die Spannung diesmal nicht so hoch wie in ihren vorherigen Romanen war, hat mir "Das Geheimnis der Mittsommernacht" gefallen.