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Veröffentlicht am 20.12.2019

Wahlwerbung der Republikaner

Warnung aus dem Weißen Haus
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“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, ...

“Der mächtigste Mann der Welt ist nicht steuerbar.”

Bei diesem Zitat aus dem Klappentext fällt mir direkt auf:
Wieso sollte er steuerbar sein? Eine Marionette wäre steuerbar. Der Präsident hat das Recht, gegen die Empfehlungen seiner Mitarbeiter zu handeln. Sollte das nicht mehr erwünscht sein, muss das Gesetz geändert werden.

Ein anonymer Autor berichtet vom täglichen Wahnsinn im Weißen Haus. Er beschreibt, wie die Mitarbeiter ihre schriftlichen Ausarbeitungen immer stärker kürzen und auf Powerpoint-Präsentationen zusammendampfen, um der kurzen Aufmerksamkeitsspanne Trumps entgegenzukommen. Er berichtet von unangekündigten Entscheidungen und nicht abgesprochen Tweets Trumps, die zu großen, auch internationalen, Verwicklungen führten.

“Gut ein Drittel der Dinge, die der Präsident von uns will, ist einfach nur dumm. Ein weiteres Drittel ist unmöglich umzusetzen und würde das Problem auch nicht lösen. Und ein Drittel ist schlicht illegal.”

Die Schilderungen von Trumps Ausfällen sind zwar ganz interessant, lesen sich mit der Zeit jedoch eher wie ein Klatschblatt. Ich empfand es zunehmend als langweilig, da es immer wieder das Gleiche war.
“Ja, ich habe verstanden, dass Sie Trump für impulsiv, unmoralisch, widerlich, gleichgültig und von Emotionen getrieben halten; dass er verspottet, bestraft und andere fertig macht”, dachte ich während der Lektüre.

Der Autor behauptet, dass er die Meinung der meisten Regierungsmitglieder vertritt, diese sich jedoch nicht äußern möchten. Denn Trump werde jeden los, der ihm widerspreche. Daher sei er jetzt nur noch von wenigen vernunftbegabten Beratern umgeben, die seine Schäden begrenzen könnten.

Angelehnt an die Kardinaltugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, beurteilt der Autor, wie einst Cicero, den Charakter des Staatsmannes und kommt zu dem Schluss, dass Donald Trump keinen Charakter hat.

Der Autor geht auch auf die Vorwürfe einer Verschwörung ein:
“Um es klar zu sagen: Es gibt keine Verschwörung in der Regierung, die sich gegen den Präsidenten richtet.”
Sie hätten sich nicht in “schummrigen, verrauchten Hinterzimmern” getroffen, sondern wöchentliche Telefonate geführt oder seien sich kurz am Rand eines Meetings begegnet.
Wie würde man das bezeichnen, wenn nicht als Verschwörung?
Eine Verschwörung setzt kein schummriges Hinterzimmer voraus.

Den vermeintlichen Deep State (Schattenstaat) benennt er in “Stabiler Staat” um. Es sei eine Gruppe von Menschen, die das Schlimmste verhindern wollten.

“Sofort aktivierte jemand das Bat-Signal, und ein Meeting oder eine Telefonkonferenz wird einberufen. ‘Er hat etwas vor”, warnt jemand die Gruppe und erklärt, was der Präsident verkünden will.”

Sie ermutigten ihn Wahlkampfauftritte zu machen.
“Die Events hatten gleich zwei Vorteile: Trump hatte etwas ‘Spaßiges ‘ zu tun, und sie brachten ihn aus der Stadt, sodass er nicht so viel Schaden anrichten konnte (...).”

Ich persönlich halte nichts von Trump. Aber er wurde von einem Teil des Volkes gewählt. Und solange er legal handelt, muss er akzeptiert und respektvoll behandelt werden. Sonst ist man nicht viel besser als er.
Angemessene Formen des Widerstandes sind Kündigung, Protest oder offene Kritik.

Wie konnte es dazu kommen?
“‘Warum bleiben die Leute’, fragte mich damals ein Freund. ‘Ihr solltet alle kündigen. Der Mann ist eine Katastrophe.’
‘Wir bleiben, weil er eine Katastrophe ist.’ Wir glaubten, die Regierung zusammenhalten zu können.”

Viele Mitarbeiter hätten von sich aus gekündigt oder wären rausgeworfen worden. Andere sähen weg oder entschuldigten sein Verhalten.
Er schreibt von Persönlichkeitskult und Gehirnwäsche.

