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Veröffentlicht am 30.04.2022

Packend erzählte Geschichte

Tell
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Wilhelm Tell, die Geschichte über einen Apfelschuss vom Kopf des eigenen Kindes. Eine Sagengeschichte, ein Mythos, ein Held. Aber was steckt dahinter? Was geschah, wie könnte es gewesen sein? Wer war Tell? ...

Wilhelm Tell, die Geschichte über einen Apfelschuss vom Kopf des eigenen Kindes. Eine Sagengeschichte, ein Mythos, ein Held. Aber was steckt dahinter? Was geschah, wie könnte es gewesen sein? Wer war Tell? Joachim B. Schmidt, ein Schweizer, der mittlerweile in Reykjavik lebt, hat eine unheimlich fesselnde Art diese alte Geschichte neu zu erzählen. Als erstes muss ich erwähnen, dass mir diese kurzen Kapitel und schnellen Wechsel sehr gut gefallen haben. So bekommt man jede Menge Informationen, Eindrücke und auch ein Gespür für die Zeit und das Geschehen, es ist wirklich ein Pageturner. Nicht nur der schweigsame Wilhelm, sondern auch seine Frau, seine Söhne, seine Mutter und Schwiegermutter, die mit ihm auf dem einsamen Berghof leben, auch verschiedene Soldaten, der Landvogt Gessler, der Pfarrer des Dorfes, ein Nachbar und eine Handvoll andere Menschen erzählen in „ihren Kapiteln“ abwechselnd die Geschichte. Jedes Kapitel ist kurz, nur ein paar Seiten, dennoch sind sie vollgepackt mit Informationen, man spürt, wie die Figuren gestrickt sind, wie sich eine ganz dynamische Story entwickelt, wie alle dazu beitragen, dass es zu den Ereignissen, die wir kennen, kommt. Plausibel macht Schmidt aus Tell nicht den Helden, sondern einfach eine Figur, die schon viel erlebt hat, die ganz bestimmt Prinzipien hat und danach lebt und in die Ereignisse einfach hereingezogen wird.
Als Leser ist man mittendrin, man spürt die Härte der damaligen Zeit, die Lebensumstände, die Gefahren, die lauern. Man fühlt mit den Figuren, man versteht, wie eines zum anderen kommt. Tell, eine „alte Geschichte“, wird hier nicht nur sehr interessant, sondern vor allem sehr spannend erzählt. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen, man spürt, hier wird Geschichte geschrieben, aber nicht verklärt, nicht heroisch, sondern menschlich. Schmidts Interpretation wirken authentisch, glaubhaft, man denkt, so könnte es gewesen sein, auch wie aus den tragischen Ereignissen und der bewegenden Geschichte rund um die Figur Tell ein Nationalheldenepos entstanden ist.
Alles zusammen wurde in eine packende, emotionale, mitreißende und absolut genial erzählten Story gepackt, bei der man mitfühlen und vor allem mitfiebern kann. Ein Jahreshighlight!!

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Genau die richtige Mischung aus Ernst und Humor

Prost, auf die Nachbarn
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Auch der vierte Krimi um Kommissar Tischler und seinem Kollegen Fink hat mich wieder zum Schmunzeln und zum Mitraten gebracht und mich bestens unterhalten. Ich liebe ja diese bayrische Note, diesen ganz ...

Auch der vierte Krimi um Kommissar Tischler und seinem Kollegen Fink hat mich wieder zum Schmunzeln und zum Mitraten gebracht und mich bestens unterhalten. Ich liebe ja diese bayrische Note, diesen ganz besonderen Humor des Autors. Friedrich Klapenstein konnte mich wieder in sein Brunngries "entführen" , altbekannte Figuren wie Dackel Resi, der Steiner Franz und Therese tauchen natürlich genauso wieder auf wie das Krause und Nori. Aber an alle, die die vorherigen Bände nicht kennen, es bedarf nicht unbedingt eines Vorwissens, nur man kennt halt als Leser der ersten Bände seine Figuren und nimmt an deren Entwicklung teil. Doch jeder Fall ist in sich abgeschlossen.