“Als Folge davon rückten die Leute, die vorher nichts mit Trumps Welt zu tun gehabt hatten, näher zusammen und entwickelten ein bizarres Gefühl von Brüderlichkeit, wie die Geiseln von Bankräubern, die am Boden liegen und nicht an den Alarmknopf kommen (...).”

Er nennt es das “Trumpsche Verwirrungssyndrom”, TVS, als habe die Mitarbeiter eine Krankheit befallen, gegen die sich nicht hätten wehren können.
Damit schiebt der Autor die Verantwortung weg.

Wenn alle diese Politiker von Trump so leicht einer Gehirnwäsche unterzogen werden konnten, dann sollten sie wirklich nicht weiter Teil der Regierung bleiben.
Der Autor erscheint mir wie ein Co-Abhängiger, der den Alkoholkonsum oder das ausfallende Verhalten des Partners vertuscht oder entschuldigt: “Das meint das nicht so. Das war ein Scherz.”
Nur, dass diese Ausreden immer Lügen waren. Denn es waren keine Scherze. Und der Autor wusste es.

Statt Schäden zu begrenzen, unterstützt er damit Trumps Verhalten. Oder klammert er sich an diesen Posten und hofft, dass es nach der nächsten Wahl vorbei ist?
Das ist aber nicht das heldenmütige Verhalten, das er so in den Himmel lobt.
Kein Ding.
Aber für mich ist der Autor damit nicht glaubwürdig.

Seine republikanische Haltung kann ich dem Autor nicht vorwerfen. Das ist seine private Meinung. Was mich jedoch sehr gestört hat, ist, dass er recht plump und auffällig die republikanischen Gedanken in seinem Buch unterbrachte, statt sachlich und neutral zu bleiben. Er nutzt den Text zur Manipulation.

Zum Beispiel “Zölle”:
Republikanische Position: Zölle verteuern die Waren für die Menschen.

Demokratische Position: Zölle schaffen Arbeitsplätze.
Die Republikaner dagegen wollen eine hohe Arbeitslosigkeit, damit sie viele willige Menschen haben, die zu niedrigen Löhnen aus Mangel an Alternativen unwürdige Jobs annehmen müssen.
Es ist außerdem wichtig, dass ein Staat Schlüsselindustrien im Land behält, damit unabhängig von anderen ist und gewisse Dinge selbst produzieren kann. Auch wenn es mit höheren Kosten verbunden ist.

Die Demokraten sind für fairen Handel. Die Republikaner dagegen sind für freien Handel, in dem jeder den anderen übervorteilen kann.

Fehlende Selbstkritik:
Die Probleme dieser Regierung seien nicht vorübergehend, sondern systemisch und hätten ihren Ursprung ganz oben, schreibt der Autor.

Ich halte Trump nun wirklich nicht für einen guten Politiker, aber zu behaupten, dass das amerikanische Regierungssystem keine Fehler habe und Trump allein Schuld sei, finde ich sehr gewagt.

Der Autor berichtet selbst, dass die Mehrheit (75%) der Amerikaner der Arbeit des Kongresses nicht vertrauen, zieht aber keine Schlüsse daraus.
Wer hat Trump gewählt? Was wollen die Menschen, die ihn gewählt haben?
Die Nation ist gespalten auf Grund der großen ökonomischen Unterschiede. Das scheint Anonymus nicht wahrnehmen zu wollen.

Republikanisch gefärbt
Im gesamten Text wird durchgehend das typische Vokabular der Republikaner verwendet.
“Tradition”, “konservativ”, “Vergangenheit”, “Erbgut der Partei”,
Trump sei von der National Rifle Association “belehrt” worden. Man könnte stattdessen auch sagen: “beeinflusst”.

Ein Vokabular, das in Selbstbeweihräucherung gipfelt:
“Imperium der Freiheit”,
“Amerika ist der Führer der freien Welt”
“Stattdessen haben wir eine aktive Rolle in der Welt gespielt, die sich dank unserer Anstrengungen nicht mehr fast völlig aus Diktaturen und Monarchien zusammensetzt, sondern hauptsächlich aus Demokratien.”
“Die Welt ist darauf angewiesen, dass die Vereinigten Staaten die Geschichte gestalten.”

Fehlende Selbstkritik
Ein Republikaner sagte, er habe Trump nur aus Antipathie gegenüber Hillary Clinton unterstützt. “Ich tue das, obwohl ich ihn für einen schrecklichen Menschen halte.”

Die Homeland Security opfert der Autor wie einen Bauern beim Schach, um CIA und FBI sauber aussehen zu lassen. Wer glaubt, dass es dort keine Verfehlungen geben könnte, ist blind gegenüber möglichen Problemen.

Er kritisiert die Amerikaner, die Zombies gleich vor dem Fernseher säßen und politisch ungebildet seien.
Doch wer ist Schuld, dass die Bürger keine durchdachten politischen Entscheidungen treffen können? Könnte es am Schulsystem liegen? Welchem Wert haben die Republikaner dem Schulsystem bisher beigemessen?

Zum Schluß beschwört der Autor Einigkeit und dass man sich den Problemen von Angesicht zu Angesicht stellen solle.
Das empfand ich als höhnisch, da er sich selbst erlaubt anonym zu schreiben.

Zur Wahl 2020
“Zu dem Zeitpunkt werden alle Leitplanken vollends verschwunden sein, und von der Gefahr einer Niederlage befreit, wird dieser Präsident sich ermutigt fühlen, seinen schlimmsten Instinkten zu folgen.”
Anonymus stellt an verschiedenen Stellen dramatische Spekulationen über die Zukunft an, lässt es aber so klingen, als würde es tatsächlich so eintreten.

Den Demokraten dagegen gibt er den Rat, Klugheit und Zurückhaltung zu beweisen und einen Kandidaten zu nominieren, der nicht von der politischen Mitte abweicht.

Impeachment
Am 18.12. 2019 wurde gegen Trump ein Amtsenthebungsverfahren wegen Fehlverhaltens eingeleitet.
Bei der Abstimmung der Abgeordneten stimmte jeder einzelne Republikaner gegen die Amtsenthebung.

Kann ich die Lektüre empfehlen?
Ich fand es teilweise sehr erhellend zu lesen. Die meiste Zeit war ich jedoch damit beschäftigt, die manipulativen Aussagen des Autors gedanklich auseinanderzunehmen.
Interessant für Leser, die sich mit den USA, Politik, Sprachwissenschaften und Propaganda beschäftigen möchten.

Veröffentlicht am 17.12.2019

Warum Feminismus für jeden Menschen wichtig ist. Leseempfehlung!

Die Mutter aller Fragen
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Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge ...

Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge falsch erklärt zu haben, Dinge, die ich weiß und sie nicht.”

In dem Buch “Die Mutter aller Fragen” schreibt sie nun unter anderem über die typische Frage, die man nur Frauen stellt: "Warum haben Sie keine Kinder?", Vergewaltigungswitze und 80 Bücher, die keine Frau lesen sollte. Gerade Bücher waren ein heißes Thema, nachdem die SZ im November Weltliteratur für Männer aufgelistet hatte. Es war keine einzige Autorin dabei.

Solnit erläutert den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem schlechten Vergewaltigungswitz. Beim alten Vergewaltigungswitz wurde nach unten getreten; der neue nimmt frauenfeindliche Strukturen aufs Korn. Zum Beispiel ein Sketch bei der Amy Schumer die Frau eines Football-Coaches spielt.

Stumm hört sie zu, als ihr Mann die Regel aufstellt, nicht zu vergewaltigen.
Reaktion der Schüler:
“Können wir bei Auswärtsspielen vergewaltigen?”
“Was ist an Halloween und sie ist als sexy Katze gekleidet?”
“Was ist, wenn sie denkt es sei Vergewaltigung, ich aber nicht?”
“Was, wenn das Mädchen neulich ‘Ja’ gesagt hat, aber es ging um etwas ganz anderes?”

Der Clip ist zu finden unter “amy-schumer-rape-sketch-friday-night-lights”.

Sie erläutert, wie die männlichen Urheber von Gewalt unsichtbar gemacht und den Frauen die Verantwortung aufgebürdet wird:
“Es gibt keinen guten Grund (aber viele schlechte), dass Colleges mehr Zeit damit verbringen, Frauen zu erzählen, wie man Belästigern entkommt, statt der anderen Hälfte ihrer Studenten beizubringen keine Belästiger zu sein.”

In den im Buch versammelten Essays geht darum, dass Frauen keine Kinder bekommen müssen, um ihrem Leben Sinn zu geben. Es geht um Feministen, Geschlechterrollen und Schweigen, das auch den Männern schadet.

Und was antwortet man eigentlich am besten auf unpassende Fragen?
- “Warum fragen Sie mich das?”