Der Anwalt a.D. Kurt Lehmann überlebt eine Spritztour mit seinem Auto nicht, als die Bremsen versagen und sich ein Rad löst. Schnell ist der Kripo klar, dass an dem Auto manipuliert wurde. Verdächtige gibt es zuhauf, denn Lehmann war sehr unbeliebt. Doch wer von den vielen Verdächtigen hat wirklich mit ihm abgerechnet?
Eine abwechslungsreiche, spannende und humorvolle Mörderjagd beginnt, die aber trotzallem mit allem Ernst betrieben wird. Sehr gut gemacht, beste Unterhaltung . Ich liebe diese Reihe, denn hier ist jedes Buch spannend und humorvoll und vor allem es ist genau die richtige Mischung aus Humor und Ernst. Ich freue mich daher schon sehr auf den 5. und alle weiteren Bände, ich hoffe, es gibt noch einige davon.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Für mich ein Jahreshighlight

Geschichte einer großen Liebe
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Was für eine gefühlvolle und tiefgründige Geschichte. Ich bin noch hin und weg. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die lange brauchen, um zusammen zu finden, die sich mit ihrer Liebe zueinander schwer ...

Was für eine gefühlvolle und tiefgründige Geschichte. Ich bin noch hin und weg. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die lange brauchen, um zusammen zu finden, die sich mit ihrer Liebe zueinander schwer tun. Es ist eine bittersüße Geschichte, voller Leid und Pein, aber auch voller Liebe und Hoffnung. Ich konnte mitfühlen und ich habe auf jeder Seite so viele Sätze gelesen, die mir ans Herz gingen, die so aussagekräftig sind, so voller (Lebens)Weisheit, aber auch poetisch, tiefgründig, düster und hoffnungsvoll zugleich. Es ist kein Buch, dass man schnell einfach "weg" lesen kann, man sollte es genussvoll tun und diese Geschichte mit all seiner Wucht wirken lassen.

Edith, die gerade Abitur gemacht hat, begegnet auf einer Überfahrt dem Kapitän Andrea. Was anfangs aussehen könnte wie eine Liebe- auf -den- ersten- Blick-Geschichte, täuscht sich. Ihre Beziehung endet schnell, ihre Wege trennen sich, durch Zufall begnen sie sich erst viel später wieder. Nach und nach, aus der Erinnerung und viele Jahre später, wird die Geschichte der beiden Stück für Stück aufgearbeitet. Nicht nur die abwechselnden Erzählstränge von Gegenwart und Vergangenheit, sonden auch die direkte Ansprache, die in der Art eines innerer Monologs erfolgt, sind stimmig gelöst. Lange bleibt vieles im Dunkeln, es wird Spannung erzeugt, durch kleine eingestreute Informationen, die lange immer nur Andeutungen geben, aber erst zum Schluss wird klar, wie die Beziehung der beiden war, was passiert ist. Susanna Tamaro hat mich jetzt schon zum zweiten Mal völlig geflasht mit ihrer Erzählweise, mit ihrer Art gefühlvolle Geschichten authentisch, tiefgründig und sehr bewegend zu erzählen.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Lesehighlight

Zwischen den Atemzügen
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Olli arbeitet in einem ungeliebten Beruf, der ihm auf den Magen schlägt. Als das "Faß" dann eines Tages buchstäblich überläuft und er seinem Chef auf den Schreibtisch kotzt, rennt er davon. Dabei trifft ...

Olli arbeitet in einem ungeliebten Beruf, der ihm auf den Magen schlägt. Als das "Faß" dann eines Tages buchstäblich überläuft und er seinem Chef auf den Schreibtisch kotzt, rennt er davon. Dabei trifft er zufällig auf Leokardia, die sich kurzentschlossen entschließt zu flüchten, davon zu rennen, weg von....ja, das ist anfangs noch das große Unbekannte.
Ein rasanter Roadtrip beginnt in Frankfurt und führt die beiden schnell nach Frankreich. Doch egal wo sie auftauchen, der Tod scheint sie zu begleiten und zu verfolgen. Überall wird gestorben, immer in unmittelbarer Nähe der beiden.
Britta Roeder ist mit ihrem zweiten Buch wieder einmal ein kleines Kunstwerk gelungen. Ein verrückter Roadtrip, bei dem der Tod ein ständiger Begleiter ist. Mit Sätzen, die so viel mehr aussagen können. Sätze, die die (Lebens-)Umstände, die Gedanken, die Gefühle, die Wahrheiten so gekonnt gut darstellen können, Sätze, die aber auch Lebensweisheiten ausdrücken, die zum Nachdenken anregen.