Leseempfehlung!
Ich habe viele neue Denkanstöße und Argumente mitnehmen können.

Veröffentlicht am 17.12.2019

Warum Feminismus für jeden Menschen wichtig ist. Leseempfehlung!

Die Mutter aller Fragen
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Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge ...

Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge falsch erklärt zu haben, Dinge, die ich weiß und sie nicht.”

In dem Buch “Die Mutter aller Fragen” schreibt sie nun unter anderem über die typische Frage, die man nur Frauen stellt: "Warum haben Sie keine Kinder?", Vergewaltigungswitze und 80 Bücher, die keine Frau lesen sollte. Gerade Bücher waren ein heißes Thema, nachdem die SZ im November Weltliteratur für Männer aufgelistet hatte. Es war keine einzige Autorin dabei.

Solnit erläutert den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem schlechten Vergewaltigungswitz. Beim alten Vergewaltigungswitz wurde nach unten getreten; der neue nimmt frauenfeindliche Strukturen aufs Korn. Zum Beispiel ein Sketch bei der Amy Schumer die Frau eines Football-Coaches spielt.

Stumm hört sie zu, als ihr Mann die Regel aufstellt, nicht zu vergewaltigen.
Reaktion der Schüler:
“Können wir bei Auswärtsspielen vergewaltigen?”
“Was ist an Halloween und sie ist als sexy Katze gekleidet?”
“Was ist, wenn sie denkt es sei Vergewaltigung, ich aber nicht?”
“Was, wenn das Mädchen neulich ‘Ja’ gesagt hat, aber es ging um etwas ganz anderes?”

Der Clip ist zu finden unter “amy-schumer-rape-sketch-friday-night-lights”.

Sie erläutert, wie die männlichen Urheber von Gewalt unsichtbar gemacht und den Frauen die Verantwortung aufgebürdet wird:
“Es gibt keinen guten Grund (aber viele schlechte), dass Colleges mehr Zeit damit verbringen, Frauen zu erzählen, wie man Belästigern entkommt, statt der anderen Hälfte ihrer Studenten beizubringen keine Belästiger zu sein.”

In den im Buch versammelten Essays geht darum, dass Frauen keine Kinder bekommen müssen, um ihrem Leben Sinn zu geben. Es geht um Feministen, Geschlechterrollen und Schweigen, das auch den Männern schadet.

Und was antwortet man eigentlich am besten auf unpassende Fragen?
- “Warum fragen Sie mich das?”

Leseempfehlung!
Ich habe viele neue Denkanstöße und Argumente mitnehmen können.

Veröffentlicht am 17.12.2019

Warum Feminismus für jeden Menschen wichtig ist. Leseempfehlung!

Die Mutter aller Fragen
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Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge ...

Ein Essay der Autorin Rebecca Solnit gab 2008 den Anstoß zur Geburt des Begriffes “Mansplaining”.
Sie schrieb “Männer erklären mir Dinge - immer noch. Und kein Mann hat sich je dafür entschuldigt, Dinge falsch erklärt zu haben, Dinge, die ich weiß und sie nicht.”

In dem Buch “Die Mutter aller Fragen” schreibt sie nun unter anderem über die typische Frage, die man nur Frauen stellt: "Warum haben Sie keine Kinder?", Vergewaltigungswitze und 80 Bücher, die keine Frau lesen sollte. Gerade Bücher waren ein heißes Thema, nachdem die SZ im November Weltliteratur für Männer aufgelistet hatte. Es war keine einzige Autorin dabei.

Solnit erläutert den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem schlechten Vergewaltigungswitz. Beim alten Vergewaltigungswitz wurde nach unten getreten; der neue nimmt frauenfeindliche Strukturen aufs Korn. Zum Beispiel ein Sketch bei der Amy Schumer die Frau eines Football-Coaches spielt.

Stumm hört sie zu, als ihr Mann die Regel aufstellt, nicht zu vergewaltigen.
Reaktion der Schüler:
“Können wir bei Auswärtsspielen vergewaltigen?”
“Was ist an Halloween und sie ist als sexy Katze gekleidet?”
“Was ist, wenn sie denkt es sei Vergewaltigung, ich aber nicht?”
“Was, wenn das Mädchen neulich ‘Ja’ gesagt hat, aber es ging um etwas ganz anderes?”

Der Clip ist zu finden unter “amy-schumer-rape-sketch-friday-night-lights”.