Sie wechselt in ihrer Erzählweise zwischen den Protagonisten Olli und Leokardia, aber auch der Polizist Jean Loup, der auf das Pärchen aufmerksam geworden ist und Ollis Kollege Jo Gabor, der sich auf den Weg macht um Olli zu finden und zu helfen, bekommen ihren Part in der Erzählung. Genauso, wie viele andere Menschen, die leider nicht überleben, von denen wir aber einen Teil ihres Lebens mitbekommen.
Besonders hervorheben möchte ich dabei die aussergewöhnlich gelungenen Wechsel zwischen den Abschnitten, bei dem die Autorin immer die letzten und ersten Sätze durch Details verknüpft !
"Zwischen den Atemzügen" ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Zeit zum Genießen, aber auch Zeit um zu begreifen. Zeit, zum Erschauern, zum Mitfiebern, manchmal auch zum Kopfschütteln. Viele Tote kreuzen den Weg der Protagonisten, viele Todesarten müssen gestorben werden.
Überall können wir Spuren unseres eigenen Lebens erkennen, Parallelen entdecken. Die Figuren sind aus dem Leben gegriffen. Lange hat mit kein Buch mehr so berührt, hat mich so mit der Nase auf so substantielle Dinge hingewiesen.
Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Über das Leben und über den Tod. Über das Vergangene, aber vor allem über das Hier und Jetzt. Über das was wichtig ist.
Der Roadtrip ist rasant, tiefsinnig, aber auch skurril und überspitzt.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Macht definitiv Lust aufs Pilgern

...und plötzlich Pilger
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Seid ihr schon Mal gepilgert? Träumt ihr davon einmal den Jakobsweg zu erwandern? Ich ja. Daher lese ich auch unheimlich gerne Pilgerberichte, so wie diesen hier von Johannes Zenker. Der Autor ist 2019 ...

Seid ihr schon Mal gepilgert? Träumt ihr davon einmal den Jakobsweg zu erwandern? Ich ja. Daher lese ich auch unheimlich gerne Pilgerberichte, so wie diesen hier von Johannes Zenker. Der Autor ist 2019 von Irun nach Santiago gewandert, das ist der nördliche "Küstenweg" , der Camino del Norte / Camino de la Costa. Von seinen Erlebnissen, vor allem seinen inspirierenden Begegnungen mit verschiedenen anderen Pilgern/Pilgerinnen, von seinen Gedanken, aber auch von seinen Eindrücken der landschaftlichen Schönheiten und seinen Mal mehr und Mal weniger anstrengenden Etappen handelt sein Buch. Anfangs ganz unbedarft, ungeübt und vielleicht auch unüberlegt (was die Ausrüstung angeht), ist er die mehr als 800 km lange Strecke angegangen. NIcht immer läuft alles glatt, aber mit jeder Etappe kommt er dem Ziel Santiago näher. Wenn er am Anfang sogar ans Aufgeben dachte, so fällt ihm am Ende das Ende des Weges, das Ende der Pilgerreise, schwer.

Unterwegs trifft er die unterschiedlichsten Menschen, die alle das selbe Ziel haben, doch jeder/jede von ihnen hat andere Vorraussetzungen, Träume, Gedanken. Von diesen Begegnungen, Wieder-Aufeinander-Treffen und Erfahrungsaustauschen berichtet er genauso, wie von den verschiedensten Unterkünften, Herbergsverwaltern und Naturschönheiten, den anstrengenden Passagen und von seinen Gedanken, die ihn auf diesem Weg durch den Kopf gegangen sind.


Ich habe mich beim Lesen mittendrin gefühlt, habe seinr Route nachgegoogelt und habe vor allem Gefallen an seinen Gedanken und Überlegungen über Gott und die Menschheit gefunden.

Das Buch ist ein sehr interessant, fesselnd und kurzweilig zu lesen, Johannes Zenker hat eine sehr humorvollen Art zu schreiben und zu berichten, dabei kommen aber auch die nachdenklichen Passagen nicht zu kurz. Dem Autor ist hier eine ausgewogene Mischung gelungen!!

Die Folge: Wieder ist mein Traum ein bisschen größer geworden, selbst Mal diese Erfahrungen zu machen.

Eine Karte im Innendeckel und Fotos im Mittelteil vervollständigen die hochwertige Hardcover Ausgabe des Verlags adeo.


Fazit: Interessante, kurzweilige, humorvolle, aber auch nachdenklich machender Pilger-Reisebericht - der definitiv Lust aufs Pilgern macht

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