Sie erläutert, wie die männlichen Urheber von Gewalt unsichtbar gemacht und den Frauen die Verantwortung aufgebürdet wird:
“Es gibt keinen guten Grund (aber viele schlechte), dass Colleges mehr Zeit damit verbringen, Frauen zu erzählen, wie man Belästigern entkommt, statt der anderen Hälfte ihrer Studenten beizubringen keine Belästiger zu sein.”

In den im Buch versammelten Essays geht darum, dass Frauen keine Kinder bekommen müssen, um ihrem Leben Sinn zu geben. Es geht um Feministen, Geschlechterrollen und Schweigen, das auch den Männern schadet.

Und was antwortet man eigentlich am besten auf unpassende Fragen?
- “Warum fragen Sie mich das?”

Leseempfehlung!
Ich habe viele neue Denkanstöße und Argumente mitnehmen können.

Veröffentlicht am 17.12.2019

Wie weit darf Mutterliebe gehen?

Die Welt nach der Flut
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Myra erinnert sich noch an die Welt vor der großen Flut, als sie in einem Haus in Nebraska wohnte. Sie erinnert sich noch an den Duft von Flieder und den Tag, an dem ihr Mann die gemeinsame Tochter Row ...

Myra erinnert sich noch an die Welt vor der großen Flut, als sie in einem Haus in Nebraska wohnte. Sie erinnert sich noch an den Duft von Flieder und den Tag, an dem ihr Mann die gemeinsame Tochter Row kidnappte und sie bereits mit Pearl schwanger war.
Sieben Jahre später lebt sie auf einem Segelschiff und der Boden unter ihren Füßen schwankt ständig. Wasser bedeckt einen großen Teil der Erde. Die Menschen haben neue Kolonien auf Bergspitzen gebaut.
Pearl begleitet ihre Mutter Myra auf dem Boot. Die beiden ernähren sich vom Fischfang und den Dingen, die sie in den Küstenorten eintauschen können.
Eines Tages findet Myra eine Spur ihrer lange verschollenen Tochter Row.

Die Autorin beschreibt das Leben auf dem Meer, den täglichen Überlebenskampf und die allgegenwärtige Angst vor Piratenschiffen in eindringlichen und archaischen Bildern.

»Wir verwendeten zwar immer noch die Namen der alten Meere, doch in Wahrheit waren sie längst zu einem einzigen riesigen Ozean zusammengeflossen, mit kleinen Fleckchen Festland darin, die wie vom Himmel gefallene Brotkrumen aussahen.
Am Horizont graute der Morgen. Pearl verstaute das Bettzeug unter der Persenning, dort, wo sie vor sieben Jahren zur Welt gekommen war. Während eines Gewittersturms, dessen Blitze so weiß glühend gewesen waren wie meine Schmerzen.«

Mit der Zivilisation schwindet schnell auch die Moral. Könnte ich um Lebensmittel kämpfen? Andere verletzten oder auch töten, wenn es sein müsste? Könnte ich andere ins Verderben führen, nur um meine Tochter wiederzufinden?

Ich hatte teilweise Schwierigkeiten, den Hauptcharakter zu respektieren. Myra setzt den Wunsch, zu ihrer Tochter Row zu gelangen, vor das Wohl anderer Menschen. Selbst Pearl fühlt sich von ihrer Mutter nicht gehört.
Ich erwarte keine perfekten Protagonisten. Sie können auch mal schwach sein oder Fehler machen, aber mit Manipulation habe ich meine Schwierigkeiten, wenn das Gegenüber bisher immer fair gehandelt hat.
Ist mein Urteil ungerecht? Wer weiß, wie ich in der gleichen Situation gehandelt hätte? Hätte ich auch alle Moral fallen lassen, um meine älteste Tochter zu finden?

Ich empfand den Plot sowie die beiden starken weiblichen Hauptfiguren als sehr spannend. Und Kassandra Montag erzählt in einer poetischen, aber schlichten Sprache, die sich flüssig lesen lässt. Leider war ich jedoch emotional nicht so begeistert, dass ich die volle Punktzahl vergeben könnte. Aber vielleicht beurteile ich Myra auch zu hart, weil ich selbst keine Kinder habe, und ich mich nicht in ihre Lage versetzen kann. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Handlung an manchen Stellen leicht gestrafft worden wäre.

Trotzdem empfehle ich das Buch zu lesen, da es kontrovers ist und zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte über Mutterliebe, das Überleben und Menschlichkeit.
Ein Roman, der sicher zum Gesprächsthema werden wird